Montag, 22. Mai 2017

Mein Brief an einen katholischen Freund



Lieber  Michael,

warum bist du besorgt? Du schweigst nicht, weil du keine Antwort weißt, sondern weil du dein Rom liebst. Traditionen sind immer Teil von uns. Als mein Kopf schon längst wusste, dass Hitler einer der schlimmsten aller Zeiten war, hing irgendetwas in mir weiter an ihm, noch Jahre nach dem offen zutage lag, dass er die Juden als Volk vernichten wollte. Die Zeit in der Hitlerjugend, zwischen 1941 bis zum letzten Kriegstag,  hatte mich geprägt.
Ich konnte nie leugnen, dass er ganz gelassen blieb, wenn er mein Leben von mir forderte, noch im Februar 1945 als der Gestellungsbefehl zum „Volkssturm“ eintraf, als bereits feststand, dass seine Sache verloren ist.

Es ist wahr, ich möchte allen meinen Freunden vor Augen führen, dass ich gute Ursache habe euch alle zu locken, „Mormonismus“ unter eure Lupe zu nehmen.
Wenn er wirklich von dem Gott kommt, der unser aller Vater ist, dann gibt es keine Argumente gegen ihn. Sollte das Gegenteil der Fall sein, muss man ihn verachten. Dazwischen liegt viel Land.

Rom hat Gutes bewirkt und sehr, sehr viel Böses.
Ich frage mich, wie kann es sein, dass Abermillionen Katholiken niemals ernsthaft die Religion der sie anhängen untersucht haben.
Bei uns ist es umgekehrt. Wir tun es täglich.
Nicht weil wir unserer Sache nicht sicher sind, sondern weil es unser Lebensinhalt ist, mehr zu suchen. Wir haben nie alles erhalten.
In Florida habe ich Gottesdienste der Baptisten besucht. Mich überraschte, dass die Leute nicht merkten, dass sie Teilnehmer einer gut gemachten und sicherlich auch gutgemeinten Seelenmassage waren.  Nicht mehr. Das aber reicht nicht aus. Wir sind auf mehr angelegt, als darauf Streicheleinheiten zu bekommen.
Dasselbe passiert  bei Generalaudienzen im Vatikan. Man kann doch nicht unkritisch hinnehmen, was Päpste dort verkünden. Natürlich kommt vom Balkon der Papstloge Liebenswürdiges. Aber auch riesiger Unsinn.
Ein Beispiel: 

am 3. Oktober 2007 hielt der auch von mir hoch geschätzte Papst Benedikt XVI. folgende Lobrede auf Cyrill von Alexandria:

Liebe Brüder und Schwestern!
Bei der Fortsetzung unseres Weges auf den Spuren der Kirchenväter begegnen wir auch heute wieder einer großen Gestalt: dem heiligen Cyrill von Alexandrien. Cyrill, der mit der christologischen Auseinandersetzung verbunden war, die um das Jahr 431 zum Konzil von Ephesus geführt hat und der als letzter bedeutender Vertreter der alexandrinischen Tradition galt, wurde später im griechischen Osten als „Bewahrer der Genauigkeit“ – was als Bewahrer des wahren Glaubens zu verstehen ist – und sogar als „Siegel der Väter“ bezeichnet. Diese früheren Bezeichnungen bringen eine Tatsache zum Ausdruck, die kennzeichnend für Cyrill ist: mit der Absicht, die Kontinuität der eigenen Theologie zur Tradition aufzuzeigen, hat der Bischof von Alexandria stets auf die ihm vorausgehenden kirchlichen Schriftsteller (unter ihnen vor allem Athanasius) Bezug genommen. Er gliedert sich bewusst und ausdrücklich in die kirchliche Tradition ein, in der er die Gewähr für die Kontinuität mit den Aposteln und mit Christus selbst erkennt… Dank umsichtiger Bündnisse ist es dem Bischof von Alexandrien bald gelungen, dass Nestorius wiederholt verurteilt worden ist: von Seiten des römischen Stuhls, dann durch eine Reihe von zwölf Anathematisierungen, die er selbst verfasst hatte und schließlich vom dritten ökumenischen Konzil, das 431 in Ephesus abgehalten wurde…Der heilige Cyrill, der sowohl im Osten als auch im Westen als Heiliger verehrt wird, wurde 1882 von Papst Leo XIII. zum Kirchenlehrer erklärt… Bedeutsam sind weiter die zahlreichen Lehrwerke, in denen wiederholt der Glaube an die Dreifaltigkeit gegen die arianischen Thesen sowie gegen die Thesen Nestorius verteidigt wird. Die Grundlagen der Lehre Cyrills sind die kirchliche Tradition und besonders, wie ich bereits angedeutet habe, die Schriften des Athanasius, seines bedeutenden Vorgängers auf dem Sitz von Alexandria.“
  
Die meisten Anwesenden dieser Generalaudienz werden sich glücklich geschätzt haben, den Heiligen Vater hautnah erlebt zu haben.
Aber wenn ein Prominenter meiner Kirche vergleichbar Dummes gesagt hätte, würde mindestens die Hälfte aller Mormonen lauten Protest einlegen und ein nicht unbeträchtlicher Teil würde der Kirche Jesu Christi der HLT sofort den Rücken zukehren. 

Das ist bei Katholiken nicht der Fall.

Die Forschung weiß wer dieser Cyrill von Alexandria war:
Ich habe die Dissertation „Die Christologie des Nestorius“  des katholischen Geistlichen Dr. Fendt gelesen, die er vor einhundert Jahren geschrieben und verteidigt hat und die sich eingehend mit Cyrill von A. beschäftigt. Das Urteil über Cyrill von A. ist vernichtend.
Noch deutlicher wird der Althistoriker Prof. Dr. Seeck. In seinem Buch „Geschichte des Untergangs der antiken Welt“ erläutert er näheres:

„ (Cyrill 380-444) war ein Neffe des Theophilus und hatte dessen rücksichtslose Herrschsucht geerbt. Als dieser am 15. Oktober 412 gestorben war, hatte Cyrill unter wilden Straßenkämpfen, in die auch die Truppen eingreifen mussten, seine Wahl auf den erledigten (Bischofs-) Thron durchgesetzt, und eine seiner ersten Amtshandlungen war gewesen, dass er die Bethäuser der Novatianer (einer Gruppe Urchristen die gewillt waren gemäß Christi Gebote zu leben) schließen ließ und sich nicht nur ihres Kirchenschatzes sondern auch des Privatvermögens ihres Bischofs Theopemptus bemächtigte. Denn das Geld schätzte er so hoch, dass er selbst die Bistümer Ägyptens feilbot. Eine reiche Einnahmequelle und zugleich ein wichtiges Machtmittel boten ihm die Krankenwärterstellen, da die Hospitäler von Alexandria als wohltätige Stiftungen unter seiner Aufsicht standen. Weil nämlich ihr Dienst nicht nur ein hübsches Einkommen brachte, sondern wahrscheinlich auch vom Decurionat und anderen Staatslasten befreite, drängten sich auch reiche und vornehme Leute dazu und erkauften die Aufnahme in die Körperschaft mit barem Gelde. Denn große Anstrengungen brauchte man ihnen nicht zuzumuten, schon weil Cyrillus ihre Zahl auf nicht viel weniger als tausend erhöht zu haben scheint. Und alle die Hunderte, die Krankenwärter hießen, tatsächlich aber auf den Straßen Alexandrias müßig lungerten, bildeten für den Bischof eine handfeste Leibwache und waren höchst geeignet, Krawalle hervorzurufen und anzuführen. So dienten auch die Wohltätigkeitsanstalten den Zwecken der Kirche in einer Weise, an die ihre Stifter gewiss nicht gedacht hatten.“

Ich weiß natürlich, dass alle nichtmormonischen Intellektuellen sofort antworten: Ja, lieber Gerd, aber dein Buch Mormon ist auch nur ein Märchenbuch.
Wirklich? Ist es das?
„Ja selbstverständlich, da sind weder bestätigende Forschungsergebnisse, noch irgendwelche Hinweis auf Authentizität. Selbst die DNS-Analysen widersprechen der Behauptung des Buches.
So simpel?
Vor einigen Wochen traf ich Dr. Daniel Martinez, einen etwa 30jährigen Mayalogen der auf Kosten der mexikanischen Regierung die amerikanische Urgeschichte erforscht. Dr. Martinez ist Mormone und wie ich glaube ein ebenso ehrlicher wie kompetenter Sachverständiger. Wir hatten in mehrstündiges Gespräch zu diesem Thema.
Er wies mich darauf hin, dass in unserer Kirche Fehldeutungen einiger Buch-Mormon-Passagen vorhanden sind. Nicht der Text des B.M. sondern die Deutungen stehen in Frage…
Quintessenz: da sind sehr viele Beweise wissenschaftlicher Art  pro B.M. nur die sind eher unbekannt. Er hält Vorträge und belegt vor allem die Echtheit des Buches Ether, das wichtiger Bestandteil des Buches Mormon ist.
Theologische Einwände gegen das B.M. gibt es praktisch nicht. Naja, usw.
Wollte nur einen Denkanstoß geben


Dein Freund Gerd

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