Donnerstag, 25. Oktober 2012


Einige Leser beklagen die Unmöglichkeit in einen „Mormonen”-tempel zu gehen...


Ja, seid Ihr - mit uns unzufriedenen Nichtmitglieder - denn sicher, dass es ein allgemeines Menschenrecht gibt, nach Belieben in jedermanns Privatsphäre einzudringen?

Es ist hoch an der Zeit umgekehrt zu fragen, was treibt und berechtigt Euch, zur Kritik? 
Warum habt Ihr Euch losgesagt  von dem, zu jeder echten Demokratie gehörenden Grundsatz der Unschuldsvermutung?
Mormonentempel
Bild Wikipedia, HLT-Tempel, Zollikofen, Schweiz

Für mich selbst war sehr erstaunlich, als ich das (nahezu) komplette „Mormonen“-Tempelritual in dem bedeutenden Werk Albert Champdors „Das ägyptische Totenbuch“ Knaur, 1977, vorfand. Hier wird brillant dargelegt, was auch später die Christen glaubten und welche Elemente des „Tempelgeheimnisses“ schon bei den alten Ägyptern vorhanden waren.
Ich fand 32 teilweise wörtliche Parallelen, auf die ich nicht nur aus Platzgründen nicht eingehen werde. Bei Champdor, in seinem Werk,
Das ägyptische Totenbuch“, kann jeder nachlesen, „dass die uralten Kulturträger am Nil die Präexistenz des Menschen lehrten, Auferstehung, Jüngstes Gericht (Seelenwägung), sowie Reinwaschung, Rechtfertigung, die Gebote halten, Ehebruch meiden, Gott verehren, Vater und Mutter ehren, seinen Nächsten lieben usw.(1)

Erst die gewissenhafte Beachtung dieser Gebote berechtigte zum Besuch des ägyptischen Tempels. Wobei unausgesprochen klar ist, dass dort, wie in den modernen Tempeln der Kirche Jesu Christi der HLT, grundsätzlich dasselbe gelehrt wird.

Übrigens hatte der Grieche Plato 13 Jahre lang mit ägyptischen Priestern Umgang gepflegt und von daher die Lehre vom Vorherdasein des menschlichen Geistes erhalten... und an die Griechen weiter gegeben.“ Mehr als das.

Unter dem Siegel der Verschwiegenheit erfuhren die ägyptischen Eingeweihten” von der “Schöpfung der Welt” (2)

Es liegt auf der Hand, dass die alten Ägypter bereits tausend Jahre vor Abraham 2 000 (B.C.) in den Besitz uralter Tempelriten gelangten. Anders sind kaum die Übereinstimmungen zu erklären.

Bekräftigt wird diese Aussage durch ein Zitat im Buch Abraham:


Pharao (wahrscheinlich Ham, ein Sohn Noahs) war ein rechtschaffener Mann... er richtete sein Volk weise und gerecht, alle seine Tage und er trachtete ernsthaft danach, die Ordnung nachzuahmen, die von den Vätern in den ersten Generationen aufgestellt worden waren. (3)

Immer wieder wurde, und wird, dort wie hier, sexuelle Reinheit zur Voraussetzung für den Tempelbesuch gefordert. (d.h. ausschließlich in einer rechtmäßig geschlossenen Ehe ist sex. Aktivität erlaubt. In der katholischen Kirche wird das Keuschheits-Prinzip durch Ermutigung zur Ehelosigkeit der Geistlichen zum Zölibat, zum monastischen Leben oder durch das angebliche Vorbild der „Josefsehe“, nach unserem Verständnis, weit überzogen. Es ist nicht an uns das zu kritisieren, obwohl wir in solchem Verhalten keinen echten Sinn erkennen) 
Auch alle anderen christlich-jüdischen Hochziele waren den alten Ägyptern nicht nur bekannt, sondern sie wurden weithin jahrhundertelang gewürdigt – ehe später auch die Reiche der Pharaonen in den Turbulenzen einer sittlich entfesselten Gesellschaft in den Bereich der Bedeutungslosigkeit herabsanken.

Der berühmte Papyrus Prisse, der aus der Zeit von ungefähr 3500 Jahren vor Christus stammt, belegt die Behauptung, dass die christlichen Grundwerte, schon lange vor Christi Erdenleben, als moralisches Gesetz galten:
Lass nicht übermütig werden, deine Seele ob deines Reichtums. Es ist dir gewesen der Urheber der Fülle Gott. Nicht stehe hinten an der andere. (oder: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst) Er sei dir gleich! ... Schön ist es, wenn ein Sohn die Rede seines Vaters wohl aufnimmt. Es wird ihm zuteil werden ein hohes Alter deshalb“ (oder: Ehre Vater und Mutter, auf dass du lange lebest in dem Land, das die der Herr dein Gott gegeben hat)… (4)


Die Gleichheiten sollten für keinen Christusgläubigen überraschend sein. Das Evangelium Christi ist älter als viele denken, weil es vor etwa 6 000 Jahren eine Uroffenbarung an die Väter unserer (nachadamitischen) Zivilisation gegeben haben muss.
Das zu glauben, kann von dem erwartet werden, der das Bibelzitat akzeptiert:
Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit" (5)

Rund um den Erdball gibt es Tempel seit etwa 6 000 Jahren, sie waren gewissermaßen vorprogrammiert, mit einer Mittlerfunktion zwischen Diesseits und Jenseits. Wichtigstes Element war der Vorhang, der unsere Welt von der der Geister trennt.
Dies war zumindest für Raffael von Bedeutung.

Bild Wikipedia Raffaelo Santi, 1513.
Es sind - wie Mormonen glauben - unsere Gesichter die den hellen Hintergrund bilden - wir sind es die aus der Welt der noch ungeborenen Geister (Intelligenzen) den  für unser ewiges Glück wichtigsten Augenblick bewundernd genießen : Maria trägt Jesus durch den Vorhang,  aus dem Vorirdischen Leben, ins Diesseits

Paulus spricht davon in der Präambel zum Epheserbrief:

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet, durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt, vor der Erschaffung der Welt...“ (6)


Die „Tempelgeheimnisse“ gehören somit wie die Kunst zu schreiben zum Ersten und sie werden bis zum Ende des letzten Menschen, der über die Erde gehen wird, ihre Bedeutung nicht verlieren.

Der Verweis, Christus sei der Mittler, ist korrekt. Ein Tempel ohne eine von Christus erteilte Autorität ist bestenfalls ein Platz zur Verehrung.

Auch wenn die christlich – ökumenische Christengemeinschaft dies völlig anders sieht, und total anders gesehen hat, weshalb ihre frühen Anführer, in brutaler Weise die Tempel der Arianer im 6. nachchristlichen Jahrhundert auflösten, sie „überflüssig machten“, umfunktionierten oder zerstörten, wie das in Norditalien (Ravenna) durch die justinianischen Söldner geschah, die es wagten sich Christen zu nennen.

Exponenten der Intoleranz bahnten mit ihrer rabiaten Tempelentweihung einer ganz anderen, als der ursprünglichen Kirche den Weg, zu eben jener Herrschaft, auf die Jesus entschieden verzichtet hatte.

Ein anderes der Zitate, das uns das ägyptische Totenbuch vermittelt, ist sehr interessant:

In den Pyramidentexten steht geschrieben was sehr viel später auch in den heiligen Büchern der orthodoxen Christen zu lesen sein wird: ‚Ruhm und Ehre den Gerechten, denn die Gerechten werden im Paradies erglänzen wie Lichter’.“ (7)


Wenn man noch einmal die Worte bedenkt, die Joseph Smith 1830 niederschrieb:
„…der Pharao (der ersten Dynastie) war ein gerechter Mann, der ernsthaft danach trachtete die Ordnung der Väter nachzuahmen…“
wird der Weg zu ungeahnten positiven Rückschlüssen und Konsequenzen geöffnet.
Andererseits sollte bedacht werden, dass Kritik an Menschen, die in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit „ernsthaft danach trachten“ wahrhaftig und rechtschaffen zu sein, fragwürdig ist. Oft werden rüde Attacken geritten um „Mormonen“ lächerlich zu machen. Solches Verhalten wirft natürlich unvermeidlich Fragen nach der Moral und der Absicht der Kritiker auf.
Ebenfalls verbietet das jedem Tempelbesucher verbindlich vorgeschriebene Toleranzgebot nicht, seine Würde als Mensch zu verteidigen.

Schaut genau hin, aber urteilt nicht zu früh, denn das sprach Joseph Smith nicht schlichtweg als Wunsch aus, sondern er drückte es als offenbarten Kern des sogenannten „Mormonismus“ aus:
Gottes unabänderlicher Ratschluss ist, alle Menschen zu mehr Glück zu leiten - wenn und so weit wie sie wollen.“ (8)
Er wiederholte es. Und genau hier haben die besserwisserischen aller Zeiten, fromm oder unfromm, versucht, dem lieben Gott eine Lektion zu erteilen.

Aber auch sie werden irgendwie lernen, das es wahr ist:

Obersten Stellenwert hat Jesus Christus und seine Botschaft der Freude, jener Freude die Friedrich Schiller, als Tochter des Himmels bejubelte. Mit dem Tempelwerk beginnt der Allmächtige zu verwirklichen, dass alles was sein ist, auch unser werden kann, wie es im Gleichnis vom "Verlorenen Sohn" bereits anklingt. Aber wir müssen unsere Bündnisse mit ihm, aus eigenem Wollen bekräftigen, denn niemals wird unser Gott uns zu unserem Glück zwingen.
Solche Ziele sind Diktatoren zu eigen, die allerdings unerreichbar bleiben. Spötter der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vermuten zwar, dass Mormonismus eine verdeckte und versteckte Gefahr für die Menschheit darstellt, dass insbesondere ihr Tempelkult satanischer Art ist.
Wirklich?
Moderate, weil kenntnisreiche Kritiker - nicht diese anmaßenden, vorschnellen, die draufloshauen in der Annahme da, tief verborgen im nicht weiter untersuchten Sack stecke der Teufel höchstpersönlich - sagen es ähnlich wie Kurt Hutten, der zugibt, dass

Mormonismus strahlender Optimismus. ist“

und Hutten fährt fort:

Der von Mormonen gelehrte Glaube ist erfüllt von ermunternden Ausblicken.“ (9)


Quellen:
1.) Champdor, „Das Ägyptische Totenbuch“ Knaur, S. 41
2.) ebenda, S. 57 ua..
3)  Köstliche Perle, Abraham 1: 26
4) Otto von Leixner,„Geschichte der fremden Literaturen“, 1898, Leipzig, S. 7
5) Hebr 13: 8
6) Epheser 1: 1-3
7) Champdor, „Das Ägyptische Totenbuch“ Knaur, S. 99
8) Lehren des Propheten Joseph Smith.
9) Hutten, „ Seher-Grübler,-Enthusiasten“.1950, Quell-Verlag S. 183

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