Mittwoch, 12. August 2015

Erzketzer dekorierten sich mit dem Titel "Rechtgläubige"


Kaiser Konstantin hat Schuld, das steht fest.

Er verkehrte alles.  Aus sich selbst, einem Gardeoffizier, machte er einen perfekten Diktator. Er wurde alleiniger Herr Roms per Handstreiche. Sein Start gelang, weil die Lage, nach dem Tod seines Vaters günstig war. Als Unterkaiser unter Diokletian hatte Constantin Chlorus den fernen Westen  regiert.
Aus dem Unterkaiser Maxentius, seinem Schwager der weder ein Feind der bestehenden Ordnung noch der Christen Roms war, (-die beiden Bischöfe die er in die Verbannung schickte, hatten sich samt ihren Gemeinden Straßenkämpfe geleistet -) machte seine Propaganda den „Tyrannen“ von Rom. Das war nichts als ein vager Versuch zur Rechtfertigung seiner Vormachtsuche.
Aus einem Halo mit Nebensonnen ließ er eine Großvision zaubern, jeder sollte glauben, Jesus hätte ihn zum Sieger der Geschichte erklärt. Wer auch immer dieses Märchen erfand, hat die Ursache allerdings nicht in Konstantins „Selbstzeugnissen“ gefunden. Aber der Kaiser duldete diese Glorifizierung seines Raubzuges.
Seinem Restbestand an menschlichem Mitgefühl machte er, als Folge seines Machthungers, völlig den Garaus. Eine Anzahl quicklebendiger, ihm nicht genehmer Glieder seiner Familie verschwanden auf sein Geheiß. Dass sein von den Generälen der Legionen hochgeschätzter Sohn Crispus, von ihm argwöhnisch als Nebenbuhler um die römische Allmacht betrachtet und deshalb vergiftet wurde, ist leider wahrscheinlich.
Weiß nannte er Schwarz, aus rechtgläubigen Christen wurden mit katastrophalen Folgen Häretiker, indem er massiv in deren Theologie eingriff. Aus seinen durchaus nachvollziehbaren Gründen, nämlich das Potential unbeugsamer Streiter für Recht und Ordnung in sein System einzubauen, machte er aus glaubensstarken Christen verunsicherte Menschen. Aus einem jedermann verständlichen Begriff der Christenreligion wurde ein nebulöser. Aus dem Gott Israels der von „Angesicht zu Angesicht“ mit Jakob sprach wurde der Unvorstellbare, schlimmer, er wurde unerkennbar, man könnte fast sagen, Gott wurde enthauptet. Siehe 1. Mose 32:20

Weiterhin, nach Konstantins Eingriff, buchstäblich zu glauben, Jesus sitze „zur Rechten Gottes“  war seit seinem Konzil zu Nicäa, 325, verboten.
Auf diesem Konzil wurde festgelegt, dass fortan Konstantins heidnische Gottesvorstellung als die eigentlich urchristliche zu gelten hat.
Das missfiel den meisten Bischöfen. Als Vorsteher jeweils kleiner Gemeinden und überwiegend als Kleinhandwerker und rhetorisch ungeschulte Leute waren sie dem Redeschwall der wenigen Konstantinversteher nicht gewachsen. Sie schüttelten eine Weile die Köpfe. Aber nur solange bis sie der Blitz aus den Augen des großen Diktators bis ins Mark traf.
Nur einer, ein Mann gekleidet in eine lange schlichte Toga, der stets mit leiser Stimme sprach, wagte es dem Imperator und seinem Anhang die Stirn zu bieten: Arius. Er stand nun in seinem fünfundsechzigsten Lebensjahr. Er kannte die durch Origenes bewahrte und exakt überlieferte Lehre seiner Kirche genau. Das bewies er allemal. Dennoch wurde er von Bischof Nikolaus, der heute als Kinderbescherer geehrt wird, während der Tagungen des Konzils attackiert. Mehr als kühn erklärte Nikolaus, er hätte nicht wenig Lust dem Ketzer Arius ein paar Backpfeifen zu scheuern, (Ökumenisches Heiligenlexikon) weil der nicht begreifen will, dass Jesus selbst gesagt habe: Er und der Vater seien eins.

Nichts weiter begehre der weise Kaiser als die Anerkennung dieser Tatsache. „Da sind keine drei Götter, sondern nur einer, Herr Bruder Arius! Selbst unser edler Kaiser sagt es. Genügt dir das nicht?
„Nein“, widersprach der hochgewachsene Arius, das sei ein Missverständnis: „sonst hätte Jesus gesagt: Ich und der Vater sind einer!“ Er schlug nicht die Augen vor seinen aggressiven Gegenübern nieder.
Jesu Wort „ich und der Vater sind eins“, komme ja auch in anderen seiner Zitate vor. „Schaut doch in eure Papyri. Im Testament des Johannes lautet ein analoger Text: „Vater, ich bitte dich für meine Jünger, dass sie denselben verbindenden Geist fühlen, dieselben Gedanken der Einigkeit, der Einmütigkeit und der Übereinstimmung, wie wir, einig im Wollen!“ und dann zitierte Arius aus dem Gedächtnis:

„dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt… dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen seien in eins und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebst.  Kap 7: 21-23

„Das ist die Höhe!“ polterte ihn nun ein junger Mann namens Athanasius an. Er mochte um die fünfundzwanzig sein, sehr braun gebrannt, vielleicht zur Hälfte ein Äthiopier, klein von Gestalt, sehr hitzig ohnehin. „Bruder Arius, du willst darauf hinaus, dass Gott wie ein Mensch aussieht. Das ist Häresie.“
Athanasius könnte daraufhin hinüber geschielt haben zu seinem Kaiser. Er wird das Wohlwollen des Imperators wie seines eigenen Bischofs, Alexander,  wahrgenommen haben.
Sicher überliefert ist sein Wutausbruch, der damals schon oder wenig später erfolgte:

„Leute die das glauben sind keine Christen... Sie sind die Erfinder von Gotteslästerungen und in Wahrheit die Gottesfeinde, da sie sich, um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen machen...“  Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" Aus der 1. Rede

Gottesfeinde! Das war es. Konstantin nickte zustimmend.
Messerscharf folgernd fuhr der Angreifer fort, sehr wohl wissend, dass die Mehrheit noch wie der Älteste Arius dachte:

 „...Wenn aber Gott nicht wie ein Mensch (aussieht), er ist es nämlich nicht, so darf man auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen..., 
... (die so glauben) weichen von der Wahrheit ab, und schmieden trügerische Sprüchlein und schaffen so  die Häresie...“  ebenda Athanasius 

Er verstieg sich zu einer Behauptung die kurioserweise bis ins 21. Jahrhundert hinein gelten sollte:
       „Arius will Jesus den Titel „Gott“ rauben!“

Das sei unerhört.
Arius mochte innerlich toben, nicht nur weil es für ihn selbst gefährlich war zum Gottesfeind gestempelt zu werden, es lag in dieser Antithese eine alles Vernünftige zerstörende Kraft die Fanatiker entwickeln können, wenn sie spüren, dass sie von einer Welle der Sympathie eines Giganten vom Format Konstantin getragen werden.
Äußerlich blieb Arius gelassen als er sein Bekenntnis, das auch das Bekenntnis der meisten seiner Freunde war, mit Nachdruck darlegte:

 „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“  
Authentisches Bekenntnis des arianischen Gotenbischofs Wulfila, um 410

Das sei eine Lüge, erwiderte Athanasius. Er setzte sich, bewusst, dass der Kaiser auf seiner Seite war. Vielleicht stimmte er nicht in jedem Detail seiner Worte mit ihm überein, aber er Athanasius lag auf der Linie des mächtigsten Mannes der Welt.
Sein Bischof raunte ihm Beifall zu. Er sagte einen Satz, den er wohl nicht zum ersten Mal formuliert hatte:
„Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs Blut“ Pfarrer Ernst Ferdinand Klein, „Zeitbilder“
Konstantin könnte es vernommen haben, ebenso Arius selbst.
Was mochte Konstantin denken?
Er stand nun in der Blüte seiner Jahre, war Alleinherrscher der Welt. Gott aller wollte er sein, wie sein großer Ziehvater Diokletian, wie die Kaiser seit Domitian. Ihm lag sehr daran der Christus der Christen zu sein, (Clauss) und Bischof der Bischöfe. Doch bei Arius hieß es strikt Jesus Christus sei dem Vater nachgeordnet. 
Das ging ihm gegen den Strich.
Er nicht! Niemals. Ihn werden sie alle anbeten.

Das hatte er von den Heidenpriestern vernommen, wieder und immer wieder. Des Kaisers „Herrschaft ist nicht nur durch die Erdgegenden begrenzt sondern sie reicht darüber hinaus in die Regionen ewiger Himmelder Kaiser gleiche dem Gebieter des Weltalls.“ Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“

Der Kaiser war der dominus et deus. Folglich war er Konstantin der Herrgott. Das kannte er nicht anders. Alle anderen Gottkaiser trug er, der alleinige, niemandem unterordnete Gott in sich, als Numen. Ihr Geist war in ihm, wie sie zugleich im Himmel wohnten.
In Nikomedien und nicht nur dort hieß es:

„Du Kaiser gleichst denen die Dich zeugten, durch sie regierst Du die Welt unvergleichlich, Du der diis geniti et deorum creatores, der von den Göttern gezeugte und Erzeuger von Göttern...in Dir leben die numina von Jupiter und Hercules - wir rufen Dich an, wir rufen Dir zu, jeden Sieg zu erringen ist uns heilig und mit uns bist Du der praesens deus - weshalb wir uns nicht fürchten, weshalb es uns eine Ehre ist, Dir unser Leben zu Füßen zu legen.“ Ebenda

Diese altrömische Idee musste auch in Zukunft Basis aller Religion sein. Mindestens dreimal in der Woche hatte er das während er ganzen Zeit seiner Geiselhaft am Hof des Oberkaisers Diokletian in sich aufgesogen:

„Wie wir auf Erden durch Dich glücklich werden, so als gelangten wir in Deine Gegenwart, stehen wir heute im Adyton - dem Allerheiligsten und spenden Dir unsere Treue. Wie der Weihrauch Deiner heiligen Priester umweben wir Dich.“

Er ließ seinen Vater Constantin Chorus gleich nach seinem Tod divinisieren: Er „war Herrscher auf Erden und ist Gott im Himmel.“ Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich“

Konstantin glaubte nichts mehr als das. In seinem Leib, sind die Götter-(geister), die numen "wesenseins" und zugleich sind sie im Himmel.
Es ging ihm darum, dass die Reichsgottheit mit ihm wesenseins ist, nicht nur, dass er ihr ähnlich sei. Auf diesem Wort „wesenseins“ lag das ganze Schwergewicht. Wer daran rührte, rührte an seiner Allmacht.
Das war es was der kleine Giftzwerg Athanasius verkündete, aber noch nicht ganz in seinem Sinne erfasste:
Er, der Christus der Christen, war mit den Göttern wesenseins, in ihm schmolz des Weltalls ganze Macht zusammen.
Er ließ bei Bischof Hosius, dem Vorsitzenden des 1. Ökumenischen Konzils anfragen, ob er damit einverstanden sei die Einheitsformel „Christus sei mit dem Vater wesenseins (griech. Homoousios)“, statt umgekehrt gelten zu lassen, Christus sei dem Vater nur ähnlich (griech. Homoiusios).

Hosius der standhaft in Zeiten der Verfolgung Christi Sache in Ehren gehalten und dem man die Narben der Folter ansah, nickte Zustimmung, obwohl auch ihm dabei nicht recht behaglich zumute war, denn dieses Festlegung schloss aus, dass Jesus seine eigene Gestalt und sein eigene Personalität behielt. Andererseits war er sich darüber im Klaren, wenn er wegen einer Glaubenskleinigkeit den Zorn des Diktators herausfordert, wird über die zweitausend Gemeinden des Reiches eine Flut des Hasses hereinbrechen. Wegen eines Jota?
War es nicht so, dass letztlich jeder sein eigenes Gottesbild in sich trug? Wenn Konstantin den Weg allen Fleisches gegangen war, konnte man das I wieder einfügen.
Hosius gab dennoch zu bedenken: Edelster Herrscher, die meisten Bischöfe werden sich scheuen eine neue Glaubensformel zu akzeptieren. Ich selbst bin jedoch einverstanden.

„Nun dann, der Argumente sind genug gewechselt.
Verkünde, dass wir den Bischöfen freien Zugang zur Armenkasse des Staates gestatten. Von allen finanziellen Lasten sollen sie entbunden werden zugunsten der Verkündigung der Lehren Christi. Niemand darf fernerhin gestattet sein Christen meines Imperiums zu verspotten. Sie dürfen Versammlungshäuser bauen, missionieren und  was sie wollen. All das wenn ihr mit eurer Unterschrift bestätigt, dass Christus mit dem Vater wesenseins ist.“
Hosius zuckte leicht. Er starrte wohl auf die Brauen des Kaisers statt in seine grellen Augen: „Herr, wenn mehr als zwei oder drei sich weigern, was dann?“
„Drei sind nicht dreihundert. Gehen wir sicher. Rufe sie einzeln auf. In meiner Gegenwart wirst du ihnen ihr Signum abverlangen.“ Des Kaisers Blick senkte sich ins Gesicht des tapferen Helden so vieler Gefahren: „Will ich euer Bestes, oder nicht?“

Als die Reihe an Arius kam, hörte er zwar gespannt hin. Er schloss wohl die Augen weil er voraussah was geschehen würde. Es sollte ein Bekenntnis werden „zu Christus mit Worten und seiner Verneinung durch das Tun“ Leo Tolstoi, „Mein Glaube“
Raffiniert eingefädelt war dieser Coup. Er und mit ihm die Mehrheit aller Gläubigen weltweit werden nun als Abweichler gelten und das wird nicht ungefährlich sein. Konstantin machte so, völlig illegitim, aus ihnen Ketzer und aus den Ketzern Heilige, Orthodoxe. Ziemlich gefasst erhärtete er was er seit seiner Bekehrung geglaubt und gelehrt hatte, und weshalb ihn Bischof Alexander von Alexandria exkommuniziert hatte:

 „Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet.“.... Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200 


Das hatte Konstantin erwartet. Dennoch, er war nur einer von zweihundertundzwanzig. Die anderen werden allesamt tun was er will, denn er wiederum hatte geleistet was leistbar war. Sie schauten wahrscheinlich aneinander vorbei. Doch in diesem Augenblick fasste der Imperator den Entschluss auf das Lesen der Veröffentlichungen dieses alten Mannes die Todesstrafe zu setzen.

Die Bücher von Arius wurden verbrannt, der Besitz seiner Schriften unter Todesstrafe gestellt, und seine Partei als Feinde der Christenheit bezeichnet – der erste Fall, in dem eine abweichende Lehre nicht bloß als Vergehen gegen die Kirche, sondern auch als Vergehen gegen den Staat angesehen wurde. (Konzil zu Nicäa)

Ihn derart zu missachten, verlangte solche Bestrafung.
Die Nachfolgenden erschraken sichtlich, als sie im Gesicht des Arius den Ausdruck von Hilflosigkeit erkannten, diese Blässe seines sonst gesunden Angesichtes. Man musste wohl tief Luft holen bevor man in die Gegenwart des von Legionären gut beschützten Kaisers in seine Gegenwart treten musste.

Erst im späten 20. Jahrhunderts, nach dem Studium der Originalquellen wurde auch den antiarianischen Geistlichen der Großkirchen bewusst gemacht, was damals geschah und unter welch ungeheurem psychischen Druck das alleinseligmachende  „Athanasianum“ zum Nachteil aller zustande kam.

Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation

"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..." Die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus",  2013

Auf diese Weise wurden Häretiker und Abweichler Orthodoxe. Und Millionen Leichtgläubige meinen, wenn sie in ihren Kirchen das Athanasianum dahersagen, seien sie auf dem Pfad der Wahrhaftigkeit.
Schon lange stand fest und jeder Theologe weiß es, wie  Prof. Hans Küng in Redlichkeit darauf verweist:
„Konstantin selber (ließ) das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater, wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“
Sogar der evangelische Theologe Adolf von Harnack resümierte schon vor einem Jahrhundert:                               

            „Der Wille des Kaisers entschied.“

So kam es zur fragwürdigen Behauptung: Gott Christus  ist seinem Vater wesensgleich - homousios. Die Kirche musste parieren und den Raub des kleinen Vokals akzpetieren. Jedenfalls war das Wunsch  und Wille Konstantins sowie der Männer des Athanasiuskreises. Wegen dieses homousios, dieser Wortneuschöpfung, bar des Jota’s, ging es 1500 Jahre zu, wie auf einem Schlachtfeld. Es rollten die Köpfe, zumindest in den Schlachten, die der byzantinische General Belisar für seinen Kaiser Justinian gegen die arianischen Vandalen in Nordafrika und gegen die arianischen Goten in Italien schlug.
Es rollten in Deutschland, Trier, die abgehackten Köpfe der Arianer Priscillian und seiner Freunde im Jahr 385. Es wurden mehr Leute als der Arzt Michael Servet verbrannt, diesmal vom Trinitarier Clavin, weil der wie andere zu glauben und zu sagen wagte: Gott hat ein menschliches Gesicht.

Menschen die sich auf die Bibel berufen konnten wären nicht massenhaft als Ketzer verbrannt oder anderweitig von ebenfalls Bibelgläubigen vernichtet worden, wäre er nicht gekommen, dieser gnadenlose Imperator, den die russisch-orthodoxe Kirche als Heiligen verehrt. Es musste einer seines Typs sein, die Basis zu solchen Kapitalverbrechen zu legen, denn er und niemand sonst bestimmte was gut oder schlecht, recht oder ketzerisch ist. Er stellte auf den Kopf was ihm gefiel. So mit dem Gottesbegriff und mit dem allgemeinen Christenverständnis, dass Staat und Kirche zwei unvereinbare Größen sind.

Beides wurde durch ihn radikal geändert, statt zu sagen: überlasse es jedem zu glauben was ihm zusagt, solange er seinen Mitmenschen keinen Schaden zufügt.
Extrem eifersüchtig auf nonkonformes Denken, wie die Nazis, die Kommunisten und die Eiferer zahlloser christlicher Gruppen, legte er seinen brutal pochenden Zeigefinger auf gewisse Details seiner eigenen höchst unlogischen Ideologie, die man unwidersprochen hinzunehmen hätte. So und nicht anderes.
Er wollte die Welt mittels eiserner Faust beglücken und ihr Führer in eine lichte Zukunft sein.
Ähnliches geschah in Russland durch Lenin nach 1917 und in Deutschland seit 1933.
Lenin suggerierte den kriegsmüden Bauernsoldaten, dass ihnen eine herrliche Zukunft bevorstehe und dass ihnen das Land gehöre, das ihre Väter viele Generationen hindurch als Leibeigene bewirtschaftet hatten. Wie sollten die armen, schlichten ihr kleines Lebensglück suchenden Muschik seinen Trick durchschauen? Sie glaubten den Worten: Das Land sei „Allgemeingut aller die darauf arbeiten“. Dass damit gemeint war, sie würden keineswegs Landbesitzer werden, sondern weiterhin Befehlsempfänger bleiben konnten sie nicht ahnen. Deshalb gaben sie ihr Leben in den langandauernden Machtkämpfen des Riesenreiches für eine Sache die sie sich so nie und nimmer vorgestellt oder gar gewünscht hatten.
Dass er, Konstantin, im Grunde nichts weiter wolle als alle Christen zu einen und sie mit den andern Bürgern seines Imperiums endgültig zu versöhnen und beglücken, ließ er die Bischöfe wissen, bevor er sie in seinen Sommerpalast zu Nicäa lud. Gleich zur Begrüßung bekräftigte er seine löbliche Absicht, als er das Konzil von 325 eröffnete.
Wie der altrömische, heidnische unbesiegte Sonnengott Sol Invictus  gekleidet stand er da „strahlend wie in Engel Gottes“ (Euseb)   
Das macht Eindruck. Aus dem Geflimmer seiner edelsteinbesetzten Krone blitzte die Übermacht, über die er verfügte. Mitten unter den bescheidenen Vorstehern kleiner, fast unscheinbarer Christengemeinden säuselte er süße Töne und ehrte sie mit vielen Worten. Es sei hoch an der Zeit mit Gesetzen dem Verfall entgegen zu wirken.
Sie ahnten vor ihrem Eintreffen im Kaiserpalast zu Nicäa nicht, dass er den meisten von ihnen  ein Zwangsjackett verpassen wird.
Er wollte seiner Universalmonarchie eine Universalreligion schenken. Es wurde letztlich ein Mix aus allem.
Aber Gold lässt sich nicht veredeln.


P.S. Außer ein paar kleineren anderen Gemeinschaften (wie die Zeugen Jehovas) glauben weltweit nur die Mormonen arianisch, das ist der Hauptgrund für ihre Verfemung.

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