„Unter Dogmen versteht man im Laufe
der Kirchengeschichte durch die lehramtliche Autorität formulierte Sätze“ Wikipedia
Gesagt werden muss, dass selbst hochrangige Akademiker selten hinreichend
Stellung zu modernen Forschungsergebnissen des Gebietes Alte Kirchengeschichte beziehen.
Dies gilt insbesondere für die protestantischen Hochschullehrer der Theologie in
den USA.
Es ist die Art und der Inhalt ihrer Mormonismuskritik die stutzig macht.
Häufig wird zu viel Gewicht auf gewisse Lippenbekenntnisse und Lehrmeinungen
gelegt wird, die nicht nur längst auf wackligen Füßen stehen, sondern die
angesichts der weltweiten Herausforderungen vor denen wir allesamt stehen,
banal und bestenfalls zweitrangig sind.
Etwa wenn es gebetsmühlenartig in den Vorlesungen und Veröffentlichungen aller Kategorien wiederkehrt:
„Wer nicht nicänisch glaubt ist kein Christ“ Dr. Mohler, im Juni 2007, in Blogalogue – Debates about Faith
„Mormonism Is Not Christianity“: „The Mormon doctrine of God does not correspond to the Christian doctrine of the Trinity” u.a.
Es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Um diese Feststellung kommt
niemand herum. Sämtliche Dogmen des Christentums sind neu zu hinterfragen, denn es kann um
nichts anderes gehen als um die Wahrheit, von der zu viele kluge Leute sagen,
es gibt sie nicht.
Entschieden mehr Anstrengungen müssen geleistet werden um eine vom Geist
der Toleranz und des Humanismus getragene Einheitsabwehr gegen den
aggressiv-militanten Islam zu stellen,
ganz im Sinne Christi der seinen Nachfolgern den Auftrag ins Herz senkte: Ihr
seid das Salz der Erde!
Schon die komplette Parabel warnt, wenn das Salz (von dem Jesus spricht) seine Würzkraft
verlieren sollte, dann tauge es zu nichts mehr, als „weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.“
Vom
Standpunkt dessen, der die spezifischen Resultate der vergleichenden
Religionswissenschaft kennt, ist es angesagt, deutlicher zu machen, dass die
ersten 5 Konzilien weitaus mehr Unheil angerichtet haben als allgemein bekannt
ist. Zu gerne wird übersehen, dass sie unter
enorm inakzeptablen Umständen zu Stande kamen und dass sie deshalb erneut
kritisch betrachtet werden müssen.
Gewisse
Passagen ihrer Texte – nicht die Gesamttexte - stehen auf der Kippe. Sie werden
fallen.
Ihr
diktatorischer Charakter hat die antike Welt in namenloses Elend gestürzt und
nutzte den Gesellschaften von damals und
heute gar nichts.
Jedes
Ergebnis der Geschichtsforschung zeigt, dass das 1. ökumenische Konzil zu Nicäa
325, die Voraussetzungen für die weltweite Unterdrückung von Meinungs- und Entscheidungsfreiheit
schuf. In Nicäa wurde das erste Glied jener Kette geschmiedet, die den freien
Geist in den engen grauenhaften Grenzen halten wollte, die von
Kirchenpolitikern vom Typ und Rang des heidnischen Kaisers Konstantin, wie
später die des Ambrosius von Mailand, des Cäsaropapisten Justinian I. und
Innozenz III. gesetzt worden waren.
So
schrecklich das ist, so wahr ist es leider. Noch erschreckender ist die
Erkenntnis, dass fast alle um diese Führungsgestalten herum wirkenden
Beteiligten wussten, dass das Jesusevangelium auf dem Boden von Gewalt
verkümmern muss. Christentum und Gewalt schließen einander aus wie Feuer und
Wasser. Dies ist schließlich die Botschaft Christi. Wo Gewalt herrscht ersetzt
Heuchelei die Liebe doch ohne Liebe ist der Mensch ein Nichts. Moroni
Glücklicherweise
kann der von Gott für ein Freisein geschaffene Mensch seine Kraft einsetzen
Ketten zu sprengen, auch wenn die Aussicht auf Erfolg nur gering ist. Das darf und
soll er tun, es sei denn, er hat sich aus Einsicht und Liebe zuvor freiwillig
an Menschen und Prinzipien gebunden und hat keinen echten Grund diese Bindung
zu lösen.
Was wir
hinter uns sehen ist nicht die Geschichte des Christentums, sondern des zwingenden
Konstantinismus. Er kam als gnadenlosen Muss. Neue Begriffe wurden gewaltsam
mit und nach 325 ins originale Feingefüge christlicher Theologie getrieben.
Jahrzehnt um Jahrzehnt verschärften kirchliche Machtidioten ihre Maßnahmen, um
eine Symbiose von Staat und Kirche zu Lasten des Originals zuwege zu bringen
und das Unding am Leben zu halten. Das System „Alte Kirche“ brach noch im 4.
Jahrhundert zusammen, nachdem 380 das Gesetz zum Glaubenszwang Cunctos populos
jeder anderen als der katholischen Religion das Existenzrecht raubte. Aus deren
Trümmern allerdings bauten Generationen nicht unbegabter und oft auch gutwilliger Theologen ein neues, ganz anderes Haus und Lehrgebäude.
Berufungen
auf Konzilien verlieren nun, da diese traurige Tatsache feststeht, ihre
ursprüngliche Bedeutung. Wagen wir einen Blick auf die vorliegenden
Forschungsarbeiten in Bezug auf
die ersten 5 Konzilien und ihre
wichtigsten Dogmen
·
381 (Ökumenisches Konzil von
Konstantinopel): Nicäno-Konstantinopolitanum, beendete den Arianischen Streit
·
451 (Ökumenisches Konzil von Chalcedon): Christologie, Christus ist wahrer Gott und wahrer
Mensch, unvermischt und ungeschieden.
Sie und zwei
weitere sind weitgehend Glaubensbasis aller weltweit wirkenden Großkirchen. Sie
genießen dort ihre fragwürdige Anerkennung. Die meisten Texte stehen natürlich
nicht in der Kritik, doch betrachten wir zunächst
das strittige Element des 1. Konzils
„wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede
Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns
der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“ Authentisch: Athanasianisches Bekenntnis
Wenn mich die
christliche Wahrheit zwingt irgendetwas zu bekennen, mit welchem Recht will mir
dann ein Irgendwie-Glaube dies verbieten?
Das strittige Element des 2. Konzils
ist die
Fortschreibung und Bekräftigung des Antiarianismus.
Zur
Systematik:
Exponenten des 1. Konzils waren neben
Kaiser Konstantin, der Presbyter Arius und Diakon Athanasius
Konstantin (285-337)
wollte das Christentum zur Basisreligion
des Imperiums zu machen, allerdings unter der Voraussetzung, dass sein eigenes Gottesbild
das Vorbild für den Glauben aller Christen wird.
Zwei
gegensätzliche Betrachtungsweisen standen zur Diskussion. Die jeweiligen
Hauptsprecher kirchlicherseits waren der Älteste Arius (260-337) und Athanasius
(296-373), ein Diakon einer der Gemeinden Alexandrias, Ägypten. Er bestritt
strikt, dass Jesus dem Vater untergeordnet ist und dass er als Auferstandener,
wie sein Vater, menschliche Gestalt und ein Angesicht hat.
Damit
entsprach er im Wesentlichen Konstantins Vorstellungen.
Arius
(260-337) widersprach dem zwar nicht heftig, aber entschieden, und es darf
angenommen werden, dass die Mehrheit der Bischöfe (Gemeindevorsteher) innerhalb
des römischen Reiches, hinter ihm standen. (89 Prozent waren aus sehr
wahrscheinlich guten Gründen nicht angereist)
Athanasius
konterte u.a. mit den Worten
„Leute die (wie Arius) glauben sind keine Christen... Sie sind die
Erfinder von Gotteslästerungen und in Wahrheit die Gottesfeinde, da sie sich,
um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst
leibliche und irdische Vorstellungen machen...“ Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in
der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" Aus der 1. Rede
Vernehmlich
in Kaiser Gegenwart zu sagen Arianer seien Gottesfeinde, musste die Gefühle der
meisten Christen verletzen, musste aufschrecken. Dieser Begriff rief Hass
herauf, wurde zur Parole. Alexander, der Bischof des Athanasius goss Öl ins
Feuer: „Dem Arius muss man Widerstand leisten
bis aufs Blut“ E.F.
Klein „Zeitbilder der Kirchengeschichte“
Hasspredigten
vom Lesepult aus führten sehr bald zu Gewaltanwendung.
Der bekannte Theologe Schleiermacher kann
jedenfalls nicht umhin festzustellen, dass „Athanasius... das Signal zu den
Verfolgungen gegeben hat. Schon auf dem Nicänischen Konzil mag er die
Hauptursache des strengen konstantinischen
Dekrets gewesen sein... Er fängt überall mit Schimpfen
und Heftigkeit an und ist unfähig und unbeholfen im Disputieren.“ Joachim
Boekels, Dissertation: Schleiermacher als Kirchengeschichtler
Athanasius Anklagen verstummten nie
wieder:
„Unter Rückgrif auf typische Formen der Polemik greift
Athansius seine Gegner an und diskriminiert ihre Handlungsweise
grundsätzlich ... dass die Arianer sich wie dauernd umherschwirrende Stechmücken
verhalten, ist eine Metapher. Die Athanasius
immer wieder verwendet.“ Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria
Epistula ad afros.“
Adolf von Harnack stellt fest, dass seit
Athanasius Wirken „die Sprache das Hasses die
Kirchen“ erfüllte „Lehrbuch
der Dogmengeschichte“
Schon die Art, wie Athanasius nach dem
Tode seines Bischofs Alexander 327 sich „in einer Art Husarenritt von einer Minderheit
zu seinem Nachfolger“ wählen
ließ, hätte auch seine Sympathisanten stutzig machen müssen. Jetzt will er Metropolit und mehr werden! Bösartig
provoziere er den Widerstand seiner
Gegenspieler um sich selbst wichtiger zu machen.
Seine Reden wurden immer schärfer. Im
scharfen Ton eines
kommunistischen Kommissars der 20er Jahre
gegen Kulaken und angebliche
Konterrevolutionäre hetzte der Häretiker:
„Ich glaubte, die Heuchler des arianischen Wahnsinns würden sich auf das, was
ich bisher zu ihrer Widerlegung und zum Erweis
der Wahrheit vorgebracht habe, zufrieden geben
und nunmehr sich ruhig verhalten und bereuen, was sie vom Heiland übel gedacht und geredet haben. (Er sei dem Vater
nachgeordnet) Sie aber geben in unbegreiflicher Weise auch jetzt noch nicht
nach, sondern wie Schweine und Hunde in ihrem
eigenen Auswurf und Kot sich wälzen, so erfinden sie vielmehr für ihre Gottlosigkeit neue Wege.“ Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der
Übersetzung der "Bibliothek der
Kirchenväter" (auch in RTF-Format) Aus
der 1. Rede
Man spürt, wes Geistes dieser Mann ist. Wer nicht glaubt wie er, der
ist gottlos, die „…Arianer (sind) keine
Christen... Sie sind die Erfinder von Gotteslästerungen…“ ebenda
Athanasius, der geborene Politiker sucht
Verbündete, auch unter den Paganen,
er bedarf der Unterstützung aller Kreise die ihm irgendwann nützlich sein könnten. Darin ist er nicht erfolglos. Man
spürt jedoch, wer er ist. Kaiser Konstantin
ist indessen verärgert, als er vernimmt, was sein Chefideologe da im fernen Alexandria treibt. Konstantin mag
zu den rücksichtslosesten Machtmenschen aller
Zeiten gezählt werden, doch an Frieden und
Stabilität in seinem Reich lag ihm, aus wiederum egoistischen Gründen, viel. Kaiser einer Horde Barbaren zu sein, wäre
wenig schmeichelhaft für ihn gewesen.
Beschwerden über Athanasius, als
Kirchenfürst und heimliches Haupt Alexandrias, waren bald bei Hofe eingegangen. Deshalb
ordnet der Imperator bereits 328 Ruhe an, und
was den Intimfeind des Athanasius angeht „dass Arius
wieder in die Kirchengemeinschaft Alexandrias aufgenommen wird, ... „doch Athanasius weigerte sich aus Gründen der
Rechtgläubigkeit...“
Nach Manfred Jacobs erhebt sich hier
jedoch die wichtige Frage „ob es Athanasius wirklich entscheidend um die Rechtgläubigkeit
gegangen sei, sondern darum, seine Stellung
als Metropolit Alexandria zu festigen und auszubauen...“
„Die Reichskirche und ihre Dogmen...“
Als Arius um 330 ankündigte, er werde nun
doch einer anderen Kirche angehören
als Athanasius, und als Konstantin vernimmt,
dass dieser kleine junge Mann ihm trotzt
erregt sich der Kaiser. Noch richtet
sich sein Zorn nicht gegen Athanasius. In seiner Wut, da er einsehen muss, dass das Konzil zu Nicäa letztlich nur den Hader
vergrößert hat, während er Athanasius
theologisch nicht widersprechen darf, wenn er sich selber nicht unglaubwürdig machen will, „befiehlt Konstantin nun die Bücher des Arius
zu verbrennen und seine Anhänger fortan „Porphyrianer“
zu nennen. Das heißt, sie den schlimmsten Christusfeinden
gleich zu setzen... Die Besitzer arianischer Bücher sollen sogar mit dem Tode bestraft werden.“ Das berichtet Sokrates
Scholasticus. Rudolf Lorenz, „Das vierte Jahrhundert“
So „verfolgte (Konstantin) die Arianer, -
und die Orthodoxen haben das
gebilligt.“ A. von Harnack „Lehrbuch der
Dogmengeschichte“
Dann kippt die Grundhaltung Konstantins. Er der viele Probleme zu lösen hat,
befiehlt definitiv Ruhe an.
Aber Athanasius ist taub, er geht stur
voran. Er rechtfertigt sich vor dem Kaiser mit Beteuerungen, der Kaiser und er seien die Opfer
arianischer Verleumdungen. Die Forschung weiß
es besser und es ist anzunehmen auch
Konstantin: „Die These von der Opferrolle
des Athanasius kann... aufgrund der 1913 u 1914 von H. J. Bell aufgefundenen
Papyri bezweifelt werden, in denen die beiden
melitianischen Kleriker Callistus und Pagenus über
die Brutalität berichten, mit der Athanasius die Melitianer verfolgt habe.“ Patricia
Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und christlicher Kirche zwischen dem 1. Konzil zu Nicea (325) und dem 1. Konzil
zu Konstantinopel“
Unter diesen Vorzeichen beginnt die Synode
zu Tyrus 335.
Christoph Markschies sagt: „Wir kennen ein
(für Athanasius) wenig schmeichelhaftes
Stimmungsbild der Situation in Alexandria aus der Feder eines Melitianers aus dem Jahr 335: ein Bischof dieser
Gemeinschaft aus Leontopolis, der in die
Hafenstadt gekommen war, wurde von betrunkenen Soldaten
überfallen und sein Begleiter inhaftiert. Es gab Tote. Nach Karl Holl handelte es sich um ‚Maßnahmen’, die
Athanasius ergriff, um das Treffen
einer melitianischen (arianischen G.Sk.) Synode in seiner Heimatstadt zu verhindern.“ Christoph Markschies, „ Alta Trinita Beata: Gesammelte
Studien zur
altkirchlichen Trinitätstheologie“
„Fünf melitianische Bischöfe beschuldigten
Athanasius in Tyrus 335, dass er sie habe prügeln lassen.“Rudolf Leeb, „Konstantin und Christus“
Konstantin konnte es nicht mehr ertragen.
Was bildete sich der ‚schwarze Zwerg’, ein. Er verbannte ihn
nach Trier, stellte ihn unter Aufsicht
seines ältesten Sohnes Konstantin des Jüngeren.
„Das Ergebnis der Synode von Tyrus brachte... den
endgültigen Bruch zwischen Athanasius und Konstantin.“ Patricia Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und
christlicher Kirche zwischen dem 1.
Konzil zu Nicea (325) und dem 1. Konzil zu Konstantinopel (381)“ Unter „Androhung der Verbannung war Athanasius zum Erscheinen aufgefordert
worden. Dabei hatte er zu seiner
Unterstützung 48 ägyptische Bischöfe mit nach Tyrus genommen, die nicht eingeladen waren“ Rudolf Lorenz „Die Kirche in ihrer Geschichte – Das
vierte Jahrhundert“
es half ihm alles nichts. Er war zu weit gegangen. Einfluss auf diesen
Gang der Ereignisse wird auch Konstantins
Halbschwester Konstantia genommen haben. Bereits zum Zeitpunkt des 1. ökumenischen Konzils 325,
erkannte Konstantin, dass er an
ihr einiges gut zu machen habe. Er hatte seinen Eid gebrochen den er ihr geleistet, indem er ihren Ehemann
Mitkaiser Licinius ermorden ließ, nachdem er ihn entmachtete. 312 waren sie Waffenbrüder
gegen Maxentius gewesen, 313
hatten sie gemeinsam das Toleranzreskript von Mailand unterschrieben, aber dann kam es zu den
abzusehenden Spannungen weil
Konstantin sich außerstande sah zu teilen. Die Universalmonarchie oder nichts! Diese Idee muss
ständig durch das Hirn des Machtgenies
gezuckt sein…
Soweit römische Militär- und Staatsmacht
reichte herrschte Angst unter den Arianern, bis
Konstantins Gesinnungswandel eintrat.
Dieser allerdings sollte weder Arius selbst noch seinen Anhängern Frieden
bescheren, denn am Tag vor seiner vollen Rehabilitation verstarb Arius unter
sehr verdächtigen Umständen. Falls die Schilderung der Umstände durch
Sokrates Scholastikus (Kirchengeschichte 1, 38) zutreffend ist, deuten die Symptome eher auf eine Verabreichung von weißem
Arsen hin, als auf einen Zufall.
Alexander von
Konstantinopel (250-337), Metropolit, ein fanatischer Unterstützer des
Athanasius sah zutiefst erschüttert, dass der Kaiser – möglicherweise rechnete
er sich Vorteile aus – die volle Versöhnung des Arius mit der Kirche wünschte. Das
musste weitreichende Folgen für die katholische Sache haben. Dringender
als je zuvor, erheben sich einige Fragen. Darunter die ob es wahr ist, dass
dieser fromme Herr in seiner Basilika zu Konstantinopel laut gebetet hatte:
"dass entweder er oder Arius aus der Welt
entfernt würden"
Ist es völlig
abwegig zu denken, dass einer der Hasser des Arius Mitglied des willfährigen
Klüngels des Metropoliten Alexander, diese an Gott gerichtete Bitte als
Auftrag zum Mord verstand?
Wann und warum verlieh die römisch-kath. Kirche Alexander von Konstantinopel den Ehrentitel eines Heiligen?
Wann und warum verlieh die römisch-kath. Kirche Alexander von Konstantinopel den Ehrentitel eines Heiligen?
Athanasianer wurden
nun weiterhin Orthodoxe und Katholiken genannt. Die Arianer aller Richtungen
galten allerdings nicht mehr überall im Reich als Ketzer und Reichsfeinde. Vor
allem im Osten um Antiochia waren sie stark.
Konstantins Söhne bekannten sich
unterschiedlich.
Constantius II. (317-361) war entschiedener Arianer |
Sein Bruder Constans (320-350) stand auf
der Gegenseite. Er hatte klugerweise, für 343, „ein gemeinsames Schlichtungskonzil
nach Serdica an der Grenze der beiden Reichsteile einberufen und sein Bruder (Constantius)
ging darauf ein. Die Bischöfe des
Westens bestanden auf einer Teilnahme des verbannten Athanasius.
Daraufhin verweigerten die Orientalen ihre Mitwirkung.
Beide Gruppen exkommunizierten sich gegenseitig. Bei der
nächstfolgende Schlacht um den Stuhl von
Konstantinopel soll es 3510 Tote gegeben haben...“
Constantius war zu Kompromissen bereit „... nach dem Sturz des
(katholischen) Constans durch Magnentius 350 suchte
Athanasius bei dem Usurpator Unterstützung gegen Constantius. Diese
hochverräterischen Beziehungen kamen ans
Licht, und der Kaiser ließ Athanasius durch 2 Synodalbeschlüsse
353 und 355 in Mailand zum 3. Mal absetzen.“ A. Demand „Geschichte
der Spätantike“
Doch Athanasius fiel immer wieder auf die
Beine. Die gesamtpolitischen
Umstände waren ihm günstig. Sein
Hauptanliegen, seine persönliche
Gottesvorstellung durchzusetzen, sollte
schließlich mit Hilfe rücksichtsloser, vorrangig politisch orientierter
Christen gelingen. Dass dabei die von Goten gestiftete deutsche, arianische Kirche vernichtet
wurde ist ein anderes Blatt im Geschichtsbuch.
Kaum im
Bewusstsein der Anhänger sowohl der katholischen wie der protestantischen
Richtungen ist die geradezu unerträgliche Fortsetzung und Wiederholung der
beiden inkorrekten Behauptungen bis in die Gegenwart:
-
Arius leugnete die Gottheit Christi
-
„Die arianische Häresie erschütterte die
Welt“ (Hertling)
Dem Ersten
steht das Glaubenskenntnis des Arius gegenüber, dem zweiten die damalige
Inkraftsetzung des Gesetzes zum Glaubenszwang „Cunctos populos“, vom 27.
Februar 380, unmittelbar vor Beginn des
Nicäno-Konstantinopolitanums.
Der berühmte Arianer Wulfila der im 4.
Jahrhundert wirkte, bekräftigte, was er von
Arius gelernt hatte:
„Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... (M Pl. Suppl. I. 707) ...
er glaubt an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und
Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Auth. Bekenntnis des Gotenbischofs Wulfila
Diese
Definition der arianischen Christen spricht für sich und vehement gegen deren
angebliche Leugnung der Gottheit Christi. Wer jedoch ernsthaft bedenkt, dass
der Hauptanspruch der Katholiken seit Nicäa, 325, lautete: Gott hat kein
Angesicht, sollte sich erinnern, wie viele Menschen wegen ihres Widerstandes
gegen solche Behauptung ihre Freiheit und ihr Leben verloren. Sicher ist nur,
dass es millionenfach geschah. Michael Servet der Schweizer Arzt unter der
Diktatur des Reformators und Trinitariers Calvin, wurde noch 1553 wegen seines
Bekenntnisses, Gott habe ein menschliches Angesicht verbrannt.
Was
aber nun? Papst Benedikt XVI. wagte in seiner 1. Enzyklika am 23. Januar 2006,
was bislang als Verbrechen gegenüber dem Nicänum, galt, indem er erklärte: Gott
hat ein menschliches Angesicht!
„Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn
... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum
innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das
tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch
gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das
zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche
entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu
Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei
„noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von
Erkenntnis und Liebe. Gott,
das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“
Während seiner Begegnung mit den Priestern
der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtet
Benedikt:
„Gott ist nicht bloß ein ferner
Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz:
Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der
Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen
sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“
Nicht also die
angeblich arianische Häresie, sondern der Geist Konstantins, der Geist der
Diktatur, den die Kirche von ihm übernahm, sollte die Welt tatsächlich
erschüttern. Das wird deutlich wenn wir den Blick auf die Zeit zwischen dem
ersten und dem zweiten ökumenischen Konzil lenken. Im Zentrum der historischen
Ereignisse steht Bischof Ambrosius von Mailand.
Er legte
nach. Er wird die Basis des athanasianischen Bekenntnisses mit kaum
überbietbarer Brutalität entschieden
verstärken.
Niemand will
ihm die Ehre rauben in guter Absicht gehandelt zu haben. Ambrosius (339-397) war
ein kluger, prinzipienfester Mann.
Aus Sicht des
Mailänder Kaiserhauses, der flüchtigen, hilfesuchenden Ostgoten, aller Arianer,
aller Hellenen, Manichäaer, Mandäer, der Isisgläubigen, der Buddhisten, kurz
gesagt aus der Perspektive sämtlicher Nichtkatholiken, war er jedoch ein Monster.
Fortsetzung
folgt
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