Aus einer Ansprache von Marlin J. Jensen
"... ein anderes Beispiel stammt aus dem Leben von Willard Bean, einem bemerkenswerten Mann, der als der „kämpferische Geistliche" bekannt wurde. Im Frühling 1915 wurden Willard und seine junge Frau, Rebecca, von Präsident Joseph F. Smith berufen, „fünf Jahre oder länger" eine Mission in Palmyra, New York zu erfüllen. (Vicki Bean Topliff, Willard Bean, „The Fighting Parson", Seite 87.) Ihre Aufgabe war es, das kurz zuvor erworbene Anwesen Joseph Smiths zu beziehen und die Kirche in dem feindlichen Umfeld, das damals in Palmyra herrschte, wieder zu errichten.
Bruder und Schwester Bean erfuhren von allen Seiten schroffe Abweisung, als sie sich in Joseph Smiths Haus niederließen. Die Menschen in der Stadt sprachen nicht mit ihnen und bedienten sie nicht in den Läden. Passanten blieben vor dem Haus stehen und schrien ihnen Obszönitäten zu. Ihre Kinder mußten in der Schule in der hintersten Ecke sitzen und wurden von den anderen Kindern in der Klasse gemieden.
Willard, vollendeter Sportler und ehemals preisgekrönter Boxer, beschloß, das Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern, und organisierte einen Boxkampf in Palmyra. In einem alten Opernhaus wurde ein Ring aufgebaut, und der kämpferische Geistliche lud jeden, der wollte, zu einem Boxkampf ein.
Als die Nacht des Kampfes gekommen war, saßen die härtesten Männer in Palmyra in den ersten Reihen. Einer nach dem anderen bestieg den Ring, nur um Sekunden später wieder hinausgetragen zu werden. Das ging so lange, bis auch der siebente Herausforderer aus dem Ring getragen wurde.
Bruder Beans Gewandtheit im Kampf wurde bei einer anderen Gelegenheit, als er durch die unfreundlichen Straßen Palmyras ging, eher spontan eingesetzt. Ein Mann, der gerade seinen Rasen sprengte, richtete den Schlauch auf Willard und spottete: „Ich habe gehört, ihr Leute glaubt an die Taufe durch Untertauchen." Der athletische Willard soll über den Zaun gesprungen sein, der die beiden voneinander trennte, und erwidert haben: „Ja, und wir glauben auch an das Händeauflegen." (Willard Bean, „The Fighting Parson", Seite 14.)
Auch wenn Bruder Beans Methoden etwas unorthodox waren und bestimmt nicht mit dem heute genehmigten Missionsprogramm der Kirche vereinbar sind, so waren sie nichtsdestoweniger wirkungsvoll. Widerstrebend begannen die Menschen in Palmyra nachzugeben und Bruder und Schwester Bean als die guten Menschen zu akzeptieren, die sie waren. Mit der Zeit wurden sie eingeladen, die Kirchen der Stadt zu besuchen und den damals bestehenden Organisationen beizutreten. Sie errichteten eine Gemeinde der Kirche und halfen beim Kauf des Hügels Cumorah und der Farm von Martin Harris und von Peter Whitmer. Aus der Mission von „fünf Jahren oder mehr", zu der der Prophet sie berufen hatte, wurden fast fünfundzwanzig Jahre. In der Zeit hatte sich die Einstellung der Menschen von Palmyra den Beans gegenüber von Feindseligkeit zur Toleranz, zu Bewunderung und schließlich zu Liebe gewandelt. Die Macht eines guten Lebens ist wahrlich groß.
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