Montag, 28. Mai 2012


(1) Jeder Katholik weiß es oder wird es wissen


Warum legten eine Anzahl führender Christen, im Verlaufe des 4. Jahrhunderts diesen auffallend selbstzerstörerischen Eifer an den Tag? Warum änderten sie ihre bislang ablehnende Haltung zur Staatsmacht und verrieten damit das schlichte Evangelium, das jede andere Macht als die der Liebe und der Vernunft kategorisch ablehnte?

Geschah es aus Angst vor den Drohungen des Mörders seiner Familie, Kaiser Konstantin?

Er ist die Schlüsselfigur.

Jeder Katholik weiß das.

Jeder gebildete Europäer weiß das.



Und was hat das mit „Mormonismus“ zu tun?



Die Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bilden den Gegenpol zum Konstantinismus.

Das ist die Antwort.

Es geht nicht gegen Konstantin, obwohl er durch Lockungen, Drohungen und schließlich durch List, die Kirchenführer seiner Zeit dazu brachte , ein völlig anderes „Evangelium“ zu akzeptieren, nämlich das „Evangelium“ der Gnadenlosigkeit und der Verehrung der Staatsgewalt, das erst durch die Katastrophen des 20.Jahrhunderts massiv erschüttert wurde.

Es geht pro Christus.

Es geht nicht gegen das traditionelle Christentum, das heillos in sich zerstritten und zersplittert ist, es geht gegen die Heillosigkeit und gegen die Zersplitterung.


Es geht gegen Gleichgültigkeit und Nichtwissen.

Wann werden sich die Verteidiger und Rechtsnachfolger eines abgewirtschafteten Systems, das christlich-kirchlich sein will, sichtbar auf die Seite der Kriterien Christi stellen?

Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird abgehauen werden.“

Der Baum der 1 600 Jahre lang Kriege und Massenelend verursachte ist zu morsch geworden, dass er veredelt werden kann.

Der gute Wille ist erkennbar.

Aber auch hier formulierte Jesus das Prinzip: „Niemand setzt einen neuen Flicken auf ein altes Kleid.“

Es ehrt Menschen wie den nicht zu beneidenden Papst Benedikt XVI. wenn er sich gegen den weiteren Verfall des überalterten Kleides stemmt.

Es ehrt die Christen, die nur das Gute ihres Christentums sehen wollen.

Ob das jedoch wirklich gut ist, die Augen zu verschließen, vor dem heillos von Krebs befallenen Körper und zu sagen, das sei alles gar nicht so schlimm?
(Das ständige nach Mehr-Geld-Trachten-müssen wirkt sich verheerend aus. Nur wer die Kirchensteuer zahlen will, verflucht sie nicht.)
Wenn es den Gott (die drei Götter) der Bibel immer noch gibt, (wenn er nicht - wie die schwachen Argumente vieler Atheisten behaupten, eine Erfindung willensschlapper und abergläubischer Menschen ist -) dann wäre doch zu erwarten, dass er, irgendwann, wenn Er den Zeitpunkt für gekommen hält, zu unseren Gunsten eingreift... oder etwa nicht...?

Oder sollte ausgerechnet der Heidengottverehrer Konstantin Recht haben als er meinte: „ die natürliche Offenbarung vermittelt vollkommene Erkenntnis, deshalb besteht kein Bedarf an übernatürlicher Offenbarung.“ Heinz Kraft „Konstantins religiöse Entwicklung“ 1954 Heidelberg, Uni Greifswald, S.81

Damit erklärte Konstantin sich gegen jene Leitung, die Jesus selbst als unverzichtbar erklärt hatte: „... der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird ... ist der Geist der Wahrheit, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Joh 16: 13
Und dieser Geist der Erleuchtung wäre denn auch der unerschütterliche Felsen gewesen, hätte die Kirche auf ihn gebaut, statt auf einen altersschwachen Hocker, den viele als den heiligen Stuhl Petri betrachten.
Konstantin (285-337) selbst hielt sich wie alle Kaiser Roms seit Domitian (um 95), für den maßgeblichen Gott (in diesem Sinne war er Monotheist). Wer von seinem Geist geleitet wird, bedarf keiner übernatürlichen Führung, dachte er und einige Christen von Namen widersprachen nur vorsichtig.

Was dabei herauskam ist bekannt.

Nicht nur das Mönchsunwesen, nicht nur die Bevormundung der Kirche durch seinesgleichen, durch die Caesaropapisten, nicht nur die Unfreiheit des Geistes...

Unvergessen: Erst mit der Schlusssitzung des Vatikanums II., am 07. Dezember 1965,
1 640 Jahre nach dem verhängnisvollen Konzil zu Nicäa erklärte sich die römisch-katholische Kirche gegen alle Praktiken religiösen Zwangs : dass man ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“

Sehr zutreffend formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".
Aber die Ära Konstantins wird erst dann wirklich abgeschlossen sein, wenn das Kreuzessymbol, das Zeichen des Sieges des Todes, aus den Kirchen verschwinden wird.

Es kam mit Konstantin, es wird mit dem konstantinischen Rom verschwinden. Es hat Jesus ermordet und die Vernunft, es wurde hoch aufgerichtet wenn die Inquistitionstribunale tagten. Es wurde christlichen Heeren vorangetragen und kaum ein Christ kritisierte das.
Wo das Kreuz hinkam war  es um die ohnehin nur schwach geschützten Menschenrechte in Reihen der kolonisierten Völker völlig geschehen. Nur sehr wenige fragten sich, was das mit Jesus zu tun hat. Einige zeigen es heute noch als Amulett. Fußballspieler bekreuzigen sich dankbar, wenn sie ein Tor geschossen haben. Die Kreuzritter haben der Welt keinen Segen gebracht.

Bild Wikipedia


In seiner erschreckendsten Form erwies sich die Geisteshaltung der ecclesia militans in der Zeit ihrer größten Machtfülle.

Ablasshändler vom Typ Tetzels bahnten sich ihren verderblichen Weg durch Europa, mit dem Kreuzeswappen. Die Juden sangen die traurigsten Lieder, wenn sie unter das Kreuz geduckt wurden.
Eine katholische Akademie gibt unumwunden zu:
... Das sogenannte konstantinische Zeitalter, das die staatliche Anerkennung des Christentums und alsbald seine Privilegierung mit sich brachte, begann im Zeichen des Kreuzes.
Und das Kreuzeszeichen stand für den militärischen Sieg (Kaiser Konstantins über seinen Schwager Kaiser Maxerntius G.Sk. ) ... Es versprach politischen Erfolg. Es war in diesem Falle kein Zeichen der Versöhnung, kein Zeichen der Hilfsbereitschaft, kein Vorgänger des Roten Kreuzes, keine Erinnerung an den heilbringenden Tod des Gottessohnes, der nach Paulus "aus Ohnmacht" gekreuzigt wurde (2. Kor 13: 4). Es war viel eher von alledem das Gegenteil.
Der Kaiser ist von den Bischöfen später über die eigentliche Bedeutung des Kreuzes theologisch belehrt worden. Aber nicht die eigentliche Bedeutung des Kreuzeszeichens, nicht der im Tod des Gekreuzigten errungene Sieg Gottes über den Tod stand am Anfang des konstantinischen Zeitalters. Das Kreuz, in dessen Zeichen Konstantin siegen sollte, symbolisiert vielmehr einen Sieg, der Tod, nämlich den Tod der Gegner bedeutet. ... Es lag in der Konsequenz der mit Konstantin begonnenen neuen Religionspolitik, daß Theodosius der Große am 28. Februar 380 das Christentum durch staatliche Verordnung zur exklusiven Staatsreligion erhob. Diese Erhebung des Christentums zur einzigen Staatsreligion hatte für die Heiden bittere Folgen. Ihre Tempel wurden gestürmt, die Olympischen Spiele fanden (im Jahr 394) ihr Ende, die Philosophenschulen von Athen wurden zwei Jahrhunderte später geschlossen - um nur einige Beispiele zu nennen. Doch dieses Zwangs-Staatskirchentum war spätestens in der Zeit der Aufklärung obsolet geworden. Zwar galt nach der Reichsverfassung des Deutschen Reiches bis 1806 das Sektenverbot zum Schutze der beiden privilegierten Kirchen katholischen und evangelischen Bekenntnisses. Doch was de iure noch galt, war de facto längst obsolet geworden. Daß "jedermann nach seiner Façon selig wer-den" sollte, war nicht nur die Auffassung Friedrich des Großen, sondern die hier mehr, dort weniger entschieden vertretene Einstellung der Philosophie der europäi-schen Aufklärung. "Weh ... dem Gesetzgeber", schreibt der große Kant, "der eine auf ethische [und das heißt für Kant: religiöse] Zwecke gerichtete Verfassung [d.i. ein Glaubensbekenntnis und eine Kirchenordnung] durch Zwang bewirken wollte! Denn er würde dadurch nicht allein gerade das Gegenteil der ethischen [Verfassung] bewirken, sondern auch seine politische [Verfassung] untergraben und unsicher machen". Die Weimarer Reichsverfassung von 1919 hat dann das Zwangs-Staatskirchentum auch de iure beendet und das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften garantiert (Art. 137 I und III WRV)....“ Eberhard Jüngel, Kreuz, Staat und Gesellschaft aus theologischer Perspektive http://www.kath.de/akademie/rahner/vortrag/juengel-kruzifix.htm :

Mormonismus“ war und ist die Antwort Gottes auf die Perversionen die im Namen Christi, - wenn auch nicht mit dem Einverständnis aller Christen, - unter dem Kreuz, während sechzehn Jahrhunderte, begangen wurden.

Gegen den Widerstand snobistischer Theologen läßt sich beweisen, wenn auch nicht auf kurzem Weg... dass jede Religion die jemals den Pfad der Nächstenliebe verließ, ihre Legitimation verlor.

Soviel Ehre wie die Päpste Roms nach Vatikanum II verdienen, ihre Verdienste konnten nicht ausreichen die „verlorenen Ringe“ (Lessing) zurückzubringen.

Mormonismus“, wie wir aus guten Gründen glauben, wurde von Gott offenbart und damit wurde das Original wiederhergestellt. (Was sich überraaschend leicht belegen lässt.) Seine Lehren  stehen für eine Religion der völligen Toleranz und des bewussten Tuns des Guten.

Auch dort wo noch keine Ahnung ist, wird sich eines Tages der helle Schimmer mehr  Raum verschaffen.

Heikki Räisänen, ein evangelischer Theologe ermutigt zum kritischen Hinschauen:

... ich (hoffe) hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist, sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvole Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen…“ „Joseph Smith und die Bibel“, Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang, Nr. 2, 1984

Prof. Gellinek sagt in seinem Buch „Christus in Amerika?“: „Mormonismus der einen Außenseiter zunächst etwas bange macht, entpuppt sich vielmehr, als mächtiger Schrittmacher des Christentums auf dem Wege zur Erleuchtung.“ Agenda Verlag, Münster, 1999 , S.141

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