Mittwoch, 19. Oktober 2016

Geschichtskritische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (2) G. Skibbe

1.2. Ist Jesus Christus der große ICH BIN?

Nicht immer identifizieren nachnicänische Christen Jesus als den Gott des Alten Testaments, Jehova, der von sich sagte: ICH BIN der ich bin! Obwohl das Nicänum diesen Schluss geradezu erzwingt.

 „… So ist der Vater Gott, der Sohn Gott, der Heilige Geist Gott. Und doch sind es nicht drei Götter, sondern ein Gott… Denn wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der allgemeine Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen… Dies ist der katholische Glaube. Jeder, der ihn nicht aufrichtig und fest glaubt, kann nicht selig werden.“  (15) Das Athanasianische Bekenntnis (hier nur der auf den strittigen Kern reduzierte Text)
Kurz gesagt, das Nicänum – formuliert im Athanasianischen Glaubensbekenntnis - ist das Ergebnis des 1. Ökumenischen Konzils zu Nicäa, 325. (Siehe unter 4.) Ein junger Mann namens Athanasius (296-373), Diakon seines Bischofs Alexander von Alexandria vertrat schon seit längerem die Meinung! es sei falsch zu glauben, dass der Vater und Jesu Christi zwei voneinander getrennte Götter sind, - zwei Hypostasen -,   folglich kann der Sohn dem Vater nicht nachgeordnet sein, obwohl dies fast alle Christen so glaubten. 
Prof. Hans Küng bestätigt diesen Fakt:
„Konstantin selber lässt das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ (16)  „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“: 

Das war Abweichung, Häresie. Athanasius,  dieser kleine dunkelhäutige Wortgewaltige ist der Häretiker, nicht Arius, der bemüht war die Lehrtradition der Kirche zu bewahren, wenn auch vergeblich, denn Athanasius stand in der Gunst Kaiser Konstantins, der ohnehin zum  Monotheismus neigte (eigentlich dachte er henotheistisch, die Götter wohnten in ihm). Konstantin entsprach dem Mode-Trend des heidnischen Rom. Diese Betrachtungsweise korrespondierte in gewisser Weise mit dem 1. der 10 Gebote Mose:
„ICH BIN der Herr dein Gott, … du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“ (17) Exodus 20: 2
Da gab es scheinbar keinen Raum für „ein personales Sein“ des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Moderne Forschung sieht das anders:
Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“  (18) „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn

Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet.“.... (19) Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Vandenhoeck & Ruprecht, 1993

Der zuverlässigste Überlieferer urchristlicher Lehren, Origenes (185-254) verwies auf dieses Hauptelement des eigentlichen Christentums: 
„... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ (20) Origenes Kommentar zu Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus 
 
Sobald klar ist, dass Jesus dieser große ICH BIN ist (auch weil der Vater seinen Namen auf den Sohn gelegt hat,) heben sich die Widersprüche auf. Konstantin indessen bestand darauf, das Christentum habe monotheistisch zu sein. Er entschied.
Die Union der europäischen Konferenzen der höheren Ordensoberen/innen wagte es sich dieser Tatsache zu stellen und schrieb 2007 im Internet: 

„Als die Heiden nach einem Gedanken der Einzigartigkeit der Götter suchten, dachten sie nicht an Zeus, sondern an Apollo. Der einzige Gott der gebildeten und fast monotheistischen Heiden, gerade vor dem Aufkommen des Christentums, war Phebus Apollo oder Sol, der das Leben auf Erden spendende Gott. Aurelian führte einen Versuch eines solchen heidnischen Monotheismus ein (während Konstantin den christlichen Monotheismus einsetzen wird) mit Sol Invictus („die unbesiegte Sonne“) und Mithra bei den Soldaten, um spirituell dem Wedismus der Perser entgegenzuwirken. Aurelian wünschte, dass die Römer eine gleiche Religion hätten...“  (21)  www.ucesm.net/ucesm_de/italie _religions_de, 2008 im Internet nicht mehr auffindbar. 

James E. Talmage Mitglied des Rates der Zwölf der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verweist auf den Anspruch Christi er sei der vorirdische ICH BIN, des Alte Testaments

“Even more impressive and yet more truly conclusive are the personal testimonies of the Savior as to His own pre-existent life and the mission among men to which He had been appointed. No one who accepts Jesus as the Messiah can consistently reject these evidences of His eternal nature. When, on a certain occasion, the Jews in the synagogue disputed among themselves and murmured because of their failure to understand aright His doctrine concerning Himself, especially as touching His relationship with the Father, Jesus said unto them: "For I came down from heaven, not to do mine own will, but the will of him that sent me." And then, continuing the lesson based upon the contrast between the manna with which their fathers had been fed in the wilderness and the bread of life which He had to offer, He added: "I am the living bread which came down from heaven," and again declared "the living Father hath sent me." Not a few of the disciples failed to comprehend His teachings; and their complaints drew from Him these words: "Doth this offend you? What and if ye shall see the Son of man ascend up where he was before?"
To certain wicked Jews, wrapped in the mantle of racial pride, boastful of their descent through the lineage of Abraham, and seeking to excuse their sins through an unwarranted use of the great patriarch's name, our Lord thus proclaimed His own pre-eminence: "Verily, verily, I say unto you, Before Abraham was, I am."...Da hoben sie Steine auf um sie auf ihn zu werfen“ (22) "Jesus The Christ"
Du der Zimmermanns Sohn bist Gott? Das sei Gotteslästerung. Deshalb wurde er letztlich gekreuzigt, nicht weil er gegen Rom stand, nicht weil er ein Revolutionär üblicher Couleur war. Jesus hatte den Pharisäern, auf die Frage wer er sei, wiederholt geantwortet:
„... ICH BIN von keinem Dämon besessen, sondern ehre meinen Vater... ICH BIN nicht auf meine Ehre bedacht... (23)  Joh. 8:
Die Pharisäer, die Jesus in der Nacht verhafteten, fielen fast in Ohnmacht, als er erneut bekannte: ICH BIN es! 
  „Auch Judas, der Verräter stand bei ihnen. Als Jesus wiederholte: Ich bin es! wichen sie zurück und stürzten zu Boden und er fragte sie  abermals: Wen sucht ihr? Sie sagten: Jesus von Nazareth. Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ICH es BIN.“ (24) Joh. 18 
Joseph Smith wurde es offenbart:
„Jehova, der Gott des Alten Testaments, ist Jesus Christus, der große ICH BIN.“ (25) Lehre und Bündnisse 29:1 

Selbst Joh. Adam Moehler, ein röm. kath. Theologe von Rang der sonderbarerweise Athanasius verteidigt verstand es:

Der Sohn ist nach Justin weder bloßer Mensch, noch eine unpersönliche Kraft Gottes, sondern der Zahl nach ein anderer. Er ist Gottes Sohn im eigentlichen Sinne. Er hat zu Moses aus dem Dornenbusch gesprochen: ‚Ich bin, der ich bin, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“... Apol. J. C. 65... Er ist der Jehova des Alten Testaments, der Allmächtige.“ (26) Joh. Adam Moehler „Athanasius der Große und die Kirche in seiner Zeit“ Mainz, 1844

Eben diese Basislehre des Urchristentums, Christus  - „Gottes Sohn im eigentlichen Sinne“ - sei zwar Gott, aber dem wahren Gott nachgeordnet, missfiel dem Urvater der Orthodoxie, Konstantin.
Nachgeordnet wollte er nicht sein, er der Kaiser aller, der der Christus sein wollte - (Prof. Clauss). 

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