Als die pro-arianische
Synode zu Rimini 359 beginnt ist Ambrosius, der spätere Todesfeind des Arianismus
gerade zwanzigjährig. Niemand weiß, ob er sich schon in dieser Zeit für die
Christen und ihr Evangelium interessierte. Sehr wahrscheinlich nicht. Er ist
ein junger, hochbegabter Politiker und Verwaltungsmensch, und als solcher auf
dem Wege Staatsdiener zu werden. Lebenslänglich wird er für das Wohl des
Staates kämpfen. Selbst als betont athanasianischer Christ wird er in Wort und
Tat unentwegt sein Credo verkünden:
„Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden...“ Günther Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“
Sonderbar,
- dass der römische Staat Instrument der Willensknechtung aller freien Völker
Europas ist, stört ihn wenig oder gar nicht. Zunächst geschehen die Dinge
ohne ihn. Sein Kaiser ist Constantius II. (317-361). Dieser herrscht nach dem
Tod seiner beiden Brüder alleine wie sein Vater Konstantin über das zuvor
dreigeteilte Gesamtimperium und das will er nun arianisch einschwören.
Bild Wikipedia Aus der Ehe Konstantins mit Fausta gingen drei
Söhne hervor, Konstantin II. (316-340), Constans (320-350) und Constantius II. (317-361).
Dieser herrscht über den Ostteil des Reiches und ist entschiedener Arianer.
Konstantin II., Herr des Westens, machtgierig wie sein
Vater, wollte gegen Bruder Constans Italien erobern. Er wird während des
Feldzuges in eine Falle gelockt und fällt nach kurzer Regentschaft. Der
triumphierende Constans ist Katholik (Athanasianer) Er übt gegen den Wunsch
seines Bruders Constantius starken Einfluss zugunsten der römischen Kirche aus.
All ihre Bemühungen Kompromisse zu finden, scheitern.
All das hängt damit zusammen, dass im
nunmehr zweigeteilten Reich seines verstorbenen Vaters, die zahlenmäßg rasch
wachsende Christenheit des Ostens gemäß uralter Lehrtradition überwiegend
arianisch glaubte, obwohl dies infolge des 1. ökumenischen Konzils zu Nicäa,
325, strikt untersagt war.
Constantius II. kannte sehr wohl die
Unterschiede zwischen den toleranteren Arianern und den, vom noch agil
operierenden Athanasius (296- 373) immer wieder aufgehetzten Katholiken. Auch
wenn die Arianer nicht ganz einig untereinander in einigen Fragen theologischer
Art waren, neigten sie nur selten zum Fanatismus.
In einigen Städten der Grenzregionen gab
es allerdings, abhängig vom Temperament der jeweiligen Gemeindevorsteher
(Bischöfe), sowie deren Mitgliedern Demonstrationen pro und contra Athanasius.
In einem Bericht heißt es: „Die Marktfrauen Konstantinopel hätten sich
gegenseitig die Fische um die Ohren geschlagen. „Homoiusios!“
(wesensähnlich, d.h. Christus sei dem Vater nur ähnlich) „Nein – Homousius!“
(wesensgleich, Jesus sei eines Wesens mit dem Vater. Pfarrer Ernst F. Klein „Zeitbilder der Kirchengeschichte“
Von den Lesepulten aus (es gab keine
Altäre in den christlichen Basiliken damals, ebenso wenig wie Kreuze) wurden
dieselben griechischen Worte, die sich nur das I unterschieden, als
Kampfparolen ausgegeben, was sich gelegentlich auch in blutigen
Straßenschlachten auswirkte.
Des Gezänkes überdrüssig rief der seit 350
alleinherrschende Constantius II. die wortführenden Bischöfe aus den
überwiegend athanasianisch eingestellten Gemeinden Italiens und einige Spanier
zusammen mit einer Anzahl arianischer Bischöfe, im Jahr 359 nach Rimini (an der italienischen Adriaküste gelegen). Dort sollten die teilweise sehr heftigen
„Katholiken“ arianisch „umgeschult“ werden. Das war und ist allemal machbar.
Unter Umständen lassen Menschen sich leicht beeinflussen, auch diejenigen, die
so tun als wäre ihre Überzeugung hart und echt wie ein Diamant.
Viele Nationalsozialisten, die vor Hitler
demokratisch dachten und sogar eigentlich eher unpolitische Offiziere und Soldaten gingen 1941 für ihren Führer
noch durchs Feuer. Vier Jahre später wünschten sie daran nicht mehr erinnert zu
werden.
Prof. Hans Lietzmann schildert den Verlauf
der Riminisynode lebhaft:
„In Rimini kamen über 400 Abendländer
zusammen... die ... Mehrzahl der Bischöfe erklärte, von dem nicäischen
Bekenntnis nicht abgehen zu können... es kam schnell zu einer Scheidung der
Parteien, und die (dem) Kaiser zustimmende Minderheit von
80 Bischöfe(n) verließ die große Kirche und verlegte ihre Sitzungen in einen
leerstehenden Saal.
Am 21. Juli 359 wurden Bischof Valens von
Mursa, Ursacius und Gaius als Häretiker und Feinde des nicäischen Glaubens
verdammt... Beide Seiten schickten je 10 Bischöfe oder Deputierte zum Kaiser.
Das Schreiben der (größeren katholischen) Synode lehnte
jede Erörterung der gemachten Vorschlage ab und forderte Erlaubnis zur
Heimreise. Die kaiserliche Antwort lautete: „Der Monarch sei zur Zeit nicht in
der Lage die Deputation zu empfangen... er habe aber angeordnet das die Herren
in Adrionopel warten sollten bis er zurückkehre...“
Sie aber drängten, sie müssten zurückkehren...
doch sie saßen in Nike einem kleinen Nest bei Adrianopel fest... bekamen
fleißig Unterricht über die theologischen Anschauungen Bischof Valens von
Mursia, bis sie endlich am 10. Oktober bereit waren, ihren Auftrag zu
verleugnen, die Absetzung des Valens und Genossen zu widerrufen, in
Kirchengemeinschaft mit ihm zu treten und das vorgelegte Symbol zu
unterzeichnen.... Das Aktenstück enthält 14 Namen. Jetzt durften sie
zurückreisen und von ihren theologischen und höfischen Erfahrungen berichten.
Dort (zurückgekehrt nach Rimini) erfuhren sie auch, der hohe Staatskommissar
der Praefectus Praetoriio Taurus, (angewiesen worden sei), die Bischöfe
nicht eher nach Hause reisen zu lassen, bis sie sich geeinigt hätten. Als
Belohnung war ihm das Consulat des nächsten Jahres in Aussicht gestellt... (wenn alle unterzeichneten) Ein hartnäckiger Rest könne in die
Verbannung geschickt werden, es dürften aber nicht mehr als 15 Bischöfe
sein... einer nach dem anderen sah ein, dass er eigentlich gar keine Ursache
habe zum Märtyrer des nicäischen Bekenntnisses zu werden. Es war ja freilich
als Parole ausgegeben worden, aber doch erst seit wenigen Jahren und nur zum
kirchenpolitischen Gebrauch: Im kirchlichen Leben des Abendlandes spielte es
gar keine Rolle, und wer konnte überhaupt diese griechischen Spekulationen
verstehen? Ossius (über einhundertjährig) und Liberius hatten ja
schließlich auch mit sich reden lassen, und es werde allmählich kälter und der
Heimweg war weit.... (Vielleicht, war einer da, der darauf verwies, dass
daheim die lieben Ehefrauen sich bald von anderen Männern trösten lassen
könnten. Sie waren ja fast ausnahmslos Verheiratete. G.Sk.) „Scharenweise
wechselten die milde gewordenen hinüber, schließlich blieb eine Gruppe von 20
Aufrechten übrig, aber auch sie erlagen am Ende dem Zureden des Valens (gemeint
ist hier der antinizänische Bischof Valens von Mursa G.Sk.) und sie
schickten eine Erfolgsmeldung an den Kaiser, sie möchten nun endlich nach Hause
entlassen werden.“
Hans Lietzmann, „Geschichte der Alten
Kirche“
So nun waren sie alle Arianer!
Athanasius
schäumte. „Diesen Wisch von Rimini“ werde er vom Tisch fegen und so
sollte es geschehen.
Die Umstände wirkten zu seinen Gunsten.
Als der Kaiser wenig später verstarb, kam bald ein ganz anderer Regent auf.
Einer der längst eingesehen hatte, dass Christen sehr zu Haarspaltereien
neigten, dass sie bereit waren wegen Nichtigkeiten einander an die Kehle zu
gehen. Das wird er, Julian (330-363) unterbinden. Er werde den von den Christen
attackierten Juden zu Hilfe kommen und das Heidentum fördern, sowie das
sogenannte Christentum beschneiden. Seine Absicht war sogar den jüdischen
Tempel zu Jerusalem wieder aufzubauen. (Wäre er nicht zu früh gefallen, und
hätte es die grauenvolle Gasexplosion während der Aufräumungsarbeiten am
Tempelberg nicht gegeben.)
|
Bild Wikipedia. Julian (Apostata – der vom chr. Glauben
abgefallene)
Hätte Athanasius (298-373) diese
Herren Roms nicht überlebt, wäre Ambrosius wohl nicht zum Zuge gekommen. Eins
kam zum anderen.
Die folgenden Kaiser waren sehr mit den
Problemen an der Nordflanke des Reiches beschäftigt. Dort drängten vor den
Hunnen flüchtenden Ostgoten in Massen ins Reich.
Bild Wikipedia
Fluchtwege der Goten
Die Kaiser Valentinian und Valens waren uneins in ihrer Betrachtung
der Flüchtlingsfrage. Sie suchten u.a. Rat bei Ambrosius von Mailand. Sie
selbst bemühten sich offen und tolerant zu sein. Sie sympathisierten mit den
Arianer - und auch viele der gotischen Flüchtlinge waren Arianer.
Ambrosius musste
für sich selbst eine Entscheidung treffen. Er hatte die Wahl und wählte
antigotisch. Wahrscheinlich entschied er sich jäh, von einem Tag zum anderen,
für die katholisch-athanasianische Glaubensvariante. Er sollte mehr als das
„Zünglein an der Waage“ sein. Er brachte sein Schwergewicht zugunsten
Roms ins Spiel.
Das hat ihm
seitens der Päpste aller Zeiten viel Ruhm eingetragen.
Noch aber, als er um 374 befragt wurde, ahnte Ambrosius
nicht, dass er mit seiner Wahl der Verursacher großer Veränderungen und des
namenloses Leides hunderttausender Arianer folgender Jahrhunderte sein wird.
Er wird die gesamte römische Welt in die Tiefen der
Unkultur stürzen. Er wird das Aussehen der antiken Welt völlig verändern und
schließlich zerstören.
Das andauernde Gezänke zwischen den beiden
Christengruppen missfiel dem Ordnungsmenschen, natürlich.
Er „...war erst kurze Zeit Statthalter von Oberitalien
mit dem Sitz in Mailand, als 374 der dortige arianische Bischof Auxentius
starb. Er eilte in die Kirche, um den anlässlich der Bischofswahl heftig
entbrannten Streit der Arianer und Orthodoxen zu schlichten, war aber völlig
überrascht als er nun von den beiden Parteien zum Bischof gewählt wurde, obwohl
er widersprach und noch Katechumene, also noch nicht getauft, war....“ Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Verlag Traugott Bautz
Die Arianer glaubten damals noch leichtsinnigerweise,
Ambrosius würde auch ihr Existenzrecht verteidigen. Mit gebotener Toleranz
könnten sie alle miteinander leben.
Ambrosius sah die sich öffnende Tür zur erstklassigen
Führungsposition in der Kirche vielleicht erstaunt. Er erkannte, dass er selbst
mit der Kirche an Bedeutung zunehmen wird. Wie Konstantin erkannte er zugleich
die Notwendigkeit, diese Kirche zur Einheit zu führen, - und sei es mit Gewalt.
Er dachte in Konstantins Bahnen. Um Reich und Glauben zu vereinen erschien
ihm die athanasianische Variante der Kirche als die geeignetere. Monotheismus
wurde schon seit langem im nichtchristlichen Rom groß geschrieben. Nachkomme
eines der ältesten Adelsgeschlechter des Imperiums ein fähiger Machtmensch, ehrgeizig,
geradlinig denkend, sollte und wollte er lebenslänglich bleiben, was er zu
Beginn seiner ‚christlichen’ Laufbahn war: ein kalter, eloquenter und
konsequenter Weichensteller. Die lapidare Notiz:
„Ambrosius ließ sich von einem orthodoxen Bischof am
30.11. 374 taufen und (am) 7.12. zum Bischof weihen...“ Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
hört sich nur harmlos an.
Vielleicht, - auszuschließen ist es nicht - glaubte
auch er zu Beginn an die Möglichkeit eine Kompromissformel finden zu können.
Das jedoch war in der Vergangenheit keinem gelungen, es sollte sich auch in der
Zukunft als unmöglich erweisen.
Die Arianer ließen in allem mit sich reden, in der
Frage, wer Gott ist, nicht. Kein Bekenntnis der Welt konnte die himmlische
Realität ändern! Punktum!
Sie beharrten darauf, einen Gott den man sich nicht
vorstellen kann, den gibt es nicht.
Auch weil er sich über Justina, die in Mailand
residierende Ehefrau Kaiser Valentinians ärgerte, die bekennende Arianerin war,
legte Ambrosius bald, zugunsten des Nicänums eine härtere Gangart vor,
besonders nachdem sie sehr bald Witwe und damit ziemlich wehrlos geworden war.
Konstantingleich wollte er fortan nur einen Gott
anerkennen, wie die alten römischen Kaiser, nicht eine aus drei
Persönlichkeiten bestehende Gottheit. Und noch etwas kam zu erheblicher
Bedeutung: sein Gott war milde und gut, - jedenfalls zu den Orthodoxen - die
sturen Arianer ärgerten ihn.
Noch lässt der brillante Staatsrechtler, Politiker und
Athanasianer nicht seine Wut an diesen (bald durch ihn zu Staatsfeinden
erklärten) Arianern aus. Stets schwebte ihm Roms Größe vor Augen. So dachte von
Anfang an: was dem Staat dient, dient auch der Kirche und
umgekehrt. Er war ganz und gar Konstantinianer. Ein Reich, ein Gott! Nicht
anderes!
Wie ungeheuer er mit dieser herzzerreißenden Bestimmung künftiger Religionspolitik irrte, zeigt der Geschichtsverlauf. Intoleranz ist immer unerträglich wie eine schier endlose Folge von Dissonanzen.
Von ihm stammt der deutlich gegen Geist und
Buchstaben der Grundsätze Christi zielende Satz: „Wer den Glauben (d.h. das
nicänische Bekenntnis) verletzt, bleibt nicht ungestraft.“ Günther
Gottlieb, „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“
Er redet auch schon bald so, wie Konstantin. Jede
Verkündung aus seinem Mund erschien wie ein Gotteswort.
Er ist der geborene Sieger. Elitär denkend
beanspruchte er für sich und die ‚Sache’ von Anfang an Sonderechte. Es ist das
willkürlich zu Recht erklärte Unrecht, das er in die Welt setzen wird, denn
Jesu umfassende Freiheitsidee die niemanden ausschloss, blieb ihm zeitlebens
wesensfremd.
Andersdenkenden Christen und den Paganen aller
Spielarten gestand er ein Individualrecht nicht zu. Als Jurist von Format
setzte er voraus, dass „Rechtgläubigkeit“ die „Nicht- Rechtgläubigkeit“ nicht
zulassen darf..., aber: war ihm wirklich nicht klar, dass solche
Einstellung zum Terrorismus mit all seinen Schrecken führen musste?
Erinnern wir uns: Jesus hatte gegen jedes
machtpolitische Kalkül ein für alle Mal verkündet, was sein Evangelium ist: „Mein
Reich ist nicht von dieser Welt! ... Gott hat mich gesandt ...den Gefangenen zu
predigen, damit sie frei werden, ... ” Johannes 18: 36 und Lukas
4: 18
Im Sommer 378 drangen mehr als je zuvor Goten bis an
die bewachten Grenzen des römischen Gebietes und es sollte zunehmend heftiger
strömen. Damit wird diese Flucht zur Völkerwanderung. Sie hätte auf Europa
befruchtend einwirken können, denn wo es Goten gab gedieh, ihrer toleranten
Grundhaltung wegen, die Kultur. Kaiser Valens, (328-378) ohnehin einsichtig,
auch in Glaubensfragen, erlaubte ihnen die Reichsgrenze zu überschreiten. Zumal
die Goten gemeinsam mit den Legionen ihre neue Heimat und ihre gemeinsame
christliche Religion, gegen das Hunnenvolk, verteidigen wollten.
„Mit Kähnen kamen sie über die Donau... die Goten
sollten (allerdings) für ihre Aufnahme ins Reich bezahlen, zu viel, (was sie
nicht leisten konnten) so nahmen die Kommandeure die Kinder der Goten.“ Das war
seitens der Regierung so nicht vorgesehen. Vielleicht waren die Informationen
die Valens erhielt gefiltert. Unerwartet stellte er sich nun plötzlich gegen
sie.
„Darüber kam es (378) zum Kampf ... und in der
Schlacht bei Adrianopel in der Kaiser Valens fiel, siegten die Goten ...“ Leopold
von Ranke „Werk und Nachlass“
Dass die römischen Kommandeure, die im allgemeinen die
Kampfkraft der Germanen schätzten, ihren neuen Verbündeten, wie behauptet wird,
die Lebensmittellieferungen sperrten, oder ihnen die Kinder wegnahmen macht
keinen Sinn. Angeblich ihrer Kinder wegen oder aus Hunger eine Revolte
anzuzetteln konnte sie selbst nur in neue Gefahren bringen. Valens habe die
gotische Empörung niederschlagen wollen? So marschierten sie gegeneinander.
Aber warum wirklich? Wer hetzte gegen wen? Da sind viele Fragen offen.
Gratian (359-383) wurde zu Hilfe gerufen. Ambrosius
riet ihm natürlich gemeinsam mit Valens die Goten zurückschlagen, um sie aus
dem Balkangebiet zu verdrängen. Doch die Situation hinderte Gratian daran
Valens rechtzeitig die zugesagte Hilfe zu leisten während Valens die Schlacht
von Adrianopel verlor. Daraus sollte mehr als eine unglücklich verlaufene
Schlacht werden, nämlich ein verlorener Krieg für Rom.
Der Tod Kaiser Valens, der zu den Arianern gehalten
hatte, kam den Athanasianern sehr gelegen. Nun war der Weg frei für
Gratian den 19jährigen, der Ambrosius glaubte, als Gesamtkaiser zu
herrschen. Ambrosius wollte die Goten keineswegs einbürgern. Gratian verstand
das nicht. Andererseits schätzte er Ambrosius zu sehr. So plagte ihn sein
Gewissen. Er wünschte mit den Goten Frieden zu schließen.
Aber Ambrosius sagte nein!
Ambrosius behauptete, die Goten seien Gottesfeinde. Er
war Gratian an innerer Autorität und Intelligenz überlegen. Er warnte ihn
eindringlich, viele der Goten seien zwar getauft, doch auf den falschen, den
arianischen Glauben verpflichtet. Sie seien ‚christusfeindlich’ eingestellt.
Sie seien Feinde Roms. Ambrosius, völlig im Fahrwasser des Athanasius, stemmte
sich mit seiner kompletten Ideologie gegen eine friedliche Lösung des Problems
Er wünschte nicht zu denken, dass viele dieser Goten, seine Brüder waren.
Hartherzig vertrat Ambrosius von Mailand ein Dogma, das sich bis ins 21.
Jahrhundert hinein „retten“ konnte:
Antinicäner sind keine Christen.
Durch Wulfila, den berühmten Gotenbischof zum
Arianismus bekehrt, mussten sie nach Ambrosius Vorstellungen unbedingt durch
Gratians Armee geschlagen werden, wenn die Einheit des Reiches Bestand haben
sollte.
Wieder und wieder lautete sein Bekenntnis: Ein Reich,
ein Gott!
Verunsichert stand Kaiser Gratian da. Vor
dem Ausbruch des für ihn ersten Krieges, musste er vor sich selbst
verantworten, was zu tun sei. Ambrosius hatte den Finger auf die Wunde gelegt:
Innerhalb des römischen Hoheitsgebietes lebten all zu viele nichtgotische
Arianer. Wie werden diese Kräfte reagieren? Was Gratian ganz und gar nicht
verstehen konnte, warum waren die beiden Christengruppen überhaupt „tödlich“
verfeindet?
Er hatte die Geschichte von der Erschlagung der
arianischen Nachbargemeinde des Ursinus durch einen Schlägertrupp des
athanasianischen Bischofs Damasus von Rom schon vor Jahren mit großem
Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen müssen. Damals, 366, war er noch ein Kind
gewesen. Doch erst jetzt erschütterte ihn diese Untat. Er hatte alle Ursache
weitherzig zu regieren.
Gerade deshalb hatte er, Gratian, in Sirmium sein
Gesetz zur „Freiheit aller Glaubensrichtungen“ veröffentlicht.
Und genau das war ein Dorn im Auge Ambrosius.
Ambrosius entging das Kaiserspiel durchaus nicht.
Alles auf eine Karte setzend schrieb er in diesem kritischen
Sommer 378, für Gratian zwei Bücher („De fide“) Klipp und klar heißt es da, im
Geiste Konstantins und im Sinne Athanasius:
„Die Arianer (Italiens und die Goten
G.Sk.) haben sich gegen die Kirche Gottes verschworen!“ Leopold von Ranke „Werk und
Nachlass“
Er malte Schwarz-Weiß, er entmischte nicht. Untrennbar
gehörten für ihn Staat und Kirche zusammen.
Dem jungen Kaiser suggerierte er:
„der (richtige) Glaube des Herrschers (gewährleiste)
mehr als die Tapferkeit der Soldaten den Sieg...
Ambrosius behauptete: „Jesus Christus soll das römische Heer führen.“
Das klang genau so als hätte er verkündet „Jesus
Christus werde das römische Heer führen“.
Welches Bild! Auch Feldherr Hindenburg stellte sich
eintausend-fünfhundert Jahre später den lieben Gott als auf einer Wolke sitzend
vor, der den deutschen Truppen huldvoll zulächelt, während diese die Söhne und
zukünftigen Ehemänner russischer Frauen, allesamt, die einen wie die anderen
Christen, in die tödlich-tückischen masurischen Sümpfe treiben.
Ambrosius hätte wissen müssen, mit Jesus dem Fürsten
des Friedens und seiner Lehre der Versöhnung hatte sein Treiben nichts zu tun.
Reiner Konstantinismus war das. Angesichts der
Tatsache, dass viele Goten sich auf den Namen Jesu Christi hatten taufen
lassen, was einer Verpflichtung auf seine Lehre von der Rechtschaffenheit
gleichkam, wäre er zwingend dazu verpflichtet gewesen angemessene diplomatische
Schritte einzuleiten. Schließlich wünschten die Goten nur Sicherheit für ihre
Familien. Das wenigstens wusste Ambrosius. Seitdem die Asiaten den Reflexbogen
als Waffe erfunden hatten, war ihnen kein europäisches Heer mehr gewachsen. Für
die Goten ging es um Tod oder Leben.
Gratian ließ sich überzeugen, gegen seine Bedenken zu
handeln und daran ist zu ermessen, wie sehr Ambrosius dem jungen, Verantwortung
tragenden Mann geistig überlegen war. Es hieß nur: fortan „wies er die
Arianer ab und folgte Ambrosius.“
Ambrosius wusste was Gratian tun muss und er hatte
dabei als entscheidende Autorität die Bibel aufgerufen:
„Der Kaiser soll gerüstet mit dem Schwert des
Glaubens, dem Sieg entgegen ziehen... der Krieg gegen die Goten und der Sieg
über sie seien von Hesekiel geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen
der Prophet (Hesekiel) schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es
ist nicht zweifelhaft, dass die ‚catholici’ welche die Strafe für den
Unglauben anderer ertragen haben, bei Gratian Hilfe für den rechten Glauben
finden. Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht
voneinander geschieden werden...(die Goten) die ‚Häretiker’ sind die
‚antichristi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus allen anderen Häresien.“ Günther
Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“
Ambrosius hatte verlangt der Kaiser müsse sich ganz
den militärischen Aktionen widmen „und daran denken die Siegeszeichen
aufzurichten... so wollte Ambrosius „den Kaiser für seine kirchenpolitischen
Ziele gewinnen und den Gegnern der (katholischen Kirche) den Kampf
ansagen.“ Ebenda
Diese Siegeszeichen hatte Victoria bereits Konstantin
gegeben, in einem gallischen Apollotempel im Jahr 309. Da war sie ihm
erschienen.
Es stellt sich heute, nach der fast 2000 Jahre
währenden blutigen Geschichte des sogenannten Christentums, erneut die Frage,
wann die Christen aufhören werden, das sogenannte Christusmonogramm der von
Victoria verführten Kaiser als „Siegeszeichen“ (der ecclesia triumphans) und
damit als christliches Symbol zu betrachten.
Gratian hätte in seiner ursprünglich toleranten Gesinnung
fest bleiben sollen. Das wäre, für das kriegsmüde Volk dies- und jenseits der
römischen Grenzen der bessere Weg gewesen, Der Staat hat sich, erst recht nach
Jesu Worten: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“, aus
innerkirchlichen Angelegenheiten herauszuhalten, wie die Kirche aus den
machtpolitischen Anliegen des Staates, sonst handeln auch die Menschen die
in seiner Nachfolge stehen, eher aus Klugheit und Berechnung und nicht aus
innerer Überzeugung.
Demgegenüber ist Christi Religion darauf ausgerichtet
staatsübergreifend Frieden und Harmonie zu stiften, etwas, dass bei einer
unseligen Verbindung der Kirche mit dem jeweiligen Thron und seinen nach
Vormacht süchtigen Inhabern und Interessen nicht mehr zu leisten ist. Der Staat
wirkt von außen nach innen, (echte) Religion von innen nach außen. ( Ezra
Taft Benson, Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage)
Im Dialog des Bardesanes (etwa) im Jahr 200 heißt es
ausdrücklich und wegweisend:
„dass das Christentum eine neue, alle völkischen
Unterschiede unter sich lassende Lebensordnung, (ist) der sich die Menschen von
sittlichem Willen freudig unterstellen... diese Auffassung vom Ziel der
sittlichen Willensfreiheit als einer Lösung des Menschen vom Zwang irdischer
Bindungen“
Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“
Dieser Geist ist Ambrosius fremd.
Die Katastrophen und Ungerechtigkeiten jagten nun einander, während gemäß der Botschaft der Bibel „der Friede die Frucht der Gerechtigkeit ist“. Jesaja. Diese Aussagen teilte auch Habakuk gemeinsam mit den Propheten Israels. Sie forderten die Rechtschaffenheit – die Schaffung von neuem Recht, indem es mit dem alten Guten in Harmonie bleibt. Es ist nun einmal ein Gesetz des Himmels, dass alles Neue wenn es siegreich sein will, auf dem Boden des Bewährten stehen muss. Die Unrechtschaffenheit dagegen bringt den nächsten Krieg hervor.
Man fragt sich, warum Ambrosius nach der Katastrophe von 378 und nach dem Tod Gratians, seinen Einfluss bei den römischen Offizieren, dem Heer und vor Theodosius I. (der schon kurz nach dem Desaster, im Januar 379 von Gratian zum Augustus erhoben worden war) nicht verlor.
Das war doch in ihren Kreisen nicht vergessen, dass er
die nicht erfolgreichen militärischen Parolen ausgegeben hatte. Sie
folgten ihm, hatten die „Siegeszeichen“ aufgerichtet und dennoch verloren.
Mit seinem Buch „de fide“ hatte Ambrosius die Legionen
in die Kämpfe hinein gehetzt, denn da sprach er: „mit Gewissheit von den zu
erwartenden Erfolgen des Kaisers gegen die Goten...“ und er sprach von den „Strafen
welche die Gegner des Glaubens und des römischen Imperiums treffen werde...“
Günther Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser
Gratian“
Entgegen der Prophezeiungen Ambrosius „bot das römische Heer keinen Widerstand mehr... überall zogen die Goten ... durch das Land... bis an die Grenze Italiens herrschten sie nach Belieben.“ Ebenda
Alles wankte, Ambrosius stand. Noch blieb ihm ja
Italien. Wie ein leichtfertiger Kaiser zog er nicht die Konsequenzen, sondern
konnte mit diesen Niederlagen leben. Er konnte seine Macht nach innen
sogar noch ausbauen, weil die Goten mit dem Erreichten wider Erwarten
zufrieden waren und ihren Arianismus nirgendwo mit Gewalt durchsetzen
wollten. Ambrosius vermochte es gar nach Gratians frühem Tod, 383, (er
soll auf der Flucht vor dem Rebellen Magnus Maximus, von unbekannter
Hand erschlagen worden sein) Gratians Nachfolger Kaiser Theodosius I. (347-395)
zu überzeugen, dass nun erst recht strenge Maßregeln gegen Arianer und
andere Nichtkatholiken ergriffen werden müssten.
Offiziell und wie selbstverständlich heißt es
in der gegenwärtigen Literatur: „Ambrosius ‚überwand’ den Arianismus …durch
die Synode zu Sirmium, auf der er 6 Arianer verurteilen ließ, und 381 durch die
Synode zu Aquileja, die den der arianischen Häresie angeklagten illyrischen
Bischof Palladius samt seinem Presbyter Secundinus schuldig sprach und
absetzte.“ Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Verlag
Traugott Bautz
Ambrosius hatte nur noch einen ernst zu nehmenden
Gegner, Justina. Seit seiner Taufe 374 stand die überzeugte Arianerin und
Kaisergattin gegen seinen rüden Katholizismus. Der Bearbeiter der Eintragung im
Kirchenlexikon, lobt, Ambrosius sei „tapfer“ aufgetreten und er habe „mit
der orthodoxen Bevölkerung dem Befehl, (Justinas) Kirchen an die Arianer
auszuliefern, erfolgreich Widerstand geleistet.“ Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
Dieses Lob kann kein Demokrat teilen, sei er Mormone
oder nicht!
Hierläuft der Grenzgraben entlang. Bist du gegen das
Individualrecht, dann sprichst du dich gegen den aus, den das Neue Testament
den Christus nennt, auch wenn du seinen Namen unentwegt auf der Zunge trägst.
Nichts kann das Recht auf Entscheidungsfreiheit
ersetzen!
Wo die Entscheidungsfreiheit fehlt, da kann die Kirche
des Erlösers nicht sein. Kein überzeugtes Mitglied der Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage wird dem Sinn dieses Satzes jemals widersprechen.
Zuerst lebte die glaubensstarke Justina noch unter dem Schutz ihres Mannes, Kaiser Valentinians I. (der ein Jahr später, 375, wahrscheinlich infolge eines Schlaganfalls verstarb) Danach hatte sie nicht die Spur einer Chance sich gegen den mächtigen Kaiser’berater’ durchzusetzen, - sonst hätte sie den Bürgerkrieg riskiert - zudem war sie ebenso tolerant wie ihr Ehemann. Justina erzog ihren Sohn Valentinian II. der als vierjähriger Kaiser Roms wurde, natürlich in ihrem Sinne.
Sieben Jahre lang widerstand Justina Ambrosius. „Sie
war verärgert, weil Ambrosius (drei Jahre nach dem Tod ihres Gatten) um 379
ihre Bemühungen vereitelte ...einen Arianer auf den (Bischofs-)Stuhl zu
Sirmium zu befördern“ F-L. zu Stolberg-Stolberg „Geschichte d.
Religion Jesu Christi“
Ambrosius hat sie permanent genervt. Was nahm sich
dieser Emporkömmling gegen sie heraus? Sechs Jahre später 385 „verweigert
Ambrosius Justina die Erfüllung ihres Wunsches den Arianern Mailands zwei
Kirchen zu überlassen.“ Ebenda
Das war zu viel für die Kaiserwitwe. In der Osterwoche
dieses Jahres kommt es zu tumultuarischen Szenen. Ihre Soldaten umzingeln die
Basilica Porciana, die Kirche der Athanasianer. Doch nicht
Ambrosius, Justina musste der Gewalt weichen, die von der Straße
kam. Dass sie sich nicht durchsetzen konnte ist leider wahr, aber nach
Augustinus „Bekenntnissen““ bekam sie was sie seiner schlimmen Meinung
nach verdiente. Er, der von Ambrosius zum Katholizismus bekehrt worden war,
blickte natürlich durch dessen Brille:
Augustinus von Hippo, Neuntes Buch - Siebentes Kapitel
:
„... Ein Jahr war es ungefähr oder vielleicht auch
etwas länger, da verfolgte Justina, die Mutter des jungen Königs Valentinian,
deinen Anhänger, den Ambrosius, um ihrer Ketzerei willen, zu der sie von
den Arianern verführt worden war. Das fromme Volk blieb die Nacht hindurch in
deiner Kirche, bereit, mit ihrem Bischof, deinem Diener, zu sterben...
Dort war auch meine Mutter, deine Magd; vor allen eifrig im Sorgen und Wachen,
lebte sie nur dem Gebete. Wir, noch nicht erwärmt von der Glut deines Geistes,
wurden doch von dem Bangen und der Verwirrung der Stadt mit ergriffen...“
Ambrosius hätte um sein Leben fürchten müssen? Doch,
wenn es so gewesen wäre, dass sie die Militärs auf ihrer Seite hatte, warum
unterliegt sie dann den angeblich Schwachen?
Weil ihr Arianismus ihr das Blutvergießen untersagt!
Wie auch immer, Ambrosius blieb, wie eigentlich nicht
anders zu erwarten war, der ‚Sieger’ in Glaubenssachen! Andererseits ist schon
denkbar, dass Justina in ihrer ohnmächtigen Wut versucht hatte ihre gotische
(arianische) Leibgarde aufmarschieren zu lassen, denn Augustinus lügt nicht.
Natürlich macht bedenklich, dass Augustinus in seinen Bekenntnissen mit
absolut märchenhaftem Text fortfährt, als sei es dringend notwendig
Ambrosius wieder aufzuwerten:
„Damals offenbartest du deinem Bischof, dem schon
erwähnten Ambrosius, wo die Leiber der Märtyrer des Protasius und Gervasius
verborgen ruhten, die du so viele Jahre hindurch im Schoß deiner Verborgenheit
unverwest verwahrt hattest, um sie zur rechten Zeit zur Bändigung der Wut jenes
Weibes, das doch eine Kaiserin war, hervorzubringen. Denn als sie aufgefunden
und ausgegraben mit den ihnen zukommenden Ehren zur Basilika des Ambrosius gebracht
wurden, da wurden nicht nur die, welche von unreinen Geistern besessen waren,
nach dem Bekenntnis ihrer Dämonen selbst, geheilt, sondern auch ein angesehener
Bürger, der mehrere Jahre hindurch blind war. Als dieser nämlich nach der
Ursache fragte, warum das Volk vor Freude jauchzte, und es hörte, da sprang er
hinaus und bat seinen Führer, ihn dorthin zu führen. Nachdem er in die Kirche
eingetreten war, bat er um die Erlaubnis, mit seinem Schweißtuche die Bahre der
Heiligen berühren zu dürfen, deren Tod ist wert gehalten vor dem Herrn. Als er
dies tat und dann seine Augen damit berührt hatte, da wurden sie sogleich ihm
aufgetan. Der Ruf davon aber verbreitete sich weit und breit; alles war voll
deines Lobes, und der Sinn jener Feindin wurde, wenn auch nicht zu gesundem
Glauben fortschreitend, doch von der Wut zurückgehalten. Dank dir dafür, o mein
Gott!“ Aurelius Augustinus„Bekenntnisse“
Da mischten sich Wunschdenken und Absicht, Dichtung
und Wahrheit.
Überhaupt erweckt Augustinus wiederholt, wenn er von Gott spricht, den Eindruck, dass dieser "Gott" nicht nur in seiner Unvorstellbarkeit sondern auch charakterlich sehr wenig Ähnlichkeit mit Jesus Christus hat, denn der Gott dem Augustinus zu dienen meint, hat „Nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) ... zur Seligkeit vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’.“ Hans Küng „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“
Während Jesus ausnahmslos alle Menschen einlud:
„Kommt her zu mir die ihr mühselig und beladen seid,
Ich will euch erquicken“ Matth. 11: 28-30, ist
Augustinus Gott ein Ungeheuer. Er bestimmt wer Ewigkeiten des Daseins hindurch
Höllenqualen leidet und wer nicht.
Augustinus Dogma von der Prädestinationslehre gehört,
mit den Zwangsgesetzen, zum Schlimmsten was der damalige Katholizismus
hervorgebracht hat. Fortan nimmt die Flut der Legenden, der prokatholischen
Propaganda, der Fälschungen und der Druck auf Andersdenkende durch diese beiden
Kirchenväter ständig zu. Die gesamte urchristliche Theologie wird untergraben,
während zeitgleich alles unternommen wird, die Dinge umgekehrt darzustellen.
Es kommt die Lehre von der Erbsünde auf und das
Priestertum wird vollends zu einer Sache von machtgierigen Hauptamtlichen die
zunehmend in Vorstufen des Zölibats gedrängt werden. Irgendein Opfer muss die
Kirche ja bringen um das offensichtlich Ungute zu sühnen und damit zu löschen.
Ein Jahr nach seinem Sieg über Kaiserin Justina, hält
Ambrosius am Palmsonntag eine Rede gegen den Arianerbischof Auxentius: „Dieser
Mensch wagt es mich um Verhandlungen zu bitten, wo er von Blut trieft und
klebt? ...“
Das lässt auf die Härte der Tumulte schließen. In wie
weit Auxentius daran beteilgt war ist unklar. Aber es gab schon immer
leichtfertige Bengel die Spaß an Rüpeleien hatten und sich um Ideale nicht
kümmerten. Sie werden Athansianern die Nasen blutig geschlagen haben. Das legt
Ambrosius Auxentius zur Last.
Wahr ist, auch die Arianer waren entschlossen ihre
Rechte zu verteidigen, dabei verloren nicht wenige aus ihren Reihen den
ursprünglich für sie so kennzeichnenden Geist gegenseitigen Respektes. Es waren
ja erst wenige Jahre dahin gegangen, seit „Papst“ Damasus von Rom die wehrlose
Gemeinde der Ursianer erschlagen ließ, - 130 Tote, ausschließlich Arianer - das
hatte niemand vergessen. Von nun an wehrten sich auch die nichtgotischen
Arianer.
Ambrosius der sich gar anmaßt gegen Kaiser Valentinian
II. (Sohn Justinas) - eben weil er noch ein Kind ist, - und dessen ihm
anerzogene arianische Grundhaltung zu wenden, schließt diese Rede contra
Arianismus mit den Worten:
„Kann man dem Kaiser eine größere Ehre antun, als wenn
man ihn ‚Sohn der Kirche’ nennt... der Kaiser ist in der Kirche, aber er ist
nicht über ihr.“ Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg
„Geschichte der Religion Jesu Christi“
Damit richtet er sich auch an und gegen Theodosius I. (347-395)
Die Athanasianer trumpften mit Ambrosius auf. Das
gefällt ihnen. Ihre Kirche stand nun gar über dem Imperator. Jeder wünscht zu
den Siegern der Geschichte zu gehören.
Der Rest der Menschheit bedeutete diesen Siegern
ohnehin nichts. Was diese vertraten und wofür sie lebten war vor ihnen wie
Schund, wertlos. Das hatten ihnen ihre Priester eingebläut.
Zu diesem Schund gehörten die Freiheiten sämtlicher
Hellenen, die Rechte der Paganen aller Richtungen, die Religionen der
Manichäer, Mandäer und anderer gnostischen Gruppen, wie die Lebensweise der
hochchristlichen Priscillianisten und die Hoffnungen sämtlicher bereits
genannten urchristlichen Splittergruppen und die der Goten. Schätzungsweise 85
Prozent der damaligen Bevölkerung des römischen Herrschaftsbereiches sollten
fortan kuschen. Die Goten im Norden Italiens kümmern sich allerdings nicht um
diese auch gegen sie zielenden Verfluchungen, noch kann man ihnen nichts
anhaben, noch sind sie zu stark.
Noch haben sie andere Sorgen. Und weil sie sich nicht
einmischen in die kaiserliche Religionspolitik, die in Wahrheit von Ambrosius
bestimmt wird kann Kaiser Theodosius I. 384 „dem engagierten Christen,
Praetorian prefect Maternus die Weisung geben mit den örtlichen Bischöfen zu
kooperien um die Tempel der Heiden in Nordgriechenland und Kleinasien zu
zerstören... 389 kommen hunderte Eremiten aus der Wüste und zerstören Statuen,
Altäre, Bibliotheken und pagane Tempel…“
V.
G. Rassias „Christians persecution against the Hellenes.” Greek
Athen
Diejenigen die Ambrosius folgten, schreckten vor
nichts zurück.
Nur Hitlers und Stalins Geheimpolizei sollten diese
Brutalität später noch überbieten. Allerdings mit einem Unterschied, die Nazis
und die Kommunisten haben ihre Grobiane nicht als Heilige bezeichnet.
Dass er die nicänische Rechtgläubigkeit gegen den
Arianismus verteidigte ist sein gutes Recht. Aber die Mittel derer Ambrosius
sich bediente gehören zum Übelsten.
Basis solchen Treibens war das Gesetz Cunctos populos.
Mit seiner Veröffentlichung im Februar 380 erhielten alle Gewalttäter das
Instrument ausgehändigt mit dem sie mühelos reich und mächtig werden konnten.
Mit diesem Text in der Hand verfolgten sogleich einige spanische Kleriker
Priscillian den in weiten und gebildeten Kreisen sehr angesehenen arianischen
Bischof von Avila, Spanien. Sie trachten danach mit Priscillian, allen Arianern
Angst zu machen und ihnen eine empfindliche Niederlage zuzufügen.
Geköpft haben sie ihn, in Trier, Deutschland 385, weil
er arianisch glaubte, nicht weil er, wie athanasianischerseits behauptet, der
Zauberei angeklagt war.
Justina hat sich nach Kräften gegen das Unrechtsgesetz
gesperrt. Umsonst! Sie wusste sehr wohl, Ambrosius widersetzte sich mit Cunctos
populos der urkirchlichen Rechtsprechung entschieden, indem er auf diese Weise
das Mailänder Toleranzedikt von 313 effektiv aufhob und es in Theorie und in
der Praxis in sein Gegenteil verkehrte.
Dogmatiker Ambrosius von Mailand ist der Vater des bis
heute zu Unrecht so genannten Dreikaiserediktes
Katholische Geschichtsschreibung versucht ihr Bestes,
Ambrosius aus der Schusslinie zu ziehen. Das ist wohl kaum verantwortbar.
Die „Deutsche
Enzyklopädie“ schreibt:
Das
Dreikaiseredikt „Cunctos populos“ wurde am 28. Februar 380 in Thessaloniki von
den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II.
verabschiedet. Es beendete die nominelle Religionsfreiheit
des 4. Jahrhunderts und gilt als ein wesentlicher Schritt, um das
Christentum zur Staatsreligion zu machen."
Absolut unhaltbar ist die Behauptung die erwähnten Kaiser seien die Väter
des Unrechtsgesetzes!
Alle wissen:
- dass Theodosius I. (347-395) zu diesem
Zeitpunkt, als er den Katholizismus (die athanasianische Version des
Christenglaubens) zum "Sieger" der Geschichte erklärte, noch kein
Christ war? Er wurde erst zehn Monate danach getauft,
- dass Kaiser Gratian (359-395) völlig unter dem
Diktat seines Beraters Ambrosius (359-397) stand. Er folgte damit ausdrücklich
der Linie des im Jahr 366 blutig agierenden "Papstes" Damasus von
Rom. Der Text des Cunctos populos bekräftigt dies mit
Nachdruck.
- drittens, war Kaiser Valentinian II. (371-392)
damals, als er angeblich seine Unterschrift unter das Dekret der Intoleranz
setzte, erst neun Jahre alt. Er hätte sich damit gegen seine von ihm
hochverehrte Mutter Justina erklärt, denn sie stand lebenslänglich auf der Seite
der antitrinitarischen Arianer. Mit ihr gemeinsam kämpfte er nach der
Inkraftsetzung des Gesetzes zum Glaubenszwang verzweifelt und vergeblich gegen
die Maßregeln seines Beraters Ambrosius von Mailand.
Ambrosius von Mailand dachte aus staatsmännischer Sicht
trinitarisch: Gewissensfreiheit würde den totalen Sieg jener Variante des
Christentums beeinträchtigen, die er bevorzugte.
Scharfsichtige kommen kaum umhin zu sagen, dass sein Rechtsverständnis
im Kern dem Lenins, des Befürworters des Roten Terrors entsprach.
Das am 28.
Februar 380 verabschiedete Dreikaiseredikt „Cunctos populos“
erlaubte Gottesdienste grundsätzlich nur den Katholiken. Den
christlichen Nichtkatholiken, wurden die eigenen Kirchen weggenommen. Die
spanische Inquisition nahm hier ihren Ursprung.
Der Text des Zwangsgesetzes lautete:
„Alle Völker, über die wir ein mildes, gnädiges
Regiment führen, sollen (müssen) das ist unser Wille, (- der Wille des
Kaiserkindes Valentinian der stets zu seiner arianischen Mutter hielt, der
Wille des toleranten Gratian -?) die Religion annehmen die der göttliche
Apostel Petrus den Römern gepredigt hat, und der wie wir sehen werden, auch
Bischof Damasus von Rom sich anschließt... wer diese Gesetz befolgt soll den
Namen eines katholischen Christen führen, die andern aber... sollen die Schmach
... tragen, ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie
selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe...“
Es sollte sich effektiv als Todesurteil für zahllose
Menschen auswirken. Das so etablierte Diktat einer völlig veränderten Kirche
über diejenigen die sich bemühten näher am Original zu bleiben, sollte denn
auch länger als eintausend Jahre die Menschen West- und Südeuropas gängeln.
Allein, dass der unselige Gesetzestext einen Bezug zu
Damasus als Vorbild herstellt, erregte Aufmerksamkeit und den Protest derer die
weiter sehen konnten. So hatte dieser päpstliche Gewalttäter bereits 366
gedacht: „ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie
selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe...“ Sehr hat Damasus die
ungöttliche Strafe erteilt, mit Äxten in der Hand von Totschlägern, die zu
seiner Privatarmee gehörten.
Wahrscheinlich erscheint es nicht nur dem Humanisten
zwingend, zu fragen von wessen Gottes Strafe hier die Rede ist. Das einzige
‚strafwürdige’ Verbrechen, das die so Bedrohten zu behaupten wagten, war,
buchstäblich zu glauben, dass Jesus immer noch zur Rechten des Vaters sitzt,
von Gestalt wie ein Mensch. Sowohl das Athanasianum wie Cunctos Populos ebneten
auf diese Weise den Weg zu einer Falle für alle, auch der treuesten Katholiken,
denen die Freude genommen wurde, selbst die Wahrheit herauszufinden.
Diesen Ungeist der Bevormundung, konnten selbst die
Reformatoren noch nicht überwinden. Sogar ein Johannes Calvin blieb diesem
diktatorischen Trachten verhaftet. Einige Reformatoren übernahmen einfach das
Unrechtsgesetz von 380: sie beharrten in diesen Punkten auf der Ambrosius-
Gelasius- und Bonifaciuslinie: die Kirche habe den Staat zu regieren. Ambrosius
unterwirft sie sich ausnahmslos (und damit der Kirche) indem ausgerechnet er,
so gut wie unwidersprochen, hinaustrompetet: „der Kaiser ist ein
demütiger Sünder vor Gott.“ Alexander Demand „Diokletian und die
Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“
Ambrosius lügt, indem er die Wahrheit sagt. Ambrosius
schiebt den Namen Gott vor, wo er die Kirche meint, die seine ist. Das erklärt
sich aus seinem Charakter. Und so denkt Johannes Calvin, eiskalt wie der große
Kaiserberater des ausgehenden 4. Jahrhunderts. Auch Calvins Executive
mischte sich in alles ein:
„Wo die Calvinisten in der Mehrheit waren... regierte
die Kirche weitgehend den Staat. Durch die vom Konsistorium ausgeübte strenge
Aufsicht über die Sittlichkeit wurde das Leben der Gemeindemitglieder einer
äußerst starken Kontrolle unterworfen. Die Ältesten hatten das Recht auf
ungehinderten Eintritt in jedes Haus zu jeder Zeit. Das bedeutete praktisch:
keine Tür durfte verschlossen werden, um die Ältesten nicht zu behindern. Das
bedeutete auch; Vorhänge an den Fenstern hat nur nötig, der etwas zu verbergen
hat...“ Günter Stemberger „2000 Jahre Christentum“
Es gibt Akademiker, meistens Theologen, die sich
vorstellen, so etwa wäre es zu Zeiten Brigham Youngs bei den Mormonen
zugegangen. Das ist ihr gutes Recht dies zu denken und zu vermuten, nur sagen
dürfen sie es nicht, solange dafür Belege nicht vorliegen. Für Brigham Young
stand das Toleranzgesetz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
unverrückbar obenan. Wer Zwang über Seelen ausübt verliert seine
Priestertumslegitimationen. Das hatte er von Joseph Smith gelernt. Lehre und
Bündnisse 121
Es war und ist das bislang nicht widerrufene Gesetz
zum Glaubenszwang, (das seine scheinbare Berechtigung aus dem athanasianischen
Glaubensbekenntnis bezieht,) dessen fragwürdiger Monotheismus keck, noch bis zu
dieser Stunde, droht: „Wer auch immer gerettet sein will, der muss vor allem
den katholischen Glauben festhalten: Wer diesen nicht unversehrt und unverletzt
bewahrt, der wird zweifellos auf ewig zugrunde gehen“ (nämlich diejenigen
treffend, die nicht glauben, dass drei eins ist).
Alle Änderer des urchristlichen Systems, wie Callixt
I., Ambrosius von Mailand und Augustinus, samt ihrem Anhang, müssen sich die
Frage gefallen lassen, was vom Christentum übrig bleibt, wenn es zur Gewalt
greift. Schon Laktanz (240-320) Elitechrist der zweiten Generation hatte
gewarnt: „Das jemand unter Zwang etwas verehrt, das er im Ernst gar nicht
verehren will, kann nur zur Heuchelei und Simulantentum führen.“ Hans
Maier, „Compelle intrare“ Uni München
Vom Martin Luther-King stammt der bekannte, allzeit
gültige Satz: „Gott hat absolute moralische Gesetze in sein Weltall
eingebaut. Wir können sie nicht ändern, wenn wir sie übertreten werden sie uns
zerbrechen.“
Die Reichkirche sollte schließlich zerbrechen, besser
gesagt, sie zerbröselte an den ambrosianischen (athanasianischen,
damasischen...) Übertretungen.
Wenige Augenblicke der Rückschau auf das
nachambrosianische Rom bis weit in die Lutherzeit hinein genügen um zu
sehen, da saß jahrhundertelang einer nach dem anderen auf einem Trümmerhaufen
aus Steinen und auf dem Rücken menschlicher Wracks und behauptete er sei
der Stellvertreter Christi, obwohl er so gut wie nichts tat, außer die Menschen
entsprechend seinen Möglichkeiten zu tyrannisieren.
Ohne Luther gäbe es sie schon längst nicht mehr. Ohne
Luther hätte es keine Gegenreformation gegeben, die hart mit den ärgsten
innerkirchlichen Übeln aufräumte, ohne sie wäre nichts anderes als böse
Erinnerungen übrig geblieben.
Die Katholiken haben Luther zu verdanken, dass aus den
neuen Pflanzen zwischen den Trümmern etwas Besseres entstand.
Dem Athanasianum ist es zuerst anzulasten, dass es zu
den barbarischen Entwicklungen kam, weil mit ihm unser gemeinsamer Gott den
Menschen entfremdet wurde. Alles andere war die logische Folge. Einen Gott den
man sich nicht vorstellen kann gibt nicht.
Ambrosius förderte die Unmoral obwohl er dies durchaus
nie beabsichtigt hatte. Er suggerierte nicht nur dem Priester seiner Kirche:
Gott vergibt dir immer!
Kein Dogma, abgesehen vom Nicänum hat mehr Schaden
angerichtet.
Es kann sein, dass Ambrosius besonders an einem Satz
des ‚Papstes’ Sixtus I. (Xystus), der von 116-125 als römischer Bischof
amtierte, Gefallen fand. Diese Behauptung lautet: „Die Kirche ist immer
heilig, ganz gleich wie sündig ihre Priester sind.“ Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
Ambrosius rundete diese Unwahrheit konsequenterweise
auf:
„Es kann keine noch so verruchte Schandtat begangen
oder gedacht werden, welche die heilige Kirche nicht nachlassen könnte.“ Gerhard J. Bellinger „Der
Catechismus Romanus und die Reformation“
Solche markanten Aussagen richteten sich direkt gegen
die Weisungen Jesu: „jeder Baum der keine guten Früchte bringt wird
abgehauen.“ (ausgeschlossen, exkommuniziert)
Die Priesterbeichten dienten nach Ambrosius dazu
einander das Gewissen zu erleichtern, nicht um ein bestehendes Problem zu
lösen, wozu sie ursprünglich gedacht waren. Es ist Ambrosius Mitschuld, dass
Bischöfe der katholischen Kirche 1 600 Jahre lang, weltweit ihren Priestern
Kindsmissbrauch u.a. schwere Verfehlungen wie Fälschungen und Gewaltanwendung
vergaben, statt nach der Regel zu handeln die Paulus gab: „Schafft den
Übeltäter weg aus eurer Mitte“ 1. Kor.
5: 13
Er sagte allerdings nicht „verbrennt ihn“...
Die von den Katholiken verfemten
arianisch-melitianisch-novatianischen Gemeinden handhabten dagegen solche Fälle
wie vorgeschrieben.
Schon Callixt I. (angeblich Papst von 218-222) hatte
jedoch versucht die Prozedere aufzuweichen.
Geradezu entlarvter Zynismus ist, wie der katholische
Kaiser Honorius auf die Nachricht von der Eroberung Roms reagiert, wie wenig
ihn – darin Ambrosius ähnlich - eigentlich das Schicksal der Menschen berührt: „Als
der der Gote Alarich 410 die ewige Stadt erstürmt hatte und der
Oberhühnerwächter dem Kaiser die Nachricht brachte ... es sei vorbei mit Roma,
bekam Honorius einen gewaltigen Schrecken. Der Wärter aber tröstete ihn: es sei
die Stadt Rom, nicht die Henne Roma.“ A. Demand, „Das Privatleben
der römischen Kaiser“
Später, als die arianischen Goten auf dem Boden des
altrömischen Reiches eigene Strukturen errichteten, sollten bessere Früchte
hervorkommen. Die Römer konnten sie weder militärisch noch kirchlich daran
hindern. Ironie des Schicksals kann man es nennen. Exakt einhundert Jahre nach
den programmatischen Erläuterungen Ambrosius von Mailand gewinnen die Goten die
Oberherrschaft über ein zerstrittenes und im Süden weithin athanasianisches
Italien. Der Arianer Theoderich der Große bringt, was nach Athanasius Worten
nicht zu erwarten gewesen wäre, dem Land den langersehnten Frieden. Er übte
dreißig lange Jahre weder Gewalt an den Unterlegenen, noch berührt er die
Landesverwaltungen. Er tolerierte die katholische Kirche. Erst daran zeigte
sich, wie sehr Ambrosius sich verrannt hatte als er sagte: „Die Feinde des
Reiches sind auch die Feinde der (katholischen) Kirche“ Allerdings „ließ
Theoderich (ganz anders als Ambrosius G.Sk.) nicht zu, dass der Reichtum
der Kirche unverhältnismäßig stark zu Lasten anderer anstieg.“ Jörg
Köpke „Die italienischen Bischöfe unter ostgotischer Herrschaft 490-552“
Geschichte lehrt uns aus Fehlern zu lernen. Sie klein
zu reden wäre ein weiteres Verbrechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen