Dienstag, 31. August 2021

Der Begriff "Dreifaltigkeit" verdarb das originale Christentum

 Ich werde ihn nie vergessen, diesen etwa dreißigjährigen, hünenhaften Goten im Gewand eines russisch-orthodoxen Priesters, 1972 in Leningrad (heute St. Peterburg). Sein junges, weißes Gesicht, der ganze wunderbare Ausdruck seiner Persönlichkeit. An diesem Herbstmorgen – Erika lag noch schlafend im Bett unseres Hotelzimmers - wollte ich ihn ein zweites Mal sehen und bin sehr früh aufgestanden, um ihn vor dem Morgenausflug unserer Reisegruppe in seiner Kirche sprechen zu hören. Aber das gibt es bei den Orthodoxen nicht. Dort wird herrlich gesungen und - unentwegt stundenlang stehend - innig gebetet. Ein hakennasiger Sechziger, der ein Intellektueller sein mochte, mit langem, schmalen Gesicht und einer gewissen Hoheit, kam mit anderen Besuchern nach vorne. Der junge Priester nahm ihn unter die Stola und gab ihm einen Segen.

Beider Mienenspiel bewies mir ihre ganze Ergebenheit gegenüber Gott.

Der Begriff „orthodox“ drückt aus: „Wir haben den richtigen Glauben“
Interessant ist, dass nur wenige um die Geschichte der Orthodoxie wissen.
Die einfachste allerdings nicht immer zutreffende Erklärung lautet meiner eigenen Überzeugung nach: Was der Kaiser glaubt, das ist der richtige Glaube.
Im Besonderen gilt das für den Imperator Konstantin.
Die katholische Kirche die er schuf, wurde "die Orthodoxe" genannt. Sein Glaubensbekenntnis war das Orthodoxe.

Die Herren Dr. theol. Dr. phil. Anton Grabner-Haider (Prof. für Religionsphilosophie Uni Graz und Dr. phil. Johann Maier (Prof. em. für Judaistik Uni Köln) urteilen:

„Orthodoxe Bischöfe kämpften mittels Staatsmacht gegen ihre häretischen Mitchristen... (Arianer u.a. urchristliche Splittergruppen, G.Sk). Die Vorgaben kamen von den orthodoxen Bischöfen. Häretischen Christen wurde verboten, Gottesdienste abzuhalten, Kirche und Versammlungsorte wurden von der Polizei beschlagnahmt, ihre Schriften verbrannt. Ihnen wurde die Rechtsfähigkeit genommen. Sie durften keine Verträge und Erbverfügungen abschließen. Mehrere Gesetze drohten ihnen Konfiskation ihrer Güter an, Ausweisung aus einer Stadt, Verbannung. Wer durch Bischöfe exkommuniziert wurde, wurde vom Staat mit dem Bannfluch belegt."
"Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Vandenhoek & Ruprecht

Der Altsemitist Kurt Rudolph urteilt: „Epiphanius gilt als einer der eifrigsten Verfechter der Orthodoxie seiner Zeit und hat in den theologischen Streitigkeiten wiederholt eine wenig schöne Rolle gespielt. Er ist es gewesen, der den Kampf gegen den Origenismus erst richtig entfachte... er ist der „Patriarch der Orthodoxie“... alle Häretiker (bezeichnet er) als wilde und giftige Tiere, deren Gift die Reinheit des Glaubens gefährdet... Seine Sucht, möglichst viele Sekten und Sektennamen anzuführen, ließ ihn völlig unkritisch bei der Behandlung der Fakten verfahren und verleitete ihn sogar zu E r f i n d u n g e n und unwahrscheinlichen Angaben... (Das) wirft kein gutes Licht auf ihn. Für Epiphanius sind alle Häretiker, „ruhmsüchtig“, „eitel“ und „schlecht-gesinnt“, ihr Abfall von der reinen apostolisch kirchlichen Lehre verdammt sie zum Untergang... Stellenweise scheint er der Phantasie dabei die Zügel schießen zu lassen und der Lüsternheit zu frönen... Hier liegen offenbar... böswillige Verleumdungen vor.“ „Die Gnosis”

Geradezu aufregend bestätigend, dass eine „Wiederherstellung des ursprünglichen Evangeliums“ dringend erforderlich war, ist diese Epiphanius betreffende Passage:
„Im Jahr 392 blieb es leider nicht beim sachlichen Kampfe; (den der Super-orthodoxe Epiphanius führte G.Sk.) es wurde ein persönliches Streiten mit allen Bitterkeiten, ein unschöner Zwist, der die klaren Linien der Meinungen und Charaktere verzerrte.... Epiphanius sah im Origenismus die gefährlichste aller Häresien. Nicht die Ewigkeit der Schöpfung, nicht die Präexistenz der Seelen und nicht die allgemeine Apokatastasis oder die allegorische Auslegung gewisser Schrifttexte bildeten den größten Stein des Anstoßes, sondern ganz besonders die Anklage: der Origenismus sei durch seine subordinatianische Logoslehre der geistige Vater des Arianismus geworden.“ Josef Herman, „E. v. Salamis gegen die Antidikomarianten“

Arius und sein Anhang, der Origenes ehrte, galten den Primitiven als Sündenböcke, die zu verprügeln damals jedem ‚pro-nicänischen Christen’ eine Ehre war. Die Lehre der Urkirche, der Vater sei eine andere Person als der Sohn, wurde wie die Pest gehasst und bekämpft. Man könnte sagen und fragen: Deswegen erschlagt ihr eure Brüder? Aber für Fanatiker gibt es keine Kleinigkeiten. Unter dem Oberbegriff Athanasianismus gewann so der Ungeist der Rechthaberei – der Orthodoxie - immer mehr an Einfluss. Eremiten in ihre grauen und braunen Gewänder gekleidet, sowie grasfressende Anachoreten schürten zu Epiphanius Zeiten (um 390) die ohnehin erhitzte Stimmung. Als Vorhut der eigentlichen Streitmacht fallen sie über das Land her. Mit Brechstangen stürmten sie voran und zerschlugen alles was ihnen satanisch vorkam. Die verstümmelten Gesichter auf den Reliefs des heute in Berlin befindlichen Pergamonaltar sind nicht das Resultat christlichen Glaubens, auch wenn ein Satz in der Offenbarung Johannes darauf verweist, dass in Pergamon der Sitz Satans stünde, sondern ein Ergebnis der blinden Wut Intoleranter.




Wikipedia: arianisch geprägte Ikone von Rubljew (1370-1430) sie genießt in der Russ.-Orthod. Kirche hohes Ansehen. Sie könnte auch eine Brücke zu unserem Glauben sein, dass Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist drei selbständige heilige Personen sind die e i n e Gottheit bilden.

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