Der Begriff Bischof assoziiert die
Vorstellung er sei ein sehr bedeutender Kirchenmann, der über tausende und
zehntausende Christen die Aufsicht wahrnimmt. Aber das gilt nicht für die Alte
Kirche. Damals
„waren
die Bischöfe einfach die Vorsteher im
Kreis
der Ältesten und hatten keine besonderen Rechte... Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts
dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
Sie standen den Gemeinden vor und diese, auch die römischen, waren klein. Einige Gemeinden bestanden aus nur zwanzig oder dreißig Mitgliedern. Die Bischöfe erhielten in den ersten 200 Jahren keine Aufwandsentschädigungen:
„...Manche
Bischofsstädte (um das Jahr
400
G.Sk.) hatten nur eine einzige Kirche,
und
diese besaß die Maße einer
bescheidenen
Dorfkirche"
Hertling, „Geschichte der Katholischen
Kirche bis 1740“ Morus-Verlag, Berlin S. 45, 46
Dennoch gab es überall ordinierte Priester und Diakone, die selbstverständlich alle ihren Beruf zum Broterwerb ausübten. Jeder Mann konnte und sollte Priester werden. Maßstab war der Grad seiner christlichen Lebensführung: Das Gebot der Keuschheit musste unbedingt beachtet werden, d.h. ein Mann durfte selbstverständlich seiner Ehefrau beiwohnen. Er durfte aber keine außerehelichen sexuellen Kontakte unterhalten, er musste ehrlich und treu sein, worin sich sein Glaube an Christus ausdrückte.
Bei
der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der
Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum"
empfangen...“ Jungklaus, Full Text of: „Die
Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“.
Erst nach 325 nahm die Bedeutung des
Bischofsamtes in dem Maße zu, wie es für die Kirche selbst immer weniger Gutes
bewirkte. Sobald Bischöfe anerkannte Beamte des Staates wurden, versuchten reiche
Geschäftsleute "Bischof" zu werden, weil sie dann gerichtlich nur
noch schwer zu belangen waren. Vor allem genossen sie Steuerfreiheit.
„Konstantin
(hatte) die Verfügung getroffen, Angehörige des Klerikerstandes generell von
curialen Lasten zu befreien, das dürfte einige der Curiales (den Stadtadel)
dazu verführt haben, die städtischen Verpflichtungen abzustreifen und eine
Position im Klerikerstand anzustreben.“
Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde
Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
Ab 330 wurden deshalb die
"Bischofsstühle bestiegen", nicht selten erst nach der Niederringung eines Konkurrenten.
In Deutschland sind die großkirchlichen Bischöfe weiterhin
Angestellte des Staates, auf deren Besoldungslisten sie stehen.
„Bischof-GL-Müller“. 2006 Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bischof-GL-M%C3%BCller.JPG#/media/File:Bischof-GL-M%C3%BCller.JPG |
In vorreformatorischer Zeit, etwa um 1400, erreichte
das Bischofsamt den höchstdenkbaren Grad an Verkommenheit, obwohl es durchaus
auch ehrenwerte Männer gab, die danach trachteten ihr Amt gewissenhaft zu
verwalten. Aber diese bildeten die Ausnahmen.
„...Wenn
die Kirche dem armen Laien wenig bot, so hatte sie dafür einen zureichenden
Grund: die Mehrzahl der Geistlichen besaß auch nicht viel mehr von Lehre und
...Inhalt des Glaubens. Das Amt des Bischofs war völlig verweltlicht. Ihre
Weiber, Gelage, die Jagd... waren ihre Tagesinteressen. Es gab Kirchenfürsten
und Äbte die kein Latein verstanden und nicht lesen und schreiben konnten.
Nicht viel besser erging es der Mehrzahl der Mönche und der Plebanen, den
Pfarrgeistlichen, denen vorzugsweise die Seelsorge für die Laien oblag. Wenn
sie beim Gottesdienst Gebete und Reden lateinisch lesen mussten, so
buchstabierten sie mürrisch, ohne Verständnis des Sinnes und der Worte, ihnen
selbst war barbarisch, was sie beteten, und das galt für natürlich, weil
jeder Müßiggänger und faule Bauch sich in den Priesterstand drängte (Bezug:
Nic. De Clamengis De praesulibus simoniacis, ed J.M. Lydius, 1613, p. 165)Der
Franziskaner Bernhard Baptisè klagte in einer Predigt, die er auf dem Konzil
in Costnitz vor den Kirchenfürsten und der versammelten Geistlichkeit Europas
hielt: „So schlecht sind unsere Geistlichen geworden, dass schon fast
die ganze Geistlichkeit dem Teufel verfallen ist.“ (Bezug: v.d.
Hardt, Con.Const. T.I.P. XVIII. P.880 sq)... die hussitische Bewegung begann
mit dem Zorn und Ärger über unredliche Gewaltakte der kirchlichen Partei...
im Jahr 1392 wurde das Jubeljahr auf dem Vissegrad verkündet, von Latäre bis
zu Kreuzerhöhung wallfahrtete zahlloses Volk zu den heiligen Stellen durch
die Städte von Prag, spendete und beichtete und erhielt dafür reichlichen
Ablass. Großes Geld nahm die vornehme Geistlichkeit ein, die Beutel der Armen
wurden leer. Die Einnahmen musste der Erzbischof mit dem König Wenzel
teilen... auch Magister Johannes (Hus) gab seine letzten vier Groschen dem
Beichtvater, so dass er zuhause nur trockenes Brot zu essen hatte..."
Gustav
Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ Zweiter Band. Leipzig, S.
218-219, 223
In der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage findet man das Urbild des Bischofs
und die Ur-Gemeinde, in der jeder Mann ehrenamtlicher Priester
werden kann, (das er mit seiner gleichberechtigten Ehepartnerin teilt).
Vorausgesetzt er lebt sexuelle Reinheit und, dass er sich um Ehrlichkeit und
Wahrheitsliebe bemüht um so seinen Glauben an Jesus Christus
auszudrücken.
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