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Irgendwo in
Amerika:
„Die Stadt ist echt klein, nen
paar Hochhäuser... kleiner als Frankfurt, das größte ist der
Mormonentempel mit seinen schönen Mormoninen. Die machen da nen
Freiwilligendienst. Sie kommen aus aller Welt und versuchen 18 Monate
lang Besucher wie mich zu bekehren. Geht man ins Museum wird man
gleich von den ersten beiden angesprochen (die laufen IMMER zu zweit
rum. Das ist Pflicht in den 18 Monaten, sie sollen gegenseitig auf
sich aufpassen, damit sie nichts unanständiges tun). Man redet dann
nen bischen über Jesus und nen paar neue Jesuse, die zum Teil sogar
noch leben. Zum Schluss wollten sie meine Adresse haben und mir eine
Mormonin nach Hause (nach Deutschland wohlgemerkt) schicken.
Ich konnte leider nicht meine richtige Adresse angeben, die Schule
hat mir beigebracht, dass Mormonen gefährlich seien,
also hab ich die Adresse von einem von euch angegeben.“
Die
bekannte Buchhändlerin Meinhardt, Neubrandenburg schüttelte sich
damals, 1992, schaudernd, als sie hörte, ich beabsichtige nach Utah,
sozusagen ins Heimtland dieser Unholde zu reisen, dabei schaute sie
mich aus ihren klugen Augen allen Ernstes fragend an:
„Haben
sie gar keine Angst?“
Wir
befanden uns auf einem Sommerfest der CDU der ich, nach
jahrzehntelanger politischer Abstinenz am 30. Oktober 1989
beigetreten war, demonstrativ an dem Tag, als sie ankündigte sie
werde sich aus der Umklammerung von der SED befreien.
Möglicherweise
hatte die liebenswürdige Dame, wie ich, diesen Artikel von Hermann
Vogt, Salt Lake City, gelesen:
„Die
Mormonen wollen die Welt erobern
und
im nächsten Jahrhundert den Durchbruch zur „Großkirche“
schaffen... der mormonische Irrationalismus könnte auf sich beruhen,
wenn er nicht wegen seines fanatischen Missionsdranges dazu neigte,
die Menschenrechte derer, die ihm ökonomisch und politisch
unterlegen sind, zu verletzen... Einen
Dialog mit dem Mormonentum kann es nicht geben...“
"Rheinischer Merkur" (Christ und Welt) 19. Oktober 1990
Meine
Gesprächspartnerin war überzeugt, sie hätte einen sicheren
Hintergrund. Ich jedoch fragte mich: Wenn schon eine versierte
Leserin zu solcher Einschätzung gelangte, was soll dann der
vielbeschäftigte Mann auf der Straße denken, falls ihn jemand
fragen würde, was er von den „Mormonen!“ hält?
„Was
ich von den Mormonen halte?“ fragte
mich Carlo Hofmann zurück, der später Mitarbeiter unseres
CDU-Oberbürgermeisters Bolick wurde und der sich den Pietisten
zugehörig fühlte:
„Natürlich
nichts!“
lautete
seine unverblümte Antwort. Und ein wenig flapsig, aber durchaus
freundschaftlich fügte er hinzu: “Bei
uns im Ruhrgebiet, hättest du keine Chance gehabt eine Führungsrolle
in der Partei einzunehmen.“
Natürlich nicht!
Bei all den Unterstellungen, die als Wahrheit von einem Haufen professioneller Jesusverehrer zu einem anderen, größeren Haufen Ahnungsloser hinausposaunt werden, kann man kaum etwas anderes, als allgemeine Ablehnung erwarten.
Bei all den Unterstellungen, die als Wahrheit von einem Haufen professioneller Jesusverehrer zu einem anderen, größeren Haufen Ahnungsloser hinausposaunt werden, kann man kaum etwas anderes, als allgemeine Ablehnung erwarten.
Sie,
die immer noch das Vertrauen der Presse genießen, obwohl sie für
das Zustandekommen der letzten beiden Weltkriege bedeutende
ideologische Unterstützung „leisteten“, argumentieren
gelegentlich dreist, obwohl Jesus das Lügen strikt untersagte.
"Eure
Rede sei Ja, ja oder Nein, nein, was darüber hinausgeht ist böse."
Bei
alledem tun unsere Angreifer unschuldig, sie haben doch lediglich
ihren Empfindungen und ihrem Verdacht Ausdruck gegeben.
So
allerdings haben es auch die Inquisitoren gehalten. Bereits ein
Anfangsverdacht reichte, während mehrerer Jahrhunderte, aus.
Der einer x-beliebigen Ketzerei Angeklagte hatte seine Unschuld zu beweisen. Wenn nicht, hatte er bereits verloren und zwar wahrscheinlich sein Leben, seinen Ruf sowieso, sein Vermögen, die Unbescholtenheit seiner Familie und deren Zukunft.
Der einer x-beliebigen Ketzerei Angeklagte hatte seine Unschuld zu beweisen. Wenn nicht, hatte er bereits verloren und zwar wahrscheinlich sein Leben, seinen Ruf sowieso, sein Vermögen, die Unbescholtenheit seiner Familie und deren Zukunft.
Wie
soll man Leute nennen die kess den grunddemokratische Prinzip der
Unschuldsvermutung aushebeln?
"Die
Mormonen wollen die Welt erobern!"
Das
klingt solide und wird bis zur Stunde als Warnung verstanden.
Andererseits weiß jeder, dass die Mormonen bislang die Getriebenen
waren, die zu diffamieren kinderleicht ist.
Mein
Gesprächspartner Carlo wunderte sich, dass die Katholiken Rainer
Prachtl, Burkhard Räuber und nicht wenige andere mich unterstützten,
die wüßten doch, dass ich mich jahrzehntelang als „Mormone“
engagiert hätte.
Ich
schaute ihn an:
„Weißt
du, Carlo, diese jungen Männer haben Durchblick. Es gibt Leute die
sich nicht von Gerüchten und Parolen, sondern von ihrer eigenen
Vernunft leiten lassen.“
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