Montag, 29. Juli 2013

Im Hexenkeller Penzlin

Ingrid und ich wohnten, während unserer Missionszeit, 2004-06, sehr nahe am Penzliner Hexenkeller. Während eines abendlichen Spaziergangs kreuzten wir ungezielt eine mehrere hundert Menschen umfassende Menge anscheinend heiterer Leute.
Wie sich herausstellte, war dies eine lockere Zusammenkunft von Leuten aller denkbaren Schattierungen. Einige amüsierten sich über das angebliche Hexenwesen, andere behaupteten von sich zur Zunft zu gehören.
Wir nahmen es gelassen.
Die Menge wogte rings um jenen schrecklichen Museumskeller der Burg Penzlin, in dem Folterinstrumente zu sehen sind.
Es handelt sich tatsächlich um ein bedeutendes Museum mit originalen Plätzen in die Mönche der Zauberei angeklagte Frauen eingesperrt haben.
Noch kurz vor dem Sieg der Reformation 1525 in Mecklenburg, wurde eine junge Adlige verbrannt, weil sie eine von Luthers Schriften gelesen und dabei ertappt wurde.
Manchmal brachte ich die jungen Missionare dorthin. Junge Schwestern mutete ich zu sich auf den Nagelstuhl zu setzen.
Ich selbst am Marterkreuz, rechts der erwähnte Stuhl, die Schiene vor der Rückenlehne wurde dem Verdächtigen auf die Brust gelegt. Folterknechte drehten die Schrauben fester
Was Menschen einander antun konnten, die jedes Gefühl für Mitmenschlichkeit durch finstersten Fanatismus ersetzt hatten,  wurde hier nachvollziehbar.
Kurz darauf fand in Neubrandenburg-Mecklenburg  unsere Distriktkonferenz statt. Ich sah durch einen Fensterspalt, dass zwei oder drei Schwarz gekleidete Leute den Vorraum kreuzten.
Ich ging hinaus. Den letzten packte ich am Ärmel.
Im Gespräch ergab sich, dass die jungen Störer eine Art Mutprobe ablegen wollten, und es gehörte zur ihrer Philosophie zu beweisen, dass Böses nur durch Böses  überwunden werden kann.
Sie folgten meiner Einladung am kommenden Sonntag meine Untersucherklasse zu besuchen...
sie kamen zu dritt, dann zu viert und schließlich konnte die Vollzeitmissionare die Gruppe, der drei Mädchen angehörten belehren.
Wir waren alle überrascht wie schnell sie den gegenteiligen Sinn unserer Philosophie verstanden. Ich bin nicht sicher wieviel Licht sie empfingen. Jedenfalls waren sie am Gegenstück ihrer bisherigen Vorstellungen interessiert und zwar so sehr, dass bald darauf  zwei ein wenig zitternde Mütter dieser Mädchen in der Gemeinde erschienen:
"Wir möchten uns ein Bild machen!"
"Gerne!"
Die Mütter waren allen Ernstes in Sorge, ihre bislang mit dem Satanismus sympathisierenden Töchter, könnten von uns völlig verführt werden.
    
Sie kamen allesamt nicht wieder.

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