1 Gerd Skibbe Der Verfall und die Auferstehung des Christentums
„Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße“ (metanoia innere Umkehr, Besserung) ... hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“ Martin Luther 1. These „Was heißet ihr mich aber HERR, HERR, und tut nicht, was ich euch sage?“ Lukas 6: 46 Lutherbibel 19124 Prolog Das kühn und immer neu verkündete Pauschalurteil: „Mormonen sind keine Christen“, trieb mich schon früh an. „Überprüfe diese Aussage!“, sagte ich mir, als ich fünfzehn wurde, 1945. Ich las damals, im Juni dieses Jahres, - während auf den Straßen meiner Heimatstadt Wolgast, sowjetische Offiziere bemüht waren ihr gewalttätiges Fußvolk zu disziplinieren, - die Bücher von G.A. Zimmer „Unter den Mormonen in Utah“, J. Rößle „Aus der Welt des Mormonentums“ u.a. Publikationen. Meine Eltern hatten die „Negativliteratur“ vergeblich vor mir versteckt. Ich war immer noch ein bisschen Nazibengel, zwar auf Wunsch meines Vaters „mormonisch“ getauft, wodurch ich 1939 unmittelbar vor Ausbruch des 2. Weltkrieges ein Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde. Doch was das war und bedeutete, wusste ich lange Zeit nicht. Vater, ein Feind Hitlers und Freund der Juden, befand sich im Krieg, und was Mutter sagte ließ mich kalt. Größere Versammlungen mit mehr als sechs, sieben Leuten, die sich für diese Religion interessierten, erlebte ich in meiner Kindheit nur eine einzige: Eine Konferenz mit dem damaligen Präsidenten meiner Kirche, Heber J. Grant, 1937 in Berlin. Ich fühlte das Großartige dieser Zusammenkunft der Tausende. Spätere Erfahrungen bewiesen mir, dass mein Gefühl von damals mich nicht getäuscht hatte. In den letzten 30 Jahren vertiefte ich mein Studium der Geschichte und kam zum Ergebnis, dass zahlreiche Nebenflüsse dem christlichen Hauptstrom seit Jahrhunderten Gift zuführen. Als absolut toxisch erwies sich ein kurioser Satz im sogenannten Athanasianum. Er entfremdete den „Vater im Himmel“ von jedem: „Wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“ 5 Heute spielt dieses Bekenntnis kaum noch eine Rolle, selbst Geistliche sagen: Es interessiert mich nicht! Tatsache ist dennoch, dass sein Kern zahllose Menschen getötet hat. Schlimmer: Der Sinn dieses Satzes wurde 325 in Nicäa von einem heidnischen Diktator erzwungen. Er zerriss und vernichtete die Urkirche. Ich finde, dass das nicht in Vergessenheit geraten darf. Gerd Skibbe, Melbourne, April 20206 Wer ist es? Paulus: Es wird ein Widersacher vor dem Kommen Christi auftreten. „Lasset euch von niemand verführen, in keinerlei Weise; denn er kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich aus, er sei Gott.“ 2. Thessalonicher - Kapitel 2: 3-4 Der Bibelkommentar zu diesem Text lautet: „Die Wendung, sich in den Tempel Gottes setzen, ist wohl bildhafter Ausdruck dafür, dass der Antichrist Gott verdrängen und sich an seine Stelle setzen will.“ „Der Verfasser rechnet damit, dass der Zwang zur göttlichen Verehrung des Kaisers, in nächsten Zukunft zu einer schweren Verfolgung der Kirche führen wird.“ Präambel zur „Offenbarung des Johannes“, Einheitsübersetzung 1980 Im überschaubaren Raum der ersten eintausend Jahre Kirchengeschichte gibt es nur einen Mann, der die dazu erforderlichen Voraussetzungen und den Willen aufbrachte, die prophezeite Rolle zu spielen: Kaiser Konstantin (285? – 337). Er sollte und wollte die Kirche Christi nicht direkt verfolgen, sondern nur um- und zurechtbiegen, um sie den Bedürfnissen seines räuberischen Imperiums anzupassen. 1700 Jahre später bestätigte die Geschichtsforschung, dass es so kam. Bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte der „groß“ genannte Usurpator das Ideal zugunsten der Vergöttlichung seiner Person. „…die Kirche befolgte in Nicäa (325) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen... Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte: ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, s e i n e Kirche…. Die Diener Gottes, die 7 Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes, dabei, das gottgewollte Friedensreich herbeizuführen. Das Konzil ist ein repräsentativer Staatsakt, aber der S t a a t, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche, das Reich der Zukunft ...“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald 306 unternahm Konstantin die ersten Schritte in diese Richtung. Als er seinen soeben verstorbenen Vater Kaiser Constantin Chlorus zu York, England „konsekrierte und divinisierte“ (Clauss) und sich von den Befehlshabern der Westarmee zum Kaiser erheben ließ, beschloss Konstantin gleichzeitig, - wenn nicht schon früher, - die Religion seines Sonnengottes ü b e r a l l im Reich durchzusetzen. Da er die Christen hoch schätzte, nachdem er jahrelang, zu Nikomedia, mit ihnen Schulter an Schulter zusammen lebte und ihr Benehmen, ihre Intelligenz, Selbstbeherrschung und Gutwilligkeit bewunderte, wollte er - für die von ihm umworbenen - ein Gleichheitszeichen zwischen dem obersten Gott Roms und Jesus Christus setzen. Dieser Mix erschien ihm geeignet sein Imperium zu festigen. Das sollte ihm 325 gelingen. Der Theologe Adolf von Harnack Wikemedia Commons: Mosaik der Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom an der Decke, des Grabes der Julii. Darstellung Christi als Sonnengott Helios oder Sol Invictus auf seinem Streitwagen. resümierte: „Der Wille des Kaisers entschied.“ Lehrbuch der Dogmengeschichte8 Dass man Gold nur verunreinigen kann, kümmerte ihn nicht. Schon vor dem von ihm einberufenen Konzil zu Nicäa 325 schwor der energische, geniale römische Imperator - der eigentlich ein Henotheist war - (einer der einen Stammgott verehrt, und untergeordnete Götter nicht ablehnt) – auf die W e s e n s g l e i c h h e i t von Sol Invictus und ihm selbst. Mit Christus, der ihn selbst so gut wie nicht interessierte, könnten sie gemeinsam - seiner politischen Ziele wegen, - eine göttlichen Trinität bilden. Lebenslänglich vermochte Konstantin mit dem Namen und dem Geist des Gottes „Christus“ nicht viel anzufangen: Er hat „von Christus – mit Ausnahme eines andeutenden Sätzchens – nicht gesprochen. Im Großen ganzen ändert sich das auch in den späteren Briefen nicht, nur ein Brief macht eine Ausnahme der 325 geschrieben wurde... Christus, sagt Konstantin, ist Vater und Sohn... Konstantin war im Grunde der Meinung, dass Gott keinen Namen habe... an die Stelle des christlich gebrauchten Christusnamen tritt der Äon. Der Aion ist ein griechischer Gott, der sehr viel bedeuten kann.“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald Zunächst wollte er diese Welt erobern, dann die Himmel. Papst Julius II. übernahm später diese Idee eins zu eins. Natürlich ein wenig mit Augenzwinkern. „Am 20. Januar 1507, bevor Julius Bologna verließ, besuchte er noch Michelangelo, um dort jene Statue zu besichtigen, die er beim Künstler in Auftrag gegeben hatte. Bei dieser Gelegenheit fragte der Bildhauer den Papst, ob er in seiner Rechten das Evangelium oder ein Schwert haben wolle. Julius antwortete: „Ein Schwert will ich haben!“ ... „Einer nach seinem Tod veröffentlichten Anekdote zufolge erschien Papst Julius II. an der Himmeltür. Da rief ihm Petrus zu, er solle sich ein eigenes Paradies bauen... denn er hätte ja viel Geld, viele tapfere Männer... Da Petrus anschließend die Himmeltür zuschlug, stellte Julius ein Ultimatum: Wenn Petrus nicht innerhalb von drei Wochen 9 gütlich übergebe, würde er mit 60 000 Mann anrücken und den Himmel stürmen.“ Josef Gelmi, „Die schönsten Papstanekdoten“ Wikipedia Commons: Konstantin der Große (306–337) als Sol Invictus. Geprägt ca. 309–310. Sol stehend mit dem Gesicht nach rechts, rechte Hand erhoben, den Globus in der Linken. Wikipedia Commons Sol Invictus und das Genie der Militäreinheit Da endet der Scherz, denn Sol war Kriegsgott und Jesus der Friedefürst. Bitter sollten die Christen des beginnenden 4. Jahrhunderts erfahren, was ihnen widerfuhr. Aber es war nicht aufzuhalten, dieses Ungeheuer. Wikimedia Commons: Foto Markus Bernet Kopf Konstantins, kapitolinische Museen Mit dem 1. Ökumenischen Konzil der Christenheit entmachtete Konstantin die Bischöfe umgehend, indem er sich zum Oberbischof erklärte - zum „Bischof der Bischöfe“ - , um sich, fünf Jahre später, als trinitarischer Gott sowohl von Heiden wie von Christen feiern zu lassen. Damit tat er, was verdorbene Zuströme für Millionen Menschen bewirken, die auf das Wasser ihrer Flüsse angewiesen sind.10 Das Schlimmste: Er verbot dem Auferstandenen den Mund. „In den Spekulationen Konstantins, nach denen Gottes natürliche Offenbarung vollkommene Erkenntnis vermittelt, besteht eigentlich kein Bedürfnis nach der übernatürlichen Offenbarung …“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald Konstantin ist seit Nicäa der „dominus et Deus“, - der Herrgott – aller und somit überzeugt, er sei der Offenbarer. Ihn kümmerte nicht, das Christus sowie seine Apostel auf verschiedene Weise (u.a. nach Matth. 7:7-11, Matth. 16:17, Jakobus 1: 5) lehrten: Die stete Verbindung zwischen Seiner Kirche und Ihm selbst, - der lebt, - sei die einzige Garantie für die Kirche, heil durch die ungestümen Wogen eigensinniger Geschichte zu reisen. Für eine sensible Gemeinschaft wie die von ihm ins Leben gerufene, die Menschen vervollkommnen will, bestünde allemal die Gefahr der Verflachung. Es gelte jedoch, sie im rasanten Wechsel der Ereignisse konstant zu halten. Das setzt mehr als gute Absichten und menschliche Weisheit voraus. Konstantin hätte wohl, - wäre er gut gelaunt gewesen, - überlegen geschmunzelt, wenn ihn einer der führenden Kirchenmänner darauf hingewiesen hätte, dass die Kirche früher oder später sterben muss, schnitte eine verwegene Hand sie von der direkten Verbindung zum Himmel ab: Der Himmel sei doch in ihm. In ihm lebten die Götter. Um Konstantins Seele zu verstehen muss man in seine Vergangenheit blicken. Als Sohn des römischen Mitkaisers Constantin Chlorus, der 306 verstarb, wuchs er als Geisel für die Loyalität des Vaters in Nikomedia (im Nordwesten der heutigen Türkei) auf. Dort, am Kaiserhof Diokletians, erhielt er seine Prägung. Da, in den paganen Gottesdiensten, die er besuchen musste, wurde es ihm in die Seele gelegt: „Der Kaiser gleiche dem Gebieter des Weltalls ... Diokletian (244-311) war der „dominus et Deus“, der Herr und Gott, der Herrgott. Ein Lobredner schwärmte: „der Du denen gleichst, die Dich zeugten, durch sie regierst Du die Welt 11 unvergleichlich, Du, der diis geniti et deorum creatores (der von den Göttern gezeugte und Erzeuger von Göttern)…, in Dir leben die numina (die Geister) von Jupiter und Hercules - wir rufen Dich an, wir rufen Dir zu, jeden Sieg zu erringen ist uns heilig und mit uns bist Du der Diokletian praesens deus - weshalb wir uns nicht fürchten, weshalb es uns eine Ehre ist, Dir unser Leben zu Füßen zu legen – Heil dir! Deine Herrschaft ist nicht nur durch die Erdgegenden begrenzt sondern sie reicht darüber hinaus in die Regionen ewiger Himmel. Wie wir auf Erden durch Dich glücklich werden, so, als gelangten wir in Deine Gegenwart, stehen wir heute im Adyton - dem Allerheiligsten - und spenden Dir unsere Treue. Wie der Weihrauch Deiner heiligen Priester umweben wir Dich...“ Kaiser Diokletian war während vieler Reden gar nicht anwesend, aber "…in solchem Fall hielt ein Priester das Bild des Imperators in die Höhe, denn es wurde spätestens seit dieser Zeit geglaubt, dass der Kaiser und sein Bild eins seien." Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende 306 reißt Konstantin sofort nach dem Tod seines Vaters die Macht an sich. Man hatte ihm gerade noch rechtzeitig die Nachricht überbracht, dem Vater ginge es schlecht. Augenblicklich brach er auf, raste vom Balkan aus quer durch Mitteleuropa nach York in Britannien. So stattlich, wie er vor sie hin trat, imponierte er den Militärs. Umgehend nach den Bestattungsfeierlichkeiten hoben sie ihn auf den Schild. Er begründete „seinen Herrschaftsanspruch mit seiner Abstammung vom Staatsgott Constantius Chlorus, den er divinisieren und konsekrieren ließ... Konstantins Vater war Herrscher auf Erden und ist Gott im Himmel." Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich“ Hier oder schon etwas früher beginnt die spätere Überfremdung des Christentums. Rücksichtslos will er - aus purem Ehrgeiz - die funktionierende Tetrarchie zugunsten der Universalmonarchie aufheben. Da er wünschte der Alleingott ausnahmslos aller zu werden, musste er konkurrierende „Götter“ beseitigen. 310 nötigte er seinen kaiserlichen Schwiegervater Maximian, sich selbst umzubringen. 12 312 ist Konstantin bestrebt, den nächsten Nebenbuhler zu vernichten, Maxentius, den Bruder seiner Frau Fausta. Jetzt, 13 Jahre vor seiner Einmischung in Christenbelange zu Nicäa, geht es dem harmlosen Mitkaiser an den Kragen. Prokonstantinische Propaganda nannte Maxentius „den Tyrannen von Rom“. Doch „Maxentius hatte die Christenverfolgungen eingestellt und der römischen Kirche ihren Grundbesitz zurückerstattet. Allerdings sah sich Maxentius beträchtlichen Wirren und zum Teil blutigen Kämpfen innerhalb der Christengemeinden Roms konfrontiert und deshalb gezwungen, die Bischöfe Marcellus (307 - 309) sowie Eusebius (309) in die Verbannung zu schicken.“ Karl Christ „Geschichte der römischen Kaiserzeit“ Konstantin interessierte nicht, was seine Ehefrau empfand. Ihr Erbe, der Lateranpalast, sollte später der Kirche zufallen. Er war ein Meister der Täuschung. Mitkaiser Maxentius hätte dem Usurpator nicht entgegen ziehen sollen. Das war sein Fehler. In Rom wäre er sicher gewesen. Doch Sol hatte sich, wie es scheint, für Konstantin entschieden. Der Tag vor der „Schlacht an der Milvischen Brücke“ sollte für die Christenheit von großer Bedeutung werden. Christus habe dem Usurpator Konstantin eine Kreuzesvision geschickt! So steht es in vielen Geschichtsbüchern geschrieben. Aber dieser Mann ist nicht nur ein Erzheide, sondern auch ein Unhold: „Gefangene Offiziere und der Unfreiheit widerstrebende Germanenfürsten ließ er im Amphitheater von wilden Tieren zerreißen, etwa in einer Arena in Trier… . Auch mit der Zivilbevölkerung kannte er keine Gnade und hinterließ in den unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.“ Bettina von Engel „Konstantin und seine Familie in Trier“ Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007 Unmittelbar vor der mörderischen Schlacht, 312, soll er vom Himmel her gehört oder in den Wolken gelesen haben: „In diesem Zeichen - dem Kreuz - sollst du siegen!“ Du, Konstantin, sollst siegen – nicht das Christentum.13 Er soll seinen Soldaten befohlen haben, das Christogramm auf ihre Schilde zu malen. Das ist ein Märchen. Übrigens, Kreuze befanden sich längst auf den römischen Standarten der Legionen. Da gab es sie schon mindestens 100 Jahre vor ihm. Das geht u.a. aus einem Aufsatz des Christen Felix Minucius hervor. Etwa im Jahr 200 schrieb Minucius, was er davon hielt, das Kreuz, an dem Jesus starb, und das Kreuz der Kaiser und ihrer Legionen miteinander in Verbindung zu bringen: „Kreuze beten wir nicht an und wünschen sie nicht. Ihr allerdings, die ihr hölzerne Götter weiht, betet vielleicht hölzerne Kreuze an als Bestandteil eurer Götter. Was sind sie denn anderes, die militärischen Feldzeichen und Fahnen, als vergoldete und gezierte Kreuze? Eure (!) Siegeszeichen haben nicht bloß die Gestalt eines einfachen Kreuzes, sondern sie erinnern auch an einen Gekreuzigten... bei euren religiösen Gebräuchen kommt (das Kreuz) zur Verwendung.“ Stemberger „2000 Jahre Christentum“ "Dialog Octavius" „Dieses Zeichen wurde seit Generationen von Kaisern im Feldlager beim Altar aufbewahrt. Frühestens 324, im Feldzug gegen Licinius, könnte es vielleicht, verändert durch Hinzufügung des griechischen P (Rho) als „Christusmonogramm” gedeutet worden sein. Ob es damals überhaupt irgendeinen Bezug zum Christentum hatte, ist unsicher, denn zahlreiche Untersuchungen belegen, dass das Chi Rho schon in jüdischen Schriften auftaucht und die Bedeutung von ‚fertig’ oder ‚brauchbar’ hatte.“ Seeliger „Die Verwendung des Christogramms durch Konstantin im Jahr 312“ - Untersuchungen kath. theol. Universität Tübingen Übereinstimmend sagt Bruno Blackmann: „Konstantin ... ließ lediglich eine Schlaufe an der vorhandenen Senkrechten anbringen. Doch trotz Hinzufügung der Schlaufe bleibt dieses X, das Zeichen des Sol Apollo, das Konstantin im Apollotempel gesehen hat. Ihm, dem Gott Sol Apollo, schrieb er seinen militärischen Erfolg (an der Milvischen Brücke) zu, wie der Triumphbogen zu Rom beweist.“ "Konstantin der Große”14 Unbestritten ist, Konstantin betete vor der Schlacht an der Milvischen Brücke. Aber welchen Gott rief er an? Eusebius sagt: Konstantin rief den Gott seines Vaters an. Nur, „Constantius Chlorus war bekanntlich ein eifriger Verehrer des Sonnendienstes“ Ed.Rapp „Das Labarum und der Sonnenkultus“ Er betete Herculus Invictus an oder Sol-Herculus. „Wer bin ich?“ (Was hast du mir bestimmt? Bist du in mir? Sol: ich bitte dich G. Sk.) „Offenbare mir, wer ich bin! Reichst du mir deine Rechte zum bevorstehenden Kampf?“ Schlange-Schöningen, „Konstantin der Große und der Kulturkampf“ Der Grundwiderspruch liegt offen zutage: Spätestens nach dieser Bitte wollte er der Sol Invictus sein, oder der Sonnengott war in ihm, und dennoch betete er zur gleichen Zeit: „Offenbare du mir die Wahrheit.“ Keinem Christen wäre, solange er an den Jesus der „Frohbotschaft“ glaubte, je in den Sinn gekommen, den altrömischen Sol Invictus anzurufen, den Kriegsgott, wenn er Christus meinte. Sonderbar, Konstantin selbst erwähnt kein Wort von dem angeblich am Himmel erscheinenden Kreuz im Beisein seiner 40 000 Soldaten: Konstantin hat sich, ... in den vielen Selbstzeugnissen, die seinen unmittelbaren Umgang mit Gott und seine göttliche Auserwähltheit betonen, nie auf das gallische Lichtwunder berufen.“ Vittinghof, „Konstantin der Große“ Der Konstantin-Historiker Ramsey MacMullen, schrieb denn auch: "Das eigentliche Wunder von der allen sichtbaren Himmelsschrift (In diesem Zeichen siege!) ist das anhaltende Schweigen der zigtausende Männer.“ Erst drei Jahre später marschiert er (noch einmal) in Rom ein. „Am 21. Juli 315 hielt Konstantin seinen feierlichen Einzug nach Rom zur Feier der Dezennalien. Das Fest wurde mit der üblichen Pracht begangen, das Volk beschenkt und große Spiele abgehalten. Zu dieser Feier war der die Schlacht an der Ponte molle (Milvische Brücke) verherrlichende Triumphbogen vom Senat errichtet worden. Sein Bilderschmuck nimmt vom Christentum Konstantins keine Notiz. Konstantin feiert den Sonnengott als seinen Beschützer... L‘Orange (ein Historiker) hat 15 bewiesen, dass es der Sonnengott Sol Invictus ist, der hier als Gott des Kaisers gezeigt wird.“ Heinz Kraft Habilitationsschrift „Konstantins Entwicklung“, Heidelberg – Uni Greifswald Man bedenke die Nähe des Sol zu Baal. www. Uni- Protokolle schreibt: "Ursprünglich vereint Sol Invictus mehr oder weniger die orientalischen Religionen wie den persischen Mithras und den syrischen Baal. Die Wurzel dieses nach Rom exportierten Baal lässt sich zurückverfolgen nach Emesa, mit dem Stadtgott Sol Elagabal. Sol Invictus ist bereits unter Vespasian geläufig. Er stellte ihm zu Ehren schon im Jahre 75 eine Kolossalstatue auf, seit Commodus trägt jeder Kaiser den Titel Invictus." Konstantins Charakter war dementsprechend: „.. des Maxentius Kinder ließ er sogleich töten, ebenso dessen politischen Anhang.“ Theodor Birt: Charakterbilder Das waren seine Verwandten, seine Neffen und Nichten, sowie die seiner blutjungen Frau Fausta. Zwölf Jahre später zieht Konstantin gegen den letztverbleibenden Feind seiner Begierden, Schwager Licinius, den Ehemann seiner Schwester. Nun da der letzte „Widersacher“ seiner Alleinherrschaft geschlagen wurde, muss Konstantin daran gehen seinem Einheitsreich die erwünschte, i h m vor Augen schwebenden Einheitsreligion zu geben. Fast zeitgleich im Vorfrühling 325 schickte er Einladungen an die Bischöfe, auf Staatskosten, nach Nicäa zu kommen und den Befehl, den inhaftierten 62-jährigen Licinius vom Diesseits ins Jenseits zu befördern. Monate zuvor versprach er seiner Halbschwester Constantia noch, er werde ihren Ehemann verschonen. Natürlich kann jeder Herr der Armeen behaupten, er habe jemanden umbringen müssen, weil der eine Verschwörung plane. Was seine nächsten Ziele betraf, dachte er vor allem an die Christen, als künftig verlässlichste Stützen seines Imperiums. Er kannte sie seit zwei Jahrzehnten. Der Elitechrist und Rhetoriklehrer Laktanz gefiel ihm längst, sowohl wegen seines noblen Charakters, als 16 von seiner Bereitschaft her, ein vorbildlicher Staatsbürger zu sein. Gemeinsam lebten sie zu Nikomedien, (heutige Nordwesttürkei) mehrere Jahre, Laktanz als freier Mann, er als Geisel am Hof Kaiser Diokletians für die Loyalität seines Vater Constantin Chlorus, Mitkaiser in der Tetrarchie. Um 316/17 beruft er den großen Idealisten als Lehrer seines Sohnes Crispus an den Hof in Trier. Laktanz, der Elitechrist, könnte ihm dort zu Nikomedien vor Ort zu Beginn des 4. Jahrhunderts bereits erklärt haben, dass der Mensch ein Geist ist, der von Fleisch ummantelt wurde und, dass der Allmächtige die Auserwählten zu Göttern erhöhen wird, vorausgesetzt sie befolgten seine Gebote. Das verstand Konstantin auf seine eigene Weise. Allerdings erlebte er am Hof Diokletians auch den Umschwung mit. Zunächst galten die Christen, selbst vor Kaiser Diokletian als geachtete Persönlichkeiten. Doch als sie an Zahl und wegen ihrer Grundsatztreue an natürlicher Macht zunahmen, riefen sie die Eifersucht der Paganen herauf. Diese Wirkkraft der Christen einerseits und andererseits der geifernde Neid der paganen Priesterschaft bildeten einen scharfen Kontrast, was zu einem schweren Konflikt führen musste. Man hätte es zu Beginn des 4. Jahrhunderts voraussehen können, obwohl sich die Christen mäßig zurückhaltend verhielten. Es gärte. Immer mehr Leute glaubten den damals noch ehrenamtlich wirkenden christlichen Priestern und ließen sich taufen. Zu einer Zeit, als sich die Christen Roms noch in Privatzimmern oder Bretterbuden versammelten, verfügten die Jesus-gläubigen Nikomediens, zudem in Hofnähe, über ein ansehnliches Gemeindehaus. Obwohl noch weit davon entfernt liturgische Kleidung zu tragen, gingen sie bis 303 am Kaiserhof selbstbewusst wie die Nobilissimi ein und aus. Das konnte den Berufspaganen nicht gefallen. Ihre Gelegenheit kam, als Diokletian, dieser auch in Konstantins Augen abergläubische alte Mann, vor einer ihm bevorstehenden Schlacht eine Eingeweide-Schau befohlen hatte: 17 „Die Schau der Haruspices vor Diokletian misslang. Der Priester sagte, die Götter zürnten ihm wegen der Anwesenheit unheiliger Personen. Damit waren die Christen gemeint. Daraufhin mussten alle Beamten des kaiserliche Palastes den römischen Göttern opfern, oder sie wurden ausgepeitscht... Auch bei einer Befragung des Apollo-Orakels in Milet antwortete der Gott seinen Priestern, dass die Christen die Beziehung zu den Göttern störten. Daraufhin ließ der Kaiser in Nikomedia eine christliche Kirche niederreißen und deren heilige Bücher verbrennen. In einem Dekret von 303 ordnete er an, in der ganzen Provinz sollten die Gebetshäuser und Bücher der Christen zerstört werden; die Christen sollten aus allen Ämtern entlassen werden und ihre Privilegien verlieren. Als nun noch im Palast ein Brand ausbrach, wurden die Christen dafür verantwortlich gemacht.“ Anton Grabner, Haider, Johann Maier, „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Eine heftige Welle der Verfolgung lichtete die Reihen der Treuen. Laktanz und viele andere bedeutende Christen mussten vor dem plötzlich wieder religiös aktiven Diokletian flüchten. Wie sie dastanden, die Christen, und gelassen zuschauten, als ihre kleine Kapelle eingerissen wurde, nötigte dem noch-nicht Kaiser Konstantin Respekt ab. Nun, zwanzig Jahre danach, 324, nach der Entmachtung des Licinius, sah Konstantin noch deutlicher: Die Infrastrukturen seines Imperiums waren mangelhaft. Seine Verwaltungsbeamten könnten und würden von der Christen-Organisation das Beste übernehmen. Als man Konstantin sanft darauf hinwies, wie zerstritten die Christen seien, winkte er ab: Er würde sie unter Auflagen einen! Diese Auflagen sollten ungeheure Sprengkraft in sich tragen. Er habe bereits das Treffen aller Bischöfe in Nicäa vorbereitet.18 Das Vorspiel Man kann ungefähr rekonstruieren, was sich vor dem nicänischen Konzil bereits 318 zu Alexandria ereignete: Die Umstände brachten es mit sich, dass damals die beiden potentiellen Kontrahenten, Athanasius, zu dieser Zeit 22-jährig, und Arius, um die 60, im Priesterschaftskollegium einer nicht näher bekannten Gemeinde der großen Hafenstadt Alexandria beieinander saßen und heftig aneinander gerieten. Zu Tisch präsidierte Bischof Alexander. Arius, einer der Gäste, hatte schon gehört, dass der hitzköpfige kleingewachsene, dunkelhäutige Diakon Athanasius hoch hinaus wollte. Bis der sich einmischte, herrschte überwiegend ein Geist der Offenherzigkeit, der auch querschlagende Reden und Ideen zuließ. Dann allerdings brachte jemand in dieser Runde, wahrscheinlich ein Katechet, die Frage auf: Wie ist Gott? Hat er ein Antlitz und menschliche Gestalt? Oder ist er ein unfassliches Lichtwesen, ein gestaltloser, allgegenwärtiger Geist? Bischof Alexander, vom Gemüt her eher ein Grobian und schon kränklich, der sich im Fall von Meinungsverschiedenheiten nur schwer beherrschen konnte, hielt das Letzte für eine ausgemachte Grundwahrheit. Es stünde doch geschrieben: „Gott ist Geist“. So hieß es im Johannes Evangelium. Damit war für ihn das letzte Wort gesprochen. Doch Arius konnte und wollte solchen Kurzschluss nicht akzeptieren. Wahrscheinlich dachte er „mormonisch“: Auch „...der Mensch ist Geist...“ Kanon der Kirche Jesu Christi der HLT: „Lehre und Bündnisse“ Abschnitt 93: 28-34 Er ist ewiger Geist und befindet sich in einem sterblichen Leib. Diese Definition, die Joseph Smith, der erste Prophet und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hier verwendet, trifft das Wesentliche. 19 Die Mehrheit der an jenem Tag versammelten Ältesten, Priester und Diakone die fast ausschließlich im Berufsleben ihren Mann standen,- stimmten Arius zu, der sagte: Ich glaube, dass der allein wahre Gott, wie wir aussieht, wurden wir doch nach seinem Ebenbild erschaffen. Er ist ein anderer als sein Sohn. Athanasius vertrat indessen vehement die Auffassung seines Bischofs Alexander: „Jesus und der Vater sind e i n Gott, sie sind völlig Geist, gestaltlos, allgegenwärtig“ Während Arius erwiderte: „Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei verschiedene Götter, sie bilden eine Gottheit, eins im Willen, jeder mit eigenem Gesicht, der Sohn dem Vater nachgeordnet.“ Dabei berief er sich auf Origenes. Arius solle sich schuldig fühlen, weil er sich herausnahm den Sohn als „nachgeordnet“ - untergeordnet - zu betrachten. Das sei ein Skandal! An dieser Stelle irre Origenes sich! Bemerkenswert: Athanasius weist Origenes nicht ab, im Gegenteil! Er zitiert ihn, er argumentiert mit seinen Aussagen, doch er zielt daneben, weiß anscheinend nicht um die Hauptlinie des großen Bewahrers, die klar gezeichnet vorliegt: „Rangältester von allen Geschöpfen ist der ewig aus dem Willen des Vaters gezeugte Sohn Gottes. Er ist dem Vater nur „gleich“ im Sinne von ähnlich... der Sohn ist das Abbild (Kolosser 1: 15) geringer als Gott selbst (Joh. 14: 28) an dessen Gottheit er nur Teil hat und dem er als der“ zweite Gott“ in jeder Hinsicht subordiniert ist... der Logos, die „Erlösung“... als Logos das Organ der weiteren Schöpfertätigkeit ...d.h. „Der Sohn ist dem Vater nachgeordnet, er ist dem Vater nur ähnlich, er ist eine andere Person.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O Später, nach Nicäa stellten sich immer mehr willfährige Theologen auf die Sichtweise Konstantins ein. Sie setzten a priori: Ein feierlich abgehaltenes Konzil könne nicht irren: Folglich liege Origenes schief.20 Arius lehnte es ab sich der Meinung des jungen Mannes anzuschließen. Ob er wohl schon ahnte, dass es, wegen dieser unterschiedlichen Glaubensweise, zu einer Spaltung der Kirche kommen würde? Dennoch durfte er seine Überzeugung nicht preisgeben, dass da zwei, sogar drei ewigheilige Götter existierten, denn dieses Glaubens waren nahezu alle Christen seiner Zeit. Der Märtyrer Stephanus habe doch in der Minute seines Todes bekanntlich eine Vision erlebt und danach ausgerufen, er sähe Jesus sitzend zur Rechten des Vaters, mitthronend, während die Pharisäer ihn gerade dieses Bildes und Glaubens wegen steinigten. Dieser Zeitpunkt war es. Worte flogen hin und her. Irgendwann fallen von den Lippen Bischof Alexanders die welthistorisch bedeutenden Worte: „Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs Blut“ Pfarrer Ernst Ferdinand Klein, „Zeitbilder aus der Kirchengeschichte“ Verwickelt in den Streit waren Gemeinden Palästinas, Ägyptens und stadtrömische Bischöfe! Konstantin sah seine Chance. Nicäa Konstantin wollte schlichten, sagte er, und hielt großen Reden. Aber sehr bald wird klar, was er wirklich beabsichtigte. Er erwartete 1.800 Bischöfe, zumindest jeden Zweiten. In Nicäa, seinem Sommerlager, sollte angeblich die Einheit der Kirche wiederhergestellt werden. Aber nur 220 Unterschriftsberechtigte kamen. Einige waren nur Beauftragte ihrer Bischöfe oder deren „Ratgeber“. Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“ ... der Bischof leitet die Gemeinde. An seiner Seite stehen zwei Ratgeber sowie das Ältestenkollegium...“ Soweit bekannt gab es zur Zeit der Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi der HLT,1830, keine andere Denomination derselben Struktur – außer bei den „Mormonen“ selbst. Diese Übereinstimmung ist ein weiteres Glied der Indizienkette zugunsten ihres Anspruchs das wiederhergestellte Original zu sein.21 „Die Kirche der Ignatiusbriefe ist (um das Jahr 100 n.Chr. G.Sk.) erstaunlich gut organisiert. Und hier liegt auch eine der wichtigsten Ursachen, weshalb man die Echtheit der Ignatiusbriefen bezweifelte. Man wollte einfach nicht glauben, daß die Kirche schon am Anfang des 2 Jahrhunderts so gut ausgebildete, organisatorische Strukturen gehabt hatte. Es gibt in der ignatianischen Kirche eine Hierarchie von drei Graden, die vom Volk der einfachen Gläubigen klar unterschieden wird: Bischöfe, Presbyter und Diakone. Sie sind der Kern der Kirche, ohne sie kann von der Kirche keine Rede sein: Alle sollen die Diakone achten wie Jesus Christus, ebenso den Bischof als Abbild des Vaters... Aus dem angeführten Zitat geht klar hervor, daß die sichtbaren Strukturen der Kirche ein Abbild der unsichtbaren Verhältnisse im Himmel sind. Gott, dem Vater entspricht in der Ortskirche der Bischof. Er besitzt die ganze Autorität und die mit ihr verbundenen Vollmachten...“ Stanisław Łucarz, „Die Kirche als Gemeinschaft bei Ignatius von Antiochien“ Der Rest, etwa 1.600 Unterschriftsberechtigte, - weit mehr als 80 Prozent - ahnten sehr wahrscheinlich, dass dabei nichts Gutes herauskommen konnte. Vorzustellen ist, wie jeder Einzelne dieser riesigen Mehrheit, mit sich gerungen haben wird: Welche Aufwertung wäre es für sie persönlich, die oft Verspotteten, einen Kaiserbrief vorzuweisen. Sie könnten prahlen: Ich erhielt vom Imperator eine persönliche Einladung, sein Hauptquartier zu besuchen. Selbst deren ärgste Feinde würden in sich gehen, wenn sie zusehen müssten, dass die kaiserliche Postkutsche ausgerechnet vor dem Haus eines Bäckergesellen hält, während die berittene Wache den kleinen Mann, der da einsteigt, militärisch grüßt. Die Vorstellung, Bischöfe damaliger Zeit wären hoch gebildete, große Herren über zehntausende Mitglieder gewesen, ist falsch. Sie waren lediglich die Vorsteher von Gemeinden zwischen 20 und 60 Mitgliedern, und allesamt berufstätig. Spiridon, ein Bischof von Zypern, war Schafhirte. Einige konnten wahrscheinlich weder lesen noch schreiben. Vermutlich gab es damals 40 Gemeinden und somit allein 40 Bischöfe zu Rom, denn bereits für das Jahr 250 ... wird die Anzahl 100 italienische Bischöfe angegeben.“ Henry Chadwick „Die Kirche in der antiken Welt“ Es kann nicht nur einen einzigen Bischof für die Stadt Rom (Silvester) gegeben haben, in der die absolut höchste Mitgliederkonzentration Europas zu verzeichnen war. „Bischof von Rom“ ist zwar Papsttitel, 22 doch auf einem Gelände von eintausend Quadratkilometern muss es mehr als nur e i n e n Gemeindeleiter gegeben haben. Zudem „wissen wir aus Optatus, dass um das Jahr 311 einige 40 Basiliken in Rom waren.“ Johann J. Ignaz von Döllinger „Hippolytus und Kallistus“ 1853 Gemeint sind 40 Gemeinderäume, und zwar sehr schlichte. Das Aufwendige musste auch nicht sein. Die Christen der ersten drei Jahrhunderte, - gleichgültig, wo sie sich trafen, in einer Hütte oder einem Nobelsaal - „...gingen nach den Versammlungen auseinander, als ob sie aus einer Schule der Tugend kämen... Sie strebten nach Selbstbeherrschung und Gerechtigkeit“. Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Um sich zu bilden, bedurfte es keiner Paläste. Denn, „nach Laktanz ist Jesus der Lehrer der Tugend und Gerechtigkeit.“ Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“ Sie waren wie E. Kant eingestellt: „Niemand kann Gott mehr ehren, als durch Achtung für sein Gebot!“ Für die frühen Christen stand fest: Soll die Welt glücklicher werden, dann nur, wenn sich zuvor ihre großen und kleinen Kinder im Sinne der Bergpredigt Christi besserten. Kirche, wenn sie christlich sein will, muss Christi Grundwerte - und nicht die Feierlichkeiten zu seinen Ehren - obenan stellen. Die späteren Prachtbauten und die aufwendigen Weihen überdeckten dieses Verständnis. Je höher und gewaltiger die späteren Kathedralen sich nach dem Jahr 1100 in Mitteleuropa reckten, umso geringer sollten sich ihre Besucher fühlen. Umgekehrt war es zuvor. Es kamen auch nicht Massen zusammen, wie zu Pfingsten zu Jerusalem in einer Ausnahmesituation, das geht aus Christi Wort hervor: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, will ich mitten unter ihnen sein.“ Matth. 18:20 Es gibt für die Zeit vor dem 1. Konzil keinen Hinweis für das Vorhandensein auch nur eines kircheneigenen Hauses in Rom: „Wie primitiv noch die Gotteshäuser im Anfang des III. Jahrhunderts waren, können wir am besten aus dem Bericht des Lampridius, vita Alex. 49, g entnehmen. Danach bewarben sich 23 unter Alexander Severus (im Jahr 230) die Christen um einen öffentlichen Raum, auf den nur noch die Garköche Anspruch erhoben.“ Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...“ Für diese Feststellung haben wir noch eine weitere Bestätigung: „Selbst in Rom ... mit dem absolut größten Anteil von Christen an der Bevölkerung lässt sich bis heute kein einziger christlicher Versammlungsort für die Zeit vor der konstantinischen Wende (um 325) nachweisen ....“ Christoph Müller, Inaugural Dissertation, Albert-Ludwig - Universität in Freiburg „Kurialen und Bischof...“ Wiki Commons: Konstantin im Vordergund mit der Strahlenkrone des Sol Der von seiner Leibgarde beschützte Imperator erschien, bereits in der ersten Sitzung zu Nicäa gekleidet wie Sol Invictus. Das geht aus Beschreibungen z. B. des Eusebius von Cäsaräa, hervor. Allerdings trugen die Bischöfe damals noch keine Amtskleidung. Auch Kreuze kamen damals nicht vor. Sie erscheinen im Kirchenbild erst nach 430. Die Angaben variieren etwas: „... im Jahr 431 (wurde) das Kreuz als zentrales christliches Symbol beim Konzil von Ephesus eingeführt.“ Der "Evangelische Kirchenbote..." „Auf Inschriften begegnet das Kreuz in Rom, seit dem Ende des 4. Jahrhunderts, in Gallien fast ein halbes Jahrhundert später.“ Victor Schultze „Die Katakomben“ „Als allgemein verbreitetes und verwendetes Symbol der Christen lässt sich das Kreuzzeichen erst in der Zeit der Völkerwanderung nach 375 n. Chr. nachweisen.“ Bischöfliches Ordinariat Regensburg, 2010 Christen sollten sich fragen und bedenken warum die Gemeinden vierhundert Jahre hindurch auffallend das Kreuzzeichen mieden.24 Konstantin schwor auf seine Kreuze, und für ihn stand auch von vorn herein fest: Wer seinen Ideen widerstrebte, müsste leiden. Konstantins Ansprüchen und Wünschen mussten sich alle beugen oder in berüchtigte Bleibergwerke abwandern – wie es dann zu Hitlers, Stalins und Maos Zeiten den Oppositionellen ähnlich erging. Die Bischöfe zu Nicäa wurden zudem bewusst in die Irre geleitet. Die Weitsichtigen unter den Bischöfen erkannten sehr bald: Ob sie lamentierten oder nicht Sol, Christus und Konstantin sollten m i t ihrem Einverständnis, als „Wesensgleiche“ der Trinität gelten. Es gab kein Pardon! Die Mehrheit sah sodann hilflos zu, als nach wochenlangen Diskussionen „Konstantin ... das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort w e s e n s g l e i c h griech. Homousios lat. ‚consubstantialis einfügen...(läßt). Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“. Hans Küng, „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“ Zuvor glaubten nahezu alle Christen, dass Jesus seinem Vater ähnlich sieht, d.h. sie waren wesensähnlich (homo i usios). Durch die willkürliche Entfernung des Jota sollten sie nun wesenseins (griech. homousios) werden, mit dem Ergebnis, dass die Gottheit für Menschen unerkennbar wurde, bestenfalls einem Nebel vergleichbar. Der schier nicht enden wollende, nachnicänische, katastrophale Geschichtsverlauf beweist, dass zu Nicäa ein Kapitalverbrechen geschah. Nephi, der bekannteste unter den Schreibern des Buches Mormon will dieses Ereignis zuvor in einer Vision gesehen haben. 1. Nephi 13 Sein Text ist bemerkenswert! Sol triumphierte. Zu Nicäa wurde auch die Frage diskutiert, ob man im Interesse der Staatsfinanzen ein Eheverbot für Priester der Kirche auszusprechen sollte. 25 Konstantin wollte sie ja begünstigen, wenn sie ihm entgegen kämen. Aber zu viele Priester die fortan Gehaltsempfänger würden, stellten ihn vor ein Finanzierungsproblem, denn, das war vorauszusehen, die Kirche, sobald sie vom Staat geförderte Institution ist, wird ins Unermessliche wachsen. Konstantin wagte es offen vorzuschlagen, er würde sich den Zölibat als Lösung vorstellen, sowie eine erhebliche R e d u z i e r u n g der Priesterschaft. Daraufhin gab es Widerstand. Er richtete sich auch gegen den Vorschlag der Ehelosigkeit für Ordinierte. Einige kooperationsbereite Bischöfe erklärten sich zugunsten dieser Kaiseridee. Da “erhob sich Bischof Paphnuties”, dem 17 Jahre zuvor seines Glaubens wegen ein Auge ausgestochen, sowie die Sehnen der linken Kniekehle durchtrennt worden waren. Er rief “mit lauter Stimme, man soll den Priestern und Geistlichen kein so schweres Joch auferlegen und durch zu große Strenge der Kirche keinen Nachteil schaffen. Er sagte, die Ehe sei ehrbar und … nannte den ehelichen Beischlaf Keuschheit... die Worte des Mannes wirkten.” Leonhardt Martin Eisenschmid "Über die Unfehlbarkeit des ersten allg. Konzils zu Nicäa" Leicht vorzustellen, wie den zu ihren Familien und Gemeinden heimkehrenden Unterzeichnern des nun „Nicänum“ genannten neuen Bekenntnisses zumute war. Ihre Ältesten und Priester, - das waren praktisch alle erwachsenen männlichen Mitglieder der Gemeinden der Kirche, - würden sich entsetzen! Wie sollten sie gegen ihr Gewissen verkünden, dass wer fortan nicht den neuen, den nicänischdreifaltigen, den trinitarischen Gott verehrte, ein Ketzer sei? Schafhirte Spiridon von Zypern, schon zuvor kein Freund arianischer Glaubensweise, konnte sich nun brüsten: Ich hatte Recht! Aber Männern wie Bischof Basilius bereitete die Situation Kummer. Später berichtet er was damals auf dem Sitz des Imperators geschah und wie es danach weiterging. Er verglich die nachkonziliare Situation sogar mit einer „Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, … und infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine 26 „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz!" Pfarrblätter, Bischof Koch Okt. 2008 Wie die anderen Widerstrebenden musste er sich nun darauf berufen, sie hätten allesamt keine Wahl gehabt. An jedem Konferenztag hätten sie durch einen Kordon von Gardesoldaten schreiten müssen. Nicht erst am Tag der Entscheidung sei ihm bewusst geworden, wie groß seine Verantwortung und noch größer seine Angst war, denn: „Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wurde einzeln vorgenommen. Ihm wurde das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt, und er wurde sogleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wurde auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation“ Nur Arius und zwei seiner Freunde, beide Eusebius, brachten den Mut auf, die Unterzeichnung abzulehnen. Sie lehnten damit aber keineswegs den Gesamttext des Nicänums ab, sondern nur die Passage von der „Wesensgleichheit“! Und die konnte noch nie ein argloser Mensch verstehen, denn aus dem neuen Begriff „Wesenseins“ folgerte für die Theologie der Kirche: Es sind nicht drei Herren, sondern ein Herr. Denn wie uns die christliche Wahrheit z w i n g t, jede Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische (d.h. der allgemeine) Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“ Der strittige Teil des Athanasianischen Glaubensbekenntnisses Das war das Unerhörte, weil es seitens der Christen als Beziehung der Dreiheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist betrachtet wurde - im Gegensatz zu dem, was Konstantin darunter verstand - . Adolf von Harnack urteilt: Das war eine „grosse Neuerung, die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie) sicherte die Eigenart dieses 27 Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr f r e m d e n Glaubensformel tragen. „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ Neuerungen sind Abweichungen vom Original. Und Abweichungen bezeichnet man als Häresien! Goethe kommentierte den Verlust des Vokals: „Denn eben, wo Begriffe fehlen, da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Mit Worten läßt sich trefflich streiten, mit Worten ein System bereiten, an Worte läßt sich trefflich glauben, von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.“ Faust I Es gab niemanden, der sich je erklären konnte, wie man den Neugott denken soll. Prof. Bernd Oberdorfer, Augsburg, Fachmann für systematische Theologie gibt zu: „Verlegenheit ist noch das harmloseste, was viele Christen (darunter nicht wenige Theologen) befällt, wenn die Sprache auf die Trinitätslehre kommt. Muss, wer an Jesus Christus glaubt, sich auch das paradoxe „Hexeneinmaleins“ (Goethes) zu Eigen machen, dass Gott einer und drei zugleich ist?“ „Zeitzeichen“, evangel. Kommentare, Aug. 2004 Übrigens hatten und haben andere Religionen dieselben Probleme mit ihrem jeweils „dreifaltigen“ Eingott. Das so entstandene Bekenntnis von Nicäa veranlasste nachdenkliche Gläubige zu angemessenen Darstellungsversuchen, die nicht auf allseitige Zustimmung stoßen konnten. Im Hinduismus gab und gibt es ebenfalls Bemühungen, das Problem zu lösen, so auch in der altrömischen Religion. 28 Wikimedia Commons: Der dreifaltige Jesus Wiki Commons: Die heilige Trinität Roman Gods io9.gizmodo.com Die heilige im Hinduismus Brahma, Vishnu, Shiva. Dreifaltigkeit von Jupiter, Quirinus und Mars Ihre Ablehnung der kuriosen heidnisch-nicänischen Trinitätslehre gilt als einer der Gründe, aus denen die gegenwärtige christlich-ökumenische Kirchengemeinschaft den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage den Ehrentitel „Christen“ verweigert. Amerikanische Evangelikale formulierten sogar scharfmacherisch: „aus der Perspektive des ökumenischen Christentums“ sind Mormonen „definitely“ (eindeutig) gefährlich!“, denn sie verweigern sich dem nicänisch - trinitarischen Bekenntnis!“ „ …The Mormons are dangerous, because they reject the NiceneTrinitarian confession. “ Religion Dispatches“of May 27th, 2011 „Mormonen“ sind keine Christen weil sie der „christlichen Wahrheit“ den Vorzug vor dem „allgemeinen“ konstantinisch orientierten Glauben geben? Kennen die Evangelikalen nicht den Text um den es geht? Sind ihnen nicht die Ergebnisse - die gallebitteren Früchte - dieses Glaubens hinlänglich bekannt? Wissen sie wirklich nicht was nach Nicäa geschah? Dieser Raub des Jota, wo er akzeptiert oder hingenommen wurde, kam lediglich der Reichskirche zugute – ein 29 Unding an sich - . Die alte Kirche wurde Schritt für Schritt minimiert, ihre Anhänger erlitten jahrhundertelang schwerste Verfolgungen und das wegen politischer Vorteilnahme Machtsüchtiger. Jedenfalls, „Arius und die beiden Eusebius verlangten vergeblich …, dass ausschließlich die Bibel als Grundlage des christlichen Glaubens gelte und alles, was nicht durch ihren klaren Wortlaut bezeugt sei, dem freien Denken überlassen bleibe.“ Otto Seeck „Geschichte des Untergangs der antiken Welt“ Nun galten sie und ihre n o c h große Anhängerschaft als „gefährlich“. Das Lesen der Bücher des Arius wurde, per Kaiserbefehl, unter Todesstrafe gestellt. Er sei ein Erzketzer. Das war das Ende der Diskussionen. Doch Thomas Hägg, ein Forscher des 21. Jahrhunderts kommt zum selben Schluß, wie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage - indirekt - vor zweihundert Jahren: "…der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition." "Kirchen und Ketzer" 2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschungs-beirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen Wikimedia Commons Dieses Gemälde hängt im griechischen Kloster Mégalo Metéoron. Es will darlegen was sich in Nicäa, während des 1. Ökumenischen Konzils der Christenheit ereignete. Unter den Füßen Kaiser Konstantins kniet der gedemütigte Älteste Arius. Sein Schicksal ist ein Sinnbild für die Unterlegenheit der alten Kirche sowie für den „Sieg“ der synkretistischen Neureligion Konstantins. Allerdings, wenn man durch die Zeilen der Geschichte geht, zeigt sich: Nicht die Arianer, sondern 30 die gegen sie ausgerichteten Nicäner gefährdeten und zerstörten die Freiheit und das Leben von Millionen! Der Konflikt in dem sich die potentiellen Unterzeichner, im Sommer 325 befanden, war unbeschreiblich. Diese Tatsache veranlasste den katholischen Kirchenhistoriker Hertling SJ zu der Bemerkung: „... solange freilich Kaiser Konstantin lebte, durfte niemand wagen, gegen das Konzil zu Nicäa und seine Definition aufzutreten...“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740 Beiseite geschoben wurde, dass Jesus als Auferstandener gesagt hatte: „Seht meine Hände und Füße an: ICH BIN es selbst. Fasst mich doch an und begreift: kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“ Lukas 24: 39 Und steht da nicht auch die große Verheißung geschrieben: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird e b e n s o wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ Apostelgesch. 1: 12 Fünf Jahre nach Nicäa Konstantin, - eigentlich ein Henotheist! - nun der „dominus et Deus“, berichtet, gleich nach dem 1. ökumenischen Konzil sei ‚Gott’ ihm in einem Traum erschienen. Er wolle die Grundlegung des ‚Neuen Rom’, - Konstantinopel – die Erweiterung des alten Byzanz. Und so „assistierte ihm eine Schar heidnischer Priester bei der Zeremonie.... Als oberster Priester (des Sol Apollo, Mithras, und des Christus G.Sk.) umschritt Konstantin die projektierte Stadt. Mit einem Stab zeichnete er die Stadtgrenze in den Boden... Seiner auf dem Reißbrett entstandenen, nach den städtebaulichen Idealen der Spätantike gebauten Stadt versuchte Konstantin durch antike Bildwerke das Antlitz einer gewachsenen Struktur 31 zu geben. ... Aus dem ganzen Land ließ er Kunstwerke zur Ausschmückung bringen. Tempelstatuen und Weihgeschenke wurden ihres religiösen Sinns entweiht. ... Dieser Vorgang wurde zuweilen als ein „schändlicher und massenhafter Kunstraub der Geschichte“ kritisiert... Indiz für das Weiterleben heidnischer Traditionen in der angeblich christlichen Stadt.“ Monika Schuol, „Constantinopolis – die Stadt Konstantin des Großen“ Einige werden es Konstantin damals zugetragen haben, dass ihn selbst seine Senatoren kritisierten, den Dioskurentempel zu aufwendig finanziert zu haben, andere hingegen lobten ihn für sein erzheidnisches Denken. Konstantins Religion ließ nämlich nicht zu, dass er die Wirkkraft irgendeines Numen (Göttergeistes) leugnete. Die Dioskuren sind Zeussöhne und Reitergottheiten. Sie kämpften an Konstantins Seite! „...die beiden jugendlichen Reitergottheiten hatten ‚Rom’ schon oft geholfen und sind seine Schlachthelfer im Krieg gegen (Schwager) Licinius gewesen (und zwar elf Monate vor Nicäa G. Sk.). Folglich waren sie auch als Schutzgötter des ‚Neuen Rom’ geeignet...“ Manfred Clauss „Konstantin der Große und seine Zeit“ Im Mai 330 gab es in Konstantinopel zu des Kaisers Ehren Festspiele im Zirkus. „Es wird berichtet, dass die Kolossalstatue Constantins auf der Porphyrsäule... von Heiden und von C h r i s t e n verehrt wurde und l e t z t e r e versuchten, das Bild Konstantins ... mit Opfern gnädig zu stimmen und mit Lampenfesten und Räucherwerk zu ehren. (Sie) b e t e t e n i h n w i e e i n e n G o t t an und leisteten Fürbitten, die vor schrecklichen Dingen Abwehr schaffen sollten... Constantin als ApolloHelios entsprach der Darstellung Christi als Sonnengott...“ Frank Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“ „Soldaten mit Kerzen in der Hand geleiteten die Statue Konstantins, die ihn in der Haltung und im Gewand des Sonnengottes darstellte…“ William Seston „Verfall des Römischen Reiches im Westen“ Historiker unserer Tage bestätigen den häretischen Trend:32 „Wenn wir die Ebene der theoretischen Erörterungen verlassen und uns den Glauben der ‚kleinen Leute’ anschauen, dann verwischen sich die Unterschiede zwischen paganer und christlicher Frömmigkeit rasch, dann erfährt Konstantin göttliche Verehrung von Anhängern der alten heidnischen wie der neuen christlichen Kulte.“ Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich Alle Christen fürchteten ihn zuvor, den militanten Strahlenkranzträger. Konstantins „Kirche“ - die Reichskirche - lässt sich aushalten „Konstantin (hatte) ... die Verfügung getroffen, Angehörige des Klerikerstandes generell von curialen Lasten zu befreien, das dürfte einige der Curiales (den Stadtadel) dazu verführt haben, die städtischen Verpflichtungen abzustreifen und eine Position im Klerikerstand anzustreben.“ Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“ „Unter Konstantin war es Sitte gewesen, die dem christlichen Klerus aus den städtischen Einkünften zustehenden Verpflegungsgelder auch an die Witwen und heiligen Jungfrauen zu zahlen...“ Lietzmann „Geschichte der Alten Kirche“ Es war voraussehbar: Nun da das Christentum nicht nur anerkannt, sondern zur Staatsreligion „erhoben“ wurde, würden hunderttausende in die Kirche des Kaisers strömen, schon um ihm zu gefallen und „abzusahnen“. Und wer bezahlte das? Nur wenige Wochen nach Nicäa sah der Kaiser sich genötigt die „auri lustralis collatio“ auszuschreiben, die Silbersteuer. Bald löste sie überall im Reich, wegen der Brutalität mit der sie eingetrieben wurde, Entsetzen aus. Der Volksmund bringt es auf den Punkt: Den Letzten beißen die Hunde. Konstantin drängte nun darauf, dass nur noch wenige Männer ordiniert werden sollten. Es kam „... zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ J. Martin „Spätantike und Völkerwanderung“ Der Nachteil für die Mitglieder der Kirche ihrer Zeit liegt auf der Hand. Selbst in Perioden der Verfolgung kamen die Guten um sich einer Sache zu verschreiben in der höchste Ideale gelebt werden sollten und der Feierlichkeiten fremd waren. Nun ging es direkt umgekehrt zu. „ ...im Handumdrehen füllte sich der Hof des Kaisers mit einer Menge von Persönlichkeiten, die mit ihrem Christentum Geschäfte machen wollten. Edlere Naturen konnten neben ihnen kaum noch hervorkommen. (Sie) zogen sich angewidert zurück.“ Pfarrer Ernst Ferdinand Klein, „Zeitbilder aus der Kirchengeschichte“ In der Kirche Jesu Christi geht es jedoch um ein Priestertum, das jeder würdige Mann, - und mit ihm seine Ehefrau -, innehaben kann und sollte. Dies wird insbesondere im Tempeldienst der HLT sichtbar, indem Frauen für Frauen mit priesterlicher Autorität amtieren. Eben wegen des Gleichheitsgrundsatzes ist das wichtig. Jedes Mitglied soll verinnerlichen, tragende Stütze zu sein: Auf dich kommt es an, und seiest du nur ein Fischerknecht, du trägst Verantwortung. So wurde es nachweislich noch um 220 praktiziert: „Der Bischof bestimmt den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh... Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“ Das „erhöhte Priestertum“ ist das im Hebräerbrief und in den kanonischen Schriften der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erwähnte „melchizedekische“ Hebraäer 7: 11-21, sowie Lehre und Bündnisse Abschnitt 107: 1-2 Es ist das Priestertum nach der Ordnung des Sohnes Gottes... Ein Hinweis: nicht Melchizedek, der im 7. Kapitel des Hebräerbriefes Erwähnung findet, sondern das Priestertum selbst ist, nach Joseph Smith, ohne „Vater und Mutter“ - „ohne Anfang und ohne Ende“.34 Das Priestertum Gottes ist ewig. Es kann und muss, rechtskräftig, weitergegeben werden. Seine Legitimationen erlöschen sofort, sowohl bei Amtsmissbrauch als auch im Fall von Gewaltausübung. Das jedenfalls lehrt die Kirche Jesu Christi der HLT. Lehre und Bündnisse 121 Kaum vorstellbar, Steuereintreiber hetzten die Hunde hinter flüchtigen Kleinhandwerkern her. Die Klagen schrien nach Gerechtigkeit. Aber selbst nach Konstantins Tod blieb es dabei. Die christlichen Priester lebten auf Kosten der Kleinsten: „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida (Finanzierung von öffentlichen Spielen und Feierlichkeiten, Militärdienst, Abgaben für die Versorgung der Armee) leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert, nun aber mit der hinzugefügten Einschränkung, dass sie mit ihren erwirtschafteten Gewinnen die Armen unterstützen sollten. Dieses Gesetz ist ein erster Hinweis darauf, dass offenbar v i e l e Gewerbetreibende in den Klerus strömten und man einen Missbrauch verhindern wollte ... Es sollte ... augenscheinlich verhindert werden, dass sich erfolgreiche und wohlhabende negotiatores allein wegen der Steuervorteile zu Klerikern ordinieren ließen, um fortan abgabenfrei ihre Geschäfte betreiben und noch höhere Gewinne erzielen zu können...“ Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens“ Athanasius Die Unterzeichnungsberechtigten lernten, und sei es erst auf dem Heimweg: Niemand hätte Konstantin jemals von einmal gefassten Entschlüssen abbringen können. Athanasius leistete gern seinen Beitrag zum „Erfolg“ des Imperators. Die Rückblende zu Konstantins Erlebnissen in Nikomedien weist tatsächlich auf das heidnisch-hellenische Gottesbild hin. 35 „Athanasius verglich die Beziehung zwischen Gottvater und Gottes Sohn mit jener zwischen dem Kaiser und seinem Bild...den Vater könne man im Sohn erblicken und die Göttlichkeit des Vaters erkenne man im Sohn... Kaiser und Bild sind eins.“ Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“ Nachdem er als heftigster Gegenspieler der Arianer sich als Sieger von Nicäa betrachten durfte, schimpfte Athanasius los. „Wenn man sie aber logisch untersucht, so wird es sich herausstellen, dass sie (die Arianer) bitteren Spott und Hohn verdienen..., verdienen sie nicht allen Hass?” Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter“ Auch Theologe Schleiermacher kam nicht umhin festzustellen, dass „Athanasius... das Signal zu den Verfolgungen gegeben hat. Schon auf dem Nicänischen Konzil mag er die Hauptursache des strengen konstantinischen Dekrets gewesen sein... Er fängt überall mit Schimpfen und Heftigkeit an und ist unfähig und unbeholfen im Disputieren.“ Joachim Boekels, Dissertation: „Schleiermacher als Kirchengeschichtler“ „Er wird die nicänische, orthodoxe Leitfigur der kommenden Kämpfe.“ Hans Lietzmann „Geschichte der Alten Kirche“ Das Buch Mormon lehrt gegen diesen Trend zum Inhumanen: „Es ist nicht meine (Jesu) Lehre, dass den Menschen das Herz zum Zorn aufgestachelt werde, sondern es ist meine Lehre, dass es derartiges nicht mehr geben soll. ...Wer den Geist des Streites hat, ist nicht von mir...“ 3. Nephi 11: 30 + 29 Athanasius Anklagen verstummten nie wieder: „Unter Rückgriff auf typische Formen der Polemik greift Athanasius seine Gegner an und diskriminiert ihre Handlungsweise grundsätzlich... dass die Arianer sich wie dauernd umherschwirrende Stechmücken verhalten, ist eine Metapher, die Athanasius immer wieder verwendet.“ Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria: Epistula ad Afros.“ So urteilt auch Adolf von Harnack mit Blick auf Athanasius Wirken: „die Sprache des Hasses erfüllte die Kirchen.“ „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ mm36 Schon die Art, wie Athanasius nach dem Tode seines Bischofs Alexander 327 sich „in einer Art Husarenritt von einer Minderheit zu seinem Nachfolger“ wählen ließ, hätte auch seine Sympathisanten stutzig machen müssen. Schnell wollte er Metropolit und mehr sein! Denn hinter ihm stand ja – zunächst – der Kaiser. Keck provozierte er den Widerstand seiner Gegenspieler, um sich selbst wichtiger zu machen. Seine Reden wurden immer schärfer. Bald brachte der alexandrinische Volksmund das Sprichwort auf: Athanasius contra mundum (= Athanasius gegen die Welt). Er hält sich für einen großen Sachverständigen. Er ignoriert spätere Synoden wie die zu Rimini 359, die seinen Glauben verurteilten. Er tobte vor Wut: „Ihr seid die „Erfinder von Gotteslästerungen … Gottesfeinde, da (ihr euch), um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen macht… Gott (sieht aber) nicht wie ein Mensch (aus), … man darf auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen... Ich glaubte, die Heuchler des arianischen Wahnsinns würden sich durch das, was ich bisher zu ihrer Widerlegung und zum Erweis der Wahrheit vorgebracht habe, zufrieden geben und sich nunmehr ruhig verhalten und bereuen, was sie vom Heiland übel gedacht und geredet haben. Sie aber geben in unbegreiflicher Weise auch jetzt noch nicht nach, sondern wie S c h w e i n e und Hunde in ihrem eigenen Auswurf und Kot sich wälzen, so erfinden sie vielmehr für ihre Gottlosigkeit neue Wege.“ Bibliothek der Kirchenväter, Vier Reden gegen die Arianer (Orationes contra Arianos, RFT Information, 1. Rede, Teil 2) Wie erstaunt wäre Autor Athanasius gewesen, wenn er in einem Wahrtraum Papst Benedikt XVI. 2007 schon damals gehört hätte. Unerwartet mutig und erstaunlich deutlich korrigierte Benedikt das Nicänum in seiner Unfrieden stiftenden Passage: Er belehrt die straffen Nicäner eines Besseren:37 „Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei ...„noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ Erste Enzyklika 23. Januar 2007 Es ist wohl anzunehmen, dass Papst Benedikt XVI. die Berichte glaubwürdiger Nonnen und Mönche hörte, die als Sterbebegleiter wirken. Sonderbar und großartig sind die Schilderungen derjenigen, die Totenbettvisionen erlebten. Sie hörten und wussten, bevor Benedikt glaubte! Michael Servet, der Entdecker des kleinen Blutkreislaufes und Theologe wagte 1540 in calvinistischen Kreisen dasselbe zu sagen und zu schreiben: „Gott hat ein Angesicht!“ Das trug ihm jenen Hass ein, den Athanasius in die Kirche getragen hatte. Das sei gefährliche Ketzerei! Sein Todesurteil wurde kalten Blutes gefällt. Ausgesucht grünes Holz wurde zu seiner Verbrennung genutzt, um seine Qual in die Länge zu ziehen. Dass Philipp Melanchthon, Luthers enger Freund, den Calvinisten zur Ermordung dieses Mannes schriftlich gratulierte, ist leider wahr. Mehrfach musste Konstantin, später, den wütenden Athanasius wegen Kompetenzüberschreitung und Unruheschürung maßregeln. Bemerkenswert: Athanasius fühlte sich im Grunde nicht wohl, jedenfalls nicht immer. Zumindest zeitweise war er seines Antiarianismus nicht wirklich gewiß. Eigentlich hätte ihn der Geist Gottes geradezu einhüllen und ihn erleuchten müssen, wenn das wirklich 38 wahr gewesen wäre, was er so nachdrücklich und im Namen Jesu Christi, lehrte: „Je mehr ich nämlich schreiben wollte und mich anstrengte über die Gottheit des Sohnes, desto mehr entfernte sich seine Erkenntnis von mir und ich sah ein, dass ich in dem Maße von derselben verlassen würde, als ich sie zu erfahren schien.“ Joh. Adam Moehler, „Athanasius der Große und die Kirche in seiner Zeit“ Er ignorierte diese Wahrnehmung. Dagegen ging es seinem Intimfeind Arius stets darum, zu betonen, dass Christen sich vom Geist Gottes leiten lassen sollten. Eben weil sie Geistkinder Gottes seien, seien sie fähig, die innere Verbindung zu ihrem ‚himmlischen’ Vater zu halten. Das ist ohnehin eine immer gültige Regel: Niemand möge sich äußern, ehe er nicht zur inneren Klarheit gelangte. Athanasius missachtete dieses Prinzip offensichtlich. Sein Vorurteil und sein Beharren darin musste zu vermehrter Intoleranz d.h. zur Lieblosigkeit führen. In innerer Dunkelheit Entscheidungen zu treffen, sollte man unterlassen. Das von Bischof Alexander gegen Arius in die Welt gesetzte Wort von der Widerstandsleistung „bis aufs Blut“ sollte sich Schritt für Schritt zum Programm der Orthodoxie entwickeln: „Ein wahres Spießrutenlaufen erlebte Lucius, einer der Gegenspieler des Athanasius, als er 367 die Stadt verlassen musste. Damit ihn nicht das Schicksal seines Vorgängers ereilte, den die athanasianische Menge g e l y n c h t hatte, wurde er unter militärischer Bewachung aus Alexandria geleitet: "Alle schrien mit einer Stimme und eines Sinnes im Chor vor dem Haus, aus dem er (Lucius) abgeholt wurde, durch die Stadt hindurch bis zur Wohnung des Militärbefehlshabers; sie stießen Beleidigungen und Anklagen aus und riefen: ´Werft ihn aus der Stadt“. Manfred Clauss „Alexandria, Schicksale einer antiken Weltstadt“ „Wir kennen ein (für Athanasius) wenig schmeichelhaftes Stimmungsbild der Situation in Alexandria aus der Feder eines Melitianers aus dem Jahr 335: ein Bischof dieser Gemeinschaft aus Leontopolis, der in die Hafenstadt gekommen war, wurde 39 von betrunkenen Soldaten überfallen und sein Begleiter inhaftiert. Es gab Tote. Nach Karl Holl handelte es sich um ‚Maßnahmen’, die Athanasius ergriff, um das Treffen einer melitianischen (arianischen G.Sk.) Synode in seiner Heimatstadt zu verhindern.“ Christoph Markschies „ Alta Trinita Beata: Gesammelte Studien zur altkirchlichen Trinitätstheologie“ Mit solchem Verhalten verließen die Orthodoxen definitiv den Raum des Rechtes. Am Maßstab ‚Erkenntnisumsetzung und -bewahrung’ sind wir sicherlich allesamt zu messen. Sind nicht eigentlich diejenigen die Häretiker, die sich gegen das Bemühen des Anderen um Wahrhaftigkeit wenden? Was war es, was nur 50 Jahre nach Nicäa den „Christen“ Ambrosius bewegte, Kaiser Theodosius I. zu ermutigen, das Gesetz zum Glaubenszwang gegen das Toleranzreskript von Mailand zu formulieren? Unerwartete Verfügungen 336 befahl Konstantin der seinem Lebensende entgegen sah, die Versöhnung der Kirche mit Arius. Die dem Kaiser 309 von Sol Invictus zugesagten 30 Regierungsjahre gingen jedenfalls zu Ende. Zu oft hatte er sich über Athanasius geärgert. Allen voran ging solche Sinnesänderung dem Metropoliten Alexander von Konstantinopel gegen den Strich. Er war gleich nach Nicäa 325 geistlicher Herr der neuen Hauptstadt geworden. Er prahlte, ein guter Orthodoxer zu sein, als ob der angemaßte und frei erfundene Titel "Rechtgläubiger" je Garantie für die Richtigkeit irgendeines Glaubens sein könnte. Sein ganzes Gehabe ähnelte zu sehr jenen Manieren der Kommunisten, die sich selbst für unfehlbar erklärten und die dieser „Unfehlbarkeit“ wegen den 3. Weltkrieg in Kauf genommen hätten. Dringender als je zuvor erheben sich einige Fragen. Darunter die, ob es wahr ist, dass dieser fanatische Metropolit in seiner Basilika zu Konstantinopel laut gebetet hatte: „dass entweder er oder Arius aus der Welt entfernt würden"11 Sokrates Scholastikus „Kirchengeschichte I XXXVIII“40 Unbedingt wünschte der athanasianische Metropolit die unmittelbar bevorstehende Aussöhnung des „Großketzers“ Arius mit der Kirche unmöglich zu machen, obwohl Kaiser Konstantin sie nun 336 erwog. Ist es völlig abwegig zu denken, dass einer der Ariushasser des willfährigen Klüngels des Metropoliten Alexander diese an Gott gerichtete Bitte als Auftrag zum Mord verstand? Die bekannten Symptome, die den jähen Tod des Ältesten Arius verursachten, - er brach auf dem Weg in den Kaiserpalast infolge einer Kolik zusammen -, weisen auf eine Vergiftung durch weißes Arsen hin. Sollte sich dieser Verdacht erhärten, indem ein noch nicht entdecktes Dokument auftaucht, hätte die gesamte „christlich-ökumenische Christengemeinschaft“ ein zusätzliches Problem. Viele noch heute geäußerte Ansichten stammen aus dieser wilden Zeit. Der Tag wird kommen, an dem die Nicäner einsehen, dass einige ihrer gehegten Dogmen und bestimmte von ihnen verbreitete Vorstellungen inkorrekt sind, auch, weil immer mehr Menschen mit außerkörperlichen Erfahrungen ihrem Gottes- und Menschenbild die Glaubwürdigkeit nehmen. Früher oder später werden alle „Orthodoxen“ öffentlich zugeben müssen, dass jene Kritiker Recht hatten, die belegten, dass Konstantin, der Macher von Nicäa, der ewige Gott der Christen sein wollte: „Er selbst hat … den Platz (seiner letzten Ruhestätte) ausersehen... Die eigentliche Beisetzung wird dann durch (Sohn) Constantius vollzogen. Er und seine Heeresabordnungen geleiten den Sarg in die Apostelkirche... Konstantin hatte vorgesehen, dass der Wert der Gebete, die hier zu Ehren der Apostel gesprochen würden, auch ihm zugute kommen. Deshalb ordnete er an, hier Kirche zu halten, und er stellte einen Altar mitten hinein... BertelsmannUniversal-Lexikon „Bis ins 3. Jahrhundert gab es im Christentum keinen Altar.“ ... Zwölf Grabmäler wie heilige Säulen richtete er dort auf zu Ehren und zum Gedächtnis des Apostelchors; in die M i t t e aber stellte er seinen eigenen Sarg, auf dessen beiden Seiten je sechs 41 der Apostel sich befanden.“ Hermann Dörries „Das Selbstzeugnis Kaiser Konstantins Konstantin stiftete g e g e n Jesus nicht nur eine neue ‚Gottesdienstordnung’, die teilweise bis heute Bestand hat, aber aus vielen Gründen keinen Bestandsschutz verdient, sondern er schuf eine völlig neue Religion, der er lediglich den christlichen Mantel umhängte. Er ist der Täter, Christus das Opfer. Dörries fügte eine Bemerkung Otto Weinreichs aus „Konstantin der Große“ an: „Wie die Apostel an die Stelle der zwölf Götter getreten sind, so Konstantin an die ihres Führers, des dreizehnten Gottes... Seinen Sarkophag… stellte …man in die Mitte zwischen die zwei Apostelgruppen, … so, wie sonst Christus in der Mitte der Apostel steht.“ Er (Weinreich) versichert, „darüber kann kein Zweifel sein... dass Konstantin zusammen mit den Aposteln verehrt werden wollte und dass an dem Altar für ihn und die Apostel Gottesdienst abgehalten werden sollte.“ Hermann Dörries, „Das Selbstzeugnis Kaiser Konstantins Da liegen die Wurzeln für die aufwendige katholische Messe, die das alte Christentum nicht kannte, sondern statt dessen das schlichte Abendmahl. Jahrhundertelang wurden deshalb in den Kirchengebäuden an vielen Altären gleichzeitig Messen gelesen, auch wenn keine anderen Teilnehmer als die lesenden Priester anwesend waren. K-P. Hertzsch, „Theologischen Lexikon", Union –Verlag, Berlin, 1977 „Es geht um das Sitzen um den Tisch. Wobei wieder deutlich wird, dass es in einer christlichen Kirche eigentlich keinen Altar geben kann, sondern nur einen Abendmahlstisch.“ „An der Spitze der Apostel wollte er ruhen, der divus imperator, der den christlichen Staat gegründet hatte, wollte begraben und nach seinem Tode verehrt sein nicht anders als der Sohn Gottes, der die christliche Religion gegründet hatte... schließlich ...wurde Konstantin nicht nur divinisiert, sondern auch konsekriert“ A. Heisenberg „Grabeskirche und Apostelkirche, zwei Basiliken“ Konstantin I. Zwölf Jahre nach Nicäa berichtet Eusebius von Cäsaräa42 „ausgesprochen billigend, dass auf Beschluss von Senat und Volk von Konstantinopel ein Gemälde angefertigt wurde, auf welchem der verstorbene Kaiser auf dem Himmelsgewölbe thronend dargestellt wurde... Das irdische Imperium Romanum (sei) allein von Gott erwählt, der Kaiser ist nicht nur der Diener Gottes, sondern auch sein Stellvertreter auf Erden... während der Logos Christus im Himmel herrscht, erfüllte Konstantin die gleichen Aufgaben auf der Erde.“ F. Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“ Der von Konstantin gestiftete ‚absolutistische Cäsaropapismus’ (Mommsen) reduzierte die Würde des Einzelnen; er war vom Geist, Selbstverständnis und in der Praxis das glatte Gegenteil der Kirche der Prinzipien Christi. „Konstantin... (ließ sich) nach seiner angeblichen Vision in einem Apollotempel mit einer Prophezeiung, die ihm 30 Jahre Kaisertum vorhersagte, fortan auf Münzen mit dem Sonnengott darstellen, dem Sol Invictus, der mit Apoll identifiziert wurde, und der Konstantin eine neue sakrale Herrschaftslegitimation lieferte. Er stellte sich Gott gleich und übernahm dessen Unbesiegbarkeit für sich selbst. Er übernahm auch das aus dem Orient kommende Hofzeremoniell, das schon Diokletian eingeführt hatte: wenn er Bittsteller oder Gesandte empfing, trug er ein Diadem auf dem Kopf und schwere bestickte Kleidung aus Damast und Seide, die bis zum Boden reichte. Jeder, der sich ihm näherte, musste sich zu Boden werfen und den Saum des Kleides küssen, ehe der Kaiser ihm erlaubte, sich wieder aufzurichten. In Rom, als einstiger Verkörperung der Republik, wurde die Proskynese natürlich verachtet.“ Bettina von Engel: „Konstantin und seine Familie in Trier“ So wich er nach Byzanz aus. Umfassend gesagt: Konstantin „ist verantwortlich für die Entstehung des katholischen und orthodoxen Christentums.“ Gottfried Wolmeringer „Konstantin der Große“ Ein Beitrag zur Kirchengeschichte Südwestdeutschlands 43 Indessen verblieben die durch Konstantin geschaffenen Resultate und wirkten und wirken - noch - „dank“ Athanasius fort, Unfrieden stiftend. Sein und des Kaisers Wille sollten sich leider bis fast in die Gegenwart behaupten. Bis heute glauben nur wenige Theologen an die Notwendigkeit jener fortlaufenden Offenbarung, die auch Konstantin strikt abwies, obwohl offensichtlich ist, dass es „ohne“ sie nie gut ging. Indessen kennen alle die Geschichte: „Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus ( „ein Felsen“) und auf (den) Felsen (ständiger Kontakte zwischen Himmel und Erde) werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Joseph Smiths Interpretation von Matth. 16: 13-18 Anders kann der Sinn der Christusrede kaum gedeutet werden, denn, dass die unsterbliche Kirche auf Sterbliche gründet, kann nicht gemeint sein, selbst wenn sie so tapfer wie Petrus kämpften. Weisung aus dem Mund und Geist dessen, der seiner Kirche seinen Namen gab, ist unentbehrlich. Die Offenbarung die Petrus erhielt, als es um die Frage ging, ob auch Nichtisraeliten gestattet sei, mittels Taufe durch Untertauchung, Mitglied der Kirche Christi zu werden, verdeutlicht die Notwendigkeit der fortwährenden Anwendung dieses Prinzips. Apostelgeschichte 10: 9-23 Seine Nichtbeachtung zeitigte verheerende Folgen. Man schaue nur welcher Art die historisch gesicherten Daten in Sachen Kirche und Papstum aller Jahrhunderte bis hin ins 20. Jahrhundert sind. Mehr, selbst die Nichtexistenz von Dokumenten zur Kirchengeschichte bezeugen, wie die bekannten, den Höllensturz der 44 konstantinischen Kirche. Ludwig Hertling SJ sagt denn auch unumwunden mit Blick auf diese nicht mehr durch Offenbarung geleitete nachnicänische Kirche: „Auf die Zeit der Kirchenväter folgten lange Jahrhunderte (!) ohne Glanz. Die Kirche, und mit ihr die europäische Geschichte, tritt, nachdem sie noch soeben durch leuchtende Landschaften gereist ist, in einen dunklen Tunnel ein...Viele Ursachen haben zusammengewirkt, um die antike Welt in diesen Zustand der Ohnmacht oder Erstarrung zu bringen, der zeitweise einem wirklichen S t e r b e n ähnlich sieht.“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“ Konstantin war zwar der Erste, doch Justinian, der Kaiser Ostroms im 6. Jahrhundert, war noch nicht der Letzte unter den Verderbern mit Kaiserrang. Die wenigen vorhandenen Akten berichten nichts Gutes. Hertlings Augen konnten sich deshalb u.a. aufs Ende des neunten Jahrhunderts, den vorläufigen Höhepunkt der Verkommenheit der Exponenten der Kirche richten, und was wir da finden lautet: „ (Papst) Formosus (891-896) krönte den Herzog von Spoleto, Guido, zum Kaiser. 893 wurde Formosus gezwungen, auch Arnulf zum Kaiser zu krönen. Von da an herrschte in Rom ständiger Bürgerkrieg… Es waren nur mehr Raufhändel der römischen Familien, die die Mitglieder ihrer Familien zu Päpsten zu machen und die von anderen Familien aufgestellten Päpste zu stürzen suchten. Die Verwirrung war so groß, dass wir von manchem dieser Päpste, die oft nur Wochen oder Tage im Amt waren, nur die Namen wissen und nicht einmal immer feststellen können, ob sie rechtmäßige Päpste waren…. Von geordneter Aktenführung war keine Rede, Geschichtsschreibung gab es keine… Im Jahr 991 besprach ein Bischof die römischen Zustände: „ein Papst, der keine Liebe besitzt, … ist - ein Antichrist...“ “Geschichte der katholischen Kirche bis 1740” Sol, der Gott der Herrsch-Macht, der Kriegsgott, bestimmte nach Nicäa in der Kirche und über ihre Zukunft. 45 Kirchengeschichtsschreiber Hertling bestätigt die Fülle grauenerregender Vorfälle. Was war die Kirche noch im 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14. … Jahrhundert? Was bleibt übrig, wenn man die Fälschungen außer acht lässt? Gauner kämpften gegen eine Handvoll Oberbanditen, unter denen echte Christen ebenso litten wie Bedauernswerte andere. So, und wie im Folgenden umrissen, sahen sie aus, die Ergebnisse - die Früchte - des 1. Konzils der Christenheit. Zur Erinnerung: Adolf von Harnack sagte: „... Im Grunde war (mit dem Nicänum) nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes.“ Origenes (185-254) geliebt und verketzert „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der Kirche abzuweichen!“ Ludwig Hertling SJ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“ Umgekehrt war und ist es! Kardinal Hans Urs von Balthasar erklärt: „Origenes und seine Bedeutung für die Geschichte des christlichen Denkens zu überschätzen, ist kaum möglich.“ www.origenes.de/Kommentare „Ich lade euch dazu ein... die Lehre dieses großen Meisters (Origenes) im Glauben in euer Herz aufzunehmen.“ Papst Benedikt XVI. Generalaudienz am 25. April 2007 „eine ganze Generation von Theologen ... ist durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“ Er hatte Neider und Feinde. „… Bischof Demetrius ...war später der erste, der Origenes der Irrlehre bezichtigte, wobei seiner Handlungsweise jedoch offensichtlich ein rein egoistisches Motiv, nämlich gekränkte Eitelkeit und Neid, zugrunde lag.“ Guna Avatara Premyoga „The Path of Love“ zitiert Ronald Zürrer46 Soviel ist gewiss: Nicht nur die mehr als eintausend Bischöfe seiner Zeit sondern die große Mehrheit der aufmerksamen Mitglieder ihrer Gemeinden glaubten, was Origenes lediglich zusammenfasste: So wie er es zeichnete, sah es im Wesentlichen aus, das Lehrgut des Urchristentums. Das konnte Joseph Smith nicht wissen und doch passen „Mormonismus“ und „Origenenismus“ zusammen wie Original und Kopie! Selbst entschiedene Feinde der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind nicht im Stande diesen Tatbestand klein zu reden. Allerdings können sie darüber das Tuch der Gleichgültigkeit legen. Dennoch: Um das Jahr 220 glaubte die christlich-ökumenische Christengemeinschaft übereinstimmend mit Origenes sozusagen „mormonisch“! Mindestens sechzehn Elemente sind deckungsgleich: - Die Gottheit (Trinität) besteht aus drei „Hypostasen“ d.h. 3 wirklich existierende Wesen wirken zusammen. - Jesus ist der „Rangälteste von allen Geschöpfen. Er ist der „zweite Gott“ und dem Vater nachgeordnet. - Wir hatten ein vorirdisches Dasein. - Wir sind geformte, aber nicht erschaffene Intelligenzen (Logika). - Nicht alle hingen zuvor Christus, dem Logos, an. - Der allein wahre Gott gewährt uns das Recht auf freie Entscheidung. Niemand darf es antasten. Verstöße dagegen sind Sünde. - Alle (Logika, Geister, Seelen) werden im Weltgericht vor Gott stehen. Die Vergehen werden jedem schlagartig ins Bewusstsein gerufen. - Der Schöpfung der materiellen Welt ging die geistige voraus. - Gott schuf die Welt durch den Logos (Christus). - Die sechs Schöpfungstage sind Weltperioden. - Alle Intelligenzen (Vernunftwesen, Logika, Dämonen) sind von gleicher Natur. Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden. - Es gibt keine Reinkarnation.47 - Hölle ist eine zeitlich begrenzte Gewissensqual. - „Christus ist leidensfähig, aber dem Tod nicht unterworfen. Er musste sich selbst den Tod geben.“ - In seiner Hadesfahrt (Höllenfahrt, Reise in die Geisterwelt als Geist) befreit Christus die Hadesbewohner (im „Gefängnis“), wie in Lukas 4, Vers 18, versprochen. - Gott will ausnahmslos a l l e seine Geistkinder läutern und beglücken. Die Gehorsamen können Götter werden. Einige der aufgelisteten Themen sollten in Betracht gezogen werden. Sie bilden einen Komplex. Alle Einzelheiten sind untereinander verbunden wie die Zellen eines Gesamtorganismus. Präexistenz, Gewissensfreiheit und Auferstehung stehen in direktem Bezug zu den Begriffen Seele, Trinität und Perfektion (Gottwerdung, Vergottung). Vor diesem Hintergrund baut sich eigenwillig Geschichte auf. Gott wusste, dass wir uns verrennen würden, doch durch Jesu Christi Gnade (plus unserer Mitwirkung) will er uns a l l e aus dem von uns selbst erwünschten und verursachten Elend herausholen. Spitzentheologe Adolf von Harnack betont und bestätigt ausdrücklich, dass die Lehre von der „Gottwerdung“ des Menschen das Kernstück urchristlicher Tradition war: „... der Gedanke der Vergottung (des Menschen) war der letzte und o b e r s t e gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei a l l e n Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ Selbst Martin Luther sprach von der Gottwerdung des Menschen: „...eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.“ T. Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 16 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990 Hippolyt von Rom (heiliggesprochener Gegenpapst um 220) sagt:48 „Durch den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht wurde, konnte es nicht gemacht werden. Den Menschen schuf er als solchen; will der Mensch Gott werden, so muss er ihm gehorchen. Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“ Erst im 3. Jahrhundert kamen erste Zweifel in Christenreihen auf, ob diese Lehre echt sei. Und sogleich mahnt Origenes: „Erfindet bitte kein neues Evangelium“: „... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Origenes Kommentar zu Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus Origenes hatte des Christentums wunderbar leuchtenden Kern mit zwei Sätzen umrissen, die allerdings jedem Diktator missfallen mussten: „..Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes, und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes“. Nach der Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gab es im vorirdischen Dasein einen Streit: „...weil jener Satan sich gegen mich (den allein wahren Gott) auflehnte und danach trachtete, die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu vernichten, die ich, Gott, der Herr, ihm gegeben hatte, und weil ich ihm auch meine eigene Macht geben sollte, ließ ich ihn durch die Macht meines Einziggezeugten hinabwerfen.“ Köstliche Perle, Buch Mose 4: 3 Nachdem er intensiv um Erkenntnis bat, erfuhr Joseph Smith, damals erst 25-jährig, dass die von Christus gebotene Perfektion des Menschen - gemäß Bergpredigt - nur in Willensfreiheit geschehen kann. Luther, der große Reformator, bestreitet dies. Schade! 49 Er hatte bereits als Augustinermönch zu viel Wasser aus den verunreinigten Zuflüssen namens Ambrosius von Mailand und Augustinus von Hippo in sich aufgenommen. Verwegen wie immer behauptet der große Luther: „...die Vernunft selbst (ist) gezwungen zuzugeben, ... dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.” M. Luther „Vom unfreien Willen“ Bis heute lehrt die evangelische Kirche: „Gottes Allmacht und sein Vorherwissen schließt menschliche Willensfreiheit aus.“ Online Dogmatik evangelischer Glaube Kurzschlüsse stellen unzulässig eine Verbindung zwischen Vorherwissen und Vorherbestimmung her. Soviel steht fest: „Es ereignet sich nichts ohne Ursache“ Benjamins „Vorsehung und Freiheit bei Origenes“ Origenes erklärte glasklar: „Die Dinge geschehen nicht, weil sie vorhergewusst wurden.“ .“ De Spiritu et littera n. 5 Selbstverständlich gibt es Ratschlüsse Gottes die unser Wollen und Willen nicht berücksichtigen, (und insofern kann man Luther folgen) aber das berührt nicht das uns verliehene Individualrecht, das Recht auf Entscheidungsfreiheit. Wie gesagt, selten konnte jemand diesen Aspekt mehr erhellen als Origenes: „Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe.“ Arbeitskreis Origenes Auch Menschen weitab christlicher Überlieferungen sind allezeit im Stande, sittlich hochwertige Entscheidungen zu treffen, die der allein wahre Gott ihnen anrechnet! Das lehrte der britische Mönch Pelagius (360-420) gegen die teilweise rüden Ansichten des Augustinus. Weiß der Bischof von Hippo überhaupt, wovon er da redet, wenn er behauptet: „... nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) 50 ... ist zur Seligkeit vorausbestimmt. Die anderen (sind) ‚Masse der Verdammnis’.“ Hans Küng „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“ Augustinus irrt gewaltig. F.H. Kettler fasst Origenes Weisheit geradezu „mormonisch“ zusammen: „Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen; eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat a l l e Regungen des freien Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und e i n g e p l a n t. Sie werden gerecht vergolten.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. Völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O Gott wird alle Regungen des freien Willens jedes Menschen gerecht vergelten, und zwar unabhängig davon ob sie gläubig sind oder nicht. Eben das sagt moderne katholische Theologie: „Nach Auffassung des 2. Vatikanischen Konzils liegt das wahre Wesen des Menschen in seiner Innerlichkeit, seinem Herzen, „wo er selbst unter den Augen Gottes über sein eigenes Geschick entscheidet“ Karl Hörmann „Willensfreiheit“ Mit anderen Worten: „Gnosis (Erkenntnis vom Wesen Gottes und der Menschen G. Sk.) ist an keinerlei Zugehörigkeit zu irgendeiner gesellschaftlichen Gruppe gebunden... , Origenes Peri Archòn II Praefatio 9.5; 9.6 „...gerade dieser anti-autoritäre Zug bei Origenes... rief später die autoritäre Reaktion der auf Machtprinzipien Beharrenden hervor, dass schließlich a l l e zur Gnosis gelangen würden, war mit dem kirchlichen Gnaden- und Wahrheitsmonopol nicht vereinbar, wie es seit Augustin beansprucht wurde.“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“ CCH Canadian Limited Bd 2 Den Spuren des Wandels nachzugehen lohnt sich. Jeder Bischof, jeder Älteste stimmte Origenes zu: „Es liegt allein in deiner Hand, was aus dir wird!“ Calvin (1509-1564) und sein Anhang trotzen Origenes immer noch: „... die Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern den einen wird das ewige 51 Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher zugeordnet.“ Institutio Christianae Religionis 3.21. „Non agunt, sed aguntur“ – Sie handeln nicht, sie werden gehandelt.“ Bernhard: Calvin und die Wirkungen Sklavenhalter handelten mit Menschen und händelten sie! Was für ein ekelerregendes Gottesbild diese Herren Protestanten da schufen! Aus der Sicht der Verdammten war es das Abbild eines Tyrannen, der dem „ewig Verlorenen“ das Individualrecht vorenthielt. Empörung gegen diesen Gott der Launen musste die Folge sein. Solcher Gedankenwirrwarr konnte niemanden beglücken, und, schlimm genug, er führte nicht zum Frieden. Die Aufgabe des echten Christentums besteht jedoch darin: „Eine neue, alle völkischen Unterschiede hinter sich lassende Lebensordnung (zu schaffen!) ... Alle Menschen von sittlichem Willen (werden) sich ihr freudig unterstellen... (Erst) diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit bringt uns die Loslösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen.“ Dialog des Bardesanes bei Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“ Entschlossenheit und Willensfreiheit des Einzelnen sind erforderlich, um sich aus dem Zwang irdischer Bindungen zu lösen. Du sollst deine Fähigkeiten einsetzen um zu helfen große Utopien, wie die vom Gottesreich Christi auf Erden, in Realitäten umzusetzen. Es sollte und soll nach Christi Willen und Wunsch eine Gesellschaft entstehen, in der die Lüge keinen Platz hat, und das Streben nach dem Wohlergehen aller dominiert. Dann kann und muss ein Reich hervorkommen indem niemand dem anderen vorschreibt, was er zu glauben und zu tun hat. Dem aber geht der sittliche Wille voraus, die Willensfreiheit, die genährt werden muss. Zu diesem Zweck erhielten wir Talente. Deshalb hieß es: „Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel verlangt werden“ Lukas 12: 48 Thomas von Aquin wusste es: 52 „Der Wille gibt dem Menschen die Freiheit, sich zwischen gut und böse zu entscheiden. Gott gewährt uns die Freiheit, falsch zu handeln, aber er hat uns auch den Sinn für das Rechte und das Falsche eingegeben.“ Horst Poller „Die Philosophen und ihre Kerngedanken“ Meister Eckhart (1260-1328) mahnte ebenso eindringlich wie zuvor Origenes: „Gott hat die Seele auf Freiheit und Eigenständigkeit ausgerichtet, so, dass er ihr über den freien Willen hinaus nichts aufzwingen will, auch will er von ihr nichts fordern, was sie nicht will.“ Johannes Calvin dagegen verschärfte seine Gegenmeinung. Er gelobte geradezu, es sei irrig zu glauben, „dass die Gnade Gottes in irgendeiner Weise von der Würdigkeit des Menschen abhängt, dass der Mensch durch seinen Glaubens– und Lebensvollzug die souveräne Verfügung Gottes auch nur im Geringsten beeinflussen kann.“ Ringvorlesung der Theologischen Fakultät der Universität Basel, Frühlingssemester 2009 Calvin pocht auf „die Ehre Gottes“, - insofern kann man gewisses Verständnis für seine Aussage aufbringen, - doch er übertreibt maßlos. Er schüttet, wo er auch hingeht, das unentbehrliche Salz hoch überdosiert in die Suppe. So, wenn er die Bespitzelung der Bürger organisiert. Nur er hatte Recht. „Wo die Calvinisten in der Mehrheit waren…, regierte die Kirche weitgehend den Staat. Durch die vom Konsistorium ausgeübte strenge Aufsicht über die Sittlichkeit wurde das Leben der Gemeindemitglieder einer äußerst starken Kontrolle unterworfen. Die Ältesten hatten das Recht auf ungehinderten Eintritt in jedes Haus zu jeder Zeit. Das bedeutete praktisch: Keine Tür durfte verschlossen werden, um die Ältesten nicht zu behindern. Das bedeutete auch; Vorhänge an den Fenstern hat nur nötig, der etwas zu verbergen hat…“ Günter Stemberger „2000 Jahre Christentum“ 53 Calvin behauptete auch : „Es ist a l l e i n Gottes Werk, dass unsere Sünde sich nicht immer ungehemmt austobt.“ Institutio 2.03. 03 Dieses Beharren auf „allein“ hat er übernommen. Luther verwandte es bis zum Verdruss: Sola gratia. Eben nicht. Wir sind wer: Gottes buchstäbliche Kinder. Gewiss: Kein Mensch, der an Christus glaubt, würde je bestreiten, dass wir ohne die Gnade Gottes erfrieren würden. Aber gleich guten irdischen Vätern und Müttern schätzt „unser Vater im Himmel“ es, wenn wir eigenes Gut aus freiem Willen in uns entstehen lassen. Im Jahr 1618, am Vorabend des 30-jährigen Krieges, kam eine illustre Fuhre calvinistischer Fanatiker in der Stadt Dordrecht in den Niederlanden zusammen. Sie strömten aus den deutschen Staaten, aus Schottland, England, der Schweiz, Polen, Böhmen und Frankreich herbei. Sie beschlossen, was die definitive „Wahrheit“ zu sein hatte: „Ihr bekennenden Calvinisten seid die zum ewigen Heil bestimmten, g l e i c h g ü l t i g, was ihr anrichtet. Ihr könnt gar nicht abtrünnig werden.“ Wörtlich hieß es: „Calvinismus bedeutet, du hast zu glauben, dass Gott vollkommen frei ist, einen jeden Menschen zum Heil (oder Unheil) vorherzubestimmen, ungeachtet dessen…, ob er glaubt oder nicht. Und diejenigen, die zum Heil vorherbestimmt sind, können nicht abtrünnig werden oder ihres ewigen Lohnes verlustig gehen.“ Kingdon, Robert M.: Der internationale Calvinismus und der Dreißigjährige Krieg Daraus zogen nicht wenige den Schluss, sie dürften, ja, müssten nun noch heftiger mit den Säbeln rasseln. Gottes Pädagogik und der freie Wille seiner Kinder sind die Pole des u n v e r f ä l s c h t e n Evangeliums Jesu Christi. „...der f r e i e Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des origenistischen Systems.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. Völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O Daraus folgt: Zwang ist immer höllisch.54 Ambrosius von Mailand (339 -397) – Dritter unter den Vätern des Glaubenszwanges Nur Justinian sollte ihn zweihundert Jahre später an Grausamkeit überbieten. Der Jurist höchsten Formates und Kaiserberater Ambrosius überwand die möglichen Irrtümer der Antike nicht, indem er die Überlegenheit und Güte des Christentums bewies, sondern er zerstörte sie mittels seiner Übermacht und Bosheit gewaltsam. „Ambrosius, der Bischof von Mailand, beginnt (nach 380) alle Tempel seines Gebietes zu zerstören. Die christlichen Priester führen den hungrigen Mob gegen den Tempel der Demeter in Eleusis und versuchen, die Hierophanten Nestorius und Priscus zu lynchen. Der 95 Jahre alte Hierophant Nestorius beendet die Eleusinischen Mysterien und verkündet die Herrschaft geistiger Dunkelheit über die menschliche Rasse. Am 2. Mai 381 beraubt (der unter dem Einfluss des Ambrosius stehende G.Sk.) Kaiser Theodosius die Christen, die zur heidnischen Religion zurückkehren, aller ihrer Rechte. Im gesamten östlichen Imperium werden Tempel und Bibliotheken geplündert oder niedergebrannt. Am 21. Dezember stellt Theodosius auch einfache Besuche der hellenischen Tempel unter Strafe. In Konstantinopel werden der Tempel der Aphrodite in ein Bordell und die Tempel des Helios und der Artemis in Ställe umgewandelt...“ Vlassis G. Rassias, “Christian Persecution against the Hellenes“ Lange ließ ihn die Frage kalt, ob der erkennbare Gott des Arius oder der antlitzlose, nebulöse des Athanasius der richtige war. Bis er selbst 374 von dem Strudel der oft hitzigen Debatten erfasst wurde. Gerade zum Statthalter von Oberitalien ernannt wird Ambrosius von einer aufgeregten Menge Christen beider Glaubensrichtungen gebeten, Bischof der verwaisten Zentralgemeinde zu werden. Der verstorbene Gemeindevorsteher Auxentius war Arianer gewesen und alle, sowohl die katholischen wie die nicht-katholischen Bischöfe der Großstadt wünschten, dass im Brennpunkt des Zankes ein friedenstiftender 55 Mittler stehe. Anzunehmen ist, dass Ambrosius nun ehrlich um die Erkenntnis rang, welche der beiden Gruppen er bevorzugen sollte. Für die Arianer sprach ihre auffallend größere Toleranzbereitschaft, gegen sie jedoch, dass auch sie wegen geringer Differenzen zerstritten waren. Für die Katholiken warb ihre Schlagkraft - wie sie Damasus bei seinem Überfall auf die Gemeinde des Bischofs Ursinus acht Jahre vorher bewiesen hatte - und ihre Glaubensstärke, ihre Neigung zur Kompromisslosigkeit. Also ließ er sich am 30. November 374 orthodox, d.h. katholisch taufen. Nur eine Woche später wird er Bischof der wohl wichtigsten Gemeinde Mailands. Da für ihn kurioserweise Damasus als Vorbild leuchtet, wird er diese Bewunderung sehr bald in das Gesetzeswerk selbst hineinschreiben oder hineinschreiben lassen. Was aber bewirkte der heiliggesprochene Papst Damasus von Rom, den Ambrosius liebte? War es dieses Mannes Herrschsucht, die Ambrosius gefiel, und die Damasus zum Massenmord verleitete? Es wird berichtet, dass "eine Anzahl Arianer Roms am frühen Morgen des 26. Oktober des Jahres 366 in ihre kleine Julii-Kapelle gingen (heute: St. Maria in Trastevere)... Deshalb rückte „(um) acht Uhr morgens Damasus mit seinem gottlosen Anhang heran. ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen, Schwertern und Knitteln bewaffnet..“ Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“ Unverschämtes Rumoren störte die Andacht der unter ihrem Bischof Ursinus versammelten Gemeinde. Das Pochen an ihrer kleinen Kirchentür ließ die Versammelten zusammenfahren. Die Mütter legten ahnungsvoll und fürsorglich, doch vergeblich, die schützenden Arme um ihre Kinder. Ein Ältester hob die Hände zum Gebet, da krachte das Holz. „Sie werden doch nicht?“ Und ob, sie werden! Mit ihren Knüppeln und Äxten fuhren sie dazwischen. „Wer nicht nicänisch glaubt, ist kein Christ!“ ... und wer anders als nicänisch-triniarisch glaubt ist gefährlich.“ Nüchtern resümiert der Chronist: „während kein einziger Damasianer fällt, erliegen 160 Ursinaner.“56 Raffael: Gemälde, in der Loggia des DamasusPalastes im Vatikan Obwohl dieser Bericht erwiesenermaßen zutreffend ist, und obwohl diese grauenhafte Aktion erst den Auftakt zum 2-jährigen Krieg zwischen römischen Athanasianern und römischen Arianern bildet, erklärt die vatikanische Seite wohlwollend: „(Damasus) musste sich gegen den Minderheitskonkurrenten Ursinus behaupten. Er baute seine Vormachtstellung erfolgreich als Nachfolger Petri aus, indem er die kirchliche Gerichtshoheit im Westen ausübte.“ Text zur offiziellen Papstliste Vormachtstellung! Das ist des schwarzen Pudels Kern. Dass der Römer Damasus glaubt, er sei Petri Nachfolger, konnte ihm niemand verbieten. Was allerdings Petrus oder der Herr selbst dazu sagen würden, ist kaum fraglich. Damasus‘ Tun findet im Betragen von Wölfen seine Entsprechung. Auch in einem Raubtierrudel gibt es gelegentlich tödliche Rangauseinandersetzungen, bis feststeht, wer der Alpharüde ist. Der Kampf zwischen den Bischöfen Ursinus (? -384) und Damasus (305- 384) sollte einer von welthistorischer Bedeutung werden, denn mit Damasus „Sieg“ wurde der Kurs der konstantinischen Kirche in Richtung erbarmungslos-diktatorische Weltmacht fortgesetzt. Diesem Kurs zufolge musste es schließlich zum 30-jährigen Krieg kommen, und sogar zum 1. Weltkrieg, den sowohl katholische wie evangelische Priester Europas geradezu herbeigebetet hatten: „...jubelnd begrüßten katholische und protestantische Geistliche den Ausbruch des Ersten Weltkrieges … Hei, wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht, siegbewährt, segensmächtig. Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm 57 Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn (Sol Invictus, G. Sk.) darfst du sie zerhauen.“ Pfarrer und Hochschullehrer Weber „Jugendlexikon Religion“ Man sollte nie vergessen: Alle Päpste (samt den von ihnen berufenen oder geweihten Bischöfen) führen ihre Legitimationslinie über Damasus von Rom. Beschämend ist, dass Leute wie er, und wie Ambrosius von Mailand, sein Bewunderer, bis heute von Kirchen geehrt werden, die massiv den Anspruch erheben, christlich zu sein. „Nach Liberius' Tod wurde Damasus I. 366 zu dessen Nachfolger gewählt, aber eine Minderheit hatte zuvor schon Ursinus gewählt. Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen folgten - zuletzt in der Basilika Liberii (auch Sicinini) mit mehr als 100 Toten; die Unruhen fanden erst nach zwei Jahren durch das Eingreifen des Kaisers ein Ende. Ursinus musste weichen. Die Gegner machten Damasus aber lange noch das Leben schwer; 377 wurde er des Mordes bezichtigt, eine von ihm einberufene Synode sprach ihn aber frei." "Ökumenisches Heiligenlexikon" „Eine Krähe hackt der anderen kein Augen aus“, sagte Shakespeare. Mit anderen Worten: Mit Geld kannst du alles kaufen, auch geldgierige Juristen. Bekanntlich verfügte Damasus über Millionensummen. Die Kutsche, in der er durch die Stadt fährt, ist goldfarben. Wohin mochte solche Brachialgewalt noch führen? Um was ging es? Man müsste annehmen, die ganze christliche Welt würde einhellig protestieren. Doch die betreffende Notiz lautet: „In dieser Zeit wird Damasus in der Epistula ad Afros besonders wegen seiner Aktivitäten gegen arianische Bischöfe gefeiert.“ Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria Epistula ad Afros...“ Damasus hielt es für geraten, seinen Taten im Nachhinein wenigstens den Anstrich von Rechtmäßigkeit zu geben: „Marcellin und Faustin erzählen in ihrer Präfatio: ‚Diese schreckliche Grausamkeit (des Damasus) missfiel den Bischöfen Italiens allzu sehr. Als er sie nun zu seinem Geburtstag feierlich 58 eingeladen hatte und einige auch wirklich gekommen waren (also diejenigen die sich noch als kompromissbereit erwiesen G. Sk.) bestürmte Damasus sie mit Bitten und Geschenken, ein Urteil über den heiligen Ursinus zu fällen. Da antworteten sie: Wir sind zum Geburtstag gekommen, nicht um (jemand) ungehört zu verdammen. So hatte Damasus Intrige nicht den gewünschten Erfolg.“ Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria Epistula ad Afros...“ Er begehrte Macht und erlangte sie. „Damasus wird mit kaiserlichem Einverständnis der Oberrichter der Kirche...“ und obenauf kommt ein weiteres Privileg, das er wahrscheinlich Ambrosius zu verdanken hat: „Der römische Bischof soll (allein) dem persönlichen Gericht des Kaisers unterstehen.“ Martin Rade, „Damasus, Bischof von Rom“ Wobei klar ist, der Kaiser wiederum unterstand Ambrosius. Die quasi-Immunität des ‚römischen Bischofs’ zu erwirken sollte sich als Missgriff des mächtigen Kaiserberaters erweisen, das beweist der Verlauf der Kirchengeschichte. Nicht nur Damasus ewiger Seele, der ganzen Kirchenführung aller Zeiten, vor allem dem ‚kleinen Mann’, hätte es gut getan, gemäß dem Rechtsgrundsatz „Vor dem Gesetz sind alle gleich“ behandelt zu werden, wie Paulus lehrte „Ihr seid alle einer in Christus“ Galater 3: 28 Damasus war wie Ambrosius geradezu besessen von der Idee, die vom römischen Bischof geführte Kirche könne nicht sündigen. Wörtlich: „Es kann k e i n e noch so verruchte Schandtat begangen oder gedacht werden, welche die heilige Kirche nicht nachlassen könnte.“ Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus und die Reformation“ Solche markanten Aussagen richteten sich direkt gegen die Weisungen Jesu: „jeder Baum der keine guten Früchte bringt wird abgehauen.“ (ausgeschlossen, exkommuniziert) Paulus unterstrich das Prinzip: „Schafft den Übeltäter weg aus eurer Mitte.“ Kor. 5: 13 Er sagte allerdings nicht „verbrennt ihn“...59 Wie sehr er irrte hat Damasus durch sein Handeln bewiesen: „Die Angabe des Pontificalbuches, dass man Damasus wegen Ehebruch verklagt habe, wird auf guter Tradition beruhen... doch der klagende Jude Isaak hatte keine Beweise. Er wird (von der Synode von 44 italienischen Bischöfen) verwiesen, (sie) lobhudeln, preisen die Gerechtigkeit und Frömmigkeit des Kaisers Gratian..., es trieft vor Ergebenheit.“ Martin Rade, „Damasus, Bischof von Rom“,1882 Der von Damasus verfolgte Bischof Ursinus flieht unmittelbar nach der Vernichtung seiner Gemeinde 366 nach Mailand, wo die Arianer noch in der Mehrheit sind. Zeitgenosse Hieronymus, der bewundernswert fähige Übersetzer der Bibel aus den Urtexten Hebräisch und Griechisch ins Lateinische (Vulgata), der „sieben Sprachen beherrschte“, fühlte sich unbehaglich. Lange Zeit hielt er sich zurück. Es heißt nur, von ihm sei „mehr als ein bitteres Wort über die römische Kirche überliefert worden“ G. Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Schwieg er zum Thema päpstliche Gewalt, weil der reiche Kirchengewaltige ihn förderte, oder äußerte er sich vergeblich? Er diente ‚Papst’ Damasus jedenfalls bis zu dessen Tod. Als Damasus späterer Sekretär schrieb Hieronymus, dass „der Heide Prätextat, der im Jahre 367 so energisch wider die Ursinianer einschritt, scherzend zu Damasus zu sagen pflegte: „Macht mich zum Bischof der Stadt Rom, und ich will sofort Christ werden!...Im Munde des Prätextatus war das ein sehr bezeichnendes Wort, denn er war der erste und reichste Senator, und seine Jahreseinkünfte betrugen mindestens eine Million und 152 000 Thaler unseres Geldes ... Und ich leugne nicht, wenn ich den Pomp der städtischen Verhältnisse ins Auge fasse, dass hiernach (d. i. nach der römischen Bischofswürde) gierige Männer mit aller Anspannung ihrer Kräfte um die Erlangung des Ersehnten ringen müssen. Denn, wenn sie ans Ziel gelangt sind, kann es ihnen gar nicht fehlen, dass sie durch 60 die Geschenke der Frauen zu reichen Leuten werden, mit prächtigen Kleidern angetan in Kutschen fahren und so verschwenderische Gastmähler ausrichten, dass ihre Diners es selbst der königlichen Tafel zuvortun." M. Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“ Die Bruderschaft St. Pius X., Distrikt Deutschland, weiß zu berichten: „Nach dem Tode des heiligen Damasus am 11. Dezember 384 wurde der heilige Hieronymus nicht zu dessen Nachfolger gewählt, wie er es vielleicht erwartet hatte. Zu heftig war seine Kritik an der Verweltlichung des römischen Klerus gewesen.“ - Information vom 20. Februar 2010 Wahrscheinlich gingen einige der von Hieronymus verfassten, scharfen Damasus-Kritiken „verloren“, wie das damals üblich war, wenn sie nicht ins Bild der Nicäner passten. Dennoch war der große Bibelübersetzer ein Opportunist, denn „er hatte von Origenes gelernt“, den er ... „später in seinen Werken verleugnete und kritisierte.“ Ökumenisches Heiligenlexikon Dieser Trend des Hieronymus ist unleugbar. „Wohl ab 393 bekämpfte der heilige Hieronymus die Theologie des Origenes mündlich und schriftlich, da er sie durch den greisen Bischof Epiphanius von Salamis als Irrlehre erkannt hatte.“ Piusbruderschaft St. Pius X. Distrikt Deutschland: „...Bischof Epiphanius von Salamis (habe den Origenismus) als Irrlehre erkannt… . Die unabhängige Forschung kann im Wesen und in den Ansichten des sonderbaren Heiligen Epiphanius allerdings kaum Wahrhaftigkeit erkennen. Sein Leumund war übel. Dieser Mann „Epiphanius ließ 392 die meisten paganen Tempel Zyperns zerstören.“ Vlassis G. Rassias, “Christian Persecution against the Hellenes“ Athen 2.000 Epiphanius, der oft gelobte Metropolit Zyperns, gehörte zu den entschiedensten Konstantinianern (Nicänern) überhaupt – obwohl er nie Origenes Präexistenzlehre in Frage stellte! Doch er hasste die Tugendlehre und Freiheitslehre des Origenes. (!) Epiphanius operierte gewollt brutal. Die hellenische Welt klagt ihn scharf an: 61 „Epiphanius … verfolgte tausende Menschen paganen Glaubens.“ ebenda Der Altsemitist Kurt Rudolph urteilt: „Epiphanius gilt als einer der eifrigsten Verfechter der Orthodoxie seiner Zeit und hat in den theologischen Streitigkeiten wiederholt eine wenig schöne Rolle gespielt. Er ist es gewesen, der den Kampf gegen den Origenismus erst richtig entfachte... er ist der „Patriarch der Orthodoxie“... alle Häretiker (bezeichnet er) als wilde und giftige Tiere, deren Gift die Reinheit des Glaubens gefährdet... Seine Sucht, möglichst viele Sekten und Sektennamen anzuführen, ließ ihn völlig unkritisch bei der Behandlung der Fakten verfahren und verleitete ihn sogar zu E r f i n d u n g e n und unwahrscheinlichen Angaben... (Das) wirft kein gutes Licht auf ihn. Für Epiphanius sind alle Häretiker, „ruhmsüchtig“, „eitel“ und „schlecht-gesinnt“, ihr Abfall von der reinen apostolischkirchlichen Lehre verdammt sie zum Untergang... Stellenweise scheint er der Phantasie dabei die Zügel schießen zu lassen und der Lüsternheit zu frönen... Hier liegen offenbar... böswillige Verleumdungen vor.“ Kurt Rudolph „Die Gnosis“ Das Gift einer Verleumdung vermag selbst den Besten zu töten. Nachdem später das Wort von den brunnen-vergiftenden Juden in die Köpfe der Leichtgläubigen gefallen war, wirkte es sich auf den Straßen zahlloser Orte bald als üble Menschenjagd aus. So kam der Holokaust nicht aus dem Nichts. Der Übersetzer Josef Hermann bekräftigt Rudolphs Urteil: „Im Jahr 392 blieb es leider nicht beim sachlichen Kampfe; (den Epiphanius führte G.Sk.) es wurde ein persönliches Streiten mit allen Bitterkeiten, ein unschöner Zwist, der die klaren Linien der Meinungen und Charaktere verzerrte.... Epiphanius sah im Origenismus die gefährlichste aller Häresien. Nicht die Ewigkeit der Schöpfung, nicht die Präexistenz der Seelen und nicht die allgemeine Apokatastasis oder die allegorische Auslegung gewisser Schrifttexte bildeten den größten Stein des Anstoßes, sondern ganz besonders die Anklage: der 62 Origenismus sei durch seine subordinatianische Logoslehre der geistige Vater des Arianismus geworden.“ Josef Herman, „E. v. Salamis gegen die Antidikomarianten“ Arius und sein Anhang, der Origenes ehrte, galten den Primitiven als Sündenböcke, die zu verprügeln damals jedem ‚pro-nicänischenChristen’ eine Ehre war. Die Lehre der Urkirche, der Vater sei eine andere Person als der Sohn, wurde wie die Pest gehasst und bekämpft. Man könnte sagen und fragen: Wegen solcher Kleinigkeit erschlagt ihr eure Brüder? Aber für Fanatiker gibt es keine Kleinigkeiten. Unter dem Oberbegriff Athanasianismus gewann so der Ungeist der Rechthaberei immer mehr an Einfluss. Eremiten in ihre grauen und braunen Gewänder gekleidet, sowie grasfressende Anachoreten schürten zu Epiphanius Zeiten (um 390) die ohnehin erhitzte Stimmung. Als Vorhut der eigentlichen Streitmacht fallen sie über das Land her. Mit Brechstangen stürmten sie voran und zerschlugen alles was ihnen satanisch vorkam. Die verstümmelten Gesichter auf den Reliefs des heute in Berlin befindlichen Pergamonaltar sind nicht das Resultat christlichen Glaubens, auch wenn ein Satz in der Offenbarung Johannes darauf verweist, dass in Pergamon der Sitz Satans stünde, sondern ein Ergebnis der blinden Wut Intoleranter. Sonderbar, dass Ambrosius von Mailand, sich vom allzu rabiaten Geist des Anti-Arianismus nicht frühzeitig distanzierte, denn er hatte - zunächst - auch seine guten Seiten gezeigt. Übrigens, was nicht uninteressant ist: Ambrosius frühes Symbol, der Bienenkorb, ist auch das der Pioniere der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Es kommt vor am Salt-Lake-Tempel, sowie am Pult des Konferenzzentrums. Ambrosius urteilte und handelte zunehmend als kühl rechnender Politiker. Güte, Gnade, Barmherzigkeit wurden für ihn rein theoretische Begriffe. Im Fall der Hilfe erflehenden Goten erwies er wiederholt seine Bosheit. Als Kaiserberater musste Ambrosius zwar bedenken, dass diese Flüchtlinge vor den wilden Hunnen, vom Norden her kommend, 63 fortlaufend missionierend den Arianismus propagierten und zeitgleich den Wunsch äußerten ins Reich kommen zu dürfen, aber, dass sie wirklich Christen sein wollten, hätte er nie in Abrede stellen dürfen. Ambrosius sah durch Damasus Brille schwarz. Es könnte zu einem Überfremdungsprozess kommen. Die Kirche würde es nicht verkraften, hunderttausende A n t i -Katholiken aufzunehmen. Dass diese Leute als Arianer jedoch auffallend tolerant auftraten, wo sie die Zügel in der Hand hielten, ließ er nicht gelten. Er sagte den gotischen Familienvätern sein hartes Nein: Sie sind personae non gratae. Das musste sich angesichts der Todesgefahr, in der sich zehntausende Gotenfamilien befanden, rächen. Eins kam zum anderen wie eine Lüge zur anderen. Ambrosius war wie Kaiser Konstantin überzeugt: „Der Glaube an Gott und die Treue zum Imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden.“ Die Lüge - Kompromisslosigkeit führe zur Wahrheit - ist es, die immer und überall alles verdirbt, obwohl sie als Heilpflanze gedacht wird. Wie sein großes Vorbild strebte Ambrosius danach, im Reich den Einheitsglauben durchzusetzen - um jeden Preis. Natürlich glaubte er ans Liebesprinzip, vielleicht wusste er sogar, dass „...auf die Erkenntnis der Wahrheit... immer die Taten der Liebe folgen müssen !“ Hippolyt von Rom (170-235) Doch im wirklichen Leben ließ er es nicht gelten, obwohl Jesus von Nazareth das forderte. Die rötlich eingefärbten Gebiete standen unter dem Schutz römischer Legionen. Dort und in jenseitigen Grenzgebieten wirkte der arianische Missionar Wulfila, von Eusebius von Nikomedia geweiht, unter den Goten seit 341 sehr erfolgreich. Als beredter Arianer traf Wulfila bei den Goten auf erstaunliche 64 Gemeinsamkeiten im Gottesglauben: Die arianische Gott Vater-SohnBeziehung entsprach in etwa der Religion der gotischen Germanen. Wulfilas Credo lautete nämlich, (e n t g e g e n den Aussagen einiger, die Arius unterstellen, er leugne die Gottheit Christi): „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Damit fand er schnell Eingang in das religiöse Leben der frühen Deutschen. Wikimedia Commons Die ungefähre Route des Zuges der Visigothen/ Westgoten. – Innerhalb von zwei Generationen durch-querten sie zwischen 376 und 418 das halbe Römische Reich, bis sie schließlich in den Westprovinzen (also Spanien) sesshaft wurden. Seit etwa 270 lebten einige ostgotische Stämme nördlich der Donaugrenze. Ein Blick auf die Lage der Provinz Moesia in Europa zeigt, dass Ambrosius Überlegungen in gewisser Weise sogar verständlich sind, denn niemand wusste, wie viele Goten es gab, was sie wirklich begehrten und was bei alledem herauskam. Sie könnten letztlich dem Papsttum den völligen Garaus bereiten, falls aus dem weitem Norden noch mehr schutzsuchende Goten ins Reich drängten und mit ihnen glaubens- und charakterstarke Arianer. „Mit Kähnen kamen sie über die Donau... die Goten sollten (allerdings) für ihre Aufnahme ins Reich bezahlen, zu viel, (was sie nicht leisten konnten). So nahmen die (römischen)65 Kommandeure die Kinder der Goten… Darüber kam es (im August 378) zum Kampf ... und in der Schlacht bei Adrianopel, in der Kaiser Valens fiel, siegten die Goten ...“ Leopold von Ranke „Werk und Nachlass“ Der Tod Kaiser Valens, (der Bruder Valentinians, der drei Jahre zuvor im Kampf gegen die persischen Sassaniden fiel) kam den Nicänern gelegen, denn Valens war Arianer. Athenasius attackierte ihn wo er konnte. Der Tod von Kaiser Valens kam den Nicänern gelegen. Bild: Münze Gratian (359-383) Nun war der Weg frei für Gratian, den Wankelmütigen, der Ambrosius Weitsicht gleichzeitig schätzte und bezweifelte. Den jungen Kaiser plagte das Gewissen. Er wünschte, mit den Goten Frieden zu schließen. Aber Ambrosius sagte erneut sein lautes Nein! Er war Gratian an innerer Autorität haushoch überlegen. Ambrosius behauptete, im Stil und Sinn des Athanasius, die Goten seien Gottesfeinde. Wörtlich: „Sie sind ‚christusfeindlich’ eingestellt.“ Ambrosius, völlig im Fahrwasser der Schriften des Athanasius und des Epiphanius von Salamis, stemmte sich mit seiner kompletten Ideologie gegen eine friedliche Lösung des Problems. Er wünschte nicht zu denken, dass die bekehrten Goten seine Brüder waren. Hartherzig und folgenschwer vertrat er Konstantins durch und durch verlogenes Konzept: Wer nicht nicänisch glaubt, ist kein Christ! Im Sommer, 378, strömten mehr als je zuvor Goten bis an die nordöstlichen Grenzen des römischen Gebietes. Damit wurde diese Flucht zur Völkerwanderung. Sie hätte auf Europa befruchtend einwirken können, denn wo es Goten gab, gedieh, ihrer intelligenten und liberalen Grundhaltung wegen, die Kultur. Kaiser Gratian stand nun mehr denn je verunsichert da. Von allen Seiten hagelte es ungute Informationen. So manche Nacht wird der junge Mann hinauf zum Himmel geschaut haben, ob Gott ihm ein Zeichen sendet. Gott! Aber wer war dieser 66 Gott wirklich? Der unvorstellbare des Athanasius oder der ihm liebe, angenehme des Arius? Seine Abneigung gegenüber der katholischen Religion beruhte auf Kindheitserfahrungen. Die weit gestreuten Biwakfeuer an der Reichsgrenze mahnten ihn, wie groß seine Verantwortung war. Tapfer und arianerfreundlich verfasste Gratian, zu dieser Zeit, eigensinnig sein Toleranzedikt zu Sirmium: Zur „Freiheit aller Glaubensrichtungen“. Dieser Fakt ist aus heutiger Sicht von höchster Bedeutung! Doch sein Berater Ambrosius grollte. Er bete jede Nacht für Gratian. Und der sei undankbar! Wütend, und alles auf eine Karte setzend schrieb Ambrosius nun von der Angst getrieben, die von ihm geliebte „Orthodoxie“ könnte sangund klanglos untergehen, für Gratian zwei Bücher („De fide“) Klipp und klar schwört er, im Geiste Konstantins und im Sinne des Athanasius und Damasus: „Die Arianer (Italiens und die Goten, G.Sk.) haben sich gegen die Kirche Gottes verschworen!“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ Ambrosius malte Schwarz-Weiß, er entmischte nicht. Untrennbar gehörten für ihn Staat und „seine“ Kirche zusammen. Dem jungen Kaiser suggerierte er: „der (richtige) Glaube des Herrschers (gewährleiste) mehr als die Tapferkeit seiner Soldaten den Sieg... Jesus Christus soll das römische Heer führen.“ ebenda Welches Bild! Welche Dummheit. Feldherr Hindenburg dachte ähnlich wahnhaft. Er stellte sich eintausendfünfhundert Jahre später den lieben Gott als auf einer Wolke sitzend vor, der den deutschen Truppen huldvoll zulächelt, während diese die Söhne und zukünftigen Ehemänner russischer Frauen, allesamt Christen, die einen wie die anderen, in die tödlichtückischen masurischen Sümpfe treiben. Ambrosius hätte wissen müssen: Mit Jesus, dem Fürsten des Friedens und seiner Lehre der Versöhnung Aller, hatte sein Treiben nichts zu tun. Ruppiger Konstantinismus war das, und wenn er noch so süß von 67 Jesus sprach, es gilt allemal: Niemand wird je an seinen Lippenbekenntnissen gemessen werden. Angesichts der Tatsache, dass viele Goten sich auf den Namen Jesu Christi hatten taufen lassen, was einer Verpflichtung auf seine Lehre von der Rechtschaffenheit gleichkam, wäre er zwingend dazu verpflichtet gewesen, angemessene diplomatische Schritte einzuleiten. Schließlich wünschten die Goten nur Sicherheit für ihre Familien. Das wenigstens wusste Ambrosius: Für die Goten ging es um Tod oder Leben. Seitdem die Asiaten den Reflexbogen als Waffe erfunden hatten, war ihnen kein europäisches Heer mehr gewachsen. Gratian ließ sich überzeugen, gegen seine Bedenken zu handeln, und daran ist zu ermessen, wie sehr Ambrosius dem jungen, Verantwortung tragenden Mann geistig überlegen war. Es hieß nur: fortan „wies er die Arianer ab und folgte Ambrosius.“ Ambrosius hatte dabei als entscheidende Autorität die Bibel aufgerufen: „Der Kaiser soll, gerüstet mit dem Schwert des Glaubens, dem Sieg entgegen ziehen... Der Krieg gegen die Goten und der Sieg über sie seien von Hesekiel geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen der Prophet (Hesekiel) schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es ist nicht zweifelhaft, dass die ‚catholici’, welche die Strafe für den Unglauben anderer ertragen haben, bei Gratian Hilfe für den rechten Glauben finden. Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden...(die Goten) die ‚Häretiker’ sind die ‚Anti-Christi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus allen anderen Häresien.“ Ambrosius mahnte den Kaiser, er müsse „daran denken, die Siegeszeichen aufzurichten...“ So wollte er „den Kaiser für seine kirchenpolitischen Ziele gewinnen und den Gegnern (des Nicänums) den Kampf ansagen.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ Das war die Sprache des Epiphanius. Schlimmer, das wurde die Sprache der Nationalsozialisten und der Stalinkommunisten.68 Die Nicäner und die in ihrem Interesse kämpfenden Legionen sollten die Siegeszeichen (Konstantins?) aufrichten! Gratian hätte in seiner ursprünglich toleranten Gesinnung fest bleiben sollen. Das wäre für das kriegsmüde Volk dies- und jenseits der römischen Grenzen der bessere Weg gewesen. Denn der Staat hat sich (erst recht nach Jesu Worten: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“) aus innerkirchlichen Angelegenheiten herauszuhalten, wie die Kirche aus den machtpolitischen Anliegen des Staates. Sonst handeln auch die Menschen, die in seiner Nachfolge stehen, eher aus Klugheit und Berechnung, und nicht aus innerer Überzeugung. Erst die konsequente, aktive Umsetzung dessen, was man, nach angemessen langer und redlicher Suche, als wahr und richtig erkannt hat, macht den von Gott geliebten Menschen aus – selbst wenn er irrt! Sonderbar: es geht uns zwar alle an, aber nicht alle sind daran interessiert, auf das gute Innerste ihres eigenen Wesens vorzudringen. Gratian und seine Generäle befolgten Ambrosius Befehle, hatten die „Siegeszeichen“ aufgerichtet ... und verloren dennoch. Ambrosius hat die Legionen in die Kämpfe hinein gehetzt: Er sprach „mit Gewissheit von den zu erwartenden Erfolgen des Kaisers gegen die Goten…“ und von den „Strafen, welche die Gegner des Glaubens und des römischen Imperiums treffen werden... Entgegen den Prophezeiungen des Ambrosius „bot das römische Heer keinen Widerstand mehr... Überall zogen die Goten ... durch das Land…, bis an die Grenze Italiens herrschten sie nach Belieben.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ Alles wankte, Ambrosius stand. Noch blieb ihm ja Italien. Wie ein leichtfertiger Kaiser zog er nicht die Konsequenzen, sondern vermochte es, mit diesen Niederlagen zu leben. Er konnte seine persönliche Macht sogar noch festigen, weil die Goten mit dem Erreichten wider Erwarten zufrieden waren und ihren Arianismus n i r g e n d w o mit Gewalt durchsetzten! 69 Ambrosius vermochte es gar, nach Gratians Tod noch einmal aufzutrumpfen: Jetzt erst kommt er und fährt starkes Geschütz auf: Er initiiert das „Dreikaiseredikt“ - cunctos populos - . Mit ihm kommt das dunkle Mittelalter herauf. Obwohl oft geleugnet, war es Ambrosius von Mailand, der allmächtige Kaiserberater, der im Jahr 380 mit „cunctos populos“ jede andere Religion als die von der antlitzlosen Trinität verbot. Niemals wäre ohne sein Einverständnis ein Gesetz solcher Tragweite verabschiedet u n d praktiziert worden. Der Text bekräftigt ausdrücklich, ausschließlich der katholische Glaube - wie ihn Damasus verstand, vertrat und ausübte - sei erlaubt: „Alle Völker, über die wir ein mildes und maßvolles Regiment führen, sollen (müssen G.Sk.) sich, so ist unser Wille, zu der Religion bekehren, die der göttliche Apostel Petrus den Römern überliefert hat, wie es der von ihm kundgemachte Glaube bis zum heutigen Tage dartut und zu dem sich der Pontifex Damasus klar bekennt ...nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, … dürfen …Christen heißen; die übrigen, die wir für wahrhaft toll und wahnsinnig erklären, haben die Schande … zu tragen. Auch dürfen ihre Versammlungsstätten nicht als Kirchen bezeichnet werden. Endlich soll sie vorab die göttliche Vergeltung, und dann aber auch unsere Strafgerechtigkeit ereilen, die uns durch himmlisches Urteil übertragen worden ist.“ Beginn und Ende des Textes Cunctos populos. Dass die Reden, Schriften und Aktionen des Athanasius die Voraussetzung für solches Verbrechen der Entmündigung von schließlich Abermillionen schufen, ist offensichtlich. Dissonanzen schrillster, unchristlicher Art! „Dreikaiseredikt“ nennen es einige Autoren. Der neunjährige Valentinian II. habe seiner arianischen Mutter Justina widerstanden und ihr den Mund verboten? Es heißt: „Das Dreikaiseredikt „Cunctus populos“ wurde am 28. Februar 380 in Thessaloniki von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. verabschiedet. Es beendete die 70 nominelle Religionsfreiheit des 4. Jahrhunderts und gilt als wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen.“ Bernd L Beck „Spiritualität und Menschheit“ Es gibt keinen anderen Schluss: Ambrosius selbst oder einer aus seinem Anhang hat die Unterschrift Valentinians erzwungen oder fälschen lassen: „Als der jugendliche Kaiser Valentinian II. (der angebliche Mitverfasser von Cunctos populos) für seine Arianer die außerhalb der Stadtgrenze gelegene basilica Porciana extra murana forderte, wurde ihm dies von Ambrosius verweigert.“ Peter Grossmann „Ägyptische Architektur“ zitiert Seeck Das passt nicht zusammen! Und Gratian, der Arianer? Und wie steht es um Theodosius? Der war zu dieser Zeit noch kein Katholik. Das Christentum wurde bekanntlich durch Kaiser Konstantin zur Staatsreligion, zu einem staatsdienlichen Instrument, degradiert. Doch zu seiner Zeit unterjochte es die anderen Religionen nicht wesentlich. Vollender dieses Prozesses der Entartung wurden Damasus von Rom, Ambrosius und dann Justinian. Nach ihnen setzten gewaltbereite Päpste deren Religionspolitik über Kreuzüge bis zur spanischen Inquisition fort. Massenhysterie, Judenhetze und die Versklavung der Bauernschaft folgten, als bittere Früchte, wie, 1311, die Vernichtung der Brüder des Templerordens „weil die viel Geld hatten“ Hertling SJ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740 Christus setzte die Kriterien: Liebe gleich Toleranz, und Rechtschaffenheit. Er sagte wörtlich: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt...“ Johannes 14: 21 Einheitsübersetzung Auf dieses Wort verzichteten die Nicäner, indem sie ihre eigenen Kriterien als höherwertig einstuften! Das war, das ist, ein Skandal von unerhörtem Ausmaß. Da entlarvten sie sich. Jesus indessen lehrte und warnte: Alle Menschen und Religionen würden dermaleinst an den Resultaten gemessen - am Grad der Genießbarkeit der Früchte die sie hervorbringen – und nicht gemäß ihren Lippenbekenntnissen. 71 Schreit nicht das Blut und das Elend aller von den Trinitariern (Nicänern) verfolgten und ermordeten Unschuldigen immer noch zum Himmel? Dürfen die verletzten, nun jenseitigen, Seelen darauf hoffen, dass Jesus erfüllt was er den Betroffenen verhieß, indem er sagte: „Selig sind, die hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden?“ Um zu zeigen wie er das meine, verfluchte Jesus den Feigenbaum, der sich zwar mit reichlich Blättern schmückte, aber nichts Eßbares trug. Matth. 21: 19-20 Moroni fasste zusammen: „Wenn ihr keine Nächstenliebe habt seid ihr nichts.“ Buch Mormon Moroni 7: 46 Es erhebt sich die Frage, warum Ambrosius seinen Einfluss nach der Niederlage von 378 und nach dem Tod Gratians, 383, auf die römischen Offiziere und das Heer behielt, als die siegreichen Goten plötzlich ganz Italien offen vor sich liegen sahen. Gegenüber Kaiser Theodosius I. (der schon kurz nach dem Desaster, im Januar 379 von Gratian zum Augustus erhoben worden war) vermochte Ambrosius es, sogar seine Macht auszubauen. Es war doch in ihren Kreisen nicht vergessen, dass Ambrosius die nicht erfolgreichen militärischen Parolen ausgegeben hatte. Die Katastrophen und Ungerechtigkeiten jagten nun, erst recht einander, während gemäß der Botschaft der Bibel „der Friede die Frucht der Gerechtigkeit ist.“ Es ist nun einmal ein Gesetz des Himmels, dass alles Neue, wenn es siegreich sein will, auf dem Boden des Bewährten stehen muss. Das neue Unrecht dagegen bringt den nächsten Krieg hervor. Origenes‘ und Hippolyts immer mächtiger werdende Feinde kamen aus den Reihen der Frömmsten. Ellenbogenkämpfer waren sie allemal, die Herren die hinter dem Wort des Augustinus standen: Zwingt sie! Um jeden Preis wollten sie vorherrschen. Kaltherzig pfiffen sie auf das Individualrecht. Ambrosius war fest entschlossen, den Willen der treuarianischen Kaiserwitwe Justina zu brechen. In Wahrheit fürchtete er sie. Womöglich würde sie Vorteile aus seinen militärischen 72 Niederlagen ziehen. Offiziell - und wie selbstverständlich - heißt es in der gegenwärtigen Literatur: „Ambrosius habe „mit der orthodoxen Bevölkerung dem Befehl (der Kaiserwitwe Justina, Mutter des damals neunjährigen Kaisers Valentinian II. G.Sk.), Kirchen an die Arianer auszuliefern, erfolgreich Widerstand geleistet.“ Er ‚überwand’ den Arianismus … durch die Synode zu Sirmium, auf der er 6 Arianer verurteilen ließ, und 381 durch die Synode zu Aquileja, die den der arianischen Häresie angeklagten illyrischen Bischof Palladius samt seinem Presbyter Secundinus schuldig sprach und absetzte.“ Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bautz Schuldig wurden schon viele gesprochen, Ambrosius! So auch später vom deutschen Volksgerichtshof, in Stalins Schauprozessen, von Maos Roten Garden. Seit seiner Taufe 374 wehrte sich die Witwe Kaiser Valentinians I. gegen die brutale Verfahrensweise des Ambrosius. Der Bearbeiter der Eintragung im Kirchenlexikon lobt zwar, Ambrosius sei „tapfer“ aufgetreten, doch dieses Lob kann kein um Objektivität Bemühter teilen! Jesus ist es, der Fesseln löst, nie aber knechtend bindet. Auch, wenn du seinen Namen unentwegt lobend auf der Zunge trägst, fällst du ihm mit rabiatem Verhalten tückisch in den Rücken. Nichts kann das Individualrecht ersetzen. Sieben Jahre lang widerstand die tapfere Justina dem erbarmungslosen Diktator, der, so weit zu sehen ist, bis zur Stunde Christen als leuchtender Held des Guten dargestellt wird. „Sie war verärgert, weil Ambrosius (drei Jahre nach dem Tod ihres Gatten) um 379 ihre Bemühungen vereitelt (hatte) ...einen Arianer auf den (Bischofs-)Stuhl zu Sirmium zu befördern“ Sechs Jahre später, 385, „verweigert Ambrosius Justina die Erfüllung ihres Wunsches, den Arianern Mailands zwei Kirchen zu überlassen.“ F-L. zu Stolberg-Stolberg „Geschichte der Religion Jesu Christ Ambrosius hat sie permanent genervt und bis zu ihrem Tod 385 erniedrigt, wo er nur konnte. 73 Doch Augustinus von Hippo lobt seinen Freund. Was nahm sich dieser Emporkömmling gegen sie und andere anscheinend Schwache heraus? Augustinus Schlachtruf gegen die Donatisten „Compelle intrare“ (Zwingt sie) spricht nicht für ihn. Die zuletzt mit den arianischen Vandalen verbundenen donatistischen Überreste verweigerten sich dem Ambrosiusfreund entschieden. Es gibt Herzen die sich an dem Verhalten dieses nordafrikanischen Diktators ergötzen. Er jedoch war es, der die Lehre von der Erbsünde und der Prädestination erfand, die Unschuldigen nichts als Seelenqualen bereiteten. Augustinus Gott bestimmt wer Ewigkeiten des Daseins hindurch ewige Höllen erleiden muss und wer nicht. Augustinus Dogma von der Prädestinationslehre gehört, mit den Zwangsgesetzen seines persönlichen Freundes, des Ambrosius von Mailand, zum Schlimmsten was der damalige Antiarianismus hervorgebrachte. Beide sind Mitverantwortliche für das Dunkel des Mittelalters, aber da ist kein wahrer Antinicäner der sie deshalb zu nie endenden Strafen verurteilt. Verfluchung und Diffamie geht immer noch von den Nicänern aus. Seit der Zeit des Ambrosius stieg auch die Flut der Legenden antioriginistischer Propaganda: Nur die Nicäner kommen in den Himmel! Während Jesus ausnahmslos alle Menschen einlud: „Kommt her zu mir die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken“ Matth. 11: 28-30 Die Kaiserwitwe Justina wird von arianischen Bischöfen ersucht, sie möge sich Ambrosius Brutalitäten nicht gefallen lassen. Wer darf ihr, der Mutter des künftigen Kaisers, - und sei es auch nur indirekt - verbieten eine arianische Gemeinde zu besuchen? In der Osterwoche 385 – 5 Jahre nach Inkraftsetzung des Staatgesetzes Cunctos populos - kommt es zu tumultuarischen Szenen. Justinas Soldaten umzingeln die basilica Porciana, die von Nicänern okkupierte Kirche der Arianer. Doch, nach langen Tagen und 74 Nächsten musste die Garde der Kaiserin jener Gewalt weichen, die von der Straße kam. Dass sie sich militärisch nicht durchsetzen wollte, um Blutvergießen zu vermeiden, ist wahr, aber nach Augustinus „Bekenntnissen“ bekam Justina lediglich, was sie seiner schlimmen Meinung nach verdiente, eine ihr von seinem „Gott“ zugedachte Niederlage . Er, der von Ambrosius zum Katholizismus bekehrt worden war, dachte und fühlte ähnlich wie sein Vorbild. Augustinus wagte es im Folgenden, den von Ambrosius-hörigen Priestern aufgestachelten Pöbel Mailands „frommes Volk“ zu nennen… Es ist zu befürchten, dass die Wunder jener Tage nichts weiter als raffinierter Betrug waren. Die Geschichte von der Auffindung der Gebeine der angeblichen Märtyrer Gervasius und Protasius nach einem Traumgesicht des Ambrosius wurde hochgespielt und bleibt doch unglaubwürdig. Die uralten Leichen dufteten – nachdem sie parfümiert wurden. Seither - und sehr wahrscheinlich nicht bereits seit der Jerusalemreise der Mutter Kaiser Konstantins, Helena, die das dreihundert Jahre alte Kreuz vom Calvarienberg gefunden haben soll - explodierte der Reliquienkult. Ambrosius ging aus jener Osterwoche stolz und gestärkt in Glaubenssachen und in Angelegenheiten der Staatsräson hervor! Man sieht ihn etwas später als Judenfeind, wie er, den Blick gekonnt demütig bodenwärts gerichtet, aber im Geist unbeugsam herrisch, Kaiser Theodosius abkanzelt: „Der Kaiser steht in der Kirche, aber nicht über ihr!“ Was hatte dieser damals vierzigjährige schlimme Knabe als Kaiser verbrochen? „Im Jahr 387 zündeten Christen in Rom eine jüdische Synagoge an. Ein Jahr später geschah in Kallinikum am Euphrat mit Zustimmung des dortigen Bischofs dasselbe. (Kaiser) Theodosius befahl die Schuldigen zu bestrafen und die Synagoge wieder aufzubauen. Gegen diese Entscheidung wandte Ambrosius sich in einem langen Brief an den Kaiser. Darin solidarisierte er sich… mit dem brandstiftenden Bischof… „Ich, Ambrosius, erkläre, dass ich die Synagoge in 75 Brand gesteckt (habe)… Eine schwerwiegende Sache ist es, wenn du deinen Glauben um der Juden willen in Gefahr bringst… Nichts ist erhabener als der Glaube“ ... Theodosius gibt nicht nach. Daraufhin sucht Ambrosius die direkte Auseinandersetzung… (Ambrosius demütigte Theodosius öffentlich. G. Sk) Die Synagoge von Kallinikum … wurde nicht wieder aufgebaut.“ Herbert Gutschera, Geschichte der Kirchen Ambrosius wird nun von Bischof Augustinus von Hippo geradezu angehimmelt! Bei ihm mischen sich Wunschdenken und Absicht, Dichtung und Wahrheit. Seit dieser Zeit regierte das Unrecht und das nannten die Priester, die schamlos den Namen Christi verwandten, „christlich!“ Namhafte Historiker fassen zusammen: „Orthodoxe Bischöfe kämpften mittels Staatsmacht gegen ihre häretischen Mitchristen... (Arianer u.a. urchristliche Splittergruppen, G.Sk). Die Vorgaben kamen von den orthodoxen Bischöfen. Häretischen Christen wurde verboten, Gottesdienste abzuhalten, Kirche und Versammlungsorte wurden von der Polizei beschlagnahmt, ihre Schriften verbrannt. Ihnen wurde die Rechtsfähigkeit genommen. Sie durften keine Verträge und Erbverfügungen abschließen. Mehrere Gesetze drohten ihnen Konfiskation ihrer Güter an, Ausweisung aus einer Stadt, Verbannung. Wer durch Bischöfe exkommuniziert wurde, wurde vom Staat mit dem Bannfluch belegt." Anton Grabner, Johann Maier "Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Vandenhoek & Ruprecht So wirkte sich Nicäa aus. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ Wie entsetzlich es noch zu Lebzeiten des Augustinus von Hippo, in Kirchenkreisen, zuging kann niemand beschreiben. Es sind nur die Spitzen der Eisberge die uns ahnen lassen wie es in der schwarzen, kalten Tiefe aussah. Die Einflüsse der erwähnten Führungspersönlichkeiten ließen den Strom der Bosheiten jäh anschwellen. 76 Einem ausgemachten Bösewicht von Rang kam die „rettende“ Idee ein das Kreuz an dem Jesus von Nazareth starb könne alles überdecken: Das geschah 431. Es war die Zeit des 3. ökumenischen Konzils. Bischof Cyrill von Alexandria dominierte die Szene. Er trug damals zu Ephesus seine Privatfehde mit Nestorius von Konstantinopel aus, und das auf sehr zweifelhafte Weise. Man sollte fragen, warum ausgerechnet ein Mann seines Schlages das Mordinstrument und Konstantin-Kreuz in die Kirche trug. Er zeichnet mitverantwortlich für die Ermordung der weithin in Kreisen Gebildeter anerkannten heidnischen Philosophin Hypatia, die auf grauenvolle Weise vom „christlichen“ Mob beseitigt wurde. Cyrill wünschte der zweitwichtigste Patriarch der Christenheit zu werden: Wenn das durch ihn repräsentierte Alexandria schon nicht die Nummer eins werden konnte, so wollte Cyrill wenigstens Konstantinopel von seinem Platz verdrängen. Deshalb kungelte er um Freundschaft ringend mit dem Papst. Die Glaubensdinge waren nur Vorwand. Das Kaiserhaus zu Konstantinopel war damals ebenfalls mit Rangstreitigkeiten, allerdings interfamiliärer Art, beschäftigt. Das Problem: Die Interessen der weltlichen Herrscher berührten auch die der Kirche (Konstantins). Kaiserin Aelia Eudocia und die durch sie entmachtete quasiVorgängerin Pulcheria lagen in bitterem Streit, den Cyrill ausnutzen wollte... eine undelikate sehr lange Geschichte von Affairen, Mord und Totschlag. Der sonst eher an Politik desinteressierte Ehemann Eudocias „Kaiser Theodosius II. erteilte dem Cyrill als einem Mann, der sowohl in der Kirche, als auch im Kaiserhause böswillig Unfrieden stifte, einen scharfen Verweis...“ Leonhard Fendt, Inauguraldissertation „Die Christologie des Nestorius“ kath. theol. Fakultät der Kaiser-Wilhelm-Universität Schließlich wurde der „fromme“ Übeltäter verhaftet, doch er wusste womit man alle Türen der Welt öffnen kann:77 „im Jahre 431, (hat) Cyrill von Alexandria 1 500 Pfund Gold Bestechungsgelder an Höflinge in Konstantinopel gezahlt, um sein Amt zu stützen“ A. Demandt „Geschichte der Spätantike“ Es handelte sich bei diesen Riesensummen auch um das Raubgold, das der straff nicänisch orientierte „Onkel“ Theophilus fünfzehn Jahre zuvor gewann, nachdem er den paganen, „Joseph in Ägypten“, geweihten Serapistempel zu Alexandria zu seinem Vorteil plündern und zerstören ließ. „ (Cyrill 380-444) war ein Neffe des Theophilus und hatte dessen rücksichtslose Herrschsucht geerbt. Als dieser am 15. Oktober 412 gestorben war, hatte Cyrill unter wilden Straßenkämpfen, in die auch die Truppen eingreifen mussten, seine Wahl auf den erledigten (Bischofs-) Thron durchgesetzt, und eine seiner ersten Amtshandlungen war gewesen, dass er die Bethäuser der Novatianer (einer Gruppe Urchristen die gewillt waren gemäß Christi Gebote zu leben G. Sk.) schließen ließ und sich nicht nur ihres Kirchenschatzes sondern auch des Privatvermögens ihres Bischofs Theopemptus bemächtigte. Denn das Geld schätzte er so hoch, dass er selbst die Bistümer Ägyptens feilbot. Eine reiche Einnahmequelle und zugleich ein wichtiges Machtmittel boten ihm die Krankenwärterstellen, da die Hospitäler von Alexandria als wohltätige Stiftungen unter seiner Aufsicht standen. Weil nämlich ihr Dienst nicht nur ein hübsches Einkommen brachte, sondern wahrscheinlich auch vom Decurionat und anderen Staatslasten befreite, drängten sich auch reiche und vornehme Leute dazu und erkauften die Aufnahme in die Körperschaft mit barem Gelde. Denn große Anstrengungen brauchte man ihnen nicht zuzumuten, schon weil Cyrillus ihre Zahl auf nicht viel weniger als tausend erhöht zu haben scheint. Und alle die Hunderte, die Krankenwärter hießen, tatsächlich aber auf den Straßen Alexandrias müßig lungerten, bildeten für den Bischof eine handfeste Leibwache und waren höchst geeignet, Krawalle hervorzurufen und anzuführen. So dienten auch die Wohltätigkeitsanstalten den Zwecken der Kirche in einer Weise, 78 an die ihre Stifter gewiss nicht gedacht hatten.“ Prof. Otto Seeck „Geschichte des Untergangs der antiken Welt“ Die Verfluchung des Origenes durch Kaiser Justinian Christi Lehren, die im zweiten Jahrhundert noch fast unversehrt überliefert wurden, passten durchaus nicht mehr in diese Zeit, in der pausenlos der Name Christi zwar hochgelobt, doch dessen Geist der Milde gemieden und verdrängt wurde. Kaiser Justinians Lebenslauf beinhaltet u.a. die Tatsache, dass er gesetzlich die Todesstrafe für Christen verfügte, die dem „dreifaltigen“ Gott nicht länger die Treue halten konnten. Er hielt 543 zu Konstantinopel seine berüchtigte Ostsynode ab, um seine kirchen- und machtpolitischen Absichten durchzusetzen. 135 „heilige Väter“ und andere Amtsträger, nahmen daran teil. Es ging in den anberaumten Beratungen auch um Fragen der Natur Jesu, (ob er einen oder zwei Willen habe) vor allem aber darum, Origenes, den entschiedensten Bewahrer des originalen Lehrgutes, zu degradieren. Dessen Schriften standen zu deutlich gegen des Kaisers Vorstellungen, wie Religion beschaffen sein soll. Wütend lässt Justinian sich hinreißen zu diktieren: „Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen wären präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im Banne....“ Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller -Theologische Realenzyklopädie -2000 Oder: Etwas ausführlicher: "Wenn jemand sagt oder meint, die Seelen der Menschen präexistierten, sie seien nämlich zuvor Geister und heilige Kräfte gewesen, haben dann aber, der göttlichen Anschauung überdrüssig, sich zum Schlimmeren gewendet, und seien, weil dadurch die göttliche Liebe in ihnen erkaltet sei, Seelen genannt und zur Strafe in Leiber herniedergeschickt worden, so sei er Anathema (verflucht). Wenn jemand sagt oder meint, dass die Seele des Herrn präexistiert habe und vor der Menschwerdung 79 und der Geburt aus der Jungfrau mit dem Gott Logos vereinigt gewesen sei, so sei er Anathema. Wenn jemand sagt oder meint, die Strafe der Dämonen und der gottlosen Menschen sei eine zeitliche und werde einmal ein Ende haben, mit anderen Worten, es werde eine Apokatastasis (griech. = Wiederherstellung geben, gemeint ist damit die Rückkehr aller zu Gott) auch der Dämonen oder der gottlosen Menschen, so sei er Anathema. Anathema auch dem Origenes, … der dieses gelehrt hat, samt seinen abscheulichen, verfluchten und lasterhaften Dogmen, u n d jeder Person, die dieses denkt oder verteidigt oder überhaupt auf irgendeine Art zu irgendwelcher Zeit hierfür einzutreten wagt." Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil" Um es mit einem Bild zu sagen: Er zerschnitt einen „echten Rembrandt“, den Konstantin schon grob aus dem Rahmen gerissen , den Ambrosius sodann halbierte, in weitere Stücke. Die ihm nicht zusagten, warf er auf den Müllhaufen. Deshalb trägt er zu Recht den Titel der „Große“. Er war ein übergroßer Zerstörer des Glückes Zahlloser. „Justinian ordnete 545 die Verfolgung nichtchristlicher Grammatiker, Rhetoren, Ärzte und Juristen an... er ließ heidnische Bücher verbrennen. Die Kindstaufe wurde zwangseingeführt, die Nichtbeachtung mit dem Verlust an Eigentum und Bürgerrecht bestraft.“ Philipp Charwath „Kirchengeschichte“ „Die Bannflüche wurden ... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet, einschließlich Papst Vigilius’, der 544 eigens zu diesem Zwecke fast gewaltsam nach Konstantinopel gebracht wurde. Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus w e l t l i c h e n Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der Einfluss Ostroms“ Justinian lag nichts daran, doch Origenes wusste noch, wie wichtig dem Allmächtigen unsere individuelle Entfaltung ist. Aber auch 80 Justinian empfing dieselbe Gabe, die allen gewährt wurde, die er, wie sein Handeln beweist, nur nicht nutzte: „Christi Geist wurde j e d e m Menschen gegeben, damit er Gut von Böse unterscheide...“ Buch Mormon Moroni 7: 16 Gewiss, Justinians Staatsapparat wackelte. Pestwellen erschütterten das Land. Die von ihm harsch regierten Menschen rebellierten, Mönchsgarden waren zerstritten wie die Weltgeistlichen. Sie demonstrierten gegeneinander. Ganz vorn standen die langbärtigen Sabaiten. Sie schrien seit Wochen und Monaten: „Nieder mit dem Häretiker Origenes.“ Bereits einhundert Jahre vor Justinians Kaiserkrönung, die 527 erfolgte, lebten in Konstantinopel etwa 10.000 bis 15.000 Mönche. (J. J. Ayaita) Das Faulenzerleben dieser nur scheinbar Frommen bestimmte auch das Stadtbild zu Justinians Zeit. Gelegentlich wurden die Mönche wegen ihrer anstößigen Lebensweise getadelt. Vor allem bildeten sie generell einen politischen Faktor von erheblichem Einfluss. Mit ihren abgedroschenen Phrasen waren sie überwiegend Orthodoxe, in Wahrheit aber Opportunisten, schon: „…Johannes (Chrysostomos Erzbischof zu Konstantinopel) hatte sie… gegen sich aufgebracht, da er ihr Herumtreiben in der Stadt kritisiert hatte... Den ihn umgebenden Mönchen wirft der Kirchenhistoriker vor, sie hätten das Volk durch … falsche Behauptung(en)… aufhetzen wollen., …Die Versuche der Mönche (waren) ohne Erfolg, doch bezeugt (dies)… den potentiellen Einfluss der Mönche auf die übrige Plebs.“ 3Joanna Jessica Ayaita „Justinian und das Volk im Nikaaufstand“ Die Mönche hegten unterschiedliche politische Gesinnungen, wie auch selbstverständlich das übrige Volk. Eine Minderheit, die Gebildeten, traten für Origenes ein. Die Sabaiten hetzten im Sinne des Kaisers gegen ihn. Das sollte neue Dogmen erforderlich machen! Dieser und früherer Fakten wegen betrachtete der international anerkannte Gutachter Adolf von Harnack, die in und nach Nicäa, 325, aufkommenden Glaubenssätze sehr kritisch . Theologieprofessor Matthias Kroeger fasste zusammen: 81 „Harnack ist die Autorität in der Erforschung des kirchlichen Dogmas. Nämlich auch zu wissen, das, was da in der kirchlichen Dogmatik gelehrt wird und was im 4. und 5. Jahrhundert in den großen Konzilen verabschiedet worden ist als Dogma des christlichen Glaubens, das alles hat sehr seine ungeheuer menschliche Geschichte. Das ist nicht vom Himmel eingegeben, sondern in höchst menschlichen Machtkonstellationen, zum Teil gewaltsamen Prügelsituationen auf Synoden, wo Mönchshorden eingefallen sind und die Konzilsväter verprügelt haben, wenn sie sich nicht richtig entschieden haben und nicht richtig votiert haben.“ „Adolf von Harnack und die Kritik der kirchlichen Dogmen“ Gesprächsreihe zu Stationen des liberalen Protestantismus, Teil 3 Sich selbst und ihren Lebensstil betrachtend konnten die Herumlungerer offenbar selbst nicht glauben, sie hätten auch nur einen Funken Göttlichkeit in sich, hätten sie sich sonst in stinkende Lumpen gekleidet? Als 532 in Konstantinopel erhebliche Aufstände unzufriedener Gruppen ausbrachen, waren sie ebenfalls beteiligt. Justinian, beraten von seiner Frau Theodora, wurde schließlich mitverantwortlich an der Ermordung von 30 000 Menschen, deren Leben, Wünsche und Überzeugungen ihm gar nichts bedeuteten: Er glaubte und handelte wie Konstantin heidnisch rücksichtslos. „... die Herleitung von Herrschaft und ihre Legitimation aus Gott erhob (mit Justinian) einen neuen Ausschließlichkeitsanspruch. Kaiser und Kaisertum definieren sich von nun an nur noch aus ihrem Bezug zu Gott… Aufruhr im Volk sei nichts als Hundegekläff… Es war… Gott allein, der Justinian die Herrschaft übertrug.“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“ Der Blick auf Justinian als „Erbauer“ der weltberühmten Hagia Sophia verrät, dass dieser Mann nicht von Liebe, sondern vom Größenwahn getrieben wurde: Überwältigt vor Freude, obwohl Weihnachten 537 erst der Rohbau dastand, weinte er gerührt: „Salomo, ich habe dich übertroffen“ Ich! Ich! Doch82 „die Christen, schreibt Tertullian, kennen keine Ruhmsucht und Ehrsucht, kein Bedürfnis nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder als die (Macht-) Politik. Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“ Jeder, der nicht hinlänglich „rechtgläubig“ zu sein schien, wurde bestraft, sein Vermögen eingezogen, denn des Kaisers Kriege, seine Bauten und seine Politik verschlangen Unsummen. Obendrein herrschte die Pest. Justinian schwor indessen, sein Herrgott habe ihm gesagt, was zu tun sei: „Von Gott eingesetzt ...bringen wir Kriege glücklich zu Ende… Wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten, noch den Generälen, noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten Dr e i - f a l t i g k e i t setzen…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“ Unmissverständlich. Es ist der von Kaiser Konstantin erdachte dreifach-Nebelgott dem er huldigt. Wenn jemals Zweifel an der Böswilligkeit der höchsten „Dreifaltigkeit“ aufkamen, Justinian brach sie definitiv, mit Folgen, die auf den blutigen und mit Tränen geschriebenden Seiten der Kirchengeschichte geschrieben stehen Justinians römischer Götze stand auch in Adolf Hitlers Hirn als höchste Größe da: „Ich danke dir, mein Herrgott, dass du mich jetzt dorthin gebracht hast, wo ich endlich mein Programm verwirklichen kann!“ Christian Dube „Religiöse Sprache in Reden Adolf Hitlers“ Justinians Gott!83 Beide suchten jene Allmacht, die Christus von Satan angeboten wurde: Die Weltmacht! Vorausgesetzt, der Empfänger betet den Versucher an. Christus jedoch schickte den Verführer von sich. Denn "Gott ist nicht die 'Macht an sich' ... Macht an sich ist böse . Der 'Allmächtige', das ist das Chaos, das Übel, das ist der Teufel ... Dieser Rauschgedanke der Macht, das ist das Chaos, das Tohuwabohu, das Gott ... nicht gewollt hat, als er den Himmel und die Erde schuf." K. Barth „Dogmatik im Grundriss“ Wie Konstantin beriefen sich Justinian und später auch Hitler auf die Vorsehung, die sie zur „Machtergreifung“ ermutigte. Was dabei herauskam, wissen wir. 1941, als der „Verführer“ Hitler seinen Großplan „Barbarossa“ startete, indem seine waffenstarrenden Divisionen die Sowjetunion verbrecherisch überfielen, hob er, wie zuvor der römische Imperator, die Hände himmelwärts: „dass der Herrgott in diesem Kampf des kommenden Jahres uns nicht verlassen möge, das soll unser Gebet sein.“ Christian Dube „Religiöse Sprache in Reden Adolf Hitlers“ Justinian, von „seinem“ Gott inspiriert, verwüstet Italien Die toleranten Ostgoten, die seit Generationen Italien regierten, sollten bitter erfahren, was Überheblichkeit und Gemütsarmut der Gewaltinhaber Menschen antun können. Sie waren zwar Christen im besten Sinne des Wortes: Nur, als Arianer verweigerten sie Sol den Gehorsam. Das sollte ihnen übel bekommen. Typisch ist, alle Jahrhunderte hindurch, schickten die schlimmsten Hetzer, die das Nicänertum hervorbrachte die rüdesten Gebete zum Himmel hinauf: Behüte uns vor denen, die dich, unseren trinitarischen Gott nicht lieben. Noch im 16. Jahrhundert sprach König Philipp II. von Spanien - der dem berüchtigten Haus Habsburg entstammte - : „Niemand ist in unseren Landen seines Lebens sicher, der nur ein Haar breit vom Glauben der römischen Kirche abweicht...“ Evangelische Kirchen-Zeitung 185484 Justinian begehrte, durch die geplante Wiedereinverleibung Italiens ins Imperium, die Darstellung seiner eigenen Größe. Im Sinne seiner Vorbilder Konstantin und Ambrosius von Mailand hatte Justinian sich geschworen den Arianismus und mit ihm die Arianer „mit Stumpf und Stiel“ auszurotten. Selbst Justinian konnte indessen nicht leugnen, dass die Goten die eroberten Landesteile gut regierten. Sie waren zwar nicht gerade Freunde des Papsttums, aber auch nicht dessen Feind! Die Arianer schlugen nur um sich, und zurück, wenn es darum ging ihre Familien zu schützen. Das muss betont werden. Diktator Justinian suchte und fand seine Gelegenheit formalrechtlich und zugleich kriegerisch gegen den auf Origenes ausgerichteten Arianismus zu kämpfen. Es sei nur eine Strafoperation , sagte er zu Beginn des Krieges. Die ebenfalls arianischen Vandalen hätten in Nordafrika ihren ihm hörigen König Hilderich abgesetzt. Dabei interessierten ihn die Gründe für die Absetzung nicht. Anmaßend fühlte Justinian sich als Schutzherr jener Territorien, die einst Teil des großen Rom waren. Provozierend bestand er auf die Wiedereinsetzung seines entmachteten Vasallen Hilderich. Die Vandalen wiesen ihn ab. Justinian schickte kaltblütige Generäle des Typs Belisar und Narses mit ihren Truppen, um mit seinem „Christus-liebenden Heer" überall dort die alte „Ordnung“, wo sie ihm bedroht schien, wiederherzustellen. Er hatte Briefe von einigen erzkatholischen Priestern erhalten, die ihn dringend ersuchten, auch in Italien massiv zu intervenieren, um den „allein wahren Glauben“ zu retten, der von den Goten allerdings nie attackiert wurde. Auch die romanischen Großgrundbesitzer baten ihn einzugreifen, weil die Arianer Gesetze zugunsten der kleinen Bauern erlassen hatten – eine Art Bodenreform. Es war seitens der rechtschaffenen Goten eine Bauernbefreiung gewesen, die den sehr Reichen… „alle Herrenrechte entzog“…85 Eine kleine Notiz, die jedoch große Beachtung verdient, denn Christen, wenn sie denn Christen sind - setzen sich entschlossen für das Recht der Benachteiligten ein. Eben daran, dass sie Liebe für Unterlegene haben, wird man die Seinen erkennen, sagte Jesus wieder und immer wieder. Rechtschaffenheit sei ihr Kennzeichen. Totila, der vorletzte König der Arianer, „warf den Possessoren Italiens, den Mitgliedern des senatorischen Adels vor“, dass sie „obwohl an der Herrschaft beteiligt, die Byzantiner ins Land geholt hatten“ Ernst Pitz „Die griechisch-römische Ökumene und die drei Kulturen des Mittelalters“ Die Situation weist eine fatale Ähnlichkeit mit den mitteleuropäischen Ereignissen von 1967 auf: Die auf Machterhalt bedachte Sowjetunion wollte ihre alte, volle Vorherrschaft in der Tschechoslowakei wiederherstellen, die sie infolge des „Prager Frühlings“ verloren hatte, weil Alexander Dubcek den Kreml-hörigen Generalsekretär Novotný ablöste. Die Tschechen waren aus guten Gründen vom orthodoxen Kommunismus abgefallen, wie zu Justinians Zeiten zahllose Italiener, die zuvor als gute Katholiken galten und nun arianisch glaubten. Die Sowjets bedurften eines „guten“ Grundes, um dort einzuschreiten. Irgendwer mit Stimme aus diesem Ostblock-Land musste sie um Hilfe bitten. Aus Reihen der über fünftausendköpfigen Belegschaft der Skodawerke fanden sich schließlich etwa 100 Personen (zwei Prozent der Belegschaft) bereit, den Hilferufbrief an den Kreml zu unterzeichnen. Der Rest lief - fast - „reibungslos“. Um 550, nach siebzehn Kriegsjahren erringen die Heerscharen Kaiser Justinians ihren Pyrrhussieg. Der Arianismus, und mit ihm die Goten als einheitliche Volksgruppe, verschwinden im sechsten Jahrhundert von der nun wieder ‚athanasianisch-christlich’ dominierten Bildfläche. Später begegnen sie uns als Waldenser, Katharer und Vaudois, in den Tälern der Alpen und der Pyrenäen, wo sie vermischt mit den ebenfalls von Nicänern ungeliebten und vertrieben Bogumilen des Balkans, jahrhundertelang Verfolgung erlitten. Und das, weil sie das konstantinisch-„trinitarische“ des Nicänum ablehnten. Daraus folgte stets, die „nichtgefährlichen“ Nicäner müssen die „Gefährlichen“ eliminieren. Lauter Perlen der Logik! 86 Papst Innozenz III. der auf dem 4. Laterankonzil 1215 ausdrücklich den arianischen Tritheismus zugunsten des nicänischen Trinitarismus verdammte, ordnete die systematische Vernichtung dieser „Ketzer“ an. Das weite Italien stöhnte noch in seinen Tagen wegen der schrecklichen Öde die Justinians Größenwahnsinn und Glaubenshass verursacht hatte: "Die Erschöpfung und das Elend Roms konnte zu keiner Zeit, selbst nicht in der Periode des sogenannten Exils der Päpste zu Avignon, größer sein als nach Beendigung des Gotenkriegs. Die beste Apologie der Gotenherrschaft ist in Wahrheit das lange, grenzenlose Elend, in welches Italien versank, nachdem das Reich Theoderichs (das Reich des arianischen Gotenkönigs) gefallen war." Ferdinand Gregorovius „Geschichte der Stadt Rom“ Sieger Belisar nahm Vitigis, den Hofstaat und den gotischen Königsschatz mit nach Konstantinopel. Dort staunte Kaiser Justinian über die schönen und hochgewachsenen Barbarengestalten. Justinian tat, was er konnte. Selbst die Großstadt Rom glich, nach der Umsetzung seiner Befehle, einer Wüste: „Zwar residierten die Päpste im Lateranpalast noch lange danach mit einer Schar Eingeschworener inmitten von Ruinen und hielten sich großspurig für die Sieger der Geschichte und Retter des Christentums. Gespenstisch ging es zu. Wo einst 1 Million Bürger wohnten, hausten zwischen dem 6. und dem 14. Jahrhundert nur noch ein paar tausend Leute. Dieser verlorene Haufen hielt sich allerdings für den Nabel der Welt.“ Spiegel Geschichte, Annette Bruhns - “Pest, Hunger und Schwert“ Er aber, der „Elite“-Nicäner, war stolz darauf, für den „dreifaltigen Gott“ große militärische Siege errungen zu haben.87 Die Gottheit besteht aus drei wirklich existierenden Hochwesen Origenes nennt sie „Hypostasen“, Joseph Smith „die Gottheit“. Dem widerspricht das konstantinische Nicänum. „Mormonen“ glauben tritheistisch. Der 1. Glaubensartikel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage steht sonderbarerweise nicht in der Kritik: „Wir glauben an Gott, den ewigen Vater, u n d an seinen Sohn Jesus Christus u n d an den Heiligen Geist.“ Daraus wird deutlich: Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glauben, dass Gott Vater, Gott der Sohn und Gott Heiliger Geist drei getrennten Persönlichkeiten sind, die jeder eine menschliche Gestalt haben. Auch „Origenes lehrte die Trennung Gott Vater - Gott Sohn - Gott Heiliger Geist.“ Arbeitskreis Origenes. Das wird nicht selten mit laxer Hand abgewiesen, ebenso die „Mormonen-typische“ Lehre, dass Jesus Christus dem Vater nachgeordnet ist. „Kein Theologe vor der Entstehung des Arianischen Streits - weder in der Ost- noch in der Westkirche - betrachtete den Sohn nicht irgendwie als dem Vater untergeordnet.“ R. P. C. Hanson „The Search for the Christian Doctrine of God“ Alle Intelligenzen sind von gleicher Natur – Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden Joseph Smith lehrt, vom ewigen Gott inspiriert, wie der vorirdische Luzifer (Lichtträger) teuflisch - teuflischer Gesinnung - wurde. Offenbar ging es im großen Rat im Himmel um die Frage, wie Elohim, der allein wahre Gott, seine Kinder, die darauf drängten, selbstständig zu werden, heil zurück in seine Gegenwart bringen könnte. Der hier folgende Artikel widerspiegelt die offizielle Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage:88 „Obgleich von einem einzelnen Rat die Rede war, fanden vielleicht viele Versammlungen statt, in denen das Evangelium gelehrt wurde und Beschlüsse gefasst wurden. Jesus und die Propheten wurden in dem Rat vorordiniert. Der Erlöser sollte eine zweifache Mission erfüllen, einmal die Menschheit vom physischen und geistigen Tod erlösen, der durch den Fall Adams herbeigeführt wurde und zweitens eine Erlösung herbeiführen für Individuen, die ihre Sünden bereut haben. Zu einer bestimmten Zeit fragte der Vater im Rat: „Wen soll ich senden [als Erlöser]?“Jesus Christus, zu der Zeit bekannt als der große ICH BIN und als Jehova, antwortete: „Hier bin ich, sende mich“, und er war willig, den Plan des Vaters zu befolgen. (Moses 4:1- 4; Abr 3:27) Als Gegenmaßnahme bot Luzifer sich selbst an und legte einen Abänderungsantrag für den Plan des Vaters vor, die Menschheit zu retten, ohne die Entscheidungsfreiheit zu respektieren. Der Ersatzvorschlag sah vor, den Teufel über den Thron Gottes zu erheben. Die Antwort des Vaters war: „Ich will den ersten senden.“ (nämlich Jehova), und Luzifer wurde Satan, „der Teufel“. Eine Teilung zwischen den Geistern fand statt, und keiner der Geister war neutral. (DS 1:65-66) Ein Kampf im Himmel brach aus (Offb 12: 7-8), und ein Drittel der Heerscharen, die Luzifer folgten, wurden hinausgeworfen. (Offb 12:4; LB 29:36) Diese aufrührerischen Geister zusammen mit Luzifer wurden ohne einen sterblichen Körper auf die Erde geworfen. (Offb 12:9; cf Jes 14:12-17) Der Prophet Joseph Smith erklärte: „Der Streit im Himmel war: Jesus sagte, dass bestimmte Geister nicht erlöst würden, und der Teufel sagte, er könne sie alle erlösen und schlug seinen Plan dem großen Rat vor, der dann Jesus Christus seine Stimme gab. So empörte sich der Teufel gegen Gott und wurde mit all seinen Nachfolgern hinabgeworfen. Der Himmlische Vater und die gläubigen Geister im Himmel weinten darüber. (LB 76:25-29) Satan und seine Anhänger kämpfen noch immer mit den Geistern , die als sterbliche Wesen geboren wurden. (Offb 12:9) JOHN L. LUND Bible Dictionary. „War in Heaven“. In LDS Edition of the King James Version of the Bible, p. 788. Salt Lake City, 1977.89 Noch einmal der Hinweis auf Origenes: „Alle Logika (Engel, Menschen und Dämonen) sind von gleicher Natur, ihre Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. Völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O Jeder konnte, kann und darf sich für oder gegen die Absichten des allein wahren Gottes entscheiden, dann aber rächt das Kausalgesetz die Fehlentscheidung. Unglückliche und neidische Geister trachten danach, andere unglücklich zu machen. Daraus resultiert die Macht des Zeitgeistes. „Und ich, Lehi, muss nach dem, was ich gelesen habe, notwendigerweise annehmen, dass ein Engel Gottes, nach dem, was geschrieben steht, vom Himmel gefallen war; darum ist er ein Teufel geworden, denn er hatte nach dem getrachtet, was böse ist vor Gott. Und weil er vom Himmel gefallen war und für immer elend geworden war, trachtete er danach, die ganze Menschheit ebenfalls ins Elend zu bringen.“ Buch Mormon 2. Nephi 2: 17 und teilweise 18 Die Geschichte der Menschheit ist weithin das unentwegte Bemühen der Einen, Macht über Andere zu erlangen und, das Trotzen der Unterlegenen. Zwang ist höllisch Entgegengesetzter Ansicht waren außer Justinian, Ambrosius, und Damasus von Rom auch Männer wie Gregor der Große. Anders als die heutige katholische Kirche akzeptierte der konstantinische Gott dieses konsequent-engherzigen Nicäners und Papstes Zwangsbekehrungen. So schrieb Gregor um 600: „Wenn ihr feststellt, dass die Menschen nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur 90 Besserung zu zwingen… sie sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“ Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ Der „erwünschte Glaube“? Dieser Glauben ließ Schrecklichstes zu, und das sollte so bleiben - bis ins 20. Jahrhundert hinein. Nicht nur die Aborigenes Australiens können ein schlimmes Lied davon singen. Nicht im finstersten Mittelalter, sondern noch im Juni 1858 wurde mit dem Vertrag von Tianjin das besiegte China von den christlichen Großmächten England, USA, Russland und Frankreich genötigt, den Opiumhandel zuzulassen, um positive Handelsbilanzen zu erzielen. Gleichzeitig erzwangen diese Nationen mit ihren das Geschehen diktierenden frommen Leuten das „Recht“, die chinesische Bevölkerung auf ihre Weise zu missionieren. Bitter ist die Erkenntnis, dass der vom Opium betäubte Chinese alles akzeptierte, sogar den europäischen Konstantinismus, der ihm als Christentum verkauft wurde. Dies berührt unmittelbar die Frage nach unserem Wesen. Wir sind gemäß Origens Lehren und denen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage einerseits radikale Egoisten und andererseits Engel. Das Buch Mormon sagt: „Denn der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes und ist es seit dem Fall Adams gewesen und wird es für immer und immer sein, wenn er nicht den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgibt und den natürlichen Menschen ablegt und durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger wird und so wird wie ein Kind, fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voll von Liebe und willig, sich allem zu fügen, was der Herr für richtig hält, ihm aufzuerlegen, so wie ein Kind sich seinem Vater fügt.“ Mosia 3: 19 Goethe dichtete sinngemäß dasselbe: 91 „ Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen.“ Faust 1 Wir haben vergessen, dass wir aus den Gefilden hoher Ahnen kommen. Nichtsdestoweniger bestätigt die Bibel diese Tatsache: “Ich habe wohl gesagt: "Ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höchsten" Psalm 82: 6 Jesus selbst sagte: „Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: "Ich habe gesagt: Ihr seid Götter. So er die Götter nennt, zu welchen das Wort geschah, und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden...“ Johannes !0: 34 Wir sind göttlichen Geschlechts, Apostelgeschichte 17: 29 wenn auch der „gottfeindliche“ Leib von der Erde kommt. Götterwillen bricht man nicht. Gott Elohim hat uns bereits zuvor eine Form gegeben. Wir sind seine buchstäblichen Geistkinder, deshalb rufen wir ihn als unseren Vater „im Namen Jesu Christi“ an. Er sorgt sich um jeden: „Die Seelen haben in den Augen Gottes großen Wert.“ Lehre und Bündnisse 18: 10 Aber wir sollten folgendes nicht vergessen: Insbesondere der Gott des Augustinus verzeiht nicht - oder nur ausnahmsweise. Er zwingt Menschen wie die „ungetauften Gerechten“ in die „unverdiente“ Verdammnis. Zusammenfassend stellen wir fest: In Ablehnung diesbezüglicher Sichtweisen des Augustinus, Calvin und Luther verkündet die wiederhergestellte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in zahlreichen Varianten: „Er (Christus) kommt in die Welt, auf dass er a l l e Menschen errette, wenn sie (lieber früher und hier, als später in der jenseitigen 92 Welt G.Sk.) auf seine Stimme hören wollen...“ Buch Mormon, 2. Ne 9 : 21 Dem Tenor nach lehrt die römisch-katholische Kirche, spätestens mit Vatikanum II ähnliches, obwohl ihr Augustinus das leugnete. „Hören-“ und Verstehenwollen gehen jeder Besserung unseres Wesens voraus. Wir können hin- oder weghören, und selbst wenn wir hinhören müssen wir wählen. „Hören“ und Verstehenwollen gehen jeder Besserung unseres Wesens voraus. Lange Jahrhunderte vergingen, ehe Theologen für den Prozess der Erlösung die Notwendigkeit des Verstehens (des Wissens um die Prinzipien Gottes) einsahen. „Mormonisch“ gesagt: „Es ist unmöglich, dass man als Unwissender errettet werden kann.“ Lehre und Bündnisse Abschnitt 131: 6 Der Freiheitsgrundsatz kann von uns erst verinnerlicht werden, wenn wir verstehen, was es bedeutet, in Unfreiheit zu leben. Wir lieben unsere Freiheit: Dagegen mündet Satans Plan im eisenharten, kalten MUSS. Das Herrische seines Geistes machte ihn zum Teufel. Wo die Entscheidungsfreiheit fehlt, da kann zwar die Kirche des Sonnengottes existieren, aber nicht die Gemeinde Christi. Der katastrophale Verlauf der durch Konstantins Kirche verursachten Geschichte bezeugt das buchstäblich tausendfach, weltweit. Aus Fehlern zu lernen, lautet unser Auftrag. Seit Konstantins diesseitiger Vergottung spielten böser Machtwille und Missverstehen auf der Bühne des sogenannten Christentums ihre verhängnisvolle Rolle: Überall. Geblendet von Äußerem hielten gewisse Herrscher die goldleuchtenden Elemente in den kostspieligen Kirchen für den Widerschein des wahren Evangeliums. So wird in Russland der Tag der Taufe des Großfürsten Wladimir am 28. Juli 988 als Beginn der Christianisierung des Imperiums der Kiewer Rus gleich gesetzt, obwohl offensichtlich ist, dass damals nicht Einsicht, sondern die Knute entschied. Alle Menschen die des Großfürsten Befehle empfingen, hatten wie er das Wasserbad zu nehmen. Jede Art von Wollen wurde gebrochen, obwohl die Bibel 93 hunderte Verse kennt, die sich an unser Wollen und guten Willen richten. "Mit seiner Taufe erhielt (Wladimir) den Taufnamen Basil. Nun wurde das christlich-orthodoxe Bekenntnis zur Staatsreligion. Große Teile des Volkes wurden - gegen Widerstand, der massiv unterdrückt wurde – noch im selben Jahr… - getauft, die Heidenbilder in den Fluss Dnjepr geworfen.… . Wladimir führte nun wegen seiner überirdischen Schönheit den byzantinischen Ritus und auch die byzantinische Kultur in Russland ein: er ließ Kirchen bauen, verbot das Wikimedia Commons Wladimirs Untertauchung (Taufe) Heidentum ...es entstand die für die Orthodoxie typische Symphonia von Staat und Kirche... Da die Christianisierung als Anordnung des Herrschers empfunden wurde, lebten in der bäuerlichen Bevölkerung ... alte heidnische Bräuche noch lange weiter.“ "Ökumenisches Heiligenlexikon" Darf man das, was da im Sommer 988 in Russland - und längst zuvor in Mitteleuropa vielerorts – passierte, als Sieg der Freiheit und der Wahrheit feiern? In meiner Heimatstadt Wolgast gibt es einen gusseisernen Brunnen mitten in der Stadt: Er zeigt historische Bilder: Bischof Otto von Bamberg, als milder, kluger Mann gepriesen, tauft 1128 die Einwohner der alten Herzogstadt. Unübersehbar: Das Schwert in der Hand eines Soldaten unmittelbar neben der Taufszene. Ohne seine Schärfe wäre die Bevölkerung nicht binnen weniger Tage „bekehrt“ worden, denn sie liebten ihren Glauben an Jarowit, der vermutlich hinter einem weißen Vorhang im Allerheiligsten wohnte. Vor der „Bekehrung“ kannten die Bewohner 94 der alten Herzogstadt keine Türschlösser! Deutlich erkennbar die Pervertierung des Begriffes Bekehrung. Foto: eigenes Archiv Um 1780 schildert Charles F. Ph. Masson, ein Mann mit Augenmaß, welche Früchte Wladimirs Religion noch acht Jahrhunderte nach der „Christianisierung“ der Kiewer Rus, trug: "Der Russe hat an nichts Interesse, weil er nichts besitzt... er lebt ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat noch gar keinen Grund, die Scholle, auf die er gefesselt ist, zu verlassen (er kann es sich nicht vorstellen....) Er hasst alle Arbeit, weil er niemals für sich gearbeitet hat; er hat daher auch noch keinen Begriff von Eigentum. Seine Felder, seine Habseligkeiten, sein Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (- einem „christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der in Willkür darüber schalten kann, und es auch wirklich tut...“ "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." Paris, 180095 Masson findet allerdings auch Ursache für Lob. Der damalige Moskauer Erzbischof Platon, Direktor der Akademie, sei ein Mann voller Verstand und Beredsamkeit. Er sei einer, der alles versuchte, was in seiner Macht stand, um sein Volk zu erheben. Masson berichtet: Bis in seine Gegenwart hinein bedeutete das Christentum in Russland - selbst in Kreisen der Gebildeten - nichts als eine Art Götzendienst. "Außer einem geweihten Amulett, das jeder Russe von der Taufe an, bei der er es bekommt, am Halse trägt und nie ablegt, hat er gewöhnlich noch ein Bild von Kupfer in der Tasche, das den Heiligen Nikolaus oder einen anderen Heiligen, der sein Patron ist, vorstellt. Er nimmt es mit auf Reisen. Nichts ist sonderbarer, als wenn man einem Bauern oder Soldaten zusieht, wie er seinen kleinen Gott aus der Tasche zieht, darauf spuckt, ihn mit der Hand reibt, und sich plötzlich vor ihm auf die Erde wirft, hundertmal das Zeichen des Kreuzes macht, die tiefsten Seufzer ausstößt und seine 40 "Gospodi pomiloi" (Gott sei mir gnädig) hersagt. Ist das Gebet zu Ende, so tut er den Gott wieder in die Büchse und steckt sie in die Tasche..." ebenda Natürlich gab es zu allen Zeiten und in allen Religionen der Welt Priester und Gläubige, die den tieferen, edlen Sinn ihres Glaubens fanden: Wahrhafte Christen und wahrhafte Muslime, Hindus, Buddhisten... Männer wie Dietrich Bonhoffer oder Mahatma Gandhi, wie der Franziskanerpater Maximilian Kolbe... Frauen wie Sophie Scholl oder Edith Stein... Das Gegenteil des russischen Volksaberglaubens erlebte ich selbst: Ich werde ihn nie vergessen, diesen etwa dreißigjährigen, hünenhaften Goten im Gewand eines russisch-orthodoxen Priesters, 1972 in Leningrad (heute St. Peterburg). Sein junges, weißes Gesicht, der ganze wunderbare Ausdruck seiner Persönlichkeit. An diesem Herbstmorgen wollte ich ihn ein zweites Mal sehen und bin früh aufgestanden, um ihn vor dem Morgenausflug unserer Reisegruppe in seiner Kirche sprechen zu hören. Aber was es ja bei den Orthodoxen nicht gibt, dort wird herrlich gesungen und innig gebetet. Ein hakennasiger Sechziger, der ein 96 Intellektueller sein mochte, mit langem, schmalen Gesicht und einer gewissen Hoheit, kam mit anderen Besuchern nach vorne. Der junge Priester nahm ihn unter die Stola und gab ihm, wie ich vermute, einen Segen. Beider Mienenspiel bewies mir ihre ganze Ergebenheit gegenüber Gott. In Moskau bewunderte ich ein Jahr später die schlichte, einfarbige, aber ergreifende Deckenmalerei eines Künstlers, der in der Epiphanien-Kathedrale eine Geschichte aus dem JohannesEvangelium in einem Zyklus darstellte. Es war die Atmosphäre, die mich ansprach: Die Jahreszahl 1922 sagte mir, dass in der bittersten Zeit der Nach-Revolution einem bewundernswerten Künstler und Gläubigen dieses Bild wichtiger war als alles in seinem Umfeld. Hingebungsvoll erzählt der Maler, wie Jesus zum Jakobsbrunnen geht und eine Frau anspricht, die fünf Männer gehabt hatte und die nun unverheiratet mit dem sechsten zusammenlebte, was Jesus wusste. Ihr Erstaunen: „Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten”, beschwichtigte Jesus beeindruckend: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt. Joh. 4: 14 Einheitsübersetzung All das fand hier seinen schönsten Ausdruck. Es lässt jedoch nicht die ungenießbaren Früchte vergessen, die auf dem Baum der Zwangschristianisierung – und das nicht nur in den Weiten Russlands - wuchsen. Unter den ausgespannten Flügeln einer Religion, die sich golden kleidete, herrschte lange Unwissenheit und graues Elend. Alle Seelen - alle Auferstandenen - werden im Weltgericht vor Gott stehen Wenn man auf Spekulationen angewiesen ist, kommt eins zum anderen. Besonders die evangelische Theologie hat mit dem Thema „Seele“ ihre Probleme. 97 „Seele“ sei ein Gefühl, meinen nicht wenige protestantische Meinungsbildner. Folglich scheuen sie, Begriffe wie „Teufel“ und „Hölle“ zu betrachten, weil sie deren Existenz grundsätzlich anzweifeln. Aber vom Standpunkt der reinen Vernunft gilt: Wenn wir nicht unsterbliche, vor Gott in der Verantwortung stehende, höchst unterschiedliche „Seelen“ sind, dann ist alle Religion Mumpitz. Weil sie unsicher sind, klammern moderne Theologen ganze Komplexe ursprünglicher Lehre schlichtweg aus. Frau Prof. Dr. Lucia Scherzberg bestätigt den Trend: „Bestimmte S c h l ü s s e l t e r m i n i fallen weg: Richter, Vergeltung, Lohn, Rache, Strafe, Gnade, Seele, Todsünde. Die Prediger distanzieren sich nicht offensiv von solchen Begriffen, sondern sie lassen sie stillschweigend weg.“ 'Tod und Auferstehung' Doch erst seit etwa dem 19. Jahrhundert haben evangelische Theologen zunehmend mit dem altchristlich-jüdischen Begriff „Intelligenzen“, bzw. „Seele“ ihre Schwierigkeiten. Mehr als eintausend Worte benötigt „online-Dogmatik evangelischer Glaube“, um unglaubwürdig zu sagen, was unter „Seele“ zu verstehen sei: Es gibt keine „unsterbliche“ Seele! Der Mensch, wenn er stirbt, sei „ganz und gar tot“. Woher wissen die Verfasser das? Für die Ganz-tot-Idee spricht nicht der geringste Beweis. Millionen wissen etwas. Ihre Erkenntnisse, die aus außerkörperlichen Erfahrungen stammen, entwerten diesbezügliche Erläuterungen der „online-Dogmatik evangelischer Glaube“. Was dieser exklusive Personenkreis berichtet, ist vernünftig. Mit wenigen, aber deutlichen, Worten schildern sonst „Normale“ übereinstimmend, dass und wie sich die „Seele“ während einer gewissen Situation vom Körper löst. Im Buch Mormon werden zwei Fälle außerkörperlicher Erfahrung geschildert, die mit denen der Heutezeit vergleichbar sind, beide mit weittragenden Erkenntnissen. Alma 36, sowie die Kapitel 39-42 und Alma 1998 Felix Gietenbruch lic. theol. VDM liest seinen „ungläubigen“ Kollegen die Leviten: „Im Protestantismus hat sich die kümmerlichste aller Jenseitsvorstellungen durchgesetzt, nämlich, dass der Mensch, wenn er stirbt, mausetot ist und dann vielleicht nach einem Zeitraum von unbestimmter Länge am Jüngsten Tag, an den auch niemand mehr glaubt, wieder durch einen Akt der Neuschöpfung auferweckt wird, um dann gerichtet zu werden. Das ist alles so absurd wie nur möglich und verkennt schon die Tatsache, dass zum persönlichen Leben die Kontinuität der Persönlichkeit und die lebendige Entwicklung gehört. ... Die Kirche ist offenbar weitgehend den Angriffen der zweiten Aufklärung erlegen. Sie hält immer noch die materialistische und positivistische Wissenschaft des 19. Jahrhunderts für den höchsten Stand der Wissenschaftlichkeit ... Die deutschen Kirchen sind über den Vorwurf, eine opiatische Jenseitsreligion zu sein, so erschrocken, dass sie in das Gegenteil verfallen sind.“ Studien zur systematischen Theologie und Ethik „Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten“ online-Dogmatik evangelischer Glaube“, sagt jedoch zutreffend: „Gott gedenkt (derer, die starben), dass er (sie) weiterhin kennt, dass er sie nicht vergisst und sie aus der Beziehung zu ihm auch nicht entlässt. ... ein jeder wird vor seinen Schöpfer gestellt, um ihm Rechenschaft zu geben.“ Doch in Kombination zum zuvor dargelegten Text, bedeutet das: Nach evangelischem Glauben bewahrt Gott alles Tun und Lassen sämtlicher Menschen „in sich“. „Gott ruft, - wie die Zeugen Jehovas sagen würden, die „Verstorbenen aus den Gedächtnisgrüften“ - irgendwann heraus, gemäß seiner Erinnerung. Welch unvorstellbare Leistung. Die Rede: „Bei Gott ist nichts unmöglich“, greift nicht. Gott kann nicht alles! Schon die alten Juden fragten: „Kann Gott einen Stein so schwer machen, dass er ihn nicht mehr aufheben kann?“ Talmud Gott kann und wird niemals sein Wort brechen! Gott kann nicht die Bosheit in sich bewahren, die wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Geschichte ist!99 Armer Gott, wenn er das müsste! Es leben jetzt knapp 8 Milliarden Menschen, und in den letzten 6.000 Jahren lebten weitaus über 100 Milliarden. All den Wahn, den sie hegten, ihre Kümmernisse und Bosheiten, bewahrt er, und soll doch glücklich auf höchster Stufe sein? Wozu überhaupt dieser Aufwand der Konservierung des Bösen an sich, wenn Er die Bösen dann doch nur, und zwar sehr, sehr in die Länge gezogen, vernichtet? Und wo bleibt da die Barmherzigkeit? Welcher irdische Vater könnte jemals ruhig schlafen, wenn auch nur eins seiner Kinder unheilbar leidet? Zu Luthers Zeiten hieß es absolut brutal: „(Es) wird gelehrt, dass unser Herr Jesus Christus am Jüngsten Tag kommen wird, um zu richten und alle Toten aufzuerwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude zu geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und zur ewigen Strafe verdammen wird. Deshalb werden die verworfen, die lehren, dass die Teufel und die verdammten Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden.“ XVII. Artikel des Augsburgischen Bekenntnisses Origenes eben so wie Joseph Smith belehrten uns eines Besseren: Jeder bewahrt in seiner Seele die eigene, ganze Geschichte! Unser Rückblick wird uns da und hier erschüttern, doch nun greift Gottes Gnade: Jeder muss „durch das Läuterungsfeuer im Hades (gehen. Niemand wird ewig in ihm verbleiben). (Auch bei J. Smith ist Hades die Geisterwelt). ... Die Bibel (lässt es) aus pädagogischen Gründen als ewige Verdammung erscheinen, tatsächlich (aber) besteht es in einer zeitlich begrenzten qualvollen Gewissenspein.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. Völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O Buch Mormon Alma 36: Drei irdische Tage hindurch befand sich Alma der Jüngere in der ewigen Hölle, die er als äußerst qualvoll erlebte. Das leuchtet ein. 100 Zudem entfällt nach protestantischer Betrachtungsweise die gut katholische und ebenso „mormonische“ Überzeugung seitens moderner evangelischer Lehrer, dass es eine Auferstehung des Fleisches gibt („mormonisch“: eine nie wieder aufzulösende Verbindung von Geist und Urstoff) Es scheint, dass Luthers Höllenvorstellungen denen eines nachnicänischen Papstes nur schwach widersprechen: "... Gregor der Große hatte behauptet, dass die Seligkeit der Erwählten im Himmel nicht vollkommen sein würde, wenn sie nicht über den Abgrund blicken und sich an der Angst ihrer Mitbrüder im ewigen Feuer erfreuen könnten. Diese Gedanken teilte das ganze Volk (G.S. weil es stets diese tendenziösen Predigten hörte, die es gefügig machen sollten). Petrus Lombardus (scholastischer Theologe, Leiter der Kathredalschule von Notre Dame in Paris und dann Bischof von Paris) ... führt den heiligen Gregor b i l l i g e n d an und verweilt lang und breit bei der Genugtuung, welche die Gerechten empfinden werden über das unaussprechliche Elend der Verdammten. Das mystische Zartgefühl hinderte sogar Bonaventura (den berühmten General der Franziskaner und Kardinal) nicht, dasselbe schreckliche Frohlocken zu wiederholen." Henry Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ Ja, wir sind verlorene Seelen, aber Jesus von Nazareth will und wird uns herausholen aus der Verlorenheit, - wenn wir wollen. Nicht für den Bruchteil einer Sekunde sind wir nicht-existent! Wenn wir sterben, ziehen wir, wie die Apostel erklärten, nur unseren „Mantel“ aus, wir verlassen lediglich das „Zelt“ 2. Petr. 1 Wir gehen in die Geisterwelt, (das Paradies, oder griech. Hades) und mit uns unsere Lebensläufe. Jesus predigte den Geistern, die zu Zeiten Noah nicht glaubten: „Sintemal auch Christus einmal für unsre Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. In demselben ist er auch hingegangen und hat gepredigt den G e i s t e r n im Gefängnis.“ 1. Petrusbrief 3:18-19101 Er ging in den Hades, um die dafür schon bereiten „Seelen“ herauszuholen: Ein Märtyrer - oder ein Mensch der irgendwann Christ wurde - begibt sich in die Geisterwelt. Bild: "2000 Jahre Christentum" Stemberger In z.Zt. nicht zugänglichen Räumen der ältesten, längst überbauten, Kirche San Giovanni in Laterano, Rom befindet sich dieses Gemälde. Übrigens, man sehe sich das angrenzende, metertiefe, riesige Taufbecken an! Beachte die Gammadiahaltung der Arme, wie sie auch unübersehbar auf Mosaiken des Arianertempels zu Ravenna (um 500) erscheinen. Viele Jahrhunderte (!) hindurch blieb die Erkenntnis lebendig, dass Jesus in die „Gefängnis“-Sphäre ging (aber nicht ins Höllenfeuer), um die Gefangenen herauszuholen. Zu den interessantesten Bildern, die uns vor Augen stehen, gehört dieses: Im Buch Mormon wird zweimal erwähnt, dass Christus in die Welt kommt, auf dass er a l l e Menschen errette,... die der F a m i l i e Adams angehören 2. Nephi 9: 21 und Mormon 3: 20 Darunter versteht die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unmissverständlich die Angehörigen sämtlicher heute lebenden Menschengruppen („-rassen“). Er wird ausnahmslos alle Menschen erlösen, wenn sie - aus eigenem Entschluss - auf Bild: Daniel Peterson (Mormon FAIR)102 seine Stimme hören (d.h. wenn sie seinen Ratschlägen folgen, wie Retter Verunglückter erwarten, dass die sonst Verlorenen ihren Weisungen nachkommen.) Der komplette Text lautet: Und er (Christus) kommt in die Welt, auf dass er a l l e Menschen errette, w e n n sie auf seine Stimme hören werden; denn siehe, er erleidet die Schmerzen aller Menschen, ja, die Schmerzen jedes lebenden Geschöpfes, sowohl der Männer als auch der Frauen und Kinder, die der Familie Adams angehören. Und er erleidet dies, damit die Auferstehung a l l e n Menschen zuteil werde, damit a l l e am großen Tag, am Tag des Gerichts, vor ihm stehen können. Und er gebietet a l l e n Menschen, dass sie umkehren müssen und sich in seinem Namen taufen lassen und vollkommenen Glauben an den Heiligen Israels haben, sonst können sie nicht im Reich Gottes errettet werden.“ 2. Nephi 9 21-23 „... und sich in seinem Namen taufen lassen – oder dann anerkannt stellvertretend taufen lassen...“ Die „Zugehörigkeit zur Familie Adams“ wiegt. Die doppelte Erwähnung verweist auf voradamitische Epochen und Kulturen. Bei Origenes sind wir „die Logika“, bei Joseph Smith „Geistkinder Gottes“. Wir sind „Intelligenzen“. (Damit wird nicht bestritten, dass Tiere auch zu intelligenten Leistungen fähig sind.) Unser Bewusstsein hat weder Anfang noch Ende. Seit Ambrosius von Mailand und Augustinus von Hippo steht dieser Lehrsatz in Frage, gestrichen hat ihn Kaiser Justinian 543. Großkirchliche Theologie weiß es seither nicht mehr. Joseph Smith konnte es ebenfalls nicht wissen, wäre es ihm nicht offenbart worden. Danach schrieb er: „.. wenn es zwei Geister gibt, und der eine ist intelligenter als der andere, so haben diese zwei Geister doch, obwohl der eine intelligenter ist als der andere, keinen Anfang; sie haben zuvor existiert, sie werden kein Ende haben, sie werden hernach existieren, denn sie sind n-olam oder ewig. Köstliche Perle Abraham 3: 18103 „Wenn in der christlichen Theologie von "ewigem Leben" gesprochen wird, dann wird dort der Begriff nicht konsequent verwendet. "Ewig" ist konsequent gedacht nicht nur ohne Ende, sondern auch ohne Anfang. Arbeitskreis Origenes Gott Elohim gab uns „Unerschaffenen“ im vorirdischen Dasein eine Form! So wurden wir seine Kinder – im ersten Stand. Abraham 3: 22 Im zweiten Stand - im Leben auf dieser Erde – sollen wir das Kindheitsverhältnis zu Christus erwerben: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. Joh 1: 11-12 Im Buch Mormon heißt es: „Und wegen des Bundes, den ihr gemacht habt, sollt ihr nun die Kinder Christi genannt werden, seine Söhne und Töchter, denn heute hat er euch geistig gezeugt... darum seid ihr aus ihm geboren.“ Mosia 5: 7 Christen der ersten Jahrhunderte lebten mit diesem Verständnis. Unser Endziel sollte uns immer vor Augen stehen: Wenn du dem Geist und Licht Christi folgst und seine Gebote hältst, dann kannst du durch Tugenderwerb - unter Einsatz deiner Talente - und durch Inanspruchnahme des dir gewährten Rechtes auf Entscheidungsfreiheit und durch seine Gnade ein Gott werden... denn du bist „göttlichen Geschlechtes“. Selbst die Israeliten, insbesondere die Kabbalisten glaubten daran: Sie brachten es auf den Punkt: „...Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“ Erich Bischoff „Kabala“ Dieser Aspekt hat für Origenes und Joseph Smith höchste Bedeutung. „Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen. Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein 104 anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ Lehre und Bündnisse 130: 18-19 Nichts, außer dem Sühnopfer Christi, hat mehr Gewicht. Weitere Hinweise - unsere „Seelen“ betreffend - sind bemerkenswert. Ein Midrasch rabbinischer Tradition lautet: „Sieben Dinge gingen der Erschaffung der Welt voraus, nämlich die Thora, die Buße, das Paradies (die Welt der Geister), die Gehenna (Ort an dem Geister der Verstorbenen leiden), der Thron der Herrlichkeit, der Tempel und der Name des Messias.“ Arbeitskreis Kirche und Israel, Hessen Der jüdische Religionsexperte Dr. phil. Kurt Wilhelm sagt: „Der alte Israelit glaubte an irgendeine Fortsetzung dieses irdischen Lebens nach seinem Tode. Er wusste von scheol, das dem Leben auf Erden folgt, und er wusste, wer ins scheol hinab sank, war wohl, „auch wenn die ältesten Bücher der Bibel keine bestimmten Vorstellungen von der Unsterblichkeit und vom Leben nach dem Tode vermitteln,“ abgeschnitten vom Leben, aber deshalb musste er nicht jedes Daseins bar sein... Die Fragen der persönlichen Unsterblichkeit und der P r ä e x i s t e n z und des Fortlebens der Seele werden mit der Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst verwoben. Alle Seelen, die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israel eingetreten. „Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater“,... „Wir leben ewig“, mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern.“ „Jüdischer Glaube“ Dies korrespondiert mit einem Wort aus dem Hebräerbrief: „An unseren Vätern hatten wir harte Erzieher, und wir achteten sie. Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben haben?“ Kap. 12: 9 Einheitsübersetzung Daraus resultiert die Erkenntnis, dass alle Menschen (nach Adam) „aus den Gefilden hoher Ahnen“ (Goethe, Faust I) stammen, ob sie Weiße oder Schwarze sind. 105 Goethe, der große Denker, bekräftigte diese Überzeugung noch einmal kurz vor seinem Tod. Am 11. März 1832 sagte er im Gespräch mit Eckermann: „...Diese plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammenzusetzen und sie jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine P f l a n z s c h u l e für eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die geringeren heranzuziehen. Goethe schwieg. Ich aber bewahrte seine großen und guten Worte in meinem Herzen.” Schiller hat es wahrscheinlich ebenfalls empfunden. In seiner Ode an die Freude bringt er das zum Ausdruck: „Brüder, über‘m Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.“ “Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... In dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“ Felix Gietenbruch lic. theol. VDM „Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten - Ein verdrängter Zusammenhang“ Reihe: „Studien zur systematischen Theologie und Ethik“ „Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen..." Felix Gietenbruch: „Der Sündenfall, ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008 Das ist, sinngemäß, „mormonischer“ Tempeltext! Es ginge den Menschen und der Theologie besser, wenn sie zurückkehrten zum Ursprung. „Aus vielen Zeugnissen geht hervor, dass außer Origenes auch andere bedeutende frühchristliche Theologen, Philosophen und Kirchenlehrer - so zum Beispiel Justinus, der Märtyrer (100-165), Tatian (2. Jhd.), Clemens von Alexandria (150-214), Gregorios von Nyssa (334-395), Synesios von Kyrene (370 413) ... der Bischof Nemesios von Emesa (um 400-450) glaubten, dass die 106 Seelen der Menschen schon vor der Entstehung der materiellen Welt vorhanden waren.“ Der Katharer www.thorstenczub.de Hildegard von Bingen wusste es durch Offenbarung: „Die Seele stammt vom Himmel, der Leib von der Erde; die Seele wird durch den Glauben, der Leib aber durch das Sehvermögen erkannt.“ Dr. Beat Imhof, 'Wegbegleiter' Nr. 3/2006 zitiert Hildegard (1098-1179) „Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet soviel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem fleisch(lichen) Körper hinüber in die körperlose 'Welt', die Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf. ... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochenen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt, auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'..“ Volker Doormann, ‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“ Erst mit der Lehre von der Präexistenz macht die Eingangs-Aussage des Epheserbriefes Sinn. Paulus singt nämlich ein Loblied auf den Heilsplan Gottes: “Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus…in ihm hat er uns erwählt, vor der Erschaffung der Welt...“ Christus wusste seit unserem vorirdischen Dasein, wer ihn und sein Werk diesseits lieben wird. Jede andere Deutung verleitet zu eher inhumanem, spekulativen Denken im Sinne von Augustinus, der die Idee der „Vorbestimmung“ (Prädestination) zum Nachteil Millionen Gläubiger unberechtigt ins christliche Lehrgebäude einfügte. 107 Erfreulich ist es, in diesem Zusammenhang, das „Perlenlied der Thomas-Akten“ zu betrachten: Apostel Thomas, „der Zwillingsbruder des Christus, der Miteingeweihte in das verborgene Wort des Gesalbten (Christus)“, schildert die Situation aus der wir auf die Erde kommen: „Als ich ein kleines Kind war“ (nämlich in meinem vorirdischen Leben G.Sk.) „und im Reich meines Vaters wohnte und am Reichtum und der Pracht meiner Erzieher mich ergötzte, sandten mich meine Eltern aus dem Osten, unserer Heimat, mit einer Wegzehrung fort ... Wenn du nach Ägypten hinabsteigst und die Perle (findest und wieder-) bringst, die im Meere ist, das der schnaubende Drache umringt, sollst du dein Strahlenkleid wieder anziehen...“ das du hier in deinem vorirdischen Elternhaus zurückgelassen hast und dessen erneuten Besitzanspruch du mit deinem Perlenfund erworben hast... „wirst du mit deinem Bruder, unserem Zweiten, (Christus) Erbe in unserem Reich werden.“... K. Beyer, kommentiert hier in Übereinstimmung mit den Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das „Syrische Perlenlied“: „Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib, der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat. Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes 108 Lebensgefühl…” W. Rebell, Lehrbuch "Neutestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter" In vielen Sprachen der Welt klingt es ähnlich: „Daher ist derjenige, der Gnosis (in diesem Fall „Selbsterkenntnis“) durch Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...” K. Rudolph, “Die Gnosis” Diese Einsichten wurden, nach Nicäa, Schritt für Schritt, gezielt oder nicht, in die Vergessenheit gestoßen, als seien sie Ballast ohne Wert! Wie rasant und geradezu zielgerichtet es vor sich ging, zeigen Männer wie Ambrosius von Mailand und Justinian. Dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs bedeutete das Menschenrecht auf Entscheidungsfreiheit alles, Konstantin und Damasus, sowie Ambrosius und Justinian dagegen nichts. Sie entfalteten kriminelle Energie ungeahnten Ausmaßes, um Religionsfreiheit und Individualrecht vom Erdboden zu tilgen! Sie kannten Toleranz nur als Ausdruck ihrer Liebe und Vorliebe für Macht, dass Toleranz das Gleichwort einer Liebe für alle Menschen meinte, wollten sie nicht wissen, denn sie waren ein wenig christlich und im Wesentlichen Jünger Sols. Dabei meinten sie allen Ernstes sie dienten der Sache des Evangeliums. Martin Luther Wie er dasteht nach durchwachter Nacht an jenem 18. Apriltag des Jahres 1521 vor den Fürsten Deutschlands, unter Beobachtung tausender Zeugen und vor dem lässig sitzenden, noch jungen, doch sehr besonnenen Kaiser Karl V., der kein Deutsch versteht, bewegte109 Freund und Feind. Es ging um Tod und Leben - und zwar nicht nur um das des Dr. Martin Luther. Er solle seine Bücher und Ansichten widerrufen, denn diese rüttelten - nach Kardinal Cajetans Urteil - an jenen Pfosten, auf denen die Macht des Papsttums ruhte. Mit dem Bekanntwerden seiner berühmten 95 Thesen, die schon wenige Wochen, nachdem er sie formuliert hatte, in ganz Deutschland Aufsehen und fast ausnahmslos Zustimmung gefunden hatten, drohte dem Vatikan vor allem das Versiegen des Geldflusses aus dem Ablasshandel. Das war aus Roms Sicht sträflicher Abfall von Gott. Martin hatte es auf den Punkt gebracht: „Der Papst möge die Basilika St. Peter aus seinen eigenen Mitteln bauen - und nicht mit dem Geld der armen Gläubigen.“ 86. These Es war nämlich kirchliche Sitte geworden, eine an sich ungerechtfertigte Deutung von Matthäus 16:19 gemäß der Meinung des Ambrosius von Mailand buchstäblich auszubeuten: „Ich (Jesus) werde dir (Petrus) die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ Mit welche Recht nimmt irgendjemand der nicht im Besitz der Schlüssel des Himmelreiches ist, sich heraus Sünden zu vergeben? Lessing sagte es: „Der echte Ring vermutlich ging verloren.“ Nach alledem! Ambrosius formulierte sehr eigenwillig wörtlich: „Es kann keine noch so verruchte Schandtat begangen oder gedacht werden, welche die heilige Kirche nicht nachlassen könnte. Aufgrund der von Gott verliehenen Gewalt wird die von Gott geliebte Kirche einmal, gleichsam in einem Atemzug, mit Gott genannt.“ Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus und die Reformation“ Das wäre was! Die von Sol geliebte Kirche des Religionszwanges und der vergoldeten Unmoral, hat im Geschichtsverlauf die unglaublichsten Thesen und Dogmen aufgestellt. 110 Ambrosius Zeilen wurden tatsächlich als Freibrief für Christen vom Typ Epiphanius (um 390) oder eines Bischof Cyrill von Alexandria (um 432) verstanden, die rücksichtslos und unehrlich im Kampf um die eigene Macht agierten. Ambrosius‘ Aussage wurde immer wieder genutzt, um alles zu entschuldigen, was an Kapitalverbrechen geschah, solange es letztlich der Festigung der Position des ‚Heiligen Stuhls’ diente. Nicht nur der Dominikaner Tetzel, sondern auch andere Ablasshändler waren zu Luthers Zeiten durch die Lande gezogen und hatten jedem Sündenvergebung versprochen. Jedem, der genug Geld hatte! Es wurde seitens der Gläubigen als eine in der Ewigkeit gültige Freisprechung vor Gott als Weltenrichter verstanden: Die Kirche kann dich von allen Sünden freisprechen, wenn du deine Vergehen bekennst – und zahlst. Es kann sein, dass päpstlicherseits (zeitweise) gemeint war, die Kirche spricht den Übertreter von dieseitigen Bußen frei. Doch da ist der „Fall des Mordes des Statthalters der Lombardei, Azzo Visconti an seinem Oheim Marcus im 14. Jahrhundert. Er spricht dagegen: Papst Johannes XXII. nahm von diesem Mörder Geld und erklärte, „Gott gedenke seiner Sünden nicht mehr. Visconti sei nun mit dem Reich Gottes ausgesöhnt.“ Schlosser, Weltgeschichte Bd VI. Das muss man im Sinn behalten: Gott gedenkt deiner Sünden nicht mehr – eindeutig auch hier, dass Gott Sol gemeint ist. Den Papst stellte man sich, entsprechend den Predigten, zugleich als Stellvertreter Christi und als Kaufmann vor. Er sammelte die guten Werke seiner Frommen ein, darunter die vielen Gebete, die vor allem die Nonnen und die 90 Bruderschaften über das notwendige Maß zur eigenen Erlösung gesprochen hatten. Über dieses Plus konnte der heilige Vater verfügen, er konnte es verkaufen oder sogar als Gnade Christi verschenken. Supererogation nannte man das. Seit dem 13. Jahrhundert galt: 111 „Es ist tatsächlich ein ungeheurer Schatz an Verdiensten vorhanden, der sich aus den frommen Taten ... zusammensetzt, welche die Heiligen über das hinaus vollbracht haben, was zu ihrer Seligkeit notwendig ist…, der den Treuhänder dieses kostbaren Schatzes, den römischen Pontifex, ermächtigt, denen, die er für geeignet hält, einen Teil dieser unerschöpflichen Quelle des Verdienstes zuzuerkennen... so ausreichend, dass die Übeltäter von der für ihre Missetaten vorgesehen Strafe befreit werden.“ James Talmage, „Jesus der Christus“ zitiert Mosheim, Geschichte der Kirche, XII. Jahrhundert II. Dass Geld, auch schmutziges, jedes Tor ins Reich Gottes öffnen könne, wollte Luther weder verstehen noch unwidersprochen hinnehmen. Mit einer riesigen Kreuzesfahne, militärisch geschützt, war Tetzel quer durch Deutschland bis in Luthers Nähe gereist und pries seine Ablassbriefe an. Bald spürte Beichtvater Luther die Auswirkungen direkt. Er zeigte sich nicht gewillt, alle Männer und Frauen von ihren Sünden zu absolvieren, solange sie nicht aufrichtig Umkehr geübt hatten. Deshalb lautete seine 1. und vielleicht wichtigste These: „So unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße, will er, dass das Leben der Gläubigen eine stete und unaufhörliche Buße sei.“ In Bruder Martins Kopf und Herz stand an dieser Stelle das griechische Wort: metanoia, und das meint innere Umkehr. Wie er glaubte, müsste das doch jedem (- jedem bis zu dieser Stunde -)einleuchten. Nur, wie sollte er das seinem Kaiser sagen? Er hätte es leicht erklären können: Was hat eine Ehefrau davon, dass ihr Mann bekennt, ich habe dich betrogen, solange sie nicht sieht, wie sehr es ihm im Innersten weh tut, und solange sie nicht fühlt, dass er es niemals wieder tun würde. Erst echte Reue (Buße, wie Luther sie verstand) kann alles bessern. Der Bußkatalog nannte zuvor statt Umkehr jedoch eine Geldsumme, und das brachte Luther in Wut. Außerdem hieß es, Papst Leo X. hätte 1515 den Ablass ausgeschrieben, um seine Schulden beim 112 Bankhaus der Fugger zu begleichen, die entstanden waren, weil er die große Kunst liebte: „Von Raffael z.B. ließ er sich die Wände seines Badezimmers mit der Göttin Venus und ihrem Sohn, dem Liebesgott Cupido, bemalen und… - laut seinen Zeitgenossen - ... sei ein Teil des eingenommenen Geldes für die Aussteuer seiner Nichte Maddalena Cibò bestimmt gewesen...“ Maike VogtLüerssen „Begegnungen mit Zeitgenossen der Renaissance“ Luther war auch nur ein normaler Sterblicher, der einen Entwicklungsprozess durchlief. Ihm war in der durchgekämpften Nacht vor dem Verhör zu Worms mancherlei durch den Kopf gegangen. Er fühlte sich elend und verlassen. Gespannt starrte der bleiche, spanisch sprechende Kaiser auf den Mund dieses Aufrührers, der wie er hörte, so schlau gegen den Papst von der Gnade und dem Glauben an den Erlöser Jesus Christus sprach und der sich damit um Kopf und Kragen redete. Er starrte auf den Mund des Mönches, der seine Überzeugung, „...dass Päpste und Konzilien häufig geirrt und sich selbst widersprochen“ haben, mit Nachdruck vertrat: „Ich kann meinen Schriften nicht anders beistehen, als wie mein Herr Christus selbst seiner Lehre beistand, indem er dem Diener... der ihn ohrfeigte, antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, dass es böse sei.“ Wachsmann, „Die Dokumentenplattform: Luthers Verteidigungsrede auf dem Reichstag zu Worms.“ Martin stand nun im 38. Jahr seines Lebens; er war Doktor der Heiligen Schrift, die er, wie sonst keiner, in diesem Raum kannte und liebte. Er hatte sich nicht leicht dazu durchgerungen, mit klaren Worten abzulehnen, was von ihm gefordert wurde, denn er hatte zu viel erfahren und gesehen. Die den Kaiser beratenden schwarz-weiß gekleideten Dominikaner forderten angesichts der übergroßen Geduld ihres Herrn und der trotzig-zögernden Haltung des Augustinermönches Luther, seine sofortige Bestrafung: „Er ist ein Ketzer, ... ins Feuer mit ihm.“113 Es ist wahr, mit römischen Augen gesehen ist er ein Ketzer (!), ein sonderbarer allerdings, der intensiv um Toleranz wirbt - um wenig später selbst unbeugsam intolerant aufzutreten. Bald wird er knapp und ungnädig sagen: „Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ Tischreden, Bd.III. S. 175 Sobald ihm jemand widersprach, brach in Luther der Ungeist der Intoleranz durch. Der spanische Kaiser der Deutschen, vor dem Bruder Martin zu Kreuze kriechen soll, ist zwar jung, aber Karl V. - obwohl als Habsburger streng katholisch erzogen - hat sich selten darum geschert, was ihm Geistliche rieten. Er wird sich, wie stets, sein eigenes Urteil bilden. Niemand darf ihn tadeln! Sechs Jahre später wird dieser sehr fromme Katholik Truppen gegen Papst Clemens VII. schicken, der so unklug war, sich mit den Franzosen gegen ihn zu verbünden. Es sind die einmaligen Umstände, die beide jeweils dahin bringen, die eigentlich ‚andere’, die falsche Rolle zu spielen. Mangelnde Besoldung der Söldnertruppen, schlechte Führungsarbeit und der allgemeine anti-päpstliche Hass zerbrachen während dieses kuriosen Feldzuges bald jede Disziplin. Ungestraft zogen die katholischen und die lutherischen Soldaten Karl V. monatelang plündernd durch die Straßen der „heiligen“ Stadt, begleitet von üblen Spaßmachern. Darunter war einer, der mit einer Tiara gekrönt und im Chormantel wie der Papst auftrat. Als „Sacco di Roma“ ging dieses Zwischenspiel im römischen Drama in die Geschichtsbücher ein. Ehe Luther an diesem 18. April 1521 erneut zu Wort kam, betrachtete er den nachdenklichen Kaiser mit seinen rotblonden Haaren nicht furchtlos. Er schaute nur kurz in die gewaltigen Augen seines Herrn, die aus einem ungesund blassen Gesicht herausquollen. Ihm wurde bedeutet, er möge seine Worte nun in Deutsch wiederholen, damit auch bei den deutschsprachigen Hörern kein Missverständnis sei. Luther sprach lange. 114 Es war die hohe Zeit des religiösen Betrugs, der hysterischen Frömmigkeit, der Massenwallfahrten und einer weit verbreiteten Unwissenheit. Nicht wenige Klöster waren zu Herbergen von Gesindel geworden, andere zu Bordellen verkommen. Mancherorts war jeder dritte Mann ein Mönch oder Geistlicher, der auf Kosten der geschundenen Bauern lebte. Luther war zuversichtlich, dass eine bessere Zeit kommen muss. Nicht nur das ganze Worms, halb Deutschland bejubelte seinen Mut, denn diejenigen, die freiheitlich denken konnten, hatten schon lange nach einem Mann wie ihn Ausschau gehalten. Martin Luthers Theologie ist weit gespannt, leider aber auch nicht mehr schlüssig, wenn er sie auf sein „Sola gratia“ verkürzt. Er war ein Held wie David, als der sich Goliath zum Kampf stellte. Luther verlor erst, wie David, als er heftigst das Falsche begehrte: Die bedingungslose Unterwerfung der Juden unter sein „Evangelium“. Luther hielt sein „Erlösungsverständnis“ für das einzig richtige. Hexenverbrennungen unterband er selten. Den ausgebeuteten Bauern kam er nicht zur Hilfe, sondern, so sehr er Ausbeuter anklagte, forderte er schließlich doch die Fürsten auf: „Steche, schlage, würge hie, wer da kann“, um zivilen Gehorsam zu erzwingen, weil doch die Obrigkeit - nach Paulus - von Gott eingesetzt worden war. Dennoch, Luthers Glanzseite wird nie verblassen, weil er Roms und der Habsburger Allmachtstreben zu unser aller Gunsten brach. Luther geht es darum, auszudrücken, er hätte bis zur Selbstlosigkeit versucht, durch gute Werke selig zu werden, und war dennoch unglücklich: "Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so gestrenge meinen Orden gehalten, dass ich's sagen darf: Ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollt' ich auch hinein kommen sein. Das werden mir bezeugen alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben, denn ich hätte mich, wo es länger gewähret hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit." E.A.W. Krauß „Das Gotteswerk der Kirchenreformation durch Martin Luther“ 115 Er stellte entsetzt fest, dass er sein starkes Naturell trotz der Schikanen, die er sich antat, nicht kontrollieren konnte. Er fühlte sich schuldig und von Gott verdammt. Zitternd war Bruder Martin einmal, in der Zeit seiner größten RomGläubigkeit, in einer Prozession hinter einer Monstranz hergelaufen. Dr. Usingen, Lehrer seines Ordens, der das bemerkte, hatte ihn angestoßen und besorgt nachgefragt, ob Martin sich unwohl fühle. Da bekannte Luther, den Blick auf das Türlein der kristallenen Monstranz gerichtet, hinter der sich Jesu Fleisch in Form der geweihten Oblate, der Hostie, befand, wie sehr er sich fürchte, dermaleinst diesem Weltenrichter gegenüber zu stehen und verurteilt zu werden... Dr. Usingen meinte es gut, doch Menschenworte, so gut sie auch gemeint waren, konnten ihn nicht trösten. Erst der Römerbrief vermochte es - später. Er las wieder und wieder des Heidenapostels Kürzel: „Der aus Glauben Gerechte wird leben“ 1: 17 Dieses Paulus-Zitat, auf das sich Luthers spätere Religionsphilosophie beruft, ist jedoch ein verstümmelter Satz aus dem Alten Testament, dem Buch Habakuk entnommen. Im Original lautet der Text: „Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben!“ Habakuk 2: 4 Das ist zweierlei. Das Recht da zu schaffen, wo es fehlt, führt zur Erlösung, sagte der Prophet Habakuk. In unseren Tagen formulierte der Protestant Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) einleuchtender als Luther, worauf es ankommt: „Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen. Öffne deinen Mund, richte gerecht, verschaffe dem Bedürftigen und Armen Recht.“ Sprichwörter 31: 8-9 Weil er lebte, was er glaubte, wurde Bonhoeffer im 3. Reich Hitlers hingerichtet, und wir bewundern ihn. Mit eben dieser Forderung, Recht zu schaffen, hat der interessierte Leser zugleich die Moraltheologie des sogenannten „Mormonismus“ auf einen Blick vor sich. In seinem Zentrum steht der Begriff „Rechtschaffenheit“, das große Wort des Buches Mormon, 65 Zitate. 116 2. Nephi 9: 14 Wir werden in der Auferstehung „eine vollkommene Kenntnis all unserer Schuld und unserer Unreinheit und Nacktheit haben, und die Rechtschaffenen werden eine vollkommene Kenntnis ihrer Freude und ihrer Rechtschaffenheit haben, denn sie sind mit Reinheit bekleidet, ja mit dem Mantel der Rechtschaffenheit.“ u.a. Gewiss wäre es besser um die Geschichte Europas bestellt gewesen, wenn Luther - statt energisch auf seine drei engen Kernsätze ‚sola gratia’, ‚sola scriptura’ und ‚solus Christus’ - zu pochen, Habakuks und anderer, offensichtlich inspirierter Propheten Forderung nach Rechtschaffenheit zum Zentralbegriff aufgerufen hätte. Andererseits musste Luther gegen vorherrschende Sitten und Entartungen auftreten. Er wollte den Gegensatz zu römischer Erlösungslehre deutlich herausstellen, - leider allzusehr. Bei aller Kritik an einigen Stellen der Lehren Luthers: Er brach die Gewaltherrschaft Roms. Er setzte - wenn auch ungewollt - den noch andauernden g u t e n Prozess der (katholischen) Gegenreformation in Gang. Jan Hus konnten die Ketzerbrenner noch vernichten, Dr. Martin Luther nicht. Hus hatten die Mächtigen zwar ebenfalls freies Geleit und sichere Rückfahrt nach Prag zugesagt, und dennoch waren 1415 Krone und Kurie darin überein gekommen: Der „Ketzer“ Hus muss brennen. Luther hatte von dieser Prophezeiung des Hus gehört: „Sie werden jetzt eine Gans braten (denn Hus heißt eine Gans), aber über hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden." Die evangelische Kirche zu Ebersgöns: 2009 Er war dieser Schwan. Allerdings schützte ihn das nicht davor, in maßlose Übertreibungen zu fallen, wie das in seinen Briefen an Papst und Klerus zum Ausdruck kommt, und ebenso in gewissen seiner Ermutigungen und Lehren. Und an dieser Stelle erscheint ein Mann dessen Name unvergessen ist: Kardinal Melchior Klesl. Er wusste um die Dringlichkeit der Besserung der Kleriker, die zu weltlich lebten, häufig ungebildet waren, sowie ihr Amt nicht ernst nahmen. Glaubwürdigkeit musste wiederhergestellt werden. Die Redlichkeit Klesls und seine Intelligenz führten, ihn, den Sohn eines Bäckers, in die Höhe. Kaiser Matthias (1557-1619) 117 erkannte sein Genie. Bald jedoch kamen seine Neider auf. Unter diesen befand sich der Nachfolger Matthias, Ferdinand, damals Erzherzog. Sola gratia Luthers Gnadenlehre ist absolutistisch, dagegen ist „die Gnadenlehre des Origenes synergistisch.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. Völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O Darin besteht der große Unterschied. Alle Regungen des freien Willens ... werden gerecht vergolten. Himmel oder Hölle! Aus diesen beiden Elementen bestand das Jenseits nach der Meinung nach-nicänischer Theologen – um 1200 kam der Limbus hinzu. Doch das reicht nicht aus, um böse Regungen einheitlich zu bestrafen, den Diebstahl eines Schafes genau so wie kaltblütigen Mord. Ungerecht wäre es, heldischen Nonnen der Hospitäler der Caritas aller Zeiten, nach ihrem Ableben, nur denselben Himmel zu geben wie einem Halunken, der Jesus in den letzten Tagen seines Lebens bekennt. Es muss viele Stufen nach unten und nach oben geben mit mehr oder weniger Herrlichkeit gerechterweise. Christus selbst sagte nicht einfach so daher: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.“ Johannes 14: 2, Lutherbibel 1912 Vielleicht hat Augustinus mit der Zweiteilung angefangen. Er kennt nur höchste Seligkeit und tiefstes ewiges Elend, und er weiß auch wer und warum der Eine da oder der Andere dorthin kommt: “(Es) schmoren all jene in der Hölle, welche das Sakrament der Taufe nicht erhalten haben und deshalb von der Erbsünde ...befleckt sind – also auch ungetauft1verstorbene Kleinkinder und v o r c h r i s t l i c h e Gerechte ...“ Didaktische Materialien „Dialog mit dem Jenseits“, Museum für Kommunikation 2008 So gnadenlos formulierte vor ihm keiner. Ein Säugling erhält vor dem letzten Atemzug die „Taufe“, - er kommt in den Himmel - der andere atmet Sekunden vorher aus, - jetzt 118 „schmort“ er ewig! Seit dem Mittelalter erreichen Letztere (angeblich) wenigsten noch den Limbus, einen Ort der Gottesferne. Selbst dieses Halbelend gesteht Augustinus ungetauften vorchristlichen Gerechten nicht zu. Augustinus ist Christ unter schlimmen Vorzeichen. Von Ambrosius bekehrt, ist der ehemalige Manichäer zudem der Erfinder der Lehre von der Erbsünde - ein Ausdruck, den die Bibel nicht kennt. Sie verführt ihn zur Maßlosigkeit. Jahrhundertelang rangen die Gelehrten mit Augustinus‘ Sünden- und Höllenlehre. Sie konnten - wie wir - nicht glauben, dass alle Ungetauften ewig schmoren werden... „Eine Lösung dieses Dilemmas bot die Vorstellung vom Limbus, welche sich im Mittelalter durchsetzte. Dabei handelt es sich um einen neutralen, freud- und schmerzlosen Jenseitsort. Dahin gelangen all jene, die weder Lohn noch Strafe verdient haben. Abstiegs- oder Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nicht: Wer im Limbus ist, der bleibt dort für immer.” Didaktische Materialien „Dialog mit dem Jenseits“, Museum für Kommunikation 2008 „Heute wird die Lehre vom Limbus von den meisten Theologen abgelehnt, da sie der Vorstellung vom allg. Heilswillen Gottes widerspricht.” kath.Dogmatik ...Brockhaus 19. Auflage „Mormonismus“ verkündet seit je, wie bereits zitiert -, dass Gottes ewiger Plan auf Chancengleichheit ausgerichtet ist. Das Buch Mormon lehrt unentwegt: ... Darum hat er ein Gesetz gegeben, und wo kein Gesetz gegeben ist, da gibt es keine Strafe, und wo es keine Strafe gibt, da gibt es keinen Schuldspruch, und wo es keinen Schuldspruch gibt, da hat die Barmherzigkeit des Heiligen Israels wegen der Sühne Anspruch auf die Menschen, denn durch seine Macht sind sie befreit.“ 2. Nephi 9: 23-25 Kein Wunder, dass Augustinus Dogmatik der atheistischen Propaganda zugute kommen musste. Augustinus schaute viele Jahre mit den Augen des erbarmungslosen Kaiserberaters Ambrosius von Mailand: Hölle oder Himmel!119 Augustinus winkte ab, dass die Gemeinde zu Korinth zugunsten Verstorbener stellvertretende Taufen vollzog. Das beeindruckte ihn nicht. Elegant oder - besser gesagt - göttlich ist die Lösung des Problems durch die Möglichkeit, die von Jesus geforderte Taufe stellvertretend für jeden vollziehen zu lassen, ohne den Willen des Empfängers zu übergehen. Dies praktiziert die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in ihren Tempeln, nach festgeschriebenen Regeln. Rudimentär war und ist das stellvertretende Werk für Verstorbene in der katholischen Kirche vorhanden. Im Ablass zum Beispiel. Im Frühling 1511, so berichtet der Augustinermönch Luther, sei er in Rom, auf jeder Stufe der Pilatustreppe stehengeblieben, um ein ‚Vater-unser’ für seine verstorbenen Vorfahren zu sprechen, „denn es war die Meinung, wer so bete, würde eine Seele erlösen.“ Fliedner-Caspar-Muetzelfeld, Evangel. Religionsbuch III für Knabenschulen Die „Seelen“ der Verstorbenen sind nach wie vor im Vollbesitz des freien Willens, allerdings auch durch die Umstände gebunden, sonst hätte Christus sie nicht im „Gefängnis“ besucht. Er reicht uns selbst noch in der jenseitigen Welt die Hand, nur, wir müssen sie ergreifen. Auch auf diese Weise wirken wir im großen Plan unserer eigenen Erlösung mit. Bei Calvin hilft nicht einmal die Taufe. Das kommt davon, wenn man Origenes missachtet. Auch der britische Mönch Pelagius, ein Zeitgenosse des Augustinus, widerspricht den wesentlichen Thesen des Hartgesottenen. Nicht nur wegen der von Augustinus aufgelisteten Konsequenzen lehnt Pelagius die Gedanken zur Erbsünde als unbiblisch und unlogisch ab: Mit Blick auf die biblische Definition des Begriffes Sünde wehrt er ab: „Wer also das Gute tun kann und es nicht tut, der sündigt“ Jakobus 4: 17 Einheitsübersetzung Kinder sind a priori rein, bis sie wegen Einsichtsfähigkeit gegen ihr Gewissen handeln können. Erst die Untat ist Sünde, wenn man sich für sie entschieden hat und bewusst die sichtbare Grenze übertritt.120 Pelagius schüttelt verdutzt den Kopf, wenn Augustinus sagt: „Kinder gehören dem Teufel“ Friedrich Böhringer „Die Kirche Christi und ihre Zeugen“ Schleiermacher sämtl. Werke Vol 11 „Pelagianische Streitigkeiten“: „Augustinus beruft sich auf den Exorzismus als ein Beweis, dass die Kinder dem Teufel angehören.“ Mönch Pelagius, der heftig widersprach, verlor das Ringen, obwohl er darauf verweisen konnte, dass Christus sagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen, ... Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.“ Matth. 19: 14 Einheitsübersetzung Pelagius hatte nicht genügend Freunde von Einfluss: Er war nur ein Laienmönch, aber einer mit Herz und Verstand. „Für Platon - (der 13 Jahre unter ägyptischen Priestern gelebt hatte und deren Tempelgeheimnisse kannte und wusste wie heilig diesen Männern sexuelle Reinheit war,die Beschränkung auf eheliche Akte. G.Sk. Siehe Albert Champdor „Das ägyptische Totenbuch“) - stammt der Geist aus einer höheren Welt und hat sich im Leben nur vorübergehend inkorporiert... auch bei Pelagius hat zwar der Mensch seine Erlösung (von den Folgen des Falles in die Sterblichkeit und sittlicher Fehlentscheidungen G. Sk.) nicht selbst in der Hand, er bedarf einer supranaturalen Ergänzung. Dennoch wohnt uns allen eine nobilitas ingenita inne...“ Michael Landmann „Philosophische Anthropologie“ Pelagius sagt überzeugend: „Dank dieses naturhaft eingeborenen Adels sind wir nicht ganz nur darauf angewiesen, dass sich das Heil von oben über uns ausschüttet, sondern können ihm von uns aus zustreben. Zur Wirksamkeit Gottes tritt die menschliche Synergie... Ob wir uns nur durch die irrationale Gnade oder ob wir uns der Gnade wenigstens ein Stück weit entgegen bewegen ... bildet den Streitpunkt zwischen Pelagius und Augustinus.“ Ebenda Landmann Origenistische Überzeugungen passten Augustinus nicht. Dass dem Menschen ein ewig-göttlicher Geist innewohnt, - die auf Mitwirkung drängende nobilitas ingenita genannte „Seele“, - weiß er nicht, oder will er nicht wissen, denn dieser Fakt würde seine Prädestinationslehre, und erst recht nicht seine Erbsündenlehre 121 zulassen. Auf der Drehscheibe der Theologie befinden sich immer noch Unverträglichkeiten. Gnade ist Errettung, - doch „sola gratia“ ist zu wenig. Die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre vom 31. Oktober 1999" behauptet sinngemäß: Du musst dich nicht anstrengen, deine Religion zu leben. Du hast vor Gott nur die Pflicht, auf ihn zu vertrauen. Christus hat jedoch nie gelehrt: "Ihr werdet umsonst erlöst...“ oder “Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade...sola gratia. Rechtfertigung sei Sündenvergebung...“ Er setzte die Kriterien der Erlösung: Ihr seid das Salz der Erde,... wenn es seine Kraft verliert, wird es weggeworfen. Ihr seid das Licht der Welt. Es soll euren Mitmenschen leuchten. Wenn die Welt eure guten Taten sieht, werden Sie euren Vater im Himmel preisen... Jeder Baum, der keine guten Früchte trägt wird abgehauen..., „Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.“ Offenb. 3: 14, Einheitsübersetzung Das und mehr fand in dieser „Erklärung“ keine Erwähnung: Das Papier beruft sich wieder und wieder auf Paulus‘ Bekenntnisse. Aber es ist nicht einmal lupenreiner Paulinismus, der da verkündet wird. Glatt unterschlagen wird die dringende Mahnung des Heidenapostels: "Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er ernten!" Galater 6: 17 Diese Betonung jedoch relativiert sämtliches Schrifttum Pauli! Man muss, manchmal sehr mühsam, Gutes säen. Die Konsequenz der "Erklärung" lädt geradezu zur Faulheit ein, zum Nichtstun, - bestenfalls zur Kontemplation -, während die Gebote Christi generell lauten: Bemüht euch! z.B. um eure Vervollkommnung. Wörtlich und im Zentrum der Bergpredigt steht darum jene große Aufgabe als Gebot festgeschrieben, die ganz und gar nicht ins Konzept des Protestantismus passt:122 "Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!" Dabei handelt es sich nicht um ein rhetorisches Element einer Predigt, sondern um eine Aufforderung zum Handeln! Fest steht: Ein um Perfektion bemühter Artist muss täglich sechs bis zehn Stunden harte Arbeit leisten. Petrus, der Präsident der noch jungen Kirche, ist empört, dass Paulus – „unser geliebter Bruder Paulus" - mit bedeutenden Begriffen, wie dem von der Gnade Christi, recht missverständlich umgeht. Hellsichtig ist er verärgert darüber, dass Paulus nicht ganz unschuldig daran ist, wenn Spätere, wie die Verfasser der "Gemeinsamen Erklärung" von 1999, es wagen, den folgenden Unsinn zu Papier zu bringen: "Der Mensch soll gerecht leben und ... ist (aber) unfähig, sich von sich aus Gott um Rettung zuzuwenden … Wenn der Mensch an Christus im Glauben teilhat, rechnet ihm Gott seine Sünde nicht an...“. Simon Petrus‘ Gnadenverständnis unterscheidet sich von dem seines Juniorpartners erheblich. Das muss er korrigierend aussprechen. Er, Petrus, ist die von Jesus eingesetzte "Säule" der Kirche, nicht Paulus. Petrus hat in Sachen Theologie das letzte Wort. Er weist den übereifrigen Mann, wenn auch sehr behutsam, zurecht. Um zu definieren was die Kirche unter dem Begriff "Gnade" verstehen soll, erläutert Petrus: „... wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;…" 1. Petrusbrief 2: 20-25 Tapfer in Christi Fußstapfen durch schwieriges Gelände zu gehen, ist Gnade... Petrus wird sich sehr zusammen genommen haben, nicht aus der Haut zu fahren. Denn wie der Trend des Judentums, war seines Herrn Lehre die des Tuns des Guten. Allerdings bestand das jüdische Verstehen 123 vom Tun des Guten nicht wie bei den Christen darin, Ketzer zu köpfen, wie an Bischof Priscillian im Jahr 385 von Nicänern gefordert und vollzogen, oder etwa darin eine ganze Gemeinde auszurotten, weil sie urchristlich glaubte, wie 366 unter Führung des des Erznicäners und Papstes Damasus zu Rom geschehen. Jahrelang begleitete Petrus seinen Christus. Er hatte jedes Wort und seinen Geist in sich aufgesogen. Kaum jemand kannte, wie er, die ewig gültigen Prinzipien des Erlösers. Er schreibt entschieden und zugleich sehr um Versöhnung bemüht: “Seid überzeugt, dass die Geduld (griech. ypomoni) unseres Herrn eure Rettung ist. Das hat euch auch unser geliebter Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben; es steht in allen seinen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen und die Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, verdrehen diese Stellen ebenso wie die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben.” 2. Petrus 3: 15-16 Paulus‘ Trug- und Kurzschluss führe unweigerlich ins Verderben. Wegweisend fand Petrus für den ersten Satz einen Begriff, der die Erwartungshaltung Gottes einschließt: wir könnten mehr tun. Der Herr warte auf dieses unser Guttun mit schier unglaublicher "Geduld". Auch Jakobus, des "Herrn Christi Bruder", konnte Paulus ständige Überbetonung einer durchaus wichtigen Lehre nicht mehr hören. Verärgert fragt er zurück: „Soll aus den Reden in deinen Briefen hervorgehen, gute Taten wären zur Erlösung nicht notwendig?“ Jakobus schreit die Ablehnung des paulinischen Schlusses geradezu heraus: "Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne Werke tot sei?" Jakobus 2: 20 Das Nichts-dazu-tun - sowie jede Art von Lehre der Idee vom "Nichtsdazu-beitragen-können" - betrachtet Petrus als eine ins Verderben führende Lebenseinstellung. Die Verkürzung auf das „a l l e i n aus Gnade“ brachte zwar den Protestantismus hervor, das Beharren darauf könnte ihn zugleich in den Untergang der Bedeutungslosigkeit treiben.124 Ganz anders Joseph Smith. Er sagte, er habe zuvor Gott um Erkenntnis gebeten, und dann seien ihm diese Worte offenbart worden: "Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfer Himmels und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können." Lehre und Bündnisse 58:27 Es gibt Querdenker und A u s s a g e n von Protestanten mit Gewicht, die eben nicht mehr lutherisch sind. Dazu gehören solche Bekenntnisse wie das von Frau Prof. Dr. Regine Schulz, Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums. Sie sprach 2012 in ihrer Kanzelrede in der Andreas-Kirchengemeinde in Hildesheim über „Tod, Auferstehung und Ewiges Leben“ im Alten Ägypten. Für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist es sowohl erstaunlich, wie erfreulich, zu hören, wie Frau Prof. Dr. Regine Schulz - wenn auch sehr, sehr feinsinnig, aber immerhin – Luther die Stirn bietet und dabei ungewollt die ersten beiden Kapitel des Buches Abraham (in der mormonischen "Köstliche Perle") indirekt bestätigt(!), indem sie sagt: "dass den Menschen des Alten Ägypten die Frage nach dem Glauben ganz fremd gewesen sei, sie hatten nicht einmal ein Wort dafür. Ihre Vorstellung von der Götterwelt und der Ordnung des diesseitigen und jenseitigen Lebens sei nach ihren Begriffen überliefertes Wissen gewesen, die Wahrheit. Sie fürchteten das Totengericht, denn das Weiterleben nach dem Tod hing vom Wohlverhalten im Diesseits ab. Es gab Hoffnung auf Gerechtigkeit, Hoffnung auf Gnade gab es nicht. Der Maßstab für das richtige Leben sei zusammengefasst im Begriff Ma`at, der sich nicht übersetzen lasse, weil er viele Bedeutungen einschließt: Gerechtigkeit, Ordnung, Weisheit."125 Gemäß dem Berichterstatter des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Hildesheim, Sarstedt, ließen die Äußerungen der Ägyptologin die Folgerung zu: "Die Personifizierung des umfassenden Begriffes in der Göttin Ma`at schafft eine Verbindung zur Person Christi,..." Superintendent Helmut Aßmann brachte dies im Gespräch mit der Museumsdirektorin, zum Ausdruck. "Er leitete den Abend als Lektor, schuf einen Rahmen von Liedern und Gebeten zum Thema Tod und Auferstehung. In einem Kurzinterview stellte er der Gastrednerin eigene und von Besuchern notierte Fragen, zum Beispiel die nach ihrer eigenen Jenseitsvorstellung. Sie sei Protestantin, sagte Regine Schulz, und der festen Überzeugung, dass das Verhalten im Diesseits sich auf das Leben im Jenseits auswirke." Solche Statements widersprechen dem protestantischen Trend. Sie sind mutig und wahr. Sie tragen der Vernunft und den Notwendigkeiten Rechnung. Angesichts der wachsenden Bedrohung unserer angeblich christlich orientierten Welt durch rabiate Islamisten stehen wir allesamt in der Pflicht, mit den uns von Gott verliehenen Talenten zu "wuchern". Wir haben zu verinnerlichen, dass wir „alles was wir einem Geringen getan haben – sei es gut oder nicht -, ihm antaten"... Wir haben die Gefangenen zu besuchen und die unschuldigen oder die ihre Schuld bereuten, herauszuholen aus ihrem Elend. Das wir diese Wohltaten, laut Bibel, zur Wirklichkeit werden lassen, um letztlich vor Gott gerechtfertigt dazustehen kommt in der sogenannten Rechtfertigungslehre nicht oder sehr verschwommen zum Ausdruck. Im Gegenteil! In den vielen Sätzen dieser "Erklärung" kommt Jesus nicht zu Wort - außer in einem völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat, das Petrus und seinen rechtmäßigen Nachfolgern die Vollmacht verleiht, Sünden zu vergeben -.126 Die Wiederherstellung Dank sei Joseph Smith! – Aber wir wissen sehr wohl, gäbe es nicht die Gnade und das Licht Christi, wäre dieser Mann nicht mehr als ein kleiner verlorener Mensch. Er sah übrigens nicht so aus, wie er gelegentlich dargestellt wird: Quelle des linken Bildes ist vermutlich der Deutsche Pressedienst. Veröffentlicht im Nordkurier" Neubrandenburg vom 20.9.97 Bild rechts: nach der Totenmaske und Beschreibungen. Er wurde 1844, neununddreißigjährig, ermordet, weil über ihn bösartige Gerüchte und massive Lügen verbreitet wurden! Die Wiederherstellung des Originals konnte nicht aus dem Nichts kommen. Zuerst musste durch Menschen das ebenfalls von Menschen verdrängte Recht auf Gewissensfreiheit wiederhergestellt werden. Dazu haben die Reformatoren, allen voran Jan Hus und Martin Luther - beabsichtigt oder nicht - große Beiträge geleistet. Anscheinend war es die amerikanische Charta von 1776, die zuvor in die Welt gesetzt werden musste: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten.. .“ Unabhängigkeitserklärung der USA, Text von Thomas Jefferson, nach Übersetzung durch den „Pennsylvanischen Staatsboten“ Zuerst musste der Geist dessen an sicherem Ort aufleuchten, der uns davor bewahren will, in alte Fehler zurückzufallen.127 Ohne Wiederherstellung und die Festschreibung der „unveräußerlichen Rechte“ in wenigstens einem der großen Reiche der Welt wäre es wohl kaum gelungen. Wir spielen eben doch mit im großen Plan der Erlösung – dank der Liebe Gottes, da „die Vorsehung a l l e Regungen des freien Willen von Ewigkeit her vorausgesehen und e i n g e p l a n t hat.“ Unser Vater im Himmel entwarf vor Grundlegung der Welt seinen großen Plan zum Zweck der Entfaltung der Talente und des Wesens seiner Kinder. Dieser Artikel erklärt es einleuchtend. Er entspricht der offiziellen Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage: „Der Rat im Himmel, manchmal auch als Großer Rat bezeichnet, bezieht sich auf eine Versammlung von Gott, dem Vater, mit seinen geistigen Söhnen und Töchtern, um die Bedingungen und Umstände zu besprechen, unter denen diese Geister als sterbliche Wesen auf diese Erde kommen könnten. Die Ausdrücke „Rat im Himmel“ und „Großer Rat“ sind in den Schriften nicht zu finden. Sie werden aber vom Propheten Joseph Smith gebraucht, wenn er von den vorirdischen Tätigkeiten spricht. Andeutungen darüber sind in vielen Schriften zu finden. Ijob38:4-7; Jer 1:5; Offb 12:3-7; Alma 13:3-9; LB 29:36-38; 76:25-29; Moses 4:1-9; Abr 3:23-28; Ein Zweck des Himmlischen Rates war, den Geistern die Gelegenheit zu geben, entweder den Erlösungsplan des Vaters anzunehmen oder ihn abzulehnen. Dieser Plan schlug vor, eine Erde zu schaffen, auf der die geistigen Kinder in einem sterblichen Körper wohnen könnten. Solch ein Leben war als ein Vorbereitungsstadium vorgesehen, „um zu prüfen, ob sie alles tun werden, was immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebieten wird.“ (Abr 3:25) Alle Geister der Menschheit waren frei, den Plan des Vaters anzunehmen oder ihn abzulehnen. Sie waren aber gleichzeitig für ihre Wahl verantwortlich. Die Schöpfung, der Fall, die Sterblichkeit, das Sühnopfer, die Auferstehung und das Jüngste Gericht wurden im Rat besprochen und erklärt. 128 Der Plan sah Übertretungen durch Unerfahrenheit und Sünde voraus und enthielt Heilmittel. Viele Geister wurden vorordiniert für spezifische Rollen und Missionen in ihrer sterblichen Erfahrungszeit, vorausgesetzt, dass sie in ihrem vorirdischen Dasein willig und glaubenstreu waren und auch auf der Erde ihren glaubenstreuen Dienst erweisen. Der Prophet Joseph Smith erklärte: „Jede Person, die eine Berufung erhielt, den Einwohnern dieser Welt zu dienen, wurde zu diesem Zweck im Großen Rat im Himmel ordiniert, ehe diese Welt existierte. Ich nehme an, dass ich zu meinem Amt im Großen Rat in Himmel ordiniert wurde.“ 1 Petr 1:20; Jer 1:3; Abr 3:22-23 JOHN L. LUND Bible Dictionary. „War in Heaven“. Wir kennen viele Geschichten die von Freund und Feind über diesen Mann geschrieben wurden. Ich erinnere mich, dass Pastor Rößle - sinngemäß - schrieb: „Man wird dem Charakter dieses Mannes nicht gerecht, wenn man ihm glatt unterstellt, er wäre ein Lügner; Joseph Smith hat fest an seine eigene Geschichte geglaubt.“ „Aus der Welt des Mormonentums“ Dass Pastor Rößle schlussfolgert, der Teufel habe ihn getäuscht, ist sein Problem. Ich fühlte und wusste es während meines ganzen Lebens: Dieser Mann hätte berühmt werden können. Er hätte nur sagen müssen: Ich träumte, statt: „Der Herr sprach mich bei meinem Namen an“. Statt zu erklären: „Ich bezeuge“, hätte er sagen sollen: „Ich vermute“. Nachdem sie ihn wieder einmal nachts aus dem Bett holten und ihn teerten und federten, sprach er: „Wenn ich der Überzeugung bin, die Menschen seien im Irrtum, soll ich ihnen dann zu Leibe rücken? Nein, ich werde sie vielmehr empor heben, und zwar auf ihre eigene Weise, wenn ich sie nicht 129 davon überzeugen kann, dass meine Weise besser ist. Ich werde niemanden zwingen, das zu glauben, was ich glaube, außer durch die Kraft der Beweisführung; denn die Wahrheit bahnt sich ihren Weg selbst. Glaubt ihr an Christus und das Evangelium der Erlösung, wie er es offenbart hat? Ich auch. Die Christen sollen aufhören, miteinander zu zanken und zu streiten; sie sollen vielmehr untereinander Einigkeit und Freundschaft pflegen… Ich bin gleichermaßen bereit, zur Wahrung der Rechte eines Presbyterianers, eines Baptisten oder sonst eines guten Menschen irgendeiner anderen Glaubensgemeinschaft zu sterben.” Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Lehren des Propheten Joseph Smith, Frankfurt am Main 1983 Im Grunde empfinden es alle: Wer jemals den Geist Christi bewusst wahrnahm, der weiß, dass er reine Liebe und Freiheit ist. Beide müssen wir wieder und wieder erwerben und vor uns selbst beschützen. 13
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