1.4 Gebotene Mehrehen
In der Frühzeit
der restaurierten Kirche Christi, - um 1840 - trat unserer Überzeugung nach,
die Ausnahmeregel in Kraft, weil es Sinn machte, dass alle aktiven
Mitgliederfrauen Kinder zur Welt bringen, um der Gemeinschaft auf natürlichem
Weg zu vermehrtem Wachstum zu verhelfen. Deshalb akzeptierten vor allem die
starken Persönlichkeiten innerhalb dieser damals zahlenmäßig noch sehr kleinen
Gemeinschaft, die Aussage ihres Propheten Joseph Smiths: Gott habe ihm den
Grundsatz der „Patriarchialischen“ Ehe geboten. Das ist vor allem eine
Glaubensfrage. Es ging auch um die soziale Sicherstellung verwitweter Mütter
und Frauen. Es ging und geht um Kinder und um stabile Familienverhältnisse. Es ging und geht jedem überzeugten „Mormonen“ um den Aufbau Zions.
(34)
Der Begriff „Zion“ wird
in der Kirche Jesu Christi der HLT als Synonym für Kirche verstanden, oder
besser gesagt: Zion steht für „Neue und immerwährende Ordnung“. In dieser
Ordnung soll es keine Ungleichen geben, weder Arme noch Unreine. Alles zielt
darauf ab eine Basis zu bilden auf der das Haus bzw. die Kirche (griech.
kyriake oikia) Gottes gebaut werden kann, in dem die Neue Gesellschaftsordnung
gilt, in der die „Rechtschaffenen“ leben. In „Köstliche Perle“, einer
Zusatzschrift der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Moses 7:
18) heißt es in Bezug auf die Kirche des Enoch: „Und der Herr nannte
sein Volk Zion weil sie eines Herzens waren und in Rechtschaffenheit lebten,
weshalb es unter ihnen keine Armen gab.“
Zion und Kriege
sind Gegensätze. Kriege sind das Ergebnis von Ungerechtigkeiten. Das sagte
bereits der alttestamentliche Prophet Jesaja (35) „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede
sein.“ Jesaja 32: 17
Menschenkinder
müssen diesen Sinn verinnerlichen, und zwar vom ersten Lebensjahr an. Dieser
Grundgedanke liegt dem Prinzip der puritanischen Polygamie zugrunde. Anders
kann es nicht verstanden werden.
Wir „Menschen die zur Familie Adams gehören“ wie
das Buch Mornon sagt) sind allesamt unsterbliche Geister (nobilitas
ingenita, unerschaffene aber von Gott geformte Intelligenzen) die aus dem Himmel
unseres vorirdischen Daseins in die Sterblichkeit und in die Natürlichkeit der
Ichsucht fielen, um durch eigenes Erleben zu lernen. Aber wenn vermeidbar,
sollten es nicht gerade die schlimmstdenkbaren Erfahrungen sein, die Menschen
sammeln. Alle Geistkinder Gottes haben das Recht in möglichst perfekte
Verhältnisse hineingeboren zu werden, nämlich in Umstände in denen die Eltern
sich auf Zuwachs freuen, die ihre größte Freude darin empfinden ihre Kinder gut
auszubilden. Es sollten Eltern sein, die sich mit großer Liebe ihren Kindern
zuwenden um ihnen lebendigen Glauben zu vermitteln, um sie glücklich zu sehen.
Aber Eltern, die ihren Kindern solche Ideale täglich neu vorleben wollen und
können, müssen erst einmal vorhanden sein.
Kritiker
bezweifeln natürlich, dass Leute wie Brigham Young solche beispielhafte Familie
je hätten führen können. Viele US-amerikanische Politiker des 19. Jahrhunderts
dachten, die „Mormonen“ wären Ausgeburten des Bösen, die man ausrotten muss.
Die leitenden Männer dieser furchtbaren Sekte würden selbst nur nach einem
Leben auf Kosten anderer, sowie unersättlich nach Beischlaf trachten. Deshalb
würden sie Missionare ausschicken, junge Mädchen zu „bekehren“, um so, ihren
„Bossen“ stetigen Nachschub zu sichern.
In
Großbritannien gab es zwischen 1840 und 1930 regelrechte Pressekampagnen die
das behaupteten. Unseren Missionaren wurde auf diese Weise das Arbeiten dort
zur Hölle gemacht.
Aber gerade die
nächsten Angehörigen mehrerer polygamer Familien bestätigten: die erwähnten
leitenden Mormonen waren überwiegend wirkliche Vorbilder, die höchsten
Ansprüchen gerecht wurden.
Brigham`s Tochter Susa Young Gates, schrieb “The Life Story of Brigham Young” New York, neu verlegt 1951
Entsprechend
dem Bild, das evangelikale Prediger und sich fromm aufspielende Journalisten,
vom „Mormonentum“ zeichneten, kursierten im 19. Jahrhundert im Westen der USA
zahlreiche Witze, die den allgemeinen Kinderreichtum der „Mormonen“
bespöttelten. Ein Reisender erfand eine typische Humoreske:
„Da begegnet Brigham Young eines Tages
einem in Lumpen gekleideten Bengel, den er fragt: Wessen Kind bist du, sonny?“
„Ich bin Brigham Youngs kleiner Junge!
Bitte mein Herr, können sie mir sagen wo ich ihn finden kann?“
Susa Young Gates verneint
entschieden die Ansicht, ihr Vater Brigham hätte sich zu wenig um seine vielen
Kinder gekümmert.
„Er pflegte zu jedem einzelnen
Mädchen und Jungen eine vertrauliche und liebevolle Beziehung.“ (36) Leonard Arrington „Williard
Young, The Prophets Son At West Point“, Brigham Young Studies.
Auch um das zu untersetzen, schrieb
Susas Tochter, Leah D. Widtsoe, u.a. das
Buch „Brigham Young – Der Mann der Stunde“, (37) deutsch 1936, herausg.von der Kirche Jesu
Christi der HLT.
Liebevoll
zitiert sie darin ihren Großvater Brigham im Stile ihrer glaubenstarken Mutter
Susa, die lebenslängliche Treue zu ihrem Vater und zu „Mormonismus“ bewies,
sowohl als Missionarin, wie auch als Schriftstellerin und Tempelarbeiterin:
„Ich möchte ein wenig aus dem Leben meiner
Familie plaudern. Ich besitze eine große Familie, habe viele Kinder. Viele von
ihnen sind klein. Dennoch glaube ich nicht, dass sie jemals Kinder in einer
Familie haben zusammenleben sehen, die sich so wenig zanken. Beobachten sie die
Kinder. Sie werden feststellen, wie sie ein guter Geist beeinflusst. Ich weiß
von keinem Fall, wo man einem Kind, dem man Leid zufügte, nicht auch mehr Liebe
erzeigte, als den anderen zusammengenommen. Sie fragen, wie
ich das alles zuwege bringe. Ich schelte nie ein Kind, ich streite selten mit
einer meiner Frauen. Ich sage meinen Frauen, niemals einem Kind Ursache zu
geben, an ihren Worten zu zweifeln.“ (38) Journal Disc. 8: 74
Leah Widtsoe beurteilt ihren Großvater mit
den Worten:
„Dieser
fähige Pionier hatte klar die Notwendigkeit der sittlichen und religiösen
Ausbildung erkannt. Er glaubte an die Trennung von Staat und Kirche. Er war
dagegen, dass die religiöse Erziehung ein Teil des Unterrichtsplanes der
Staatsschulen bildet... deshalb gründete er neben den öffentlichen
Schulen, Kirchenschulen. 1875 wurde von ihm, (in
dieser Absicht, G.Sk.) die Brigham-Young- Universität
gegründet...“ (39)
Leah
E. Dumford Widtsoe „Brigham Young – Der Mann der Stunde“
Brighams
Enkelin (Leah D. Widtsoe) betont wiederholt, wie viel Wert Brigham auf Bildung legte,
etwas das wichtiger sei als Reichtum, weshalb er:
„in seinen Ansprachen (die
umfangreich aufgezeichnet wurden) wieder und immer wieder über die
Würde der Arbeit sprach, und über den unsicheren Wert des Anhäufens
persönlichen Reichtums und die drohende Gefahr für die menschliche
Gesellschaft, wenn einzelne durch ihr Geld die Hilfsquellen des Gemeinwesens
überwachen. Er kannte besser als irgendein Mann die Neigung des Menschen,
für sich selbst, und nur für sich selbst alleine zu sorgen. Er wusste, dass
Menschen nur wenn sie wahre Liebe zu Gott fühlten, ihren Mitmenschen
aufrichtige Liebe geben und versuchen werden einander in Rechtschaffenheit zu
helfen, so wie Gott willig ist, allen seinen Kindern beizustehen.“
„Brigham Youngs Einstellung zu Frauen
und ihrer Arbeit war gerecht und erhebend. In dieser Kirche ist für Frauen kein
Minderwertigkeitsgefühl möglich, es sei denn, dass sie sich selbst als minderwertig
erweisen. Ihr freier Wille, für sich selbst zu handeln wurde von der Zeit der
Gründung der Kirche an beachtet, dass Brigham Young ihre Kraft erkannte, kann
man aus vielen seiner Worte und Taten entnehmen.“ (40) ebenda
Brigham war ein
Anwalt für das Wahlrecht der Frauen (Utah
gab 1870 den Frauen das Wahlrecht) Dann zitiert ihn Enkelin Leah D. Widtsoe
erneut:
„Mütter, ihr seid das lebendige Werkzeug
in den Händen der göttlichen Vorsehung, das Schicksal der Völker zu bestimmen.
Lehrt eure Kinder keinen Krieg gegen irgendjemand zu führen, sondern beständig
Frieden zu halten.“ (41) ebenda
Es ist
inakzeptables Nasenrümpfen gewisser großkirchlicher Theologen,
„Mormonen-Polygamie“ als eine Spielart sexueller Lustbarkeit verrückter Männer
darzustellen. Wir leben jedoch nicht mehr im Zeitalter ungerügter Diffamie, die
der vermeintlich Bessere und Stärkere gegenüber den Wehrlosen, ausüben darf.
Auch wenn sich
die offizielle Kirche Jesu Christi der HLT nicht gegen Übel-darstellungen
wehrt, ist dies doch kein Grund dafür, dass ihre Mitglieder schweigend zusehen,
wenn Desinformationen verbreitet werden, denn es ist und bleibt unchristlich, „falsches
Zeugnis“ zu geben. Überheblichkeit ist ohnehin nicht angebracht. Angesichts des
tatsächlichen Zustandes der Familien, innerhalb vieler christlicher Gemeinden,
denen nicht wenige unserer Verleumder vorstehen, ist Nachdenklichkeit angesagt.
Brigham Youngs
Rechts- und Freiheitsverständnis mag vielen aufgesetzt erscheinen, aber es hat
den Vorzug echt zu sein, wie die bewegende Geschichte der Verfolgung der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bewies. Quer über den amerikanischen
Kontinent wurden ihre Mitglieder getrieben – wegen ihrer Einstellung zur Mehrehe - ohne sich zu
wehren, obwohl sie wehrhaft waren. Da wirkte sich das Buch-Mormonwort aus:
„Das Volk Jesu wurde
geschlagen, aber es schlug nicht zurück“ (42) 4. Nephi 34
Im Sommer 1859,
als die Spannungen von den in den Felsengebirgen Utahs lebenden Menschen, wegen
des Einmarsches der Johnston-Armee, als fast unerträglich empfunden wurden,
reiste der 48jährige Herausgeber der New Yorker „Daily Tribune“ Horac Greely,
nach Salt Lake City, Utah. Er war schon, obwohl erst ein Mann in den
Vierzigern, bereits berühmt. Er wollte unbedingt Brigham Young sehen, den Mann
des Westens, den Nachfolger Joseph Smiths, Brigham Young den Polygamisten.
Horac Greely (1811-1872) |
„Darf man schlussfolgern, dass Utah wenn
es Mitglied der Föderation würde, den Status eines Sklavenhalterstaates
erhielte?“
„Nein!“ erwiderte Präsident Young, wir
wären dann ein freier Staat... ich betrachte Sklaverei als einen großen Fluch.“
„Wovon wollen dann ihre Priester
leben?“
„Durch die Arbeit ihrer eigenen Hände,
gleich den ersten Aposteln... wir denken, dass ein Mann sein Leben nicht
abseits vom Dienst an Christus (Dienst an den Mitmenschen) führen kann, das
würde ihn unfähig zum Amt machen... Man sagt, ich sei reich. Gewiss, ich selber
betrachte mich als einen Mann der seine viertel Million Dollar wert ist, aber
von der Kirche erhielt ich bisher keinen Dollar.“
Greely schrieb in seinem Blatt, er sei
überrascht gewesen in Brigham einen Mann zu sehen, der „freimütig und
gut verlangt“ schien, „dem Scheinheiligkeit und Großspurigkeit
völlig fremd war, der, getrieben von dem Wunsch nichts zu verbergen, offen
antwortete.“ (43) „Zwei Stunden mit
Brigham Young“ Greely, in Prof. Leonard Arrington „Brigham Young: American
Moses“, New York, 1985, Verl. Knopf
Greely fragte
Brigham natürlich auch nach der Anzahl seiner Frauen. Präsident Young
bestätigte, was alle wussten. Greely fuhr mit der Hand über seinen kahlen
Schädel und stellte dann die Frage nach den „Daniten“ jener Selbstschutztruppe
die Dr. Avard, ein aus der Kirche ausgeschlossener Missourer ins Leben gerufen
hatte, deren Konto eine Anzahl Morde zugerechnet wurden.
Brigham zuckte
die Achseln: „Ich höre davon, allerdings nur in den Verleumdungen
unserer Feinde.“
Was soll und
kann man gegen Verleumdungen tun? Sie sind zählebig. Brigham erwiderte, wenn
man ihn fragte, ob er sich nicht wegen seines Rufes sorge: „Es kümmert
mich nicht, was die Leute über mich reden, mein Wunsch ist, in den Augen des
himmlischen Vaters gut dazustehen.“ Niemand kann Brigham Young
bestreiten, dass er intensiv bemüht war, die Freiheit und das dauernde Glück
aller, die ihm anvertraut waren, zu sichern.
Sein Ziel war,
Zion aufzubauen, eine Kirche, in der es möglichst keine Klassenunterschiede
gibt, die dem Schutzbedürftigen ein Dach bietet. Er sah jedoch, wie schwierig
es ist, allen Freiheit zuzugestehen und jedem dennoch vor Augen zu führen, dass
es seine Menschenpflicht ist, sich um seinen Nächsten zu kümmern. Brigham war
schließlich erfolgreich. Ständig hatte er danach getrachtet erleuchtet zu sein.
Ohne jede Übertreibung betete er ernsthaft um Führung. Hunderte Ansiedlungen
wurden in den Tälern der Felsengebirge nach seinen Weisungen und Ratschlägen
errichtet. Geselligkeit und hochrangige Gemeinsamkeit standen für ihn obenan.
Auf seinen Rat hin wurde vor dem
Tempel in Salt Lake City das dortige Theater errichtet. Diejenigen die seine
Geschichte kennen, - selbst Nichtmormonen - lieben ihn.
Tief
beeindruckt vom Negativbericht im Buch Mormon, im 4. Buch Nephi, dass die
Menschen die sich vom Standard der Kirche Christi entfernt hatten, wieder in
Klassen teilten, strebte er danach das zu vermeiden, wenn er konnte. Das ideale
Miteinander war sein Hauptziel. Brigham trachtete danach, die Mitglieder der
einzelnen Gemeinden zu ermutigen in Genossenschaften zusammen zu arbeiten, - leider
nicht sehr erfolgreich. Immerhin, es gab diese Gruppen, die jahrzehntelang, wie
später die jüdischen Kibbuzim in Israel, in Gütergemeinschaft zusammen lebten.
Die Juden waren konsequenter und deshalb erfolgreicher. Bemerkenswert ist, dass
„Mormonen“ und die Kibbuzim-Juden denselben biblischen Idealen folgten. Korrekt
ist und bleibt, zu sagen, dass die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage nicht in Klassen geschieden sein sollten. Die
jeweiligen Ausgangssituationen bringen es leider mit sich, dass jemand zum
erfolgreichen Unternehmer wird und, dass der andere sein Arbeiter ist, der
seines Bruders Reichtum mehrt. Es ist eben so. Nicht jeder ist vom Typ und
Können her ein Unternehmer auf eigenes Risiko. Und doch: In der Kirche selbst
sind sie unterschiedslos. Beide spenden, wenn sie wollen, 10 Prozent ihres
Einkommens der Kirche. Das macht sie zu Gleichen. Soweit der Einfluss der
Kirche reicht spielen die, außerhalb ihres Bereiches tatsächlich vorhandenen
Klassen-unterschiede, keine Rolle. Allein der Wunsch zu dienen sowie die
persönliche Würdigkeit einer Person entscheidet darüber wer eine Gemeinde
leitet. Es kann ein schlichter Maurer sein, der diese Berufung erhält und sein
Berater (Ratgeber) ein Multimillionär. Die Entscheidung, wer über eine Gemeinde
präsidiert, trifft ein Gremium von drei ehrenamtlich arbeitenden Hohepriestern,
dessen Präsident wiederum ein kleiner Angestellter sein kann, während seine
beiden Ratgeber ihm im Alltag vorstehen könnten. (So ist die sogenannte „Pfahlpräsidentschaft“
aufgebaut, deren Aufgabe darin besteht
sechs bis zehn Gemeinden vorzustehen und ihre Aktiven zu unterstützen)
Von Beginn dieser Kirche an richtete sich ihr Augenmerk darauf, an die Stelle
von traditioneller Frömmigkeit, die Grundsätze der Rechtschaffenheit, also der
Toleranz und der Bildung aller obenan zu stellen. Das belegen die Schicksale
ihrer Mitglieder.
Obwohl wegen
seines Lebens als „Polygamist“ von vielen verachtet, liebte Brigham Young
Geradlinigkeit und Vernunft.
Brighams
Religion lässt sich wie folgt beschreiben:
Gott, unser
aller Vater will uns unendlich fördern. Es gibt keine Grenze für geistiges
Wachstum. Wenn wir die von Gott gesetzten Bedingungen erfüllen und wünschen,
das zu erreichen, was für uns vorgesehen wurde, dann können wir selbst, nach
dem irdischen Tod! Götter (Schöpfer) werden. Kritiker wissen selten, dass die
Ersten Christen nachweislich ebenfalls an die Möglichkeit ihrer „Vergottung“
glaubten.
Sehr wohl waren
wir bereits in der Präexistenz Wesen unterschiedlichen Geschlechtes, eben
gleich Adam, Männer oder wie Eva, Frauen.
Sexualtität
innerhalb der Ehe ist keine Sünde.
Die ewige
Geschlechtlichkeit des unsterblichen Geistes gestattet ‚Mormonen’ zu glauben,
dass es
im Bereich des
Möglichen liegt, eine buchstäblich ewige Ehe zu führen, mit eigenen
Geistkindern (womit ein neuer Ewigkeitskreis beginnen würde).
So macht die
schon erwähnte ebenfalls urchristliche Vergottungslehre erst Sinn. Sogar Martin
Luther sprach von der Deifikation.
Schon in der
Anfangszeit bevor gelebte Mehrehe zunehmend Lebensgefahr über die Betreffenden
brachte, hassten die Gospelprediger diese ganz andere Kirche, in der man dienen
sollte, ohne dafür entlohnt zu werden.
Wenn es wahr
ist - und eben dies glauben die Mitglieder der Kirche - dass Gott wirklich für
eine gewisse Dauer die Mehrehe wünschte und anordnete, dann wird er den Frauen,
die das Opfer, den Ehemann mit einer anderen Frau zu teilen, auf sich nahmen
oder nehmen sollten, aller natürlichen Neigung zum Trotz, von Zeit zu Zeit, den
Verlust ausgleichende Glücksgefühle gegeben haben.
Anders ist
nicht zu erklären, dass nach dem Einmarsch der Johnston-Armee, 1858, in Utah,
keine Frau aus irgendeinem Großfamilienverband ausstieg und den angebotenen
militärischen Schutz beanspruchte.
Zur Erklärung:
Die
amerikanische Regierung unter Präsident Buchanan hatte 1857 beschlossen jede
Form und Praxis von Polygamie zu beenden und den „zivilen Ungehorsam“ der, in
den Felsengebirge siedelnden „Mormonen“ zu brechen. Der Senat stimmte seinem
militärischen Plan zu.
US-Präsident Buchanan |
Eine 3 000
Männer umfassende Truppe, die Johnston-Armee wurde in Marsch gesetzt.
Brigham Young stellte, als von dieser Aktion hörte, die
Selbstschutzgruppe „Nauvoo-Legion“ wieder her. (44)
Nachdem die Mormonen,1839, aus Missouri vertrieben
worden waren, empfahl ihnen die Regierung von Illinois eine Truppe zur
Selbstverteidigung aufzustellen. Als allerdings die Zeit gekommen zu sein
schien, sich gegen die Vertreibung aus ihrer (Haupt-) stadt zu stemmen, geschah
nichts. Sie ließen sich jagen, und zwar mitten im Winter ins Niemandsland
hinein.
Die Nauvoo-
Legion wurde nie zum Kampf eingesetzt,
sondern sie trat in Erscheinung um zu bluffen.
Demgemäß
lautete Brighams Weisung: „Tötet keine Menschen“. Wiederholt
wurden Truppenteile der als Feinde einmarschierenden Johnston-Armee inmitten
der Bergregionen eingeschlossen. Doch niemand wurde verletzt, sondern die
Armeeteile wurden, als äußerste Maßnahme, ununterbrochen durch Lärm und Scheingefechte
beunruhigt.
Immerhin
spielte die unbedingt auf Frieden und Wahrhaftigkeit ausgerichtete Religion der
„Mormonen“ die entscheidende Rolle. Lieber wollten die Mitglieder der Kirche
ihre eigenen Heime niederbrennen, als Blutschuld auf sich laden.
Als die Johnston-Armee
ihre Übermacht unter Beweis stellte, blieb die erwartete „Massenflucht“ von
angeblich erniedrigten und beleidigten Opfern polygamer Ehen aus. Danach setzte
ein Kampf auf der Ebene von neuen Gesetzen ein. Die Kirche wurde praktisch
entrechtet. Ihr Ziel im Westen Amerikas einen eigenen Staat - Deseret - aufzubauen
konnte nur zum Teil verwirklicht werden.
Den hetzenden Geistlichen
war durchaus nicht bewusst, dass es auch in der Urkirche Christi ungerügte
Mehrehen gegeben hatte:
… „Tertullian
hebt hervor, dass die Katholiken das Gesetz der Monogamie nicht
auf alle Christen ausdehnten, sondern nach dem Wortlaut der Pastoralbriefe auf
die Hierarchie beschränkten... dass man Bigamie in den Ämtern
duldete, obwohl ... dies nach der
Ordination an den Tag gekommen war.
Hippolyt (Bischof in Rom um 220) berichtet
ausdrücklich, zu seiner Zeit, also wohl mit seiner Billigung seien
zuerst Bischöfe, Priester und Diakonen, auch wenn sie mehre Male (polygam)
geheiratet hätten, in ihre betreffenden Ämter eingesetzt worden waren.“ . (45) Dr. Langen “Die römische
Kirche” 1881, im Internet vollständig abrufbar
In erster Linie
sind es Missverständnisse, die zur brüsken Ablehnung der Lehren der Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten Tage führten. Außer Christus selbst ist Mormonen
nichts so wichtig wie die heile Familie. Tatsächlich ehrt diese Kirche die
Frauen, sie sorgt sich um das Glück ihrer Mitglieder.
Handwagenkarren, Skulptur auf dem Tempelplatz in Salt-Lake-City |
Mitglieder der Familie Joseph F. Smith's sowie die Familien seiner Söhne und Töchter um 1900
|
Noch einmal
gesagt, im alten Israel und in der originalen Kirche galt Polygamie nicht als
grundsätzlich verboten. In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten
Tage gilt Ehebruch als Kapitalverbrechen.
|
Sei sie polygam
gewesen oder monogam ausgerichtet, in der Ehe eines Mormonen steht die Frau im
Zentrum und erhöht. Der Ehemann ist ihr Beschützer.
Bildhauer Avard
Fairbanks, damals Präsident einer Mormonengemeinde, gab diesem Ideal Ausdruck,
mit dieser künstlerischen Gestaltung.