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Jeder Katholik weiß es oder wird es wissen
Warum legten eine
Anzahl führender Christen, im Verlaufe des 4. Jahrhunderts diesen
auffallend selbstzerstörerischen Eifer an den Tag? Warum änderten
sie ihre bislang ablehnende Haltung zur Staatsmacht und verrieten
damit das schlichte Evangelium, das jede andere Macht als die der
Liebe und der Vernunft kategorisch ablehnte?
Geschah es aus Angst
vor den Drohungen des Mörders seiner Familie, Kaiser Konstantin?
Er ist die
Schlüsselfigur.
Jeder Katholik weiß
das.
Jeder gebildete
Europäer weiß das.
Und
was hat das mit „Mormonismus“ zu tun?
Die Lehren der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bilden den Gegenpol
zum Konstantinismus.
Das ist die Antwort.
Es geht nicht gegen
Konstantin, obwohl er durch Lockungen, Drohungen und schließlich
durch List, die Kirchenführer seiner Zeit dazu brachte , ein völlig
anderes „Evangelium“ zu akzeptieren, nämlich das „Evangelium“
der Gnadenlosigkeit und der Verehrung der Staatsgewalt, das erst
durch die Katastrophen des 20.Jahrhunderts massiv erschüttert wurde.
Es geht pro
Christus.
Es geht nicht gegen
das traditionelle Christentum, das heillos in sich zerstritten und
zersplittert ist, es geht gegen die Heillosigkeit und gegen
die Zersplitterung.
Es geht gegen
Gleichgültigkeit und Nichtwissen.
Wann werden sich die
Verteidiger und Rechtsnachfolger eines abgewirtschafteten Systems,
das christlich-kirchlich sein will, sichtbar auf die Seite der
Kriterien Christi stellen?
„Jeder Baum,
der keine guten Früchte hervorbringt, wird abgehauen werden.“
Der Baum der 1 600
Jahre lang Kriege und Massenelend verursachte ist zu morsch
geworden, dass er veredelt werden kann.
Der gute Wille ist
erkennbar.
Aber auch hier
formulierte Jesus das Prinzip: „Niemand setzt einen neuen
Flicken auf ein altes Kleid.“
Es ehrt Menschen wie
den nicht zu beneidenden Papst Benedikt XVI. wenn er sich gegen den
weiteren Verfall des überalterten Kleides stemmt.
Es ehrt die
Christen, die nur das Gute ihres Christentums sehen wollen.
Ob das jedoch
wirklich gut ist, die Augen zu verschließen, vor dem heillos von Krebs befallenen Körper und zu sagen, das sei
alles gar nicht so schlimm?
(Das ständige nach Mehr-Geld-Trachten-müssen wirkt sich verheerend aus. Nur wer die Kirchensteuer zahlen will, verflucht sie nicht.)
Wenn es den Gott
(die drei Götter) der Bibel immer noch gibt, (wenn er nicht - wie
die schwachen Argumente vieler Atheisten behaupten, eine Erfindung
willensschlapper und abergläubischer Menschen ist -) dann wäre
doch zu erwarten, dass er, irgendwann, wenn Er den Zeitpunkt für
gekommen hält, zu unseren Gunsten eingreift... oder etwa nicht...?
Oder sollte
ausgerechnet der Heidengottverehrer Konstantin Recht haben als er
meinte: „ die natürliche Offenbarung vermittelt vollkommene
Erkenntnis, deshalb besteht kein Bedarf an übernatürlicher
Offenbarung.“ Heinz
Kraft „Konstantins religiöse Entwicklung“ 1954 Heidelberg, Uni
Greifswald, S.81
Damit erklärte Konstantin sich gegen jene Leitung, die Jesus selbst als unverzichtbar erklärt hatte: „... der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird ... ist der Geist der Wahrheit, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Joh 16: 13
Und dieser Geist der Erleuchtung wäre denn auch der unerschütterliche Felsen gewesen, hätte die Kirche auf ihn gebaut, statt auf einen altersschwachen Hocker, den viele als den heiligen Stuhl Petri betrachten.
Konstantin
(285-337) selbst hielt sich wie alle Kaiser Roms seit Domitian (um
95), für den maßgeblichen Gott (in diesem Sinne war er Monotheist).
Wer von seinem Geist geleitet wird, bedarf keiner übernatürlichen
Führung, dachte er und einige Christen von Namen widersprachen nur
vorsichtig.
Was
dabei herauskam ist bekannt.
Nicht
nur das Mönchsunwesen, nicht nur die Bevormundung der Kirche durch
seinesgleichen, durch die Caesaropapisten, nicht nur die Unfreiheit
des Geistes...
Unvergessen:
Erst mit der Schlusssitzung des Vatikanums II., am 07. Dezember 1965,
1 640 Jahre nach dem verhängnisvollen Konzil zu Nicäa erklärte sich die römisch-katholische Kirche gegen alle Praktiken religiösen Zwangs : dass man „ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“
1 640 Jahre nach dem verhängnisvollen Konzil zu Nicäa erklärte sich die römisch-katholische Kirche gegen alle Praktiken religiösen Zwangs : dass man „ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“
Sehr zutreffend
formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph
Ratzinger nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung
über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern
kirchlicherseits "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der
konstantinischen Ära".
Aber
die Ära Konstantins wird erst dann wirklich abgeschlossen sein, wenn
das Kreuzessymbol, das Zeichen des Sieges des Todes, aus den Kirchen
verschwinden wird.
Es
kam mit Konstantin, es wird mit dem konstantinischen Rom
verschwinden. Es hat Jesus ermordet und die Vernunft, es wurde hoch
aufgerichtet wenn die Inquistitionstribunale tagten. Es wurde
christlichen Heeren vorangetragen und kaum ein Christ kritisierte
das.
Wo
das Kreuz hinkam war es um die ohnehin nur schwach geschützten Menschenrechte in Reihen der kolonisierten Völker
völlig geschehen. Nur sehr wenige fragten sich, was das mit Jesus zu tun
hat. Einige zeigen es heute noch als Amulett. Fußballspieler
bekreuzigen sich dankbar, wenn sie ein Tor geschossen haben. Die
Kreuzritter haben der Welt keinen Segen gebracht.
Bild
Wikipedia
In seiner erschreckendsten Form erwies sich die Geisteshaltung der ecclesia militans in der Zeit ihrer größten Machtfülle.
Ablasshändler
vom Typ Tetzels bahnten sich ihren verderblichen Weg durch Europa,
mit dem Kreuzeswappen. Die Juden sangen die traurigsten Lieder, wenn
sie unter das Kreuz geduckt wurden.
Eine
katholische Akademie gibt unumwunden zu:
„...
Das sogenannte konstantinische Zeitalter, das die staatliche
Anerkennung des Christentums und alsbald seine Privilegierung mit
sich brachte, begann im Zeichen des Kreuzes.
Und
das Kreuzeszeichen stand für den militärischen Sieg (Kaiser
Konstantins über seinen Schwager Kaiser Maxerntius G.Sk. ) ...
Es versprach politischen Erfolg. Es war in diesem Falle kein
Zeichen der Versöhnung,
kein Zeichen der Hilfsbereitschaft, kein Vorgänger des Roten
Kreuzes, keine Erinnerung an den heilbringenden Tod des Gottessohnes,
der nach Paulus "aus Ohnmacht" gekreuzigt wurde (2. Kor 13:
4). Es war viel eher von alledem das Gegenteil.
Der
Kaiser ist von den Bischöfen später
über die eigentliche Bedeutung des Kreuzes theologisch belehrt
worden. Aber nicht die eigentliche Bedeutung des Kreuzeszeichens,
nicht der im Tod des Gekreuzigten errungene Sieg Gottes über den Tod
stand am Anfang des konstantinischen Zeitalters. Das Kreuz, in dessen
Zeichen Konstantin siegen sollte, symbolisiert vielmehr einen Sieg,
der Tod, nämlich den Tod der Gegner bedeutet. ... Es lag in der
Konsequenz der mit Konstantin begonnenen neuen Religionspolitik, daß
Theodosius der Große am 28. Februar 380 das Christentum durch
staatliche Verordnung zur exklusiven Staatsreligion erhob. Diese
Erhebung des Christentums zur einzigen Staatsreligion hatte für die
Heiden bittere Folgen. Ihre Tempel wurden gestürmt, die Olympischen
Spiele fanden (im Jahr 394) ihr Ende, die Philosophenschulen von
Athen wurden zwei Jahrhunderte später geschlossen - um nur einige
Beispiele zu nennen. Doch dieses Zwangs-Staatskirchentum war
spätestens in der Zeit der Aufklärung obsolet geworden. Zwar galt
nach der Reichsverfassung des Deutschen Reiches bis 1806 das
Sektenverbot zum Schutze der beiden privilegierten Kirchen
katholischen und evangelischen Bekenntnisses. Doch was de iure noch
galt, war de facto längst obsolet geworden. Daß "jedermann
nach seiner Façon selig wer-den" sollte, war nicht nur die
Auffassung Friedrich des Großen, sondern die hier mehr, dort weniger
entschieden vertretene Einstellung der Philosophie der europäi-schen
Aufklärung. "Weh ... dem Gesetzgeber", schreibt der große
Kant, "der eine auf ethische [und das heißt für Kant:
religiöse] Zwecke gerichtete Verfassung [d.i. ein Glaubensbekenntnis
und eine Kirchenordnung] durch Zwang bewirken wollte! Denn er würde
dadurch nicht allein gerade das Gegenteil
der ethischen [Verfassung] bewirken, sondern auch seine politische
[Verfassung] untergraben und unsicher machen". Die Weimarer
Reichsverfassung von 1919 hat dann das Zwangs-Staatskirchentum auch
de iure beendet und das Selbstbestimmungsrecht der
Religionsgemeinschaften garantiert (Art. 137 I und III WRV)....“
Eberhard Jüngel,
Kreuz,
Staat und Gesellschaft aus theologischer Perspektive
http://www.kath.de/akademie/rahner/vortrag/juengel-kruzifix.htm
:
„Mormonismus“
war und ist die Antwort Gottes auf die Perversionen die im Namen
Christi, - wenn auch nicht mit dem Einverständnis aller Christen, -
unter dem Kreuz, während sechzehn Jahrhunderte, begangen wurden.
Gegen den
Widerstand snobistischer Theologen läßt sich beweisen, wenn auch
nicht auf kurzem Weg... dass jede Religion die jemals den Pfad der
Nächstenliebe verließ, ihre Legitimation verlor.
Soviel Ehre wie die
Päpste Roms nach Vatikanum II verdienen, ihre Verdienste konnten
nicht ausreichen die „verlorenen Ringe“ (Lessing)
zurückzubringen.
„Mormonismus“, wie wir aus guten Gründen glauben, wurde von Gott offenbart und damit wurde das Original wiederhergestellt. (Was sich überraaschend leicht belegen lässt.) Seine Lehren
stehen für eine Religion der völligen Toleranz und des bewussten Tuns
des Guten.
Auch dort wo noch keine
Ahnung ist, wird sich eines Tages der helle Schimmer mehr Raum
verschaffen.
Heikki Räisänen,
ein evangelischer Theologe ermutigt zum kritischen Hinschauen:
„...
ich
(hoffe) hinreichend
angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den
Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den
Symboliker und den Religionswissenschaftler ist, sondern auch für
den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher
kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvole
Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht
absprechen…“ „Joseph
Smith und die Bibel“, Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang,
Nr. 2, 1984
Prof.
Gellinek sagt in seinem Buch „Christus in Amerika?“:
„Mormonismus der einen Außenseiter zunächst etwas bange macht,
entpuppt sich vielmehr, als mächtiger Schrittmacher des Christentums
auf dem
Wege zur Erleuchtung.“
Agenda
Verlag, Münster, 1999 , S.141
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