"Porträt der Mormonen in der FAZ"
Diesen Artikel betreffend schrieb das "christliche Medienmagazin Pro" einige Erläuterungen.
Wenn man den Gedankengängen des Autoren des christlichen Medienmagazins folgt, dann kommt der Nachdenkliche zu dem Ergebnis, dass man lieber gar nichts sagen sollte, als mit wenigen aus dem Zusammenhang gezerrten Sätzen eine Religion und ihre Anhänger zu beschreiben, die ebenfalls, wie alle anderen Menschen auch, das Recht haben, unvoreingenommen betrachtet zu werden.
Jedenfalls mit diesem kurzen Beitrag, wurde keineswegs Klarheit geschaffen.
Da heißt es:
"Park Romney, Cousin des Präsidentschaftskandidaten, war 40 Jahre lang Mitglied
der Religionsgemeinschaft, sei aber ausgetreten und habe ein kritisches Buch
namens "Apostasy of High Priest" geschrieben. "Mormonismus sei "sozial
gefährlich", kritisiert Romney. Die Kirche unterminiere kritisches Denken.
"Hitler kam mit der Duldung einer christlichen Gesellschaft an die Macht, deren
Mitglieder ihre menschliche Verantwortung, unbequeme Fragen zu stellen,
abgegeben haben", sagt der 56-jährige Romney, der denselben Großvater hat wie
Mitt Romney.
"Mormonismus sei sozial gefährlich", dieser knappe Satz mag einigen Leuten genügen.
Genügt das wirklich?
Dann die Beziehung zu Adolf Hitler herauszustellen, der zur Macht kam weil er von Christen geduldet wurde, die ihre Verantwortung "unbequeme Fragen zu stellen, abgegeben hatten", mag ja der Sichtweise Park Romneys entsprechen, doch ich erwarte von einem Schreiber, dass er solches Statement hinterfragt.
Sowohl Park Romney wie dem Artikelschreiber JS hätte ich gewünscht, auch nur ein Jahr unter dem "Diktat des Proletariats" zu leben, um unterscheiden zu können, zwischen diszipliniertem Denken und dem Muss jeder Urteilsbildung im Sinne der Kommunisten.
Ich habe es vierzig lange Jahre hindurch erfahren.
So antwortete ich mit einem Kurzkommentar, den das Medienmagazin wortgetreu wiedergab:
Gerd Skibbe | 09.06.2012 07:59:26
Ich bin seit mehr als 6 Jahrzehnten dabei. Immer wieder erkannte ich als Schwerpunkt dieser Religion, ihren ausgesprochenen Machtverzicht, der mehrfach festgeschrieben steht. Nach Karl Marx ist Geschichte eine Geschichte der Klassenkämpfe, doch das trifft den Kern nicht ganz. Hätte es sonst, z.B. den Sturmlauf der Roten Armee, 1919, gegen protestierende rote Matrosen vor Kronstand gegeben? Geschichte belegt die traurige Tatsache, dass jede Art von Vormachtstreben, Widerstand hervorruft. Keine Ehe kann funktionieren wenn "er" oder "sie" nach dem letzten Wort trachten, wieviel intensiver wirkt sich Machtstreben aus, wenn um mehr als den Bestand einer Ehe geht. Der eigentliche Kern des "Mormonismus" ist sein vehementes Bekenntnis zum Individualrecht jedermanns. Park Romney sieht soziale Gefahr heraufkommen, weil die Kirche, der er einst angehörte, kritisches Denken unterminiere. Er ist nicht ganz ehrlich und das weiß er auch. Ich selbst habe immer kritisch gedacht und nie gezögert, das wo angebracht!, auch zum Ausdruck zu bringen - und war dennoch lebenslänglich in nicht unbedeutenden Berufungen (innerkirchlichen Leitungsfunktionen) aktiv. Es ist eine Frage des Stils, wie man Kritik ausdrückt. Wenn ich an meiner Frau herumnörgele: "Du siehst unmöglich aus," ist die Reaktion eine andere, als wenn ich sage: "Schatz, ich sehe dich lieber im blauen Kleid." Wäre das Mormonentum auf jene Macht aus, die es angeblich wünscht, würden ihre Streber die Latte niedriger hängen.
Lieber Gerd
AntwortenLöschenhast Du das kuerzlich erschienene Buch "The Mormon People: The Making of an American Faith" schon gelesen? Der Autor (Matthew Bowman) ist -- obgleich glaeubiger Mormone -- bemueht, ein auch fuer heterodoxe Mormonen UND Nicht-Mormonen plausibeles und differenziertes Bild der Mormonenkirche zu zeichnen. Dies schliesst ein Mindestmass an Selbstkritik ein. Bowman gesteht einige sehr ernste Fehler der Mormonenkirchen-Fuehrer ein, wie beispielsweise den Kreuzzug gegen die sogenannte Homo-Ehe in California ( Proposition 8). Selbst der aktive und glaeubige Mormonen-Footballspieler Steve Young hat sich von den diesbezueglichen Machenschaften der Fuehrungsriege in Salt Lake City oeffentlich distanziert. Und erinnere Dich an die von Salt Lake City gesteuerte Kampagne gegen kritische Mormonenintellektuelle wie David Knowlon, Michael Quinn, Lavina Fielding Anderson, Paul und Margaret Toscano. Sind Exkommunikationen wirklich ein verantwortungsvoller Weg, um mit kritischen Stimmen umzugehen? Du kannst doch durchaus weiter an die "goettliche Berufung" der Kirchenfuehrer in Salt Lake glauben und ZUGLEICH akzeptieren, dass diese Leute keineswegs unfehlbar sind und in eben auch ernsthafte Fehler begehen. Bowman hat durch dieses Eingestaendnis an Glaubwuerdigkeit und Respekt gewonnen...
Dein Freund Axel
Lieber Axel, ich schätze Deine Geradlinigkeit. Gerade M. Quinn geht mir auf den Geist, wenn er sagt, dass jede Endowment-Empfängerin mehr Legitimationen hat, als ein Priester. Das ist zweifellos richtig. The female Ordinanceworker are Highpriests!
AntwortenLöschenQuinn lamentiert: Er, der sechzehnjährige Bengel darf, sie die Gereifte darf nicht das Abendmahl segnen.
Seine Anschauung leidet unter nervender Unlogik. Entweder akzeptieren wir das naturgewollte! Rollenspiel: Mann: Frau, oder wir lehnen uns gegen Ziele der Evolution auf.
Man darf das! Aber um mit Faust zu reden, "Im Ersten sind wir frei, im Zweiten sind wir Knechte." Man muss die Konsequenzen ins Kalkül bringen. Selbst Gott kann Kausalitäten nicht aushebeln.(Das war eins vom Ersten was ich schon als Kind in der Kirche lernte.)
Michael Quinn unterschätzt Symbolik.
Der das Abendmahl segnende vertritt Jesus, und der war ein Mann.
Wie Du weißt, habe ich mich gründlich mit Hippolyts Gemeindeordnung aus dem Jahr 220 beschäftigt.
Wer das Abendmahl segnet bestimmt der Bischof, der wiederum symbolisch den Vater einer Familie darstellt.
Ich meine es mag ja sein, dass wir ohne alle Symbole und Rangordnungen leben können, allerdings mit hohem Risiko für die allgemeine Wohlfahrt. Das hat die Geschichte weltweit gezeigt, wie sie allerdings auch belegt, dass übertriebener, oder gar missbrauchter Symbolismus sich ebenso nachteilig auswirkt.
Ich wollte keine Kinder austragen, aber es gibt Leute die darauf als Männer bestehen. Ich verurteile geschlechtsändernde Operationen nicht, und schon gar nicht die armen Würmchen, die anders nicht leben können. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich sie billige.
Eines Tages kommt Karin Fuhrmann auf mich zu, Kommunistin aus Überzeugung und Schauspielerin: "Mensch Gerd,ich verstehe die Welt nicht mehr. Meine beiden besten Freundinnen, in ganz normaler Ehe mit je zwei Kindern lebend, outen sich plötzlich als Lesben."
Mag ja sein, dass ich mich irre. Mir scheint, es ist zu viel Übermut in diesen Spielchen. Oder soll ich sagen, da ist zuviel selbstproduzierter Wahnsinn, der Wunsch mehr aus dem Leben herausholen zu wollen, als in dieser vermeintlichen Glücksbox drinliegen kann. Solcher Leichtsinn wird sich wie das Öffnen der Büchse der Pandora erweisen.
Dagegen stellt die Kirchenführung sich, gegen das unvermeidbar eingetrübte Danach. Es geht doch nicht darum, Menschen von ihrem (echten) Glück trennen zu wollen, sondern, wenn möglich,um Bewahrung vor unangenehmen Sofort- und Spätfolgen.
So habe ich immer meine eigene Arbeit in der Kirche verstanden, Menschen, wenn möglich, zu beeinflussen dauerhaft glücklicher zu werden. Immerhin war das die Maxime meines Lebens.
Meine Kritik an der Spitzenmannschaft in SLC hält sich schon von daher in engen Grenzen. Ich verstehe ihre Arbeit im Sinne von hilfreich sein wollen.
Dass das diffamierend wirken kann oder als Diskriminierung von Minderheiten ausgelegt wird, liegt leider in der Natur der Sache.
Ich will ja die Andersfühlenden und ihr Tun und Lassen begreifen, nachdem ich begonnen habe mich selbst ein wenig besser zu verstehen.
Auch ich musste lernen meine aus meinem eigenen Erbgut und Erleben stammenden Dämonen zu zügeln und teilweise dienstbar zu machen.(So ähnlich sagt es Jakobus im NT 1: 14)
Ich war nie damit einverstanden, dass meine Bosheit mich beherrscht und war sehr angetan bei Shakespeare (Hamlet) zu lesen: "Den Mann will ich in meines Herzens Herzen hegen, der nicht ein Knecht ist seiner Leidenschaft." Das waren Gospelklänge.
Dein alter Freund Gerd