Dienstag, 30. Mai 2017

Kritik eines Mormonen anlässlich des Lutherjahres 2017


Eine Frage, liebe Lutherfreunde – liebe Protestanten,

ist euch permanent bewusst, dass Martin Luther, einer der größten Helden der Weltgeschichte, bald nach Worms, zur personifizierten Intoleranz heruntersank, weil er außer zahlreichen Wahrheiten auch durch und durch antijüdische und sogar antichristliche Losungen vertrat?
Nicht nur die "Wiedertäufer" seiner Zeit, in hunderten Publikationen seitens moderner Evangelikaler weltweit erfahren vor allem Mormonen immer noch den Ungeist des Übervaters des Protestantismus:

„Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ Luther, Tischreden, Bd. III, S. 175.

Selbstherrlich, wie früher die Inquisitionsherren, bestimmen namhafte Protestanten (und Katholiken) bis zur Stunde, wer und was ein Ketzer, und wer und was ein "Christ" ist. Den Kopf in den Nacken gelegt bekräftigen sie ihre hausgemachten, absolut unbiblischen Kriterien.

Bild Wikipedia: Luthr vor Kaiser Karl V., 1521, in Worms
Luther Stern wird dennoch ewig leuchten, wie der des David, der Goliath besiegte. Beide kämpften unter Einsatz ihres Lebens, erfolgreich, mit starkem Glauben, gegen das Böse.

Luther siegte in Worms, 1521, glücklicherweise und doch scheiterte er, wie schon David, 1000 v. Chr. David verdarb sich mit seiner Sexbesessenheit und Martin durch seinem Starrsinn.

Aus dem großen Fürsprecher für die Freiheit des Christenmenschen - für die Unabhängigkeit des Menschen vom diktatorischen Rom - wurde aus Bruder Martin leider ein rechthaberischer Tyrann der Hass säte und Tod erntete.
Luthers Haltung im Vorfeld der Bauernkriege, sowie den Juden gegenüber, belegt dies mehr als deutlich. Dunkle Punkte, die niemand mehr bestreitet. Aber mehr als das.

Luthers Halbwahrheit, der Mensch könne zu seiner Erlösung nichts beitragen, hat kaum weniger Schaden angerichtet.
Er sprach zwar tausend Worte zur Rechtfertigung und Erläuterung dieser These. Doch das machte es nicht besser.
Dr. Martins Beharren auf gewissen Lehrsätzen und damit das Bekenntnis seiner Verehrer zu einigen fragwürdigen Elementen seiner Theologie ist antichristlich, weil sie unter anderem zumindest zu Missverständnissen etwa dieser Art verführten: „Sündige tapfer, das macht nichts, wenn du nur umso tapferer (an Christus) glaubst.“
Im Original: „Esto peccator et pecca fortiter, sed fortius fide et gaude in Christo, qui victor est peccati, mortis et mundi!“
Auch steht immer noch groß in allen evangelischen Lehrbüchern geschrieben: der Mensch ist unfähig sich von sich aus Gott zuzuwenden.

Was soll das? Die Konsequenzen solcher Lehren sind offensichtlich! Das Wortgeplänkel rund um das "sola gratia" interessiert die meisten Christen nicht. Sie schalten ab, besuchen ihre Kirchen nicht - und die sie besuchen wollen es nur ertragen, aber ungerne wieder und wieder hören, weil sie Übertreibungen, wie das SOLA, intuitiv nicht mögen. Viele wissen zudem, dass es, in der Überbetonung, falsch ist. Denn das tägliche Leben lehrt uns alle, dass man sich sehr wohl des Bösen, aus eigenem, freien Willen, enthalten kann. Alle wissen es: 
wenn wir gegen den wachsenden Islam bestehen wollen, dann nur wenn wir unseren freien Willen zum Humanismus und zur fairen Selbstverteidigung zusammenbinden.

Da ist zudem die Verkündigung, dass Gott nicht mehr wirklich erreichbar ist, dass er nicht mehr durch Offenbarung, Inspiration und Eingebungen sprechen würde, selbst wenn ihn jemand darum im tiefen Glauben ersucht, um ein schwerwiegendes Problem zu lösen.

Exakt diese Aussage wird auch im gegenwärtig gültigen katholischen Katehismus autoritär vertreten und die EKD befindet sich auf derselben Linie.
Diese Ablehnung ist unlogisch, sie ist biblisch nicht zu begründen, ausserdem widerspricht sie Christi Kernaussagen.
Zum anderen steht zwar fest, dass weder Luther noch seine Prediger jemals die sittlichen Forderungen Christi außer Kraft setzen wollten und doch lief und läuft es im gesamten protestantischen Glaubensraum praktisch darauf hinaus. Das belegt die Geschichte im Großen und Ganzen, wenn es auch leuchtende Gegenbeispiele gibt.
Entschieden zu wenig Wert genießen unter Protestanten in diesem Kontext Christi Prinzipien: (niemand behauptet, dass sie unter ihnen gar keine Rolle mehr spielen. Sie stehen nur nicht mehr im Zentrum der Predigten)
- - wem viel gegeben wurde, von dem wird viel verlangt werden.
- - stellt euer Licht nicht unter den Scheffel. Lasst euer Licht leuchten Ihr seid das Salz der Erde – seid ihr es nicht, dann verwerfe ich das Nichtsalz.
- - Tut was ich sage!
- - Als Weltenrichter werde er die Schafe von den Böcken trennen, diejenigen die sich für das Wohlergehen sogar der Gefangenen einsetzen, wird er anerkennen, zu den Böcken aber diejenigen zählen die nichts dazu beitrugen die Hungrigen zu speisen.

Luther setzte seine Kriterien anders, nämlich nahezu konträr:
- Der Mensch ist sittlich unfrei!

Das Gegenteil wurde in der frühen Kirche gelehrt. Es ist nicht nur Origenes der entschieden darauf verweist, dass der Willensfreiheit, ungeachtet der göttlichen Vorsehung eine wesentliche Rolle zukommt.
Der von Rom heiliggesprochenen römische Bischofs Hippolyt betonte in Texten die einhundert Jahre vor Nicäa erschienen ausdrücklich, wie hoch die Christen seiner Zeit die „Freiheit des Willens“ schätzten, dass sie Teil der Wahrheitslehre Christi sei:

„Der Logos (Christus) trug die Ideen des Vaters in sich und brachte auf dessen Geheiß die Schöpfung hervor... der Logos (Christus) wurde Mensch, um uns ein Beispiel zu geben und den Beweis zu liefern, dass der Mensch frei sei und sich des Bösen enthalten könne. Zu diesem Zwecke nahm er das Wesen des Menschen an. Er wurde leidens- und todesfähig, um die Menschen von ihren Leiden aufzurichten. Durch die richtige Erkenntnis, ermahnt Hippolytus (c. 34) zum Schlusse, werde man der Höllenstrafe entgehen und die Unverweslichkeit des Leibes nebst dem Himmelreiche empfangen als Genosse Gottes und Miterbe Christi. Denn dann wird der Mensch Gott. Als Mensch war man leidensfähig; was man aber dann erhält, empfängt man als vergöttlicht und unsterblich gemacht. Christus, der Gott ist über Alles, reinigte den Menschen von der Sünde und schuf den alten Menschen zu einem neuen um. Wenn man seine Gebote hält, wird man ihm ähnlich. Gott macht den Menschen zu Gott zu seiner Ehre... die Subordination des Logos unter den Vater (ist) als notwendig gegeben… Die Menschwerdung hat den Zweck, das Ideal eines Menschen tatsächlich zu verwirklichen. Geht der Mensch mit seinem des Guten fähigen, freien Willen auf diese Umgestaltung seines Wesens ein, so wird er als Adoptivbruder des Gottmenschen vergottet.“ Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“

Das ist „Mormonismus“ pur! im Gegensatz zu protestantischer Verkündung. Wusstest du das, lieber Leser? Unser freier Wille
entscheidet, das wurde von den alten Vätern allgemein gelehrt. Luther weicht ab. Er sieht Gründe dafür, doch er irrt wenn er dem Menschen den freien Willen abspricht. Das weiß jeder, sobald er ein selbstkontrolliertes Leben führt, das Jesus ihm nicht nur in seinen Gleichnissen und in der Bergpredigt vorzeichnete.
Wiederholt und mit Nachdruck behauptet der hochgescheite Luther, der Mensch werde, von Gott oder vom Teufel geritten. Und wer ritt ihn, als er uns in die Kategorie der Willenslosen abschob?

" Luther … war im Hinblick auf die sittlichen Möglichkeiten des Menschen äußerst pessimistisch. Für ihn hing alles allein von der freien Gnade des allmächtigen Gottes ab, die für ein auch noch so geringes Mitwirken des Menschen am Heil keinen Platz ließ." Thomas Martin Schneider "Freiheit bei Martin Luther"

Bild  LDS Kirche, gemäß Totenmaske
Joseph Smith (1805-1844)

sagt exakt das Gegenteil,  in Übereinstimmung mit allen Autoren des frühen Christentums:

"Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können." Lehre und Bündnisse 58:27)

Wir alten Mormonen lieben Bruder Martin, den jungen, aber nicht den rechthaberischen judenhassenden älteren Luther, der uns den freien Willen abspricht.


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