Samstag, 29. Oktober 2016

Geschichtskrtische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (6) "Zweites Jahrhundert" Gerd Skibbe

2.      Zweites Jahrhundert
2.1   Organisationsformen der Frühen Kirche und der sie beseelende Geist
       2.2  Heutige kirchliche Strukturen und dominierende Interessen.

       Es gab zwölf von Christus ordinierte Apostel. Drei von ihnen wurden, nach dem Tod des Erlösers  laut Galaterbrief als „Säulen“ oder Träger der höchsten Verantwortung anerkannt. (1) Galater 2: 9 Petrus, Jakobus und Johannes. Das in Erinnerung zu rufen ist nicht unwichtig, denn Rom behauptet Linus sei der zweite Papst nach Petrus gewesen, Anaklat der dritte und so fort. Während dieser Zeit der angeblichen obersten Führerschaft in der Kirche durch Päpste, lebte jedoch noch die „Säule“ Johannes  in Ephesus. Nach dem Tod des Petrus und des Jakobus stand ihm die Präsidentschaft zu. Er blieb Erster über sämtliche Bischöfe. Niemand war berechtigt ihm diese Führungsrolle abzusprechen, schon gar nicht ein Mann namens Linus von dem man bekanntlich nichts, überhaupt nichts weiß.
        Solche Feststellung sagt nicht, dass es in Rom damals keine ehrenwerten Bischöfe gab. Es bedeutet auch nicht, dass damit die biblische Geschichtsschreibung in Frage gestellt  wird, die vatikanische sehr wohl. Alles  war damals anders.

       Es gab in der Frühkirche Siebziger, und dreiköpfige ehrenamtlich arbeitende Bischofschaften, sowie Älteste die in Kollegien innerhalb ihrer Gemeinden wirkten. Diese Strukturen wurden bald durch zuvor unbekannte ersetzt. Die Ämter Priester, Diakone und Missionare blieben bewahrt, allerdings änderten sich deren Funktionen.

       Der Bischof, zivil gekleidet, leitete die Gemeinde. In den ersten dreihundert Jahren sind, wie Grabungen erwiesen, diese Gemeinden klein wie die Räume in denen die Gläubigen sich versammelten. Kreuze kamen nicht vor. Die Abendmahlsgeräte waren schlicht. Zeremonien gab es nicht.

      „Wie primitiv noch die Gotteshäuser im Anfang des III. Jahrhunderts waren, können wir am besten aus dem Bericht des Lampridius, vita Alex. 49, g entnehmen. Danach bewarben sich unter Alexander Severus (im Jahr 230) die Christen um einen öffentlichen Raum, auf den nur noch die Garköche Anspruch erhoben.“(2)  Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...nach seiner Kirchenordnung
       „Selbst in Rom ... mit dem absolut größten Anteil von Christen an der Bevölkerung lässt sich bis heute kein einziger christlicher Versammlungsort für die Zeit vor der konstantinischen Wende (um 325) nachweisen .... (3) Christoph Müller, Inaugural Dissertation Albert-Ludwig-Universität in Freiburg „Kurialen und Bischof...“ 2003

     Für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) ist es interessant zu hören, dass in Rom um 220, wie in ihren eigenen Gemeinden

    „…an der Seite des Bischofs zwei Ratgeber stehen. sowie das Ältestenkollegium...“ (4) Jungklaus, Kirchenordnung “Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung

     Hippolyt legte weiter  dar:

„... (Wenn es sich) um eine auszuübende Kirchendisziplin handelte... bildete der Bischof mit dem Presbyterkollegium (Ältestenkollegium) das Richterkollegium... Der Bischof ist bei jeder Taufe, bei jedem Abendmahl und bei Ordinationen anwesend... die Diakone besuchen jene Kranken und Alten die der Bischof nicht erreichen kann, aber sie erstatten ihm einen Bericht.“ (5) ebenda

      „(nach Tertullian „(vgl. de bapt.18) ist (die Taufe) bis dahin keine Taufe von Säuglingen, sondern von reiferen Kindern oder Erwachsenen durch Untertauchung). In der Frühzeit wurden nur Erwachsene getauft“ (6) Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Vandenhoeck & Ruprecht

       Wieder ist es spiegelbildlich: Mormonen taufen nur reifere Kinder und auch bei ihnen ist der Bischof ein Richter (in innerkirchlichen Belangen). Wörtlich:

„Der Bischof (einer „Mormonengemeinde) ist ein Richter.“ (7) Lehre und Bündnisse 64: 40

       Gemeinsam mit seinen Ratgebern und Mitgliedern des Ältestenkollegiums bilden sie da wie hier das Richterkollegium, das allerdings weder Übertretungen vergeben darf, noch andere als die Strafe des Gemeinschaftsentzugs oder in schweren Fällen des Kirchenausschlusses verhängen darf. Die bürgerliche Rechtsprechung wurde und ist davon nicht berührt.
Sehr unwahrscheinlich ist, dass in den ersten beiden Jahrhunderten würdigen Männern das Priestertum vorenthalten wurde, denn in Christus waren sie Gleiche, potentielle Miterben.
       Die frühe Kirche kannte und respektierte  ein niederes Priestertum, das aaronische, oder levitische, sowie die höhere Stufe, das Priestertum nach der Ordnung Melchizedeks. (8) (9) Hebräer 5: 5-6 „…niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern er wird berufen von Gott gleichwie Aaron. Also auch Christus hat sich nicht selbst in die Ehre gesetzt, dass er Hoherpriester würde, sondern der zu ihm gesagt hat: "Du bist mein lieber Sohn, heute habe ich dich gezeuget." Wie er auch am andern Ort spricht: "Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks."
        (9) Chr. Müller „Kurialen und Bischof, Bürger und Gemeinde in der gallischen Stadt des 4. bis 6. Jahrhunderts“ 2003: „Petronius´ letztem Willen zufolge sollte ihm sein Bruder Marcellus, Mitglied des dortigen Klerus und bereits mit den Weihen eines Leviten versehen, nachfolgen.“

       Papstwappen zeigen sowohl den silbernen wie den goldenen Schlüssel des Priestertums, die kaum anders als im Sinne zweier Rangstufen verstanden werden können:
Wappen des Papstes Franziskus

       Niemand der einer Gemeinde diente erhielt Lohn für seine Arbeit, ausgenommen jemand beanspruchte die Rückzahlung einer persönlichen Auslage.
       Noch im Jahr 220 tadelte der römische Bischof Hippolyt Rom die ebenfalls römische Gemeinde der Theodotianer  die ihrem Bischof ein Gehalt zahlte,  dies sei eine „gräuliche Neuerung“ (10) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“  Erst mit der Inkraftsetzung konstantinischer Regelwerke änderte sich das.
       Mit Konstantin kam der privilegierte Klerikerstand hervor.
Vor 319 hatte niemand den Bischofsstuhl ‚bestiegen’. Der erwählte Mann wurde auf Weisung eines „Primus“ durch andere Bischöfe eingesetzt, nachdem die betreffende Gemeinde ihre Zustimmung zu dieser Berufung – wahrscheinlich durch Erheben der rechten Hand – gegeben hatte. Inthronisierungen gab es erst nach Nicäa. Danach kam es zu regelrechten Wettrennen um einen Bischofssitz. Dieser erschien gewissen Bewerbern immer lukrativer zu werden:

„Konstantin (hatte 325) die Verfügung getroffen, Angehörige des Klerikerstandes generell von curialen Lasten zu befreien, das dürfte einige der Curiales (den Stadtadel) dazu verführt haben, die städtischen Verpflichtungen abzustreifen und eine Position im Klerikerstand anzustreben… Kleriker dürfen zudem staatliche Unterstützung, wie Getreidezuwendungen in Anspruch nehmen.“ (11) Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie – Aspekte einer Zeitenwende“
Solcher Paradigmenwechsel musste dem Geist der Kirche schaden.

Wäre es nicht so traurig, man könnte darüber lachen, sich vorzustellen wie ein paganer Großreeder eines Morgens erwacht und nach schlimmen Albträumen ausruft: „Heureka!  Ich lasse mich taufen.“ Seine Frau wird ihn gefragt haben ob er verrückt geworden sei. „Deine Senatoren werden dich schneiden. Christen werden Leute die nicht alle Tassen im Schrank haben!“
„Nein, mein liebster Schatz!  Sie werden sich grün ärgern, dass nicht sie sondern ich zuerst auf die Idee kam. Von den gesparten Steuern werde ich dir einen Palast bauen, mit einer goldenen Kutsche wirst du durch die Stadt reisen. Gaffen werden sie und deine Gunst suchen!“

Zuvor war es lebensgefährlich Christ oder gar Bischof zu sein. Todesmutig standen sie da und erfreuten sich der Segnungen Gottes. Nach Nicäa wandte sich das Blatt. Die Eigensüchtigen schossen wie Unkraut nach warmem Frühlingsregen auf. Charaktere die der Geld- und Geltungssucht nicht widerstehen konnten rissen das Priestertum an sich. Sie genossen zwar nicht mehr die Privilegien Gottes der inneren Ruhe und Geborgenheit, sondern stattdessen die  handfesten  ihres Kaisers.  

„Ein Posten im höheren Klerikat, speziell die Bischofswürde, offerierte dem Amtsinhaber die Kontrolle über nicht unerhebliche Geldmengen, auch wenn sich diese offiziell nicht im persönlichen Besitz des Bischofs befanden. Natürlich konnte sich der Staat auf Dauer nicht leisten, die für das Eintreiben der munizipalen Steuern verantwortlichen Curialen und deren Güter an die Kirche zu verlieren. So verwundert es nicht, dass im Westen der unter den Kaisern Valentinian III. und Maiorian 439, 452 und 458 Versuche unternommen wurden, das absolute Ordinationsverbot für Decurionen zu reaktivieren“ (12) Jörg Köpke „Die italienischen Bischöfe unter ostgotischer Herrschaft 490-552“, 2006

Als jemand der das Aufkommen des „real existierenden Sozialismus“ in Ostdeutschland hautnah miterlebte, weiß ich, wie das in der Praxis funktioniert, die Gesinnungen von Menschen zu kaufen. Wer in der sowjetisch besetzten Zone „etwas werden wollte“ glaubte sich bald inmitten des Elends der Nachkriegszeit genötigt den Kommunismus zu loben, obwohl er selbst das „System“ lieber laut getadelt, wenn nicht verflucht hätte. Der in Ostdeutschland meistgehasste Stalinist, namens Walter Ulbricht gab schon vor Gründung der DDR (Oktober 1949) Weisungen mittels Geld und andere Privilegien leichtfertige Leute zu locken bei der Errichtung des unnatürlichen Systems mitzuwirken, dem er sowie eine handvoll Gleichgesinnter sich verschrieben hatten. Sie vermochten sich auch deshalb durchzusetzen, weil es im Land die sowjetischen  Panzerkolonnen gab, meist wohl versteckt, aber dennoch immer präsent. Ein einigermaßen gebildeter arbeitsscheuer junger Mann konnte sich auf kurzem Weg bewerben Offizier der Volkspolizei zu werden. Binnen Wochen stieg sein Gehalt, als vorheriger Facharbeiter etwa im Juni 1949, von 200 auf 600 Mark Nettoverdienst. Im Straßenbild erschienen damals  umgehend mehr Offiziere als Mannschaften. Sie ließen sich aushalten und dienten einem Staat der offen unpopuläre Entscheidungen diktierte, wie Zwangsenteignungen und Überwachung sowie durch Verhaftungen Andersdenkender.  Die werteschaffende Bevölkerung zahlte den Gesamtpreis.
So etwa ging es nach Nicäa, konkret nach Verabschiedung des Gesetzes zum Glaubenszwang Cunctos populos 380, im Herrschaftsbereich römischer Legionen reichsweit zu. Unterwerfe dich oder du wirst leiden.

Ähnlich ging bereits Konstantin vor. Er erwarb die Gesinnungen. Damit richtete er die eigentliche  Kirche zugrunde. Das Neue, das er produzierte trug allerdings den Schimmer von Gold und das  mögen viele. Einige wollten sich blenden lassen.
Das Buch Mormon lehrt dagegen:

„Der Arbeiter in Zion (Kirche) soll für Zion arbeiten, denn wenn sie für Geld arbeiten werden sie zugrunde gehen.“  (13) 2. Nephi 26: 31

Nach dem 1. Ökumenischen Konzil zu Nicäa wünschten Viele „Christ“ zu werden, nun da ihnen wegen dieses Schrittes keine Gefahr mehr drohte. Im Gegenteil. Konstantins scheinbar christengünstige Gesetzgebung, lockte nicht nur ehrenwerte Männer ins Verderben. Die Witwen und die Waisen, die Kranken und die Parasiten fühlen sich angezogen. Hinzu kam die sich ihnen darbietende Freundlichkeit und Aufmerksamkeit  die sie in den Gemeinden empfingen. Des Kaisers Erlaubnis Bischöfe dürften sich der Armenkasse seines Imperiums bedienen, führte auch zu fast kostenloser Brotversorgung nicht nur der Bedürftigen. Konstantin wollte zwar, dass die Kirche wächst, denn sie sollte ihm helfen, Ordnung ins Chaos zu bringen. Sie sollte ihm dienen. Aber all die Wohltaten einschließlich der finanziellen Sonderstellung anderer ‚Kleriker’, wollten jetzt immer mehr Leute genießen. Sehr bald erkannte Konstantin, dass ihm ein unerwartetes Defizit drohte. Konsequenterweise schrieb er nur wenige Monate – schon 326 - nach der quasi-Anerkennung der Kirche, 325, samt den nun sichtbaren Folgen, die  „auri lustralis collatio“ aus. Sie wurde als „chrysargyrion“ bekannt und bald berüchtigt. Jeder der ein Gewerbe betrieb musste sie zahlen.

„(Diese) Gold- und Silbersteuer … wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte…“

Man bedenke, zu diesem Zeitpunkt galt ausschließlich die katholische Kirche – die Kirche Konstantins – reichsweit! als erlaubte Religion.

„…Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte. ...Die Höhe der Steuer berechnete sich nach dem im Gewerbe tätigen Kapital des Betroffenen. Dazu zählten Werkzeuge, Vieh, Sklaven, sie selbst und ihre Familienangehörigen... Zunächst sorgten die Kurialen und hafteten wohl auch für die Eintreibung dieser Steuer bei den Händlern und Handwerkern ihrer Stadt (Gr. Naz., ep. 98), ab 399 sollten sich die Händler dann jedoch geeignete mancipes aus ihrer Mitte zur Steuereinsammlung wählen, damit nicht länger den Kurialen diese Last aufgebürdet würde. Für die Verwaltung der eingegangenen collatio lustralis war der praefectus praetorio, deren Vikare oder Statthalter zuständig (Jones, LRE I, 434). Reiche Fernhändler, die diese Steuer zahlen könnten und sollten, setzten sich über See ab, zurück blieb nur der arme Handwerker mit seinem Werkzeug, mit dem er sich kaum ernähren könne... Hunde setzten die Steuereintreiber den fliehenden Händlern und Handwerkern nach, so dass es sogar vorkam, dass Eltern ihre Kinder in die Sklaverei verkaufen mussten, um die Steuer aufzubringen. Auch Zosimus zeichnete das gleiche Schreckensbild wie Libanios. Immer wenn die Zeit der Steuererhebung näher rückte, so Zosimos, erhob sich Jammer und Wehklagen in jeder Stadt. Die, die aufgrund ihrer Armut nicht konnten, wurden mit Peitschen und Martergerät gefoltert. So kam es, dass Mütter ihre Kinder verkauften und Väter ihre Töchter an Männer feilboten, um den Steuereintreiber das chrysargyrion liefern zu können. Jones hielt nach Auswertung der einschlägigen Quellen trotz der vielen Klagen der Zeitgenossen über die annona die Belastungen durch die collatio lustralis für härter... Wie eine Stelle aus der Vita des Johannes Eleemon schildert, war in Alexandria neben den öffentlichen Steuern und der Miete für den Laden zudem noch ein Handgeld für den Marktaufseher, der diese Gelder eintrieb, üblich. Hinzu kam für die in Kollegien organisierten Handwerker und Händler, zu denen ein Großteil der städtischen Gewerbetreibenden gehörte, die Verpflichtung zur Leistung von munera, deren Durchführung von den Kurialen der Heimatstadt organisiert wurde... Schuhmacher galten offenbar als besonders arme Männer, doch selbst auf ihr Schustermesser als ihr einziges Kapital würde, so Libanius, die Steuer von unerbittlichen Steuereintreibern erhoben (Lib., or. 46, 22).“ (14) Sabine Hübner “Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens” 2005

 „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert, nun aber mit der hinzugefügten Einschränkung, dass sie mit ihren erwirtschafteten Gewinnen die Armen unterstützen sollten. Dieses Gesetz ist ein erster Hinweis darauf, dass offenbar viele Gewerbetreibende in den Klerus strömten und man einen Missbrauch verhindern wollte. Es ging den Kaisern jedoch nicht darum, mögliche Steuerverluste durch reiche Händler im Klerus zu vermeiden, denn deren erwirtschaftete Überschüsse sollten ja den Bedürftigen und nicht dem Fiskus zukommen. Es sollte aber augenscheinlich verhindert werden, dass sich erfolgreiche und wohlhabende negotiatores allein wegen der Steuervorteile zu Klerikern ordinieren ließen, um fortan abgabenfrei ihre Geschäfte betreiben und noch höhere Gewinne erzielen zu können. … Viele gingen nach ihrer Weihe ihrem Gewerbe auch weiter nach, Diakone und Presbyter ebenso wie Lektoren. Sie dachten vermutlich auch nicht daran, (ihr Gewerbe) aufzugeben.“ (15) Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976

Jesus dagegen hatte sein Prinzip der Selbstlosigkeit seiner Anhänger verbindlich proklamiert:

"Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird  den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." (16) Matth. 6: 24

       2.2  Heutige kirchliche Strukturen und dominierende Interessen.

Keine Kirche kann auf Geld verzichten.  
Aber: der Unterschied, zwischen der eigentlichen, der Frühkirche und den heutigen Großkirchen  kann größer nicht sein:

-        -  die Christen gaben,
-      -  und die Konstantinianer nahmen. Sie nehmen es bis heute, sowohl als Kirchensteuer, die der Staat einzieht wie auch durch Inanspruchnahmen fragwürdiger „Entschädigungen“ durch den Staat (dessen Einnahmen zu ungefähr 90 Prozent aus den von jedermann zu zahlenden Steuern stammen.) Dies sei ein Ausgleich für Enteignungen in napoleanischen Tagen, immerhin bleibt fragwürdig, auf welchem Weg die Kirche die Ländereien und Vermögen zuvor erwarb.  Expertenschätzungen ergaben, dass die Steuerzahler seit Gründung der Bundesrepublik etwa 15 Milliarden Euro gezahlt haben. (17) Statistik, Bundeshaushalt 2015

Tertullian (160-220) beschreibt, dass es damals ganz anders war:

„dass jeder (Christ)  einmal im Monat gibt, oder wann er will, wenn er überhaupt will, und wenn er kann; denn es wird niemand gezwungen“ (18) Ludwig Hertling SJ, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“

Diejenigen die nach Nicäa, 325, Sterbende überzeugten, sie müssten ihre Ländereien und ihr Vermögen wenigstens teilweise „Gott“ schenken, die Urkundenfälscher, die Steuereintreiber, Bettelmönche, Ablasshändler  vieler Jahrhunderte raubten das Geld der Witwen und Waisen. Das kennzeichnete den Abfall vom Ideal. Mehr, es war Abfall von Gott, die Ablehnung seiner Grundsätze in der Realität. Er sah es auch voraus und warnte:

„…sie fressen der Witwen Häuser und wenden langes Gebet vor. Diese werden desto mehr Verdammnis empfangen.“ (19) Markus 12: 40

Christus konnte sein Reich nicht gemeinsam mit den Geistlichen des pharisäischen Judaismus aufbauen, obwohl es fraglos positiv hervorragende Leute unter ihnen gab: denn „sie wenden lange Gebete vor…“ das nannte der Herr selbst „Heuchelei“. Er gab die strikte Weisung, den „Sauerteig der Pharisäer zu meiden, die da ist die Heuchelei.“   (20) Lukas 12: 35

Das war kein gutgemeinter Ratschlag, sondern ist ein Gebot. Erschütternd für Nachdenkliche ist, in welchem Ausmaß das konstantinische Denken noch das 21. Jahrhundert dominiert. Zusätzlich zu Entschädigungszahlungen nehmen die Großkirchen, was sie bekommen können:
Kirchenexperte Carsten Frerk erklärte auf Nachfrage des "Spiegel" die Lage am Beispiel von Bayern: 

„Die sieben Bistümer des Freistaats haben jährliche Kircheneinnahmen von rund 1,2 Milliarden Euro, trotzdem zahlt das Land (der Staat) die Gehälter von beispielsweise fünf Bischöfen und zwei Erzbischöfen, zwölf Weihbischöfen, 60 Kanonikern sowie 33 Erziehern an bischöflichen Priester- und Knabenseminaren.
In Bayern flossen dafür allein im vergangenen Jahr 65 Millionen Euro vom Freistaat an die katholische Kirche, hinzu kamen 21 Millionen für die evangelischen Kollegen. Auch Baden-Württemberg zeigte sich gegenüber den Geistlichen großzügig: Je 49 Millionen zahlte das Land 2009 an die katholische und die evangelische Kirche.
Im protestantischen Norden fallen die Zahlungen etwas geringer aus, sind aber trotzdem beeindruckend: Die evangelische Kirche erhielt vom Land Niedersachsen 30 Millionen Euro, die Katholiken 7,6 Millionen Euro. Insgesamt zahlte Deutschland im Jahr 2009 mehr als 442 Millionen Euro für kirchliche Personalkosten. Die Empfänger der Gehälter finden das nicht unangebracht, sondern selbstverständlich"

Aus diesen Reihen kommen zeitgleich die seltsamsten Verleumdungen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, offen oder verdeckt.  
Die Verweltlichung wurde damals forciert indem weitere antike Kaiser bestimmten was christlich und was verboten ist. Es entstanden Strukturen die mit dem Original kaum noch etwas gemeinsam haben. Das Fortleben des Geistes der Cäsaropapisten ist offenbar.

Die Kraft die vom ursprünglichen Christentum ausging sollte die Menschen der Kirche stärken, nicht den Staat. Eben dies wollte Christus unterbinden.
Schlau wie die römischen Kaiser waren, spannten sie die Geistlichen der Kirche mit aufmunternden Worten und Verheißungen vor ihren Karren.  Die ganz Klugen der Kirche lernten im Verlaufe der Zeit selbst die Ärmsten nahezu aller Staaten auszubeuten. Das „goldene“ Zeitalter des überfrommen Spanien, zwischen 1500 und 1600 bezahlten die „bekehrten“ Indianer Mittel- und Südamerikas. Silberflotten segelten das erpresste Inka- und Aztekengold herbei. Dieser Reichtum zauberte allerdings keine Supergetreideernten hervor und auch keine Konsumgüter. Spanien stürzte bis 1600 mitsamt dem Raubgold dreimal in den Staatsbankrott.
Wie konnte all das passieren?
Schritt für Schritt! Paso a paso.  Bald hielten es selbst die besten Priester für selbstverständlich, dass sie vom Staat besoldet wurde. 
Vor allem in Deutschland ist das bis heute so.

Sie bemühen sich in der Gunst des Staates zu stehen und zu bleiben. Wenn es um die Bewertung des Wahrheitsgehaltes der Lehren etwa der Mormonen geht, ist vielen Geistlichen ihr eigenes Wohlergehen, die Sicherung ihrer momentanen Vorrechte wichtiger als die Verteidigung jener Ideale für die sie eigentlich einstehen sollten. Sie wenden lange Gebete vor, zugleich sind sie es die den Mormonenmissionaren als eiserne Wand entgegenstehen: „Mormonen sind die mit den vielen Weibern!“ Ratsch! Out!
Aber, das steht fest, diese jungen Leute erhalten außer von ihren Familien keinen Pfennig für ihren Dienst. Sie sind Vorbilder an Idealismus - und! Die Behauptung sie verkündeten religikösen UNSINN ist eine Lüge, gegen deren Verbreitung sich nur selten großkirchliche Geistliche wenden.

Eben, um all das klar zu belegen entsteht dieses Buch. Unwiderleglich wird hier aus den Resultaten internationaler Geschichtsforschung erklärt, dass der verfemte "Mormonismus" nicht mehr und nicht weniger ist, als das Spiegelbild der Frühkirche, in all ihren Facetten und Details.
Als eine Schande ohnegleichen hat sich infolge weltweiter Forschung herausgestellt, dass insbesondere die urkirchliche Lehre vom voriridischen Dasein aller Heutemenschen aus politischen und finanziellen Gründen bereits im sechsten Jahrhundert verflucht und eliminiert wurde.


Da liegt der Schwerpunkt, in der Kumpanei großkirchlicher Theologie mit den Ideen von Verbrechern des Typs Justinian, der nach dem Urteil seines Biografen Prokop "Blut wie Wasser vergiessen konnte."

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