Wenn es um ihre Schutzbefohlenen
ging und geht schauten Tugend- und Nachtwächter seit je scharf hin. Das
schulden sie ihrem Jobverständnis.
Studierte Gutmenschen und
Saubermänner blicken ebenso ausforschend auf die unter ihrem Niveau
befindlichen Mitmenschen herab. Stolz auf sich selbst sind einige, wie weit sie es
gebracht haben. Das wird ihnen umso mehr
bewusst, wenn sie „abgewürgte“ und „elend irregeführte“ Mormonen von ihrer hohen Warte aus betrachten.
Ihre für solche Fälle geltenden Losungsworte
stehen auf flatterndem Banner geschrieben, getragen von Harlekinen aller
Couleur. Die schreiten wie ein strammes Fähnlein mittelalterlich gebildeter und
ebenso gekleideter Harlekine vor ihnen her:
„Was ein Sektierer ist, das
bestimmen wir“
und
„Ein guter Mensch gibt
gerne acht, ob auch der andre was Böses macht.“ Wilhelm Busch
Allerdings stimmt der Vergleich
nicht ganz, denn nie und nimmer durfte ein Nachtwächter ein Glühwürmchen für
den zündenden Funken halten, der die Stadt in Schutt und Asche legen könnte,
das versteht sich von selbst!
Ganz anders die Verkünder der Wahrhaftigkeit „Christi“. Die dürfen das.
Sie dürfen es immer noch.
Dr. Kurt E. Koch von dem e. V. Bibel- und Schriftenmission,
alarmierte erst vor einigen Monaten die scheinbar nur halbwache Menschheit, um
Himmels willen, angesichts der lauernden Mormonengefahr, nicht ganz
einzuschlafen:
„Wer sein Herz einmal der Lehre der Mormonen… geöffnet hat,
der kann sich nicht mehr in eigener Kraft lösen. Er wird umklammert, umstrickt
und langsam abgewürgt.“
Wow! Mich wundert‘s, dass ich und
einige Millionen Mormonen nach so vielen Jahren, der „Umklammerung“, der
“Umstrickung“ und des „Abgewürgtseins“ noch atmen und sogar noch denken
können.
Da gab es einen gewissen Herrn
Pastor Zimmer, der schrieb schon vor 100 Jahren ähnliche Sachen, die man nicht
unbedingt erneut auftischen muss.
Scheinbar lautere, von nicht
wenigen seiner Mittheologen hochgeschätzte Perlen der Arroganz und der
Menschenverachtung schüttete er über die Häupter Wissbegieriger aus.
Das durfte er und seine Gläubigen dürfen immer noch. Gewissen?
Warum? Sobald auf einem Sack das Etikett „Mormone“ steht und dieses Schild
in ihr Blickfeld gerät, erlauben sie sich großmütig, mit einem Stecken drauf zu
kloppen. Leuchtenden Angesichtes ermuntern sie einander: Nicht so ängstlich!
Immer drauf.
Experten für Schulausstellungen, Zeitungsartikel, „Informations“schriften und
„Fach“auskünfte verkünden ihre ernste Warnung vor den „umstrickten“ und „umklammernden“
Mormonen recht aufrüttelnd nahezu jeden Tag. Ihre Verfasser vertrauen dabei
felsenfest auf die allemal vorausgesetzte diesbezügliche Unwissenheit ihrer
Hörer und Leser.
„Die Mormonen sind für
Außenstehende ein unheimliches Mysterium, mehr Sekte denn Kirche.
Geheime Tempelrituale, Vielweiberei, Alkohol- und Tabakverbot, Heerscharen
aggressiver Missionare – eine Mischung aus Wirklichkeit und Fiktion.“ Stefan Wagner, Focus 2002
Jeder Dussel darf, denn er
beansprucht vor allem für sich selbst das Recht auf freie Meinungsäußerung. In
meinem Geburtsjahr, 1930, erhob der hochbesorgte Pfarrer Rößle die Stimme
gegen die ausdrücklich von ihm – und nicht nur vor ihm - „satanisch“ genannte Lehre
der „Mormonen“.
Und dieser aus
hochchristlichen Gründen rotgefärbte Faden der Weisheitsverbreitung riss nie
ab. Erst gestern, am 01. Juli 2015 warnte der ach so fromme Schweizer
Biblkreis um Herrn Wepf im Internet:
„Die Mormonen sind
eine der gefährlichsten Irrlehren der Neuzeit.“ Verfasser: bpö/l
Und dann muss man mal die
Begründungen lesen. Na, sowas von Kompetenz. Das zieht dir glatt die Socken aus.
Natürlich dürfen die Mitglieder der Kaste der kritischen Mormonismusexperten sogar
jedes Gebot der Bibel übertreten, weil solche „leichte“ Verbiegung eines
ehernen Gesetzes ja einem noblen Zweck dient: die zuvor „Abgewürgten“ in die
Pfanne zu hauen.
Erhebt nun jedoch, wider alles
Erwarten, ein alter „Abgewürgter“ noch im letzten Zucken leise die Stimme um zu
beschwichtigen:
„Du sollst nicht
falsch gegen deinen Nächsten aussagen!“ Exodus 20,
dann kränkt sie das. Denn: sie
dürfen. Ihre erhellten Vorbilder leuchten ihnen voran: Hat Dr. Martin Luther
nicht gesagt:
„sündige tapfer, glaube tapferer!“
(Pecca fortiter. Crede fortius.)
Das macht doch einen Heidenspaß,
wenn man so aufgefordert wird, die „Sau raus zu lassen“. Die „Mormonen“
zusammen zu kloppen, muss einfach sein.
Denn, und das ist so gewiss wie
das Amen in der Kirche, die schlagen nicht zurück. Das verbietet ihnen "ihr" Buch
Mormon. 4. Nephi 34
Die sind ja keine islamistischen Gottesstaatkrieger,
obwohl man die sogenannten „Heiligen der Letzten Tage“ liebend gerne in diese
Ecke stellen möchte.
Vor den Nahost-Extremisten macht
man lieber einen Hofknicks oder das, was ihre Glaubensvorgänger durch
Konstantin lernten: man provoziert den Stärkeren nicht - nicht ungestraft.
So haben die frommen Wächter die
sich selbstverständlich für gute Christen halten, den Luther und ein paar
Dutzend Päpste auf ihrer Seite. Der Luther hat zwar schlankweg – außer ein paar
wirklich exzellenten Sätzen und zwei früheren, echten Heldentaten (Widerstand
gegen Rom und Bibelübersetzung) – das Hochgesetz der Intoleranz vertreten, und
die vermaledeiten Mormonen eben nicht:
„Mit Ketzern braucht
man nicht viel Federlesens zu machen, man kann sie ungehört verdammen.“ Luther Tischreden.
„Wo kommen wir dahin,
sollten wir etwa das Mormonengesetz befolgen?“,
denn in Sachen Religion versteht
ein rechter Tugend- und Sittenwächter weder Spaß noch gestattet er sich
„allen Menschen das
Recht einzuräumen, gemäß dem Licht ihrer Vernunft zu glauben und zu handeln.“ 11. Glaubensartikel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Dem Joseph Smith der solche Sachen
sagte, müsste man dafür und wegen ein paar anderer Unverschämtheiten pausenlos
in den Hintern treten.
So sind sie angezogen. Das
Beffchen und ihr frommes Gesicht weist sie doch hinlänglich als Wahrhaftige und
Ehrenhafte aus. Wozu dann noch lange nachdenken, wozu viel “Federlesens
machen“? Sie und Ihresgleichen bestimmen allemal noch! wer und was ein „Ketzer“
ist.
Sie schreiben lange Aufsätze die
ihnen sehr gefallen. Das haben sie von den Großinquisitoren des Mittelalters
gelernt und übernommen. Seit Innozenz III. (1161-1216) stand absolut fest, dass
man nicht in den Himmel kommen kann, wenn man die nicht vernichtet die er (und
seine Rechtsnachfolger) als Ketzer gebrandmarkt haben.
Das war einmal wunderbar einfach.
Betrachtet vom Standpunkt der jeweiligen Obersten des Kirchenstaates aus war es
ein “Himmel auf Erden“. Es war Gottesdienst für diejenigen die Lust am
Verbrennen von Ketzerfleisch hatten.
Dass dies doch heute noch möglich
wäre, wünschen einige, und zwar nicht nur im tiefen Süden der USA.
Ein Pfarrer der evangelischen
Landeskirche Sachsen, sagte es mir glatt ins Gesicht hinein, im Juli 1986, in
Freiberg auf dem gerade zur Besichtigung freigegebenen Tempelgelände:
„ Hätte ich eine
Bombe, würde ich sie unter ihren hübschen, kleinen Tempel legen“ eidestattl.
Erklärung Gerd Skibbe
Ja, da gibt es auch, selten,
selten, tolerante. Einer dieser großherzigen Geistlichen musste dafür büßen. Er
bekam nicht zu knapp Prügel von seinen Neubrandenburger Amtsbrüdern, weil er
mir im Januar 1990 das Wort in der dortigen Johanneskirche gab, obwohl ich
nicht anders als versöhnend gesprochen habe.
Man darf sich mit allen versöhnen
und verbrüdern, außer mit den bescheuerten „Heiligen der Letzten Tage“. Im
Frühherbst 1982 erfuhr ich, dass die damalige mecklenburgische Synode der
Evangelischen Kirche in einem Rundbrief jeden Kontakt mit „Mormonen“
untersagte. Einer der Unterzeichner war der spätere Ministerpräsident des
Landes Mecklenburg-Vorpommern Herr Dr. Seite.
Wer hat sie verteidigt Herr.
Doktor, als sie im Landtag mit ihrer Beschimpfung der Linken sie wären „rote
Socken“ usw. erheblichen Protest ernteten? War ich das? Ja, ich schrieb einen
seitenlangen Artikel der im Wortlaut erschien, der Sie unterstützte.
Wollte ich Dank? Nein, Dank kann ein Mormone nicht von selbsternannten Christen
erwarten.
Pfarrer und andere Seelenhirten
waren seit eh und je – fast zweitausend lange Jahre hindurch - stolz auf ihr
Berufsethos, das ihnen qua Amt strengsten untersagte ein Auge da zuzudrücken,
wo es sich um Kleinigkeiten handelte, das ihnen aber nicht ebenso streng
untersagte beide Lider zusammen zu kneifen, wenn es um sie selbst ging.
„Lieber Herr Bischof, ja ich habe
gesündigt und alle Mädchen die ich das Evangelium lehrte, in meinem Bett nach
und nach einzeln aufgewärmt, bis ich selber jedes Mal der Hitze erlag.“
„Ist das öffentlich geworden?“
„Zum Glück fürchten die
achtundzwanzig, die ich meine, die Hölle und werden schweigen!“
„Dennoch, im Falle,
dass es herauskommt, würdest du zur Strafe versetzt!“
Und eben das geschah. Christiane Fechtner, Bericht, Brünn, Chechoslowakei, 1929
Was soll ein armer Priester schon
machen? Er hat anderes nicht gelernt als priesterlichen Amtspflichten
nachzukommen. Da muss man doch christliche Nachsicht üben.
Und da sieht man es wieder einmal,
wie verrucht das Mormonentum ist. Ein Priester wie dieser wird bei ihnen
exkommuniziert und den Mitglieder wird eingeschärft sie dürfen sich unter
keinen Umständen vor einem wie den belehren lassen. Buch Mormon
Mosia 23: 14 -17
Auch Pietro
Arnese verachtet das Mormonentum. Erstaunlicherweise fügt er dann
hinzu:
"Mormonen
sind gute Menschen. Es hat keinen Sinn, die Fakten und Statistiken zu leugnen,
die sie für ihren Patriotismus, ihren staatsbürgerlichen Sinn, ihren Fleiß und
ihre moralische Güte auszeichnen. Sie unterstützen sich gegenseitig mit einem
Hilfsprogramm, das nur selten mit anderen religiösen Gruppen verglichen werden
kann. In den Vereinigten Staaten finden wir einige illustre Namen auf dem
Gebiet der Politik, Wirtschaft und Sport. Als soziale Gruppe sind die Mormonen
außergewöhnlich." MORMONEN - Apocalypse soon www.apocalypsesoon.org/D/7-mormonen.html
Ähnlich positiv
und mit bewunderswerter Zivilcourage
urteilt der Referent an der Evangelischen Zentralstelle für
Weltanschauungsfragen, Herr Prof. Dr. Michael Utsch:
"... Der persönliche
Einsatz und das ehrenamtliche Engagement sind bewundernswert. Auch die hohe
Wertschätzung von Ehe und Familie bei den Mormonen und die aufmerksame Sorge
für verlässliche zwischenmenschliche Bindungen sind vorbildlich." „Zeitzeichen“ evangelische Kommentare zu Religion und
Gesellschaft 7. März 2012
Das passt doch
irgendwie nicht zusammen!
Siehst du, du
mit deiner mormonentypischen, und deshalb von vorneherein inakzeptablen
Einstellung bringst nun gleich Jesus ins Gespräch, der habe fragend gelehrt:
wie kann „ein schlechter Baum
gute Früchte hervorbringen?“ Matthäus 7: 18
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