Mittwoch, 1. September 2021

Trennt Staat und Kirche sichtbar

 Manchmal verliert man das eigentliche Ziel aus den Augen.

Eine bekannte Schwimmerin machte sich quer durch den Ärmelkanal auf den Weg nach Dover. Trotz der winkenden weißen Klippen verlor sie im Wellengang die Orientierung. Ihr Vater der sie vom Boot aus begleitete, wies ihr den Weg.
Deshalb gehen wir sonntäglich zur Kirche um einander zu ermutigen nicht vom Kurs abzuweichen und uns mehr Wissen anzueignen.
Die in den Großkirchen üblichen Feierlichkeiten, insbesondere die der russisch orthodoxen Kirche hielten Persönlichkeiten wie der berühmte russische Schriftsteller Leo N. Tolstoi für verfehlt.
Er bemängelte die seit Jahrhunderten andauernde, all zu geringe Anstrengung von Kirche und Staat - die nicht nur dort seit je eine Einheit darstellte, - Menschen zu befreien,:
Russlands Geistliche hatten das von Jesus gesetzte Ziel, Früchte der Liebe hervorzubringen, aus den Augen verloren.
Sie stritten darum ob man sich mit zwei oder drei Fingern bekreuzigen soll. Sie zankten ob die Gottesdienstbesucher sich dreihundertmal bis zur Erde niederbeugen sollen oder sie diese Geste nur dreihundertmal andeuten müssen.
Der aufmerksame Russlandreisende Charles F. Ph. Masson, ein Mann mit Augenmaß, konnte nur den Kopf schütteln: Um 1780 schildert er welche Früchte Wladimirs Religion noch acht Jahrhunderte nach der „Christianisierung“ der Kiewer Rus, trug:
"Der Russe hat an nichts Interesse, weil er nichts besitzt... er lebt
ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat noch gar
keinen Grund, die Scholle, auf die er gefesselt ist, zu verlassen
(er kann es sich nicht vorstellen....) Er hasst alle Arbeit, weil er
niemals für sich gearbeitet hat; er hat daher auch noch keinen
Begriff von Eigentum. Seine Felder, seine Habseligkeiten, sein
Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (- einem
„christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der in Willkür darüber schalten kann,
und es auch wirklich tut...“ "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." Paris, 1800
Nahezu einhundert Jahre später klagt Tolstoi:
„Wenn ich eine Schule- betrete und diese Menge zerlumpter, schmutziger, ausgemergelter Kinder mit ihren leuchtenden Augen […] sehe, befällt mich Unruhe und Entsetzen, ähnlich wie ich es mehrmals beim Anblick Ertrinkender empfand. Großer Gott – wie kann ich sie nur herausziehen? Wen zuerst, wen später? […] Ich will Bildung für das Volk einzig und allein, um die dort ertrinkenden Literaten und Künstler zu retten. Und es wimmelt von ihnen an jeder Schule.“
Die aus dem Byzantinismus stammende Religion kümmerte sich wenig oder gar nicht um die Ausbildung ihrer Mitglieder. Das Schicksal der bodenlosen Landarbeiter interessierte die wenigsten oft ebenfalls ungebildeten Geistlichen.
In seinem Brief an der Heiligen Synod den Tolstoi als Antwort seiner Exkommunikation schrieb, urteilt er scharf und zutreffend: „Die Lehre der Kirche ist eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge fast alles ist eine Sammlung von grobem Aberglauben und Magie.“
Tolstoi erkannte sehr wohl, dass die Mormonenführer höchsten Wert auf die Förderung ihrer Mitglieder legte... und, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage entschieden für eine Trennung von Staat und Religion einrat.
Wohl auch deshalb machte Tolstoi, - 1892 - in Bezug auf das Mormonentum diese quasi-Prophezeiung.
Er sprach sie gegenüber dem Gesandten der USA aus, Dr. Andrew D. White (1832-1918), dem Gründer der berühmten Cornell Universität aus. Tolstoi sagte es also zu einer Zeit, als er noch nicht von seiner, der russisch-orthodoxen Kirche exkommuniziert worden war.
Der Höhepunkt der Tolstoi-Aussage lautet: “Wenn der Mormonismus fähig ist unverändert bis zur dritten oder vierten Generation zu bestehen, dann ist ihm bestimmt zur größten Kraft, die die Welt seit je sah, heranzuwachsen.”

Oben Dr. White, darunter Leo N. Tolstoi





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