Dienstag, 18. Oktober 2016

Geschichtskritische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (1) G. Skibbe


Täter und Opfer im Prozess der Konstantinisierung der Kirche

Zusammenfassung: Gegen das Grundgesetz der Alten Kirche errang die Kirche Konstantins  die Vormacht zum Nachteil hunderter Millionen

1.     Das erste Jahrhundert
1.1  Christi Prinzipien
1.2  Ist Jesus Christus der große ICH BIN?
1.3  Erlaubte Mehrehen
1.4 Gebotene Mehrehen im 19. Jahrhundert
1.5 Unnötige Kontroversen zwischen Paulus und Petrus

1.6 Die „Gemeinsame Erklärung der Evangelischen und Katholischen Kirche von 1999

2.      Zweites Jahrhundert
2.1   Organisationsformen der Frühen Kirche
2.2  Heutige kirchliche Strukturen

3.      Drittes Jahrhundert
3.1  Hippolyt und Origenes (185-254) sowie Ambrosius von Mailand (337-397)  ihr späterer Gegenspieler 
3.2  Verfolgungen
      3.2.1        Christen streiten gegeneinander

4.      Viertes Jahrhundert
4.1  Konstantin und sein diokletianisches Ideengut
4.2  Das erste ökumenische Konzil zu Nicäa warf lange Schatten auf die antike Welt
4.3  Heiden und Christen verehren Konstantin
4.4 Christen verfolgen Christen
      4.4.1        Ursinus und Damasus von Rom
      4.4.2        Ambrosius von Mailand
      4.4.3        Kaiserberater Ambrosius Todfeind des Arianismus und der Goten
      4.5.4        Das authentische Glaubensbekenntnis der arianischen Goten
      4.6.5        Bischof Priscillian von Avila

5.      Fünftes Jahrhundert
5.1  Cyrill vom Alexandria contra Nestorius von Konstantinopel
5.2  Cyrill erhebt 431 das Kreuz in den Rang eines christlichen Symbols
6.      Sechstes Jahrhundert
6.1  Kaiser Justinian I. Vollender der konstantinischen Reichs- und Kirchenidee
6.2  Papst Gregor I. Haupt der Reichskirche
7.      Die Jahrhunderte der Verlorenheit
8.      Wladimir I.
9.      Endlose Kreuzzüge, Inquisitoren und die Promotoren innerkirchlicher Verkommenheit
10.  Hus und Luther
11.  Heinrich VIII. Vater der Kirche von England
12.  Iwan IV.
13.  Die endlos streitende untereinander kriegführende Christenheit
14.  Die Dissidentersekten und Joseph Smith




Zusammenfassung
Im Jahr 325 existierte eine Anzahl christlich-gnostischer Gruppen die sich der in gewissen Glaubensfragen uneinigen Frühen Kirche, immer noch zugehörig fühlten. Sie umfasste außer einer Reihe von Hausvermsamlungen etwa 2000 jeweils von ehrenamtlich arbeitenden Bischöfen geleitete, überwiegend sehr kleine Gemeinden. (1)
    
Hertling, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ Morus-Verlag, Berlin:„...Manche Bischofsstädte (um das Jahr 400) hatten nur eine einzige Kirche, und diese besaß die Maße einer bescheidenen Dorfkirche...

Konstantin und einige durchaus gutwillige Kollaborateure  sollten in diesem Jahr, auf dem Sommersitz des Imperators zu Nicäa die „Reichskirche“ als staatliche Institution ins Leben rufen. Ihre und des Kaisers Absicht war, innerkirchliche Differenzen beizulegen. Konstantin meinte von Anfang an er habe ein Machtwort in Sachen Einheit der Kirche reden. Auf dem 1.ökumenischen Konzil erschien er strahlend wie der Gott seines Vaters gekleidet, Sol Invictus. Die 220 anwesenden Bischöfe (elf Prozent der Eingeladenen) erstarrten vor Ehrfurcht. Auch deshalb geschah was der Kaiser wünschte, obwohl er kein Christ war und so gut wie keine Ahnung von christlicher Theologie hatte. Stattdessen verfügte dieser stahlharte Mann über einen Machtapparat ohnegleichen. Letztlich wünschte er der Gott aller zu werden. Diesem geheimen, doch erkennbaren Sonderanliegen widerstrebten die Bischöfe. Schließlich nötigte er ihnen sein Konzept auf.  (2) 
 Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 „In Nicäa (325) … befolgte die Kirche (d.h. die dem politischen Druck ausgesetzten Bischöfe G.Sk.) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen...“

Seither beansprucht die „Kirche“ Konstantins autoritär, aber illegitim, die Repräsentantin  der Gesamtkirche zu sein.  Sie verkündete christliche Wahrheiten, sowie geschickt eingebettet in diesen Goldrahmen, Spekulationen über des Wesen Gottes. Diese hätten fortan als absolut wahr zu gelten. Zur Rechtfertigung des Paradigmenwechsels wird kirchlicherseits erklärt: feierlich gefasste Beschlüsse eines Konzils könnten nicht falsch sein. Den intensiv mitdenkenden Mitgliedern der Kirche erschien solche Definition als Anmaßung. Fremdes Glaubensgut würde ihnen zugemutet. (3). 

A. von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ A. von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ „Die große Neuerung, (nämlich das Athanasium G.Sk.) die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke“ (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes...“ A, von Harnack sagt auch, dass „die Kirche (fortan) die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen musste“ 

Zunächst standen den etwa 400 000 Mitgliedern der Urkirche mit ihren individuell erworbenen Glaubensüberzeugungen nur eine handvoll Unterstützer der Ideen Konstantins entgegen. Bald jedoch zog die Neuschöpfung Konstantins alle an, die nach Privilegien und Sicherheit trachteten. So wurden Erstere zur Minderheit. Im Verlaufe des 4. Jahrhunderts entschieden Staatsdekrete gewaltsam den innerkirchlichen Glaubenskampf.  Die ecclesia militans kam hervor, die bald beanspruchte die ecclesia triumphans zu sein. Die Resultate der Geschichtsforschung ermöglichen uns einen deutlicheren Blick auf die Umstände zu werfen, die zur Entstehung und Weiterentwicklung einer ganz anders gearteten Kirche führten.


Einführung
Forschungsergebnisse fordern, wegen der verheerenden Folgen der Entfaltung der Kirche Konstantins, zumindest indirekt, dass mit den Begriffen ‚Geschichte des Christentums’ nur die Zeit und die Geschichte der Frühkirche vor etwa dem 3. Jahrhundert beschrieben werden dürfte, obwohl es zu allen Zeiten überall hervorragende Christen gab. Mit der Etablierung der Reichskirche begann die Leidenszeit derer, die nicht akzeptieren konnten, dass drei gleich eins ist. Für die meisten Altmitglieder galt nach wie vor, dass Gott Vater und Gott Sohn, sowie der Heilige Geist voneinander getrennte Götter sind. Sie seien Anhänger des Ketzers Arius (256-336) hieß es darauf hin. Sie leugneten die Gottheit Christi. Dieser Behauptung widerspricht jedoch das authentische Bekenntnis des arianischen Gotenbischofs Wulfila, um 360, entschieden:

 „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ 

Die urkirchlich Glaubenden betonten, dass damit die Stellung des „allein wahren Gottes“ keineswegs in Frage gestellt würde.  Den angeblich Rechtgläubigen – den „Orthodoxen“ – gefiel das nicht.  Ur- und Reichskirche verhielten sich fortan zueinander wie viel Feuer und wenig Wasser. Sich gegen das „orthodoxe“  Diktat zu stellen wurde lebensgefährlich Gegenwärtig wird intensiv in Frage gestellt, dass Arius Ketzer war.  Rufmord sei es gewesen. Thomas Hägg bestätigt das:
 "der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition." (4) "Kirchen und Ketzer" 2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen

Das gegen den Arianismus und damit gegen die Urkirche zielende Gesetzesungeheuer „Cunctos populos“ vom 27. Februar 380 formulierte in Wahrheit die Widerrufung des Toleranzediktes Kaiser Galerius von 311, sowie des Reskripts der Kaiser Konstantin und Licinius von 313. Zumindest mit Billigung des Ambrosius von Mailand geschrieben und veröffentlicht, richtete es sich nicht nur gegen die origenistisch-arianisch glaubenden Mitglieder der Kirche, sondern auch gegen die Paganen, sowie gegen Manichäer, Mandäer uva. Es zerschmetterte Christi Proklamation der Freiheit. (5) Lukas 4: „Ich bin gekommen den Gefangenen die Freiheit zu bringen…“
    
Überzeugungen die sich nicht mit den Absichten des Ambrosius und dann mit einigen Kuriositäten des Augustinus von Hippo (Erbsünde, Prädestination, Compelle intrare) deckten, wurden als „häretisch“ gebrandmarkt. Aufsehenerregend ist in diesem Zusammenhang die Arbeit von Ana Maria C.M. Jorge “The Lusitanian Episcopate in the 4th Century. - Priscilian of Ávila and the Tensions Between Bishops”. Sie bringt es auf den Punkt. Der 385 in Deutschland, Trier, geköpfte arianische Bischof Priscillian hatte gewagt, sich gegen den heftig voranschreitenden Prozess der Konstantinisierung der Kirche zu stemmen. 

1.)    Das erste Jahrhundert
1.1 Christi Prinzipien
Da steht er, auf einem Felsvorsprung, etwa dreißigjährig, der hellhäutige Zimmermannssohn vor einer größeren Menge Hörer, die er durch sein Wesen anzieht. Er bekräftigt seine Prinzipien die ihnen durchaus nicht fremd sind. Es sind Sätze die er, der präexistierende Jesus, der Jehova des Alten Testaments, schon den Vorgängern der alten Ägypter offenbart hatte. Sie hängen an seinen Lippen, wegen der Kombinationen die er ihnen mit seiner Gesamtaussage bietet. Sie mögen ihn, eben weil er nicht wie ein wichtigtuerischer Volksredner auftritt, sondern eher bescheiden. Sie mögen ihn, den eigentlich Unauffälligen. Sie  haben es einander im Austausch früherer Gespräche mitgeteilt. Dieser Mann hat ein Programm von immerwährender Bedeutung und Gültigkeit. Das ist viel mehr als die Schriftgelehrten bislang sagen konnten.  Er spricht vom einzig gangbaren  Weg zu zeitlicher und ewiger Glückseligkeit, die man, wie er stets betont, bereits diesseits selbst unter widrigsten Umständen erlangen kann.  Es ist das bleibende Gefühl von der Gottesnähe, nach dem sie zuerst und unentwegt trachten sollen. Das ist das Neue.
Selbst in Knechtschaft und Krankheit würde diese Kraft hilfreich sein. Sie fühlen im Innersten, dass es wahr ist. Er kann sie in ein besseres Land führen, vorausgesetzt sie scheuen sich nicht in schwierigem Gelände mit ihm den schmalen, aber geraden Weg zu gehen. Sinngemäß sagt er:  Immer sollten sie daran denken, dass dieses Leben erst eins zum Ausprobieren ist.  Er möchte die ganze Welt segnen.
Glücklich - selig - machen könne er hier wie später jedoch ausschließlich die,  die keine Gewalt anwenden… die nach Gerechtigkeit (Rechtschaffenheit) streben… die diese Rechtschaffenheit zum Grundsatz jedes neuen Tages machen indem sie unbedingt ehrlich und bescheiden sowie klug in jeder Lebenssituation handeln. Es sind die Barmherzigen, die dem Bettler  nicht die Tür vor der Nase zuschlagen, deren Herz keine listigen Hintergedanken zulässt, die Friedensstifter, die ihrer Rechtschaffenheit wegen verfolgt werden. Es sind die, die bewusst das „Salz der Erde“ sein wollen.  Es sind diejenigen die in die Welt des Vormachtstrebens und der finsteren Gewalt das  Licht der Hoffnung auf Freiheit wie eine Fackel tragen, die gute Werke zustande bringen, den Mitmenschen wirklich dienende.
Wer das nicht in Taten umsetzen will ist kein Christ und sei er dreimal getauft, denn mit welchem Recht nennt irgendjemand ein gewisses Etwas „Brot“, wenn doch die Hälfte seiner Substanz zwar wie Mehl aussieht, aber nichts anderes als Gips ist?
Nicht so sehr die Worte sind es, es ist sein inneres Licht das sie anzieht. Sie sind allesamt gedemütigt worden. Roms Soldateska bewies ihnen, wer in Judäa das Sagen hat. Sie ahnen, dass Schreckliches in der Luft liegt. Sie ahnen, dass ihr Tempel entweiht und zerstört wird, dass ihre Kinder in Gefangenschaft geraten werden. Sie fürchten sich vor den dunklen Tagen, die ihnen drohen. Der großartige Mann da, der  von seinem erhöhten Platz zu ihnen spricht, verspricht nicht den schnellen Ausweg aus dem Dilemma, in dem sie sich befinden, denn die halbe Welt hasst die Juden. Er sagt ihnen nur, dass dieses Leben nicht alles ist.
Der schlicht gekleidete junge Mann warnt eindringlich: Sein Reich sei nicht von dieser Welt! Dieser Welt Herr ist sein schwer fassbarer Gegenspieler, ein sehr schlaues Geistwesen, dem bereits im vorirdischen Dasein viele zufielen, weil er angeblich einen Plan hätte, wie die aus eigenem Willen in die Sterblichkeit fallenden Seelen Gottes, wieder unbeschadet – nach dem Ende ihres Leben – zurück in die Gegenwart ihres und seines Vaters! zurückgebracht werden könnten, falls er dazu höchste Zustimmung durch denVatergott oder durch Mehrheitsbeschluss erhält: Er würde die Menschen zu ihrem Glück zwingen.  Ihm stimmte weder Elohim, noch eine Mehrheit zu. Seine Parteigänger fielen vom Himmel herab. Das ist der Engelfall von dem Augustinus von Hippo redet. Sie fielen von Gott ab und aus seiner Gegenwart hierher. Sie neiden uns den Körper und versuchen uns so unglücklich zu machen wie sie selbst sind, sagt das Buch Mormon. (6)  2. Nephi 2

Der Versucher führte Jesus vor Augen, was er zu bieten hat, falls Jesus vor ihm niederfällt: 



Duccio di Buoninsegna Er ist es  der weltliche Macht verleihen kann. Hässlich wie auf Bilddarstellungen ist er nicht, denn nach Origenes wurden alle Geistwesen gleich geschaffen, aber er ist klug genug Menschen zu verblenden.  
 Im Leben vor diesem irdischen, habe er, Jesus, deshalb seine  entschlossene Anhängerschaft vorbereitend in der ewigen Kirche gesammelt. Sie, die hier zu seinen Füßen sitzenden, hätten schon damals, vor ihrer irdischen Geburt tapfer an seiner Seite gestanden und versprochen, das Prinzip der Liebe als höchstes Motte ihres künftigen Lebens zu wählen, statt das der Zustimmung zur Gewaltanwendung um wirkliche Probleme zu lösen. Sie stünden nun auch diesseits für das Jedermannsrecht auf Entscheidungsfreiheit ein, bereit  es unter allen Umständen zu verteidigen. Sie hätten schon damals ihn und seinen Plan bevorzugt und gewählt und er habe sie deshalb erwählt. Später wird ihm Paulus deswegen ein Loblied singen:
„Gelobet sei Gott und der Vater unsers HERRN Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum wie er uns denn erwählt hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe.“ (7)  Epheser 1:3

Der Böse -  der elende Macher des „Zeitgeistes“ der selten oder nie  anderes als Zerstörung zustande bringt -  werde jedoch ebenfalls samt seiner zahlreichen Gefolgschaft über die Erde gehen, aber ohne in den Besitz eines eigenen Körpers zu gelangen. Er sei die „Schlange“, die in der vorirdischen Geisterwelt Eva überredete eine anscheinend nur kleine, aber süße Sünde zu begehen. Damit wurde der Reigen der Sterblichkeit – die Inkaration in sterblichen Körper für die unsterblichen Geister-  eröffnet.  Etwas das in böser Absicht, seitens des Versuchers  erfolgte, um Macht über die in die Seinsvergessenheit gestürzten Gotteskinder zu erlangen. Allerdings, dank der Vorsehung Gottes des Vaters habe der „Fall“ aus der Präexistenz in diese Welt der Gegensätze, auch sein Gutes. (8) Genesis 3: 17 Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.

Bedenkenswert sind in diesem Zusammenhang die Anmerkungen des evangelischen Pfarrers mit Lehrberechtigung Felix Gietenbruch:
 „Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen..."
Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet...
Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss. (9) „Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008

Origenes (185-254) verweist ebenfalls auf diese Aspekte, die vollkommen mit der Mormonenlehre korrespondieren:
„Alle Logika (Vernunftwesen, Geistgeschöpfe, Engel, Menschen und Dämonen) sind mit Gott verwandt.“ Sie sind „von gleicher Natur, ihre Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden… Gott stand vor der Wahl (den präexistenten Vernunftwesen) entweder gar keinen freien Willen zu geben oder die Möglichkeit ihres Falls in Kauf zu nehmen und zog das Letztere vor. Er wird sie aber schließlich nach vielen Rückschlägen und beinahe unübersehbaren Zeitläuften durch die Kunst seiner  Pädagogik, doch noch dahin bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen. Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott  nur durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf…“  (10) sind Kern und Stern aller Christenlehre. 
Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1696

Jesus schaute wohl eine Weile schweigend, ehe er ihnen das wahrscheinlich zweitwichtigste Gebot gab:
Ihr sollt vollkommen werden, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (11) Matth. 5
Es schockte sie nicht. Sie fühlten es als Wahrheit: sie sind Gotteskinder, überhaupt alle Menschen  ... die der Familie Adams angehören sind Geistkinder Gottes. So klar jedoch sprach kein Pharisäer davon. Das zu sagen, wagten sie nicht, obwohl es altjüdisches Denken war: 
„Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf. ... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz…“ (12) Volker Doormann, ‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“
Es ging darum, das man hier lebt um daran mitzuwirken, das höchste Geschenk Gottes zu erwerben – nahezu wie ER zu werden, Miterbe Christi im Wortsinn. Origenes, der von allen Großkirchen nur zähneknirschend anerkannte Lehrer und Bewahrer urchristlicher Wahrheiten betont es auf fast unnachahmliche Weise:  
„Erst aufgrund der Tugend wird man (erneut, G.Sk.) ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (13)  H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13
Christus sah es voraus. Es wird Leute geben, die heftig und in wahrscheinlich bester Absicht daran arbeiten werden die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu Fall zu bringen. Männer wie Konstantin, Damasus von Rom, Ambrosius von Mailand und sein Schüler Augustinus von Hippo, sowie Kaiser Justinian (482-465) und eine Reihe Päpste vom Format Gregor I.  (540-604) der bezüglich der taufunwilligen Menschen Sardiniens zu Verwaltungsbeamten gesagt hat:

„Wenn ihr feststellt, dass sie nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen… sie sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“  (14) 

Gregorii I papae Registrum epistolarum. Libri VIII-XIV

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